031
Das Fest war ein tolles Erlebnis gewesen.
Bruno und ich tanzten noch weiter so eng umschlungen, bis die Musik irgendwann in etwas schnelleres umstieg.
Wir holten uns eine gebratene Maiskolbe und verbrannten uns daran, nur um uns darüber lustig zu machen. Ein paar der Blumenmädchen kamen zu uns und verteilten Blumenkränze, wobei ich einen auf Bruno's Kopf setzte. Ein Kranz aus orangen und lila Blüten, passend wie ich fand.
Wir spielten ein paar der Spiele die die Kinder spielten, und sogar Camilo und Mirabel schlossen sich mit an.
Bald merkten wir gar nicht wie dunkel es schon geworden war, und als alle Leute irgendwann weg waren- hieß es aufzuräumen.
Einige der Bewohner blieben noch und halfen uns dabei, aber den rest räumten wir selber weg.
Die Müdigkeit kündigte sich an, doch ich hatte stets ein lächeln und ein warmes Gefühl im Bauch jedes mal wenn ich zu dem Lockenkopf blickte.
"Na, du hattest heute richtig Spaß oder?"
Pepa lächelte und fegte mit dem Besen den Eingang.
"Ähm...ja, ihr auch hoffentlich."
Erwiderte ich und hob den Eisengrill hoch um ihn an die Seite zu schleppen.
"Möchtest du mir etwas verraten, Liebes?"
Ich blieb auf der Stelle stehen und drehte mich um.
"Ich weiß nicht wovon du sprichst Pepa..."
Ich hob die Schultern.
Sie verdrehte spielerisch die Augen.
"Kein wunder warum mein Bruder dich so mag."
Sie drehte sie um und fegte weiter. Mit klopfenden Herzen stellte ich den Grill in die Ecke. Bruno mag mich sehr? Woher weiß sie das? Hat er mit ihr gesprochen?
Ein heller Blitz ließ mich zusammen fahren, und der darauffolgende Donner ließ unsere Köpfe nach oben fahren.
"Pepa?"
Rief Abuela fragend von oben, doch die Frau stemmte nur die Hand in die Hüfte.
"Dieses mal bin ich es nicht Mama!"
Mit diesen Worten fielen einige Tropfen zu Boden, und malten dunkle punkte auf dem trockenen Steinboden.
"Zum Glück regnet es erst jetzt und nicht als das Fest noch im Gange war."
Sagte Agustín von oben rechts.
"Wollen wir morgen weiter aufräumen?"
Luisa drehte sich fragend um, als sie sich neben mir stellte.
"Ja, lasst uns den Rest morgen aufräumen, es ist ja nicht mehr viel."
Julieta nickte auf der Treppe.
Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Sofort wurde alles stehen und liegen gelassen, und wir machten uns auf dem Weg in unsere Zimmer.
Oben angekommen drehte ich mich noch einmal um und winkte Bruno. Er lächelte und hob die Hand bevor wir in unsere Räume gingen.
In dieser Nacht jedoch zog der Regensturm nicht friedlich an uns vorbei. Im Gegenteil; die Fenster klapperten auf und zu, und einige der Regentropfen flogen durch die dünnen Spalten der Holzfenster hindurch.
Ich stütze mich schläfrig auf und blinzelte in der Dunkelheit. Mirabel tat das gleiche wie ich erkennen konnte, und rieb sich die Augen.
"Mann der Sturm ist echt schlimm. So etwas hat man hier eher selten."
Sagte sie.
"Ich glaube auch nicht das er so schnell wieder aufhören wird."
Fügte ich hinzu und sah dabei zu wie die Holzfenster sich zurückdrückten. Die Casita schien gegen den Wind anzukämpfen.
"Halte durch, Casita..."
Mirabel tätschelte sanft die Wand, eher sie mit dem Kopf zurück auf's Kissen plumpste. Ich lächelte und setzte mich auf. Ich machte mir Sorgen um das Dorf. Hoffentlich richtet der Sturm nicht allzu viel Chaos an...
Ich seufzte tief und legte mich dann wieder hin, nur um in einen unruhigen Schlaf zu verfallen.
Ich wurde erst wach als mich jemand an der Schulter rüttelte. Erschrocken zog ich die Luft ein, und saß Kerzengerade im Bett.
Noch völlig verwirrt sah ich auf die Gestalt vor mir die mich mit großen Augen anstarrte.
"Bruno? Was ist passiert, geht's dir gut?"
Fragte ich und rieb mir die Augen, während ich zu Mirabel blickte die mit dem Rücken zu mir gedreht war und friedlich schlief.
"Den anderen geht es gut, es ist nur..."
Er stockte und sah mich nur weiterhin erschrocken an.
"Ich- ich hatte einen furchtbaren Traum und...ich wollte mich nur vergewissern das es auch wirklich nur ein Traum war..."
Er senkte den Blick als ich bemerkte wie seine Finger zitterten als er diese faltete.
"Tut mir leid das ich einfach so hereingeplatzt bin...ich weiß auch nicht was mich dazu geritten hat."
Er hob vorsichtig den zerzausten Kopf.
"Hey, ich hab doch gesagt das du immer zu mir kommen kannst wenn etwas ist. Also wo wir zwei schon mal wach sind..."
Ich rückte mich zurecht und schwang die Beine aus dem Bett.
"Du kannst mir von dem Traum erzählen wenn du magst, aber lass uns dabei raus gehen..."
Ich sah zu Mirabel die murrte. Bruno nickte und wir verließen den Raum.
Kaum hatten wir jedoch die Tür geöffnet, strömte das laute Geräusch des Regens in unsere Ohren.
Der offene Teil der Eingangshalle war mittlerweile überströmt vom vielen Wasser. Schmale Flüssen zogen sich durch die Pflastersteine und sickerten von den Dächern. Es hatte etwas beruhigendes, als auch bedrohliches an sich.
"Ich habe geträumt das du...du nicht mehr aufwachst."
Schoss Bruno los, und setzte sich auf dem Boden gegen das Geländer. Ich setzte mich zu ihn.
"Es war wie als hätte ich eine Vision gehabt...ich habe dich gesehen und plötzlich warst du so leblos..."
Er sah zu mir.
"Ich bin froh das es nur ein Traum war."
Ich lächelte ihn an.
"Hey, ich gehe nirgendwo hin ja? Mir geht es gut, also wirst du mich noch eine Weile ertragen müssen."
Scherzte ich.
"Zum Glück."
Er lächelte mich leicht an und zog dann die Beine an.
"Oh man...ich komme mir wie ein Idiot vor."
Er ließ den Kopf auf die Knie fallen, sodass seine Locken nach vorne fielen. Ich musste lachen und legte den Arm um ihn.
"Brauchst du nicht. Es war gut das du mich geweckt hast, ich glaube ich hatte auch einen Alptraum..."
Fing ich an und er hob den Kopf.
"Wirklich?"
Fragte er ungläubig. Ich nickte.
"Der Wind zog an und vorbei, und ich spürte wie er unter meiner Berührung zu zittern anfing.
"Ganz schön kühl oder? Wollen wir zurück-"
"Ich gehe nicht zurück ins Bett, ich habe keine Nerven für eine Fortsetzung!"
Fing er an, und ich starrte ihn an.
"Ach was, das wirst du nicht!"
Ich stand auf und zog ihn am Handgelenk, doch er weigerte sich.
Ich legte den Kopfg schief.
"Komm schon Bruno, ich bleibe auch bei dir bis zu einschläfst."
Er sah mich eine Zeit lang an, bis er aufstand.
"Das brauchst du nicht wirklich...ich bin ja kein kleiner Junge mehr."
Er lachte verzweifelt und zuckte mit den Schultern.
"Das hat doch damit nichts zu tun, ich bin auch bei meiner Tante geblieben als ich zu Besuch war und sie so schlimme Träume hatte. Ihr hat es immer geholfen- dir vielleicht auch."
Ich ließ sein Handgelenk los, und blickte in sein hübsches Gesicht. Seine grünen Augen schienen zu leuchten, und seine vollen Lippen verzogen sich jetzt zu einem schiefen lächeln.
"Aber du bist doch bestimmt auch müde..."
"Bruno ich bin hellwach wegen dem Regen, also komm jetzt!"
Ich nahm ihn abermals am Handgelenk und zog ihn mit mir mit in Richtung seines Zimmers.
Dort angekommen, drückte ich ihn an den Schultern auf sein Bett. Ich selber wollte mir schon den Sessel schnappen, doch er hielt mich am Handgelenk fest.
"Darf ich etwas fragen?"
Ich verharrte in der Bewegung und schluckte.
"Klar. Was gibt's?"
Ich ließ mich neben ihn auf dem Bett plumpsen. Seine Decke lag zerwühlt auf der Matratze, so wie auch sein Kissen.
"Mirabel verhält sich komisch...seit einigen Wochen und vor allem heute. Sie...scheint ziemliche Stimmungsschwankungen zu haben."
Fing er an. Mein Herz raste. Mist, war es so offensichtlich?
"Hmm naja ich meinte ja sie hat Teenager Probleme..."
Fing ich an und hob die Schultern, doch er schüttelte den Kopf.
"Nein es muss etwas anderes sein. Sie schien sich der Stimmung der anderen anpassen zu wollen. Vielleicht ist es etwas ernstes, und ich sollte Julieta davon erzählen..."
"Nein!"
Sagte ich sofort und packte ihn an den Armen. Er starrte mich mit großen Augen an.
"Warum denn nicht?"
"Ähm...weil naja- sie, sie will bestimmt nicht das es an der großen Glocke gehängt wird..."
Fing ich an.
"Was genau meinst du damit?"
Ich sah ihn stumm an, und Bruno zog eine Augenbraue hoch.
"Mariposa..."
"Ich darf es nicht weiter sagen!"
"Ich wusste es!"
Er hob den Finger in die Luft.
Ich stieß die Luft aus.
"Okay okay ich weiß es ist nicht einfach, aber wir wissen ja nicht einmal selbst ob es stimmt oder nicht..."
"Bitte, ich bin ihr Onkel. Vielleicht kann ich helfen?"
Er sah mich erwartungsvoll an, während ich mir nur auf die Lippe biss. Mirabel würde mich umbringen, aber jetzt hatte ich schon mit etwas angefangen, und konnte mich nicht mehr heraus reden...
"Du darfst es keinem sagen okay? Niemanden!"
Ich hob den Finger.
"Das werde ich nicht, großes Ehrenwort!"
Er hob die Hand und legte die andere auf seiner Brust.
"Na schön...wir denken das Mirabel doch eine Gabe hat."
Fing ich an, und hoffte das Dolores ihre neue Technik die wir ihr beigebracht hatten, auch im Schlaf nutzte.
Ich erzählte ihn alles, von unseren Vermutungen und beteuerte das es niemand wissen darf bis wir uns ganz sicher waren.
"Jetzt muss ich ihr morgen beibringen das ich ihr Geheimnis ausgeplaudert habe...ich bin eine furchtbare Freundin."
Ich stütze den Kopf in die Hände.
"Das bist du nicht, ich habe es schon vermutet um ehrlich zu sein..."
Bruno legte mir die Hände auf den Schultern.
"Du brauchst das nicht allein zu machen, wir sagen es ihr morgen zusammen okay?"
Ich nickte, wenn auch zögerlich.
"Na schön, dann finden wir es halt zu dritt heraus."
Ich hob die Schultern und lächelte schief.
"Jetzt versuch zu schlafen du Detektiv!"
Er lachte auf. Ich wollte schon aufstehen und zum Sessel gehen, aber Bruno hielt mich zurück.
"Könntest du...könntest du noch eine Weile hier bleiben? Wenn das okay ist?"
Ich ließ mich zurück auf's Bett fallen und lächelte.
"Klar."
Ich setzte mich neben ihn, als Bruno die Decke über uns schmiss. Gemeinsam lauschten wir den Sturm und den Regen der gegen die Hauswand polterte, als ich spürte wie Bruno immer weiter in meiner Richtung rutschte. Ich beugte mich leicht vor, und sah das er die Augen geschlossen hatte. Ich lächelte und stützte mich gegen ihn.
Wenn ich noch etwas blieb, würde das doch auch keinen Unterschied machen oder?
Ich schloss nur für einen kurzen Moment die Augen, als ich plötzlich in ein schwarzes Loch hineinfiel....
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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