🌊 Kapitel 53 🌊
Yoongi.
Schon früh am nächsten Morgen waren wir beide auf dem Weg zu meinem bestem Freund Jeongguk.
Ich hatte zwar einige Probleme wieder in meine menschliche Form zu kommen, doch mit etwas guten Zuspruch von Jimin klappte es schließlich doch.
Hand in Hand gingen wir danach durch die Straßen und hielten erst vor Gguks Wohnung wieder an. Ich klingelte und eine strahlende Frau Jeon machte mir die Tür auf. „Ah, Yoongi. Wie schön das du uns mal wieder besuchst. Jeongguk ist in seinem Zimmer."
Mit diesen Worten ging Frau Jeon dann wieder ins Wohnzimmer. Jimin sah sie natürlich nicht, denn er hatte sich nicht in seine menschliche Form begeben, sodass Gguks Mutter dachte, ich würde allein vor der Tür stehen.
Als wir zusammen am Wohnzimmer vorbei gingen, konnten wir kurz sehen, wie sie sich dort wieder an ihren Ehemann kuschelte und die beiden zusammen irgendeinen Film schauten. Sie waren schon irgendwie niedlich.
Wir gingen weiter zur Zimmertür von Gguk und klopfte auch dort. Allerdings gingen wir dieses Mal einfach rein und warteten nicht, dass uns irgendwer die Tür aufmachte.
Reintheoretisch hätte wir nicht einmal darauf warten müssen, dass Frau Jeon und die Haustür aufmachte, doch es wäre bestimmt komisch gekommen, wenn plötzlich noch jemand im Zimmer ihres Sohnes gestanden hätten.
"Yoongi? Jimin? Wo... wo kommt ihr denn her!?", kam es von Gguk erstaunt. Erst da sah ich Taehyung, der sich an den Menschen angekuschelt hatte. Die beiden sahen verlegen zu Boden, weshalb ich überlegte, ob wir grade ungelegen kamen.
„Aus dem Areal. Lange Geschichte", erklärte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.
„Aber du bist doch ein Mensch?! Oder nicht?" Verdutzt sah Taehyung uns an.
„Naja, nicht ganz", antwortete ich wieder und ließ dieses Mal zur Demonstration meine Flügel hervor kommen. Was er einem Ploppen und irre lauten Rascheln ähnelte, da diese Dinger zu 90 Prozent aus Federn und nur 10 Prozent Flügel bestanden.
Mit riesigen Augen sahen mich die beiden an. Wahrscheinlich hatten sie nicht damit gerechnet, jetzt einfach so Flügel auf meinem Rücken wieder zu finden.
„Ja, und da wäre noch was", merkte Jimin an und somit begannen wir den beiden zu erklären, was wir in den letzten zwei Tagen alles erlebt hatten.
Wir blieben den ganzen Vormittag bei ihnen und machten uns dann gegen Mittag auf, um meine Familie zu besuchen.
Mein Vater musste gestorben sein vor Sorge. Ich hoffe nur, ihm geht es gut.
Vor meiner Tür wurde Jimin plötzlich ganz hippelig. „Alles gut?", fragte ich deswegen nach. Dieser nickte nur. „Ich war nur nie Zuhause wenn deine Brüder auch da waren. Weißt du?"
Ich musste schmunzeln und schüttelte deswegen einfach den Kopf. Wie konnte er nur so unsicher sein? „Du wirst mich sowieso nicht mehr los. Ich hoffe du weißt das?", warf ich ihm stattdessen gegen den Kopf und schloss unsere Haustür auf.
Sofort als wir reinkamen, kam uns der Geruch von Essen entgegen. Mein Magen fing an zu knurren und ich sabberte leicht.
„Yoongi?", kam die Stimme meines Vater aus dem Esszimmer. Man nahm leicht seine übereilten Schritte war und er stand keine Minute später bei uns im Flur.
Er fing an zu strahlen, als er mich erkannte, und schloss mich in seine Arme. „Was machst du nur? Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Wenn dir was passiert wäre...", murmelte mein Vater während er mich fest an sich drückte.
Ich entschied mich dazu, dass ich ihm vielleicht nicht erzählen sollte, dass ich erstochen wurde und streichelte einfach seinen Rücken. „Mir konnte doch gar nichts passieren. Ich hatte immerhin Jimin an meiner Seite."
Wegen meinen Satz löste sich mein Pa von mir und nahm daraufhin auch Jimin in den Arm. „Danke, dass du auf den Chaoten aufgepasst hast. Das bedeutet mir viel."
Überfordert erwiderte Jimin die Umarmung. Er stotterte etwas von: „Das habe ich doch gerne gemacht."
Nach einer kurzen Weile löste sich mein Pa und führte uns ins Esszimmer. Dort saßen, wie vermutet, meine Brüder. Allerdings erkannte ich auch jemanden, den ich nicht erwartet hatte. Meine Oma.
„Was eine Freude, dass du dich auch mal her bewegst!", kam es ihr spitz über die Lippen.
Ich nahm ihr das einfach nicht übel, da ich ich an das Gespräch mit dem Wächter erinnerte, und setzte mich mit Jimin an den Tisch. „Ich hab mal eine Frage, Oma", fing ich das Gespräch an.
Die Frau sah zu mir und musterte mich streng.
„Wie war Opa eigentlich so? Er soll ja ein ganz lieber und netter Mann gewesen sein. Beinahe schon göttlich", Jimin musste leicht lachen, als er meine Frage hörte.
Ich füllte uns in der Zeit etwas zu auf unsere Teller und wartete dann gespannt auf eine Antwort meiner Oma.
„Dein Großvater war... anders. Das muss ich zugeben, doch sein Platz war nicht hier auf der Erde." Auch wenn ihre Worte eher traurig und leidend klangen, war ihre Stimme währenddessen eher kalt und grausam.
„Aber Ma's Platz war doch auch nicht hier."
„Deine Mutter hatte ihren Platz an meiner Seite! Anders als ihr Vater."
„Und dafür hat sie einen Preis gezahlt. Oma, du bist doch so gar nicht. Du bist doch ein unglaublich netter Mensch. Warum bist du so verbittert? Jophiel ist doch nicht freiwillig gegangen."
Ich sah sie fast schon fragend an. Sie sah stattdessen erschrocken nach oben. Anscheinend hatte sie nicht damit gerechnet, dass ich wusste, dass Jophiel ihr Mann war.
„Er wollte nicht gehen, genauso wenig wie Areum und beide haben einen Preis bezahlt." Nun sah sie mich beinahe verachtend an. „Und das alles nur wegen dir!"
„Nein, das Schicksal nimmt seinen eigenen Lauf, hat seinen eigenen Charakter und wählt seinen Freund und Begleiter selbst aus. Es ist nicht vielen vergönnt, sich eine Seele mit dem Schicksal zu teilen. Und glaub mir, ich hab mir das ganz bestimmt nicht ausgesucht." Lachend schüttelte ich meinen Kopf, konzentrierte mich danach allerdings auf das Essen und verschob das Gespräch mit meiner Oma weiter nach hinten.
Das Essen verlief an sich ganz harmonisch, auch wenn das Gespräch mit meiner Oma zunächst etwas Verwirrung gestiftet hatte. Meine Brüder, vor allem aber Kibum, merkten schnell, dass mein Freund wirklich ein Engel war und das nicht nur genetisch gesehen.
Am Ende räumten wir zusammen den Tisch ab. Meine Oma blieb in der Küche, da sie darauf bestand schnell den Abwasch zu machen. Wir, allesamt Männer, gaben einfach nach, da es mit dieser Frau sowieso kein diskutieren gab und ließen sie machen.
Ich gesellte mich jedoch relativ schnell zu ihr und half ihr beim abtrocknen und wegräumen. „Weißt du, Oma, ich hab eine echt interessante, aber auch traurige Geschichte gehört", fing ich an. Ich meine, sie konnte es sich vielleicht schon denken, immerhin war ich beim Essen nicht wirklich diskret, doch ich wollte noch mal einen anderen Weg ausprobieren. Vielleicht lagen ihre Gefühle ja noch irgendwo in ihr.
„Ach, wirklich."
„Mhm. Die Geschichte handelte von Maria und Jophiel." Die Schüssel, die sie gerade gewaschen hatte, viel wieder ins Wasser und sie sah mich mit weit offen gerissenen Augen an.
Ich schaute weiter auf meine Schüssel und trocknet sie ab. „Wirklich traurig. Die beiden liebten sich, abgöttisch. So sehr, dass selbst er, ein Erzengel, auf der Erde bleiben wollte. Nur wegen der Liebe."
Ein leichtes Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit. „Okay, ich hätte das wahrscheinlich auch gemacht, wenn ich nicht auch in den Himmel gehören würde."
„Er ist...", fragte meine Oma irritiert und musterte Jimin eingehend.
„Ja, der Seelenträger Michaels. Ein wirklicher Sonnenschein." Verträumt lächelte ich vor mich hin. „Doch die Geschichte endete nicht mit der Liebe. Maria wurden ihre Gefühle genommen. Jedenfalls Größtenteils, die zu ihrer Tochter, Areum hat sie nie verloren. Also frage ich mich, vielleicht sind die Gefühle ja noch in Maria? Vielleicht werden sie ja auch einfach mit einer imaginären Wut verdrängt?"
Ich seufzte und sah sie an. „Eigentlich ist mir das auch egal. Du bist und bleibst meine Oma, ob mit Gefühlen oder ohne. Ich hab dich lieb, Oma."
Mit diesen Worten umarmte ich die weinende, ältere Frau und zog sie in meine Arme. Das erste Mal seit Jahren konnte ich spüren, dass sie ihre Gefühle zuließ. Das erste Mal seit Jahren waren meine Oma und ich uns wieder ganz nah.
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