044
"Da seit ihr ja! Eure Emotionen machen mich noch fertig ich sag's euch!"
Hinter uns erklang eine bekannte Stimme, und als wir uns umdrehten erblickte ich plötzlich Mirabel mit Antonio an ihrer Hand auf uns zu laufen.
"Mirabel...?"
Fragte ich perplex, denn das Mädchen sah plötzlich so glücklich aus als hätte es ihren Ausbruch nie gegeben.
"Ja, ich weiß du hast viele Fragen aber..."
Mirabel stoppte und zeigte auf unsere Hände die immer noch einander hielten.
"Warte seit ihr...?"
Ihre Miene erhellte sich urplötzlich als Bruno und ich uns nur wie die Idioten grinsend ansahen. Das Mädchen quiekte vor Freude, und Antonio lachte.
"Ihr seit zusammen, das wurde auch mal Zeit!"
"Seit ihr jetzt so wie Mami und Papi?"
Fragte Antonio uns, und wir lachten.
"So was ähnliches. Wir sind zusammen, nicht verheiratet wie deine Eltern. Aber wir lieben uns so wie deine Mami deinen Papi liebt- und andersrum."
Sagte ich zu den Jungen der lachte.
Bruno legte seinen Arm um mich und ich spürte wieder die Hitze in mir aufsteigen. Aber dieses mal war es weder verletzend diese Gefühle zu spüren, noch wurde ich nervös. Ich konnte sie jetzt voll und ganz zulassen und genießen.
"Kommt mit zurück!"
Mirabel drehte sich schon um, doch ich blieb stehen wo ich war.
"Ähm...ich denke nicht das das so eine gute Idee ist. Schon vergessen? Deine Abuela hasst mich."
Fing ich an. Ich spürte die traurigen Blicke von Bruno und Mirabel und plötzlich schienen die glücklichen Gefühle wieder in die bekannte Trauer umzuschlagen. Ich konnte nicht zurück gehen...Abuela würde es nicht zulassen das ich auch nur einen Fuß in ihre Casita setzte.
"Hast du es ihr nicht erzählt?"
Mirabel sah ihren Onkel fragend an.
"Nein ich äh...wollte erst etwas anderes klären."
Er sah zu mir und lächelte leicht als er sich zu mir wandte.
"Was soll ich denn noch wissen?"
"Tio ist ausgeflippt!"
Antonio hob die Fäuste.
Ich zog eine Augenbraue hoch und sah zu dem Mann der jetzt nur verlegen lachte.
"Naja eigentlich schon ja..."
B.
Bianca sah mich fragend an. Sie konnte ja nicht ahnen was passiert war. Sobald sie weg gelaufen war, hatte ich die Kontrolle verloren. Ich war vor Mama getreten und hatte sie zur Rede gestellt.
"Du weißt gar nicht wie verdammt falsch du liegst Mama!"
Hatte ich laut gerufen.
"Du weißt nicht was du sagst Bruno! Sie hat unsere Familie versucht ins Unglück zu stürzen!"
Mir war fast alles ausgebrochen als ich dies gehört hatte. Ich war verletzt und wütend zugleich auf sie gewesen, hatte die Hände zu Fäusten geballt und sie böse angefunkelt.
"Oh nein das hat sie gewiss nicht. Du weißt gar nicht wie sehr sie mir geholfen hat mit mir selbst klar zu kommen. Du hast nicht gesehen wie sie den anderen geholfen hat, welche Bindung sie zu ihnen hat...sie hat recht gehabt mit den was sie gesagt hat. Du bekommst von unseren Problemen, unseren innerlichen Kämpfen nichts mit, und ich verübel es dir nicht. Aber sag bloß nicht das Bianca uns ins Unglück stürzen wollte, denn alles was sie je getan hat seitdem sie bei uns ist, war den anderen zu helfen. Und das hat sie doch. Oder?"
Ich hatte mich zu den anderen gedreht, diese sich plötzlich trauten etwas zu sagen.
"Er hat recht Mama. Sie hat uns allen geholfen-"
"Auch wenn schon, sie ist weg! Und was hat das zu bedeuten sie liebt dich? Du liebst sie doch wohl nicht auch Bruno?"
Abuela hatte mir so einen verachtenden Blick zugeworfen, dass ich am liebsten dieses Haus verlassen und nie wieder gekommen wäre.
"Oh doch ich liebe sie. Mehr als alles andere auf der Welt..."
Ich warf meine Hände in die Luft und ging einen Schritt auf ihr zu.
"...nie habe ich geglaubt ich könnte mich in jemanden verlieben, und vor allem hatte ich niemals gedacht diese Liebe würde erwidert werden...mir ist egal was du von mir hältst, von mir aus schmeiß mich auch aus der Casita- mir egal. Du wirst mir nicht vorschreiben wen ich zu lieben habe oder nicht!"
Sprachlos sah sie mich an, als ich ihr den Rücken zugekehrt hatte und weg gerannt bin. Das einzige an was ich denken konnte war Bianca. Sie liebte mich, sie liebte mich wirklich. Wie konnte das nur möglich sein? Und ich hatte so sehr gehofft das ich sie finden würde...
Und jetzt stand sie hier neben mir, lächelte mich an und ihre braun-grünen Augen sahen mich so liebevoll an, wie ich es nie für möglich gehalten hätte.
Mein Kopf fühlte sich immer noch an als würden Wolken hindurch schweben, und dieses neue Gefühl des Glücks fing an mir zu gefallen. Ich hoffte so sehr das sie mich wirklich liebte, aber wenn ich sie ansah schienen all meine Zweifel zu verschwinden.
"Es war so..."
Ich fing an ihr alles zu erzählen. Ab und zu fiel mir Mirabel ins Wort und erzählte wie mutig ich ihr gegenüber stand, und wie sehr ich sagte das ich sie liebte. Ich wurde mit jedem Satz von ihr röter, doch Bianca lächelte nur und sah mich mit glänzenden Augen an.
"Das hast du alles zu deiner Mutter gesagt? Bruno...auch wenn das alles super süß von dir ist, will ich nicht das du dich mit ihr zerstreitest..."
Sie wirkte besorgt, doch ich schüttelte nur den Kopf.
"Ich will einfach nur das sie dich akzeptiert und sieht wie du uns allen geholfen hast. Sie hat ein völlig falsches Bild von dir."
"Genau, deshalb müssen wir sie vom Gegenteil überzeugen! Na komm, wir dürfen keine Zeit verlieren, bevor sie es sich noch anders überlegt."
Mirabel kam zu mir und zog Bianca und mich an die Hände zu sich.
Auch wenn ich Angst hatte ihr noch einmal gegenüberzutreten, nachdem ich ihr all das an den Kopf geworfen hatte, so wollte ich endlich gewissheit haben.
Wir waren da.
Ich schluckte die Angst herunter. Bruno war an meiner Seite und drückte meine Hand zur Beruhigung. Antonio hielt meine Hand, und Mirabel wiederrum seine kleine.
Als wir durch das Dorf zurück gingen, sahen uns einige der Bewohner schräg an. Bestimmt waren es die gleichen die mich auch heulend weg rennen gesehen hatten. Aber ich achtete nicht auf sie, denn meine Gedanken hingen schon an Abuela und die Sätze die ich mir zurechtlegte für alles was sie mir noch an den Kopf schmeißen könnte.
Vor der Tür angekommen, hatte ich ein seltsames Gefühl wieder einzutreten. Wäre Bruno nicht der mich mit sich gezogen hätte, würde ich jetzt immer noch vor der Türschwelle stehen.
Unten standen die anderen versammelt in der Eingangshalle und tuschelten miteinander. Abuela saß auf der Treppenstufe und starrte trübsinnig vor sich hin. Als sie uns jedoch bemerkten, waren alle Blicke auf uns gerichtet.
"Bianca, liebes..."
Fing Pepa an, doch ich trat nur voran und hob lächeln die Hand.
"Bevor ihr etwas sagt, lasst mich bitte noch etwas sagen..."
Mein Herz raste, in der Casita herrschte absolute Stille.
"Ich weiß nicht wie ihr es aufgefangen habt aber...ich wollte mich nicht einzwängen. Das einzige was ich wollte war euch zu helfen, weil ich euch alle so unfassbar lieb gewonnen habe... ich weiß es ist vielleicht seltsam das zu hören aber, ihr-ihr wart wie eine Familie für mich...ich hatte nur meine Mutter gehabt, und die hat mich schlussendlich verstoßen. Ich habe mich nicht wohl gefühlt aber hier...hier ist es so als wenn ich nie woanders gewesen wäre. Ihr alle seit so besonders, ganz ohne Gabe. Und ich war so glücklich euch um mich herum zu haben, dass ich mich etwas zu sehr eingemischt habe. Ihr habt recht, ich weiß nicht was ihr alles durchgemacht habt, und es war falsch gewesen euch all das vorzuenthalten...ich hätte es euch sagen müssen. Ich wollte nur Mirabel schützen, weil sie auch nicht wollte das es raus kommt."
Ich ließ meinen Blick durch die Menge schweifen.
Abuela stand langsam auf und trat näher heran.
"Du hast das alles nicht gewollt?"
Fing sie an, und ich hatte schon mit einem weiteren Vorwurf gerechnet, als plötzlich Camilo hervor trat.
"Abuela, brüll sie nicht wieder an! Sie hat doch gar nichts gemacht, im Gegenteil. Sie hat mir geholfen heraus zu finden wer ich bin, oder sein will."
Der Junge sah sie mit großen Augen an.
"Warum bist du nicht zu uns gekommen? Wir hätten dir helfen-"
"Nein, du wolltest immer das ich den anderen mit meiner Gabe helfen. Ich wollte so oft zu euch kommen, habe mich aber nie getraut. Bianci war die einzige die mir zugehört hat."
Er drehte sich zu mir um, und ich musste lächeln. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, aber ich hielt mich zurück.
"Sie hat auch mir geholfen Mama."
Pepa sah lächelnd zu mir.
"Sie hat mir gezeigt das es okay ist seine Gefühle zu zulassen..."
"Mir hat sie geholfen abzuschalten."
Mischte sich Dolores ein.
"Sie ist immer zu jedem gekommen der ein Problem hatte."
Luisa lächelte.
"Seien wir doch mal ehrlich, sie passt doch zu uns."
Isabela lächelte siegessicher.
"Mir hat es geholfen als sie mir die Geschichten vorgelesen hat! Ich habe gar keine Alpträume mehr!"
Antonio hob die Arme.
"Mir hat sie besonders geholfen...dank ihr bin ich ein Stück mehr geheilt."
Bruno sah zu mir und ich musste lächeln.
"Und mir hat sie am meisten geholfen..."
Mirabel trat voran, und nahm meine Hände in ihre um mich voran in die Mitte zu ziehen.
"... egal wann oder wie spät es war, sie hat alles versucht um die Gabe mit mir zu erforschen. Und wenn war es meine Schuld denn ich habe ihr gesagt das sie es für sich behalten soll..."
Ich sah mich um und konnte nicht anders als zu lächeln. Meine Augen wurden feucht.
"Es freut mich so dass ihr alle so lieb seit...und das ich euch hoffentlich auch wirklich helfen konnte."
Sagte ich jetzt.
Abuela seufzte und trat neben mir.
Ich sah sie mit festen Blick an, bereit alles abzublocken was sie mir gleich sagen würde.
"Was ich sagen wollte...ich habe nicht gesehen was du für meine Familie getan hast. Aber ich bin dir dankbar. Es ist nur...ich hatte so eine Angst wieder das gleiche zu erleben wie zuvor. Ich will nur das unsere Familie glücklich ist, dabei habe ich gar nicht bemerkt das sie es eben nicht ist. Das habt ihr mir jetzt mehr als deutlich gemacht..."
Sie sah sich um, nur um dann wieder zu mir zu blicken.
"...was ich damit sagen will ist, dass es mir leid tut was ich zu dir gesagt habe. Ich habe dich verletzt und jetzt wo ich sehe das dich jeder so gern hat, komme ich mir ganz dumm vor."
Ich lächelte schief und schluckte dann.
"Ist schon in Ordnung wirklich. Sie wollten nur Ihre Familie beschützen. Aber ich hoffe das Sie jetzt sehen das ich euch nie etwas schlechtes wollen würde."
Abuela schüttelte den Kopf.
"Ich sehe es."
Sie legte ihre Hand auf meiner Schulter und sah sich dann um.
"Es tut mir auch leid das ich euer Leid nicht viel früher erkannt habe...und vor allem muss ich mich bei dir entschuldigen Brunito..."
Sie drehte sich zu Bruno der jetzt neben mir trat und strich ihn über der Wange. Dieser lächelte.
"Du hättest mir ruhig sagen können das du verliebt bist. Ich bin so froh das mein einziger Junge auch endlich das große Glück gefunden hat..."
Abuela lächelte so wie wir zwei auch und kniff ihn in die Wange. Er lachte nur und schob ihre Hand beiseite.
"Mama bitte... nicht vor meiner Freundin."
Er verdrehte spielerisch die Augen, und ich musste lachen. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie ein Teenager, die gerade dabei war sich den Eltern ihres Freundes vor zu stellen.
Pepa und Julieta kamen lachend zu ihn.
"Tja du wirst noch so einiges abhalten müssen. Wir durften dich nie so ärgern wie du uns, also mach dich schon mal auf eine Menge peinlicher Geschichten bereit..."
Sagte Pepa, und Julieta lachte.
"Was hast du immer gesagt? Die zwei Täubchen kuscheln wieder so innig. Wie ich diesen Spruch gehasst habe, jetzt wirst du ihn auch zu genüge zu hören bekommen!"
Julieta stieß ihn lachend in die Seite, während Bruno nur hilflos und ertappt drein schaute.
"Oh bitte nicht..."
Er hob die Hände, doch die Geschwister lynchten ihn nur.
Ich musste lachen und sah mich um.
"Von mir aus könnt ihr mir ruhig alles erzählen, oder mein Freund erzählt sie mir gleich damit ich von nichts mehr überrascht werde."
Ich hob die Schultern, die anderen lachten.
"Wir sind froh das du wieder da bist."
Camilo kam an meine Seite und umarmte mich von der Seite. Ich lächelte und strich ihn über die Locken.
"Aww...ich bin auch froh aber...heißt das ich darf hier bleiben?"
Ich sah fragend zu Abuela.
Diese kam zu uns und nickte.
"Ja natürlich. Vor allem jetzt wo ihr zwei zueinander gefunden habt. Lassen wir das mit dem Jahr weg. Wenn du möchtest....kannst du bei uns bleiben. Dieses mal jedoch nicht als Gast sondern als....Teil von uns."
Ich starrte sie mit offenen Mund an. Die anderen sahen genauso erstaunt aus.
"Ist das wahr?"
Ich sah mich um.
"Liebend gerne ich...ich weiß gar nicht was ich sagen soll..."
"Brauchst du auch nicht. Du gehörst jetzt zu dieser bekloppten Familie, es gibt kein zurück mehr."
Mirabel hob grinsend die Schultern. Ich sah zu den anderen die nur allesamt nickten.
"Wenn ihr euch ganz sicher seit..."
Die Tränen flossen über meine Wangen.
"Oh, oh nicht doch..."
Pepa kam zu mir und umarmte mich auf der anderen Seite. Antonio kam dazu, so wie Mirabel und Félix.
"Du bleibst hier bei uns, wir freuen uns auch. Oder Leute?"
"Auf jeden fall!"
Jetzt kamen auch die anderen zu uns und bald umarmten wir uns alle als Gruppe. Die Wärme die von allen ausging brachte mich zum lächeln. Die zweite Seite der Vision...das glückliche Ende. Es ist meins, ich hatte es geschafft. Wir hatten es geschafft.
Ich bin jetzt ein Teil der Familie Madrigal.
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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