015
Mit meiner gestrigen Erkenntnis war es unmöglich gewesen einzuschlafen. Ich döste nur vor mich hin, als mich Mirabel unsanft weckte.
"Hmm, nur noch 5 Minuten..."
Murrte ich und drehte mich um, als mir auch schon die Decke weg gezogen wurde.
"Nichts da! Komm schon ich habe auch verschlafen wir müssen langsam!"
Ich stöhnte und setzte mich auf, blinzelte und seufzte.
"Alles gut?"
Ich sah zu Mirabel und schüttelte fast automatisch den Kopf, bis ich merkte das sie mir wahrscheinlich Fragen stellen wird.
"Ist eine lange Geschichte, ich erzähl sie dir heute Abend okay?"
Ich streckte mich lang aus und suchte mir meine Sachen für den heutigen Tag zusammen. Ich griff einfach das was ich als erstes fand, und zog dies an. Es war ein simples rosa Kleid mit einer braunen Knopfleiste an der rechten Seite des Rockes. Ich stand auf und schlüpfte in meine Schuhe, als ich auch schon meinen Zopf öffnete.
"Okay...wir reden auf jeden Fall später darüber!"
Mirabel zog die Braue hoch.
"Klar..."
Ich nahm mir die Bürste und kämmte mir die lockig gewordenen Haare durch, und ließ die leichten Wellen über meinen Rücken fallen. Für eine Frisur war es jetzt zu spät, deshalb zupfte ich mir nur die kurzen Strähnen zurecht, die immer aus allen Zöpfen heraus standen. Heute war mir jedoch egal ob sie es taten, denn meine Gedanken waren schon wieder bei Bruno.
Ich musste aufpassen das es keiner mitbekam, vor allem Dolores. Sie würde alles ausplaudern und ich könnte mich hier nie wieder blicken lassen.
Entschlossen den Tag zu überstehen ohne mich wie ein Volltrottel zu benehmen, trat ich aus dem Zimmer. Alle anderen waren schon am herum wuseln, als Mirabel hinter mir trat. Sie legte sich ihre Bunt bestickte Tasche um die Schulter.
"Oh man, wir haben das Frühstück verpasst..."
Sagte sie nur.
Mein Blick wanderte herum, und suchte nur nach einer bestimmten Person.
"...oder?"
"Hm, was?"
Ich drehte den Kopf zu dem Teenager.
"Ich sagte, das hält uns nicht davon ab uns trotzdem was zu beißen zu besorgen, oder?"
Sie musterte mich über den Rand ihrer Brille.
"Oh ja klar- ich habe einen Heidenhunger!"
Sagte ich und lächelte breit. Verhalte dich normal verdammt...
Wir liefen die Treppe herunter, als Luisa an uns vorbei ging.
"Na auch mal wach?"
"Ja wir wissen es!"
Mirabel verdrehte nur die Augen, während ich mit den Schultern zuckte.
"Beeilt euch lieber, wir fangen heute an für das Fest vorzubereiten."
Rief sie uns noch hinterher.
"Fest? Welches Fest?"
Fragte ich Mirabel verwundert.
"Das Fest der Blumen! Feria de las flores!"
Isabela drehte sich verträumt im Kreis, dabei rieselten einige Chrysanthemen aus dem nichts zu Boden.
"Ah davon habe ich schon mal gehört...ist das bald?"
Fragte ich jetzt. Ich kannte diesen Tag, die Leute aus meiner Stadt hatten sich einmal darüber unterhalten...
"Ja, in genau einer Woche! Deshalb fangen wir schon mal an alles vorzubereiten. Es einer der größten Feste hier bei uns. Im großen und ganzen feiern wir unsere Vielfältigkeit."
Erklärte Mirabel.
"Wow das hört sich toll an. Kann ich helfen?"
Fragte ich gleich, und Luisa die mit einer großen Palette von Holzstämmen durch die Gegend lief lachte.
"Und ob! Es gibt genug für alle zu tun, sogar für Antonio was kleiner?"
Der kleine lief freudig zu uns und nickte.
"Jaa!"
Ich lächelte und bückte mich zu ihn.
"Na, hast du schön geträumt?"
Fragte ich ihn.
Er nickte.
"Ja ich habe geträumt wie die Löwen und uns zu der Prinzessin gekämpft haben!"
Er ballte seine kleinen Fäuste, was mich zum lachen brachte.
"Und hast du es geschafft?"
"Ja! Die Prinzessin warst du gewesen Tia Bianca!"
Er zeigte auf mich und ich sah ihn überrascht an.
"Ich wusste das du mich retten würdest."
Ich strich ihn über die dunklen Locken.
"Bianca!"
Ich sah mich um, als Pepa auf mich zukam.
"Danker das du gestern auf Tonito aufgepasst hast..."
Sie lächelte breit.
"Hab ich gerne gemacht- wir zwei haben viele Geschichten gelesen stimmt's?"
Ich sah zu den kleinen herunter, dieser sich an meiner Hand klammerte und nickte.
"Du kannst gut mit Kindern umgehen, Antonio hat mir heute morgen erzählt wie toll du ihn vorgelesen hast."
"Ach..."
Winkte ich ab.
"Solange es ihn zum einschlafen bringt."
"Kein Grund der Bescheidenheit Amiga, und jetzt lasst uns anfangen wir haben noch alles zu erledigen!"
Sie fuchtelte mit den Händen herum, was ich nur belächelte.
"Gut, weißt du was jetzt zu tun ist?"
Fragte ich das Kind, welches immer noch an meiner Hand hing.
"Hmm nö!"
Er lief davon.
Hinter mir hörte ich ein lachen und drehte mich um.
"Ich weiß da einiges..."
Mein Blick fiel auf Bruno, was mich Herz zum rasen brachte.
"O-oh ja..."
Ich verschränkte die Hände hinter meinen Rücken.
"Ich kam auch nicht aus dem Bett, aber Mama hat mich aus dem Zimmer gezerrt."
Ich musste auflachen. Ich fand es süß das er seine Mutter Mama nannte, wie Pepa und Julieta.
"Hat der Tee den wenigstens geholfen?"
Er nickte.
"Ja, kam mir vor wie ein Tee von Julieta..."
Ich lächelte zufrieden.
"Hey!"
Camilo erschien hinter Bruno und stütze sich an seiner Schulter ab als er mir etwas weißes, rundes reichte.
"Bevor du uns aus den Latschen kippst."
Ich lächelte und hob eine Augenbraue als ich das Gebäck annahm.
"Hat dich Mirabel geschickt?"
Er schüttelte den Kopf.
"Wollte auch mal nett sein."
Ich lachte trocken auf.
"Ist ja was ganz neues."
Ich zwinkerte ihn zu, als er nur die Zunge raus streckte.
"Camilo!"
Ermahnte ihn sein Onkel spielerisch.
"Ach schon okay, ich werde mit den kleinen Fertig."
"Ich bin nicht klein!"
Ich lachte über sein wütendes Gesicht als er wieder abzog.
"Ich bin gespannt wie das Fest wird..."
Ich biss in das Gebäck, welches mit Marmelade gefüllt war.
"Oh, es wird dir bestimmt gefallen. Überall stehen Blumen, es wird viel getanzt..."
Bruno ging vor und ich ihn hinterher während er mir mit Gesten und Blicken erzählte was man dort alles macht. Es ließ mich schmunzeln. Warum musste er auch so attraktiv sein...?
Meine Aufmerksamkeit wich dann jedoch auf Luisa die mit den schweren, spitzen Holzbalken umher lief, und sich ständig umdrehte. Dabei schwangen die Spitzen gefährlich hin und her.
"Wo sollen die jetzt hin?"
Fragte sie und drehte sich erneut zu Isabela um, und traf dabei beinahe Camilo.
"Wow, pass doch auf!"
Sagte er.
"Hm? Oh hab dich nicht gesehen-"
Sie drehte sich wieder um, und traf dabei leicht Isabela an der Schulter.
"Luisa!"
"Argh was ist denn jetzt?!"
Plötzlich erkannte ich die Gefahr, und stoppte. Bruno ging rücklings , sein Blich in meiner Richtung gewandt. Er würde nicht sehen das er geradewegs gegen die Holzstämme stoßen würde, und Luisa die sich gerade schwungvoll umdrehte, würde ihn direkt mit der Spitze des Stammes am Hinterkopf treffen.
"Luisa...LUISA!"
Rief ich und lief zu Bruno, packte ihn an den Schultern und schubste ihn zur Seite.
"Bruno pass auf!"
War das einzige was ich noch sagen konnte, als mich auch schon der Stamm mit voller Wucht an der Schläfe traf.
"ARGH!"
Der Schwung war so heftig, dass ich auf den Hintern fiel.
"Au, au, oh verdammt..."
Fluchte ich und hielt mir schmerzverzerrt die Schläfe. Ich spürte warme Flüssigkeit daran herunterlaufen, und öffnete die Augen. Meine Sicht war verschwommen, aber ich konnte noch sehen wie Bruno stolpernd zum stillstand kam.
"Bianca!"
Ich hörte Stimmen durch die Gegend hallen, aber konnte mich auf keiner konzentrieren, der Schmerz war zu heftig. Stattdessen saß ich auf den Boden während ich Hände an meinen Schultern spürte, Finger die meine Hand beiseite schieben wollten um sich die Wunde anzuschauen. Ich riss die Augen auf, als vor meinen Augen schwarze Punkte tanzten.
"Bianca um Himmels Willen!"
Hörte ich Pepa sagen.
"Wie konnte das passieren?!"
Sie drehte sich zu Luisa um, diese nur geschockt auf mich nieder sah.
"Ist dir schwindelig?"
Fragte Camilo der meinen Rücken stützte.
"Ja schon..."
Sagte ich. Bruno zwängte sich durch und kniete vor mir.
"Bianca warum hast du das gemacht?!"
Er zog meine Hand von der Wunde, und seine Augen waren plötzlich mit Angst und Panik erfüllt.
"Ich hab doch gesagt du sollst aufpassen, verdammt!"
Isabela trat mit dem Fuß auf und keifte Luisa an, die aussah als würde sie jeden Moment anfangen zu weinen. Plötzlich fühlte ich mich schuldig, obwohl ich nur Bruno beschützen wollte.
"Ich äh...-"
Ich schaute von Bruno zurück zu Camilo und Luisa.
Alle redeten durcheinander, als die Stimmen zu viel für meinen pochenden Kopf wurden.
"Hört auf, und zwar alle!"
Rief ich jetzt laut, die Blicke wanderten zu mir.
"Luisa hat keine Schuld, sie hat doch keine Augen im Rücken!"
Ich versuchte mich aufzurappeln, als Pepa mich wieder auf den Boden drücken wollte. Ich hob die Hand, und stütze mich auf Camilo ab.
"Wenn war es meine Schuld, ich habe gesehen das Bruno zu nahe an den Spitzen war, und wollte nicht das er verletzt wird, also habe ich ihn beiseite geschubst. Es war unvermeidlich gewesen...hört auf sie zu beschuldigen es geht schon..."
Ich atmete durch als mich jeder anstarrte. Plötzlich wurde mir so schwindelig das ich zu taumeln begann. Félix stütze mich und zog mich mit sich.
"Sie hat recht, keiner ist hier Schuld."
Ich blickte auf meiner Hand die rot schimmerte. Wir gingen durch die Menge der Menschen, dabei sah ich Mirabel's erschrockenes Gesicht. Plötzlich hielt sie sich an der gleichen Stelle am Kopf wo sich auch meine Wunde befand. Verwundert sah ich sie beim vorbeigehen an. Es schien so als würde sie genau wissen wie sich das anfühlte...
Bruno war an meiner Seite und scheuchte Félix beiseite. Sofort war meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn gerichtet. Er hielt mich an der Seite fest an ihn gedrückt.
"Mach so etwas nie wieder! Das hätte auch ins Auge gehen können, in wahrsten Sinne des Wortes!"
Ich sah zu ihn.
"Ich wollte nicht das dich das Teil trifft!"
Protestierte ich.
"Trotzdem, ich will auch nicht das dir was passiert!"
Seine ernste Miene sah ich heute zum ersten mal. Er führt mich zu der Bank und drückte mich auf die Sitzfläche.
"Bleib hier sitzen ja?"
Ich nickte.
Ich sah wie sich jemand neben mir setzte, und die Hand auf meinem Bein legte.
"Geht's?"
Ich öffnete die Augen die ich durch den Schmerz geschlossen hatte, und sah zu Camilo. Nanu was war denn mit ihn plötzlich los? So mitfühlend kannte ich ihn gar nicht.
"Ja mir ist nur Schwindelig...wird bestimmt gleich wieder..."
Sagte ich und blickte nochmals auf meiner Hand bei dessen Anblick ich am liebsten gewürgt hätte. So viel Blut...
Camilo schien mir meine Gefühlslage an der Nase abzulesen, denn er stand schon auf.
"Ich hole dir ein Tuch, warte hier."
Er drehte sich um und war schon verschwunden bevor ich überhaupt protestieren konnte. Ich wollte ihn erst hinterher laufen, aber blieb dann doch sitzen und versuchte den Schmerz der bis in meine Augen reichte- zu vertreiben.
"Bianca...?"
Bitte ich wollte doch nur meine Augen geschlossen halten bis mir Julieta half, die Bruno garantiert suchte...
"Luisa! Bitte es ist alles in Ordnung-"
"Nein ist es nicht! Ich wollte dich nicht treffen, es tut mir so leid!"
Das Mädchen stand dort mit Sorge und Schuldgefühlen.
"Kind jetzt beruhige dich, es hätte jeden passieren können. Es war einfach ein dummes Missgeschick mach dir also bitte keine Vorwürfe."
Ich sah zu ihr hoch.
"Das fällt mir schwer, so wie du aussiehst!"
"Gleich geht es mir besser wenn deine Mutter mir hilft..."
Mit diesen Worten blickte ich in der Richtung in der Bruno verschwunden war, doch er kehrte nicht zurück. Wo war Julieta gerade jetzt?
Camilo kehrte mit einen nassen Tuch zurück, und drückte es mir vorsichtig an die Schläfe. Ich nahm es ihn dankend ab und genoss die kühle Linderung.
"Oh Himmel was ist mit dir passiert?!"
Julieta kam zusammen mit Bruno wieder zurück.
"Ich hab' nur doof was abbekommen..."
Antwortete ich ihr, und sah zu Luisa die ihre Mutter verzweifelt ansah.
"Mama ich-"
"Hast nichts gemacht. Es war meine Schuld einfach davor zu laufen."
Beendete ich ihren Satz. Julieta legte mir ihre Hand auf's Knie.
"Ich bring dir etwas was dir hilft, das kann aber eine Weile dauern hältst du das aus?"
"Ja klar so schlimm ist es nicht mehr..."
Log ich, denn die Wunde brannte immer noch wie die Hölle, und der Schmerz wurde zu einer furchtbaren Art von Migräne.
Ich sah mich durch die Reihe der besorgten Gesichter und spürte wie nervös ich wurde.
"Ihr seit echt süß Leute, aber ich komme schon klar. Lasst euch nicht davon abhalten weiter für das Fest vorzubereiten."
Félix kratzte sich am Kinn.
"Bist du sicher?"
"Absolut. Sobald ich wieder fit bin helfe ich mit!"
Ich zeigte entschlossen die Faust, und war froh das sie auf mich hörten und verschwanden. Alle außer Bruno.
"Du bist echt wahnsinnig..."
Ich warf ihn einen Seitenblick zu.
"Ich bin ja auch nicht normal."
Er sah zu mir während ich nur müde lächelte und meine Ellbogen auf den Knien abstützte.
Julieta kam nach einer Weile mit einer Tasse zu mir an. Ich stütze mich wieder hoch und nahm diese an.
"Vielen dank Julieta..."
"Kein Problem, trink ihn ganz aus ja?"
Ich nickte und nahm einen großen Schluck der nach Honig und Kamille schmeckte.
Ich spürte wie der Schmerz nachließ und nahm gleich noch einen großen Schluck. Ich musste aufpassen das ich mich nicht verschluckte- so hastig wie ich den Tee herunter schluckte...
"Geht's dir besser?"
Ich sah zur Seite und nickte. Der Schmerz war tatsächlich wie weg geblasen. Das einzige was ich spürte, war noch die klebrige Flüssigkeit an meiner Schläfe. Ich spülte noch den Rest der Flüssigkeit hinterher und sah dann zu ihn.
"Ja, das ist echt der Wahnsinn...ohne die Heilung deiner Schwester hätte ich wahrscheinlich heute gar nicht mithelfen können..."
"Wenn das deine einzige Sorge ist..."
Sagte er und reichte mir ein Tuch welches er neben sich auf der Bank gelegt hatte. Ich nahm es dankend entgegen und strich mir an die Schläfe damit.
"Weißt du, es ist echt nett das du uns immer helfen willst. Aber vergiss dabei nicht dich selbst ja? Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen..."
Bruno sah mich vorsichtig an.
"Brauchst du nicht, wirklich."
Ich stand auf.
"Ich gehe mir kurz einen Spiegel suchen, bin gleich zurück!"
Damit drehte ich mich um und ging davon.
Ich war froh als ich einige Meter von ihn entfernt war und lehnte mich an einer Wand.
Seine Anwesenheit allein reichte schon um mich aus der Fassung zu bringen. Wie sollte ich das nur unter Kontrolle bringen?
Seufzend ließ ich das Tuch sinken, und ging weiter bis ich im Badezimmer ankam. Im Spiegel blickte ich in ein Nervöses Gesicht. Die Blutspur sah furchtbar aus, sodass ich Mühe hatte alles wieder runter zu wischen.
Dabei dachte ich an Mirabel. Was war da vorhin mit ihr los gewesen? Sie sah so aus als wenn etwas nicht stimmte. Später müsste ich sie unbedingt deswegen fragen...
Ich warf noch einen letzten Blick in den Spiegel, bevor ich mich umdrehte und den Raum verließ. Auf geht's...
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Bis zum Nächsten Kapitel ♥♥♥
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