043


Ich konnte bald nur noch erahnen wohin ich lief, denn der verschwommene Schleier vor meinen Augen machte es mir schwer etwas zu erkennen.
Irgendwann ging mir dann die Kraft aus, und ich lief nun im Schnellschritt und außer Atem weiter aus dem Dorf hinaus. 
Dauernd rasten die Gedanken durch meinen Kopf, die Szenen spielten sich in Dauerschleife ab. Ich wollte verhindern das diese Vorhersage eintrifft, und was ist geschehen? Genau das Gegenteil.
Wütend wischte ich mir die Tränen von der Wange und zwängte mich zwischen einigen Büschen hindurch. Ich konnte einen großen Berg in der Ferne erkennen, und am liebsten wäre ich genau dorthin gelaufen und nie wieder gekommen, aber so weit würde ich es jetzt nicht schaffen. Deshalb gab ich mich mit dem kleinen Fleckchen Wald zufrieden welches ich gefunden hatte. Die saftigen grünen Blätter beugten sich schwer in meinem Weg, und ich schob diese sanft beiseite. Als ich weiter ging, lichtete sich der Weg und ich erblickte einen riesigen Teich der beinahe aussah wie ein Meer. Erstaunt von der Schönheit des Ortes, blieb ich stehen und sah mit trügen Augen in die Sonne die das Wasser zum glitzern brachte. Auf den Wellen lag eine Decke aus pinken und orangen Blüten, welche mit dem Palmen und den großen Büschen rund herum eine Atemberaubende Szenerie abgab.
Mein Herz hämmerte immer noch gegen meiner Brust und meine Atmung wurde langsam regelmäßiger. Mit langsamen Schritten ging ich immer weiter bis zum Rande des Teiches. Schlussendlich setzte ich mich auf der Erde und winkelte meine Knie an.
Einige Vögel krähten und zwitscherten über mich hinweg, als ich den Tränen freien Lauf ließ.
Alles was ich wollte war den Leuten zu helfen, weil ich diese Familie so mochte. Ich wollte Mirabel nie so zum verzweifeln bringen, wollte Abuela nicht zum ausrasten bringen, Bruno nichts von meinen Gefühlen sagen, und vor allem wollte ich nicht das ich hinaus geschmissen wurde.
Jetzt hatte ich es mir selbst versaut. Und jetzt saß ich hier und wusste nicht mehr wohin mit mir.
"Verdammt nochmal..."
Murrte ich wütend zu mir selbst und stand schlussendlich auf.
Die Wärme der Sonne brannte auf meiner Haut, als ich mir kurzerhand die Schuhe auszog und mit dem Zeh das Wasser testete.
Es war angenehm warm, sodass ich mit den Füßen eintauchte und meinen Weg bis in die Mitte bahnte. Dabei schien jeder meiner Schritte immer schwerer zu werden, als ich den Kopf senkte und über die Worte von Abuela nachdachte.
Du bist kein Teil der Familie also hör auf dich so zu benehmen als wärst du eines...
Dieser Satz traf mich hart, härter als es sollte. Warum eigentlich? Lag es daran das ich es mir heimlich wünschte? Ich liebte jeden einzelnen von Ihnen, und hier fühlte ich mich so viel wohler als Zuhause also...ja tief in mir wünschte ich mir ein Teil von Ihnen zu sein.
Ich spürte gar nicht, dass ich automatisch stehen geblieben war, und die kleinen Fische mich schon neugierig beugten. Eine Träne fiel in das Wasser und hinterließ einen kleinen Kreis der sich immer weiter ausbreitete, bis er irgendwann zerfloss.
Was würde ich jetzt tun? Sollte ich zurück zu meiner Mutter, die mir doch noch extra gesagt hatte wenn ich ging- brauchte ich nicht wieder zu kommen? Sollte ich zu meiner Tante fahren und für eine Zeit dort bleiben bis ich etwas eigenes gefunden hatte?
All diese Gedanken rasten durch meinen Kopf als ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte. Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich beinahe rücklings ins Wasser gefallen wäre, hätte mich derjenige nicht am Arm wieder zurück gezogen.
"Da bist du ja, ich habe dich schon überall gesucht..."
Als mein Blick die grünen Augen von der Person trafen, den ich meine Liebe gestanden hatte wurde ich so rot das ich nicht wusste was ich tun sollte. Die Alarmglocken fingen in meinem Kopf an zu schrillen, und ich zog mich aus seinem warmen Griff los.
"Äh....wie hast du mich gefunden? Geh-geh wieder zurück Bruno!"
Ich wich zurück und drehte mich dann um. Durch das Wasser zu laufen wäre zwecklos, ich kam so wie so nur elend langsam voran. Also hob ich das Kleid welches patschnass war an, und versuchte schnell zurück ans Ufer zu gelangen. Bruno jedoch stampfte mir hinterher.
"Nein! Bitte Bianca lauf nicht wieder weg, ich-
"Bitte mach es nicht noch schwerer als es eh schon ist!"
Unterbrach ich ihn und starrte immer noch nach vorne. Hinter mir hörte ich das Wasser aufschwemmen und eher ich mich versah stand er wieder vor mir. Ich traute mich nicht ihn in die Augen zu blicken und wich seinen Blick aus. Stattdessen stand ich nur gerade wie ein Stock dort und zerknüllte den Stoff meines Rockes in meinen schwitzigen Händen.

"Bitte, du musst mir zuhören ich flehe dich an!"
Seine Stimme war so aufgebracht, dass ich nun doch zu ihn hochsah doch bei Blickkontakt sofort wieder zurück flinschte. 
"Was ist denn...wenn du mir sagen willst das du nicht so empfindest dann-"
"Ich liebe dich auch!"
Die Worte blieben mir im Hals stecken, und ich starrte ihn Atemlos an.
"Was?"
Bruno lächelte so breit und fröhlich wie ich es noch nie an ihn erlebt hatte. Plötzlich war er ganz aufgeregt und nahm meine Händ ein seine.
"Ja, ich liebe dich...so sehr das es mir im Herzen weh tut dich so traurig zu sehen. Die ganze Zeit über habe ich dich aus der Ferne bewundert...du willst jeden helfen und- bist so lieb. Ich weiß das du das nicht hören willst wenn ich so rede, aber ich habe so jemanden wie dich eigentlich nicht verdient...und ich frage mich ehrlich gesagt wie du jemanden wie mich lieben kannst....Mariposa."
Er umschloss meine Hände in seine und sah mich so durchdringend und sehnsüchtig an, dass meine Knie plötzlich ganz weich wurden.
"Ich...ich- du liebst mich auch? Ich dachte ja nie das...das- das wirklich passieren kann..."
Ich senkte den Blick nur um ihn dann wieder breit lächelnd anzusehen.
"Du bist ein so toller Mensch...und du musst wissen mir ist egal was du denkst, aber für mich bist du der einzige Mensch der es geschafft hat mir zu zeigen das es auch andere Seiten des Lebens gibt...und ich sage es dir gerne nochmal Bruno- ich liebe alles an dir. Deine schüchterne Art, deine Augen, dein lächeln...wie lieb du immer mit mir redest, und deine ganz eigene Art."
Plötzlich spürte ich etwas warmes über meiner Wange laufen, und bemerkte erst dann das ich weinte- vor Freude. Die Gefühle von Trauer und Glück schienen in diesen Moment aufeinander zu prallen. Bruno fiel dies auch auf und umschloss mein Gesicht mit beiden Händen. Seine Wangen waren tiefrot, so wie meine wahrscheinlich auch.
"Hey..."
Er lachte leise und auch ihn liefen plötzlich die Tränen über das Gesicht.
"Ich habe so lange davon geträumt es dir zu sagen aber meine Träume haben mir nie das gezeigt was ich jetzt gerade sehe...und dieser Moment ist schöner als das es meine Vorhersagen je sein könnten."

Er schluchzte auf, als meine Hände den Weg zu seinen Handgelenken suchten und diese fest umschlossen.
"Ich bin so froh das du hier bist..."
Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als Bruno mit zittrigen Lippen lächelte.
"Ich bin froh das du zu uns gekommen bist. Ganz egal was Mutter sagt, soll sie mich auch raus werfen- wenn das bedeutet das ich für immer an deiner Seite sein kann..."
Die Tränen wurden immer mehr, und mein schluchzen immer lauter. Ich zitterte am ganzen Körper, als plötzlich alles in mir hoch kam.
"Sag so was nicht...du-du hast deine Familie seit-seit zehn Jahren nicht gesehen du kannst nicht einfach mit mir abhauen wollen..."
Ich wischte mir die Tränen verstohlen aus den Augen, als Bruno sich nur zu mir beugte und meine Schultern packte.
"Das ist mir egal. Ich habe endlich jemanden gefunden für den ich all diese Sachen machen würde. Ich habe noch nie so für jemanden gefühlt wie für dich Mariposa..."
Ich sah in in die Augen und umarmte ihn stürmisch. Ich zog ihn fest an mich heran, und er tat das gleiche. 
Er strich mir über den Kopf.
"Du hast mir gezeigt das ich mehr bin als das was ich mir immer einrede...jetzt lass mich dir zeigen das du auch all das bist was du nicht sehen kannst."
Sagte er mit zittriger Stimme.
Wir zogen zurück, und ich sah zu ihn hoch. 
"Ich bin übrigens auch froh das ich zu euch gekommen bin...dich nicht kennengelernt zu haben..."
Ich beendete den Satz nicht und Bruno lächelte, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich lachte leise auf und legte meine Hand an seiner warmen Wange. Er lehnte sich in die Berührung rein, die Tränen flossen immer noch seine Wange herunter. Ich spürte seinen kratzigen Bart, fuhr bis zu der Träne und wischte sie weg.
"Wir sollten uns eigentlich freuen und nicht weinen..."
Scherzte er, und ich musste lachen.
"Ja du hast recht...und weißt du was das beste daran ist?"
Fragte ich ihn und sah ihn in die Augen.
"Was?"
"Ich kann jetzt das machen ohne das ich danach weg rennen muss."
Ich beugte mich vor und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Bruno's Augen weiteten sich, als er lächelte.
"Ich ähm-darf... ich mich auch endlich das trauen woran ich mindestens zehn mal am Tag denke wenn ich dich seh'?"
Fragte er und wich meinen Blick immer mal wieder aus, bis er sich zwang ihn standzuhalten.
"Sehr gerne..."
Ich lächelte ihn an, als wir uns näher kamen bis uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten. 

Erst als wir so nahe waren, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten, schloss ich die Augen und legte den Kopf schief als ich seine warmen Lippen auf meinen spüren konnte.
Mein Magen schien sich zusammen zu ziehen, und ich spürte ein kribbeln welches mir bis in die Wangen kroch, seine Bartstoppeln kratzten an meinem Kinn.
Meine Hände wanderten hoch bis sich meine Finger in seinen Locken verhedderten. Er hingegen legte seine Hände um meine Hüften und drückte mich so nahe an sich heran das ich seinen Herzschlag gegen meiner Brust hämmern spüren konnte.
Ich spürte wie er grinste, und tat es ihn gleich. Wir zogen zurück um Luft zu holen als ich spüren konnte wie heiß mir war. 
"Deine Lippen sind so weich..."
Sagte er schüchtern und legte seine Stirn gegen meiner. Ich lachte.
"Und dein Bart ist so kratzig."
Wir mussten beide lachen.
Wir verweilten noch eine Weile in dieser position, als ich plötzlich links von uns etwas flattern sehen konnte. Ich drehte den Kopf, und Bruno folgte meinem Blick. Ein großer orangener Schmetterling flatterte neben uns umher und schien weder Scheu noch ängstlich zu sein. 
Der große Falter flatterte ungewohnt nahe an uns heran und setzte sich zu unserer Verwunderung kurz auf Bruno's Haar. Ich lachte leise und auch Bruno grinste.
"Hey, scheint als würde er sich auch für uns freuen..."
Sagte ich.
"Oder es ist ein Geist der sich für uns freut..."
Bruno lächelte mich an und sah dann wieder zu dem Falter der jetzt von ihn abließ und zu mir flatterte.
Ich lächelte.
"Hast du eine Ahnung wer es sein könnte?"
Der Schmetterling setzte sich auf meiner Schulter.
"Ich könnte mir vorstellen das es mein Vater ist..."
Ich sah zu Bruno der nur sentimental lächelte.
"Das war der gleiche Fluss an dem...wir unser Wunder bekamen."
Bruno sah mich an und lächelte.
"Er hätte dich toll gefunden."
Ich lächelte und trat neben ihn. Der Schmetterling stieß sich ab und flog voran. Ich stand neben Bruno und spürte wie sich unsere Finger berührten. Ich ergriff seine Hand und lehnte meinen Kopf an seiner Schulter, als wir dabei zusahen wie der Schmetterling  zurück zu ein paar Gräsern flatterte, und damit weitere hervor lockte. Aus drei weiteren wurden plötzlich sieben, aus sieben plötzlich ein ganzer Schwarm. Wir sahen erstaunt dabei zu wie plötzlich eine riesige Wolke aus Schmetterlingen ihren Weg in den Himmel bahnten. Sie alle flatterten in der Luft herum, über den Wasser und tanzten mit den goldenen Sonnenstrahlen die durch den Wald schienen.
Plötzlich fiel mir etwas auf.
"Weißt du, in der Realität ist alles viel besser als wenn man es auf einer grünen Glaswand sieht..."
Ich sah zu ihn hoch, und er sah mich an.
"Findest du nicht auch?"
Plötzlich schien auch er es zu bemerken und seine Pupillen weiteten sich.
"Ja, da hast du so was von recht."
Wir lächelte uns an, bevor er sich leicht zu mir beugte und kurz stoppte als wenn er nach Erlaubnis fragen wollte. Als Antwort schloss ich die Lücke zwischen uns und drückte ihn einen kurzen Kuss auf die Lippen.












https://youtu.be/ELsgRAGIgw0







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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥


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