☁️ Kapitel 50 ☁️

Jimin.

So ganz stimmte Taeyongs Aussage nicht. Nicht jeder im Himmel wusste über Namjoons und Kadiras Affäre Bescheid, zumindest mir war das neu. Und Taehyung wusste das auch nicht, ansonsten hätte er mir das sicherlich schon berichtet.

Mein Blick schweifte zu Areum, die mich aus der herzlichen Umarmung wieder entlassen hatte und sah sie fragend an. Wieder konnte ich nur feststellen, dass sie eine perfekte Mutter war. Mit meiner ersten Einschätzung lag ich also gar nicht so daneben. Sie war tatsächlich die Mutter, die ich mir zwar immer gewünscht hatte, aber nie hatte, weil ich direkt aus der Quelle geboren wurde. Naja, bis jetzt zumindest, denn wenn ich ihren Worten Glauben schenken durfte, dann hatte sie mich als Schwiegersohn akzeptiert.

"Areum? Stimmt das?", hakte ich nach, nachdem ich Kadiras Vermutung gehört hatte. "Ja", antwortete sie mit einem Lächeln. Mütterliche Liebe lag in ihrem Blick, als sie Yoongi musterte. "Ich hatte einst eine Prophezeiung erhalten, dass einer meiner Söhne dazu bestimmt ist, etwas besonderes zu werden. Als Yoongi das Licht der Welt erblickte, wusste ich sofort, dass er es sein würde. Er war schon immer anders, als seine Brüder oder gleichaltrige Kinder."
Ein leichter roter Schimmer legte sich auf meinen Wangen ab, denn ihre Äußerung gegenüber Yoongi konnte ich nur bestätigen.
Auch meine Augen suchten nun nach dem Halbengel, der zu etwas besonderem bestimmt war. "Es stimmt. Yoongi ist wirklich etwas besonderes", fügte ich verträumt hinzu, als Areum und ich abrupt innehielten.

Namjoon und Kadira, die als Fordersten flogen, hielten an, dicht gefolgt von Hoseok, Yoongi und Taeyong. Areum und ich, die das Schlusslicht unserer Truppe bildeten, machten es den anderen gleich. "Wir sind da", erklang Namjoons Stimme, als er auf ein hoch erbautes Gebäude zeigte. Seine Stimme klang mit einem Male ungewöhnlich tief, sodass ich keine weitere Erklärung brauchte, wo wir uns nun befanden.
Der Ernst seiner Tonlage sprach für sich. Wir waren an unserem Ziel angekommen.

Der Palast des heiligen Etwas, auf dessen Thron unrechtmäßig noch immer Jonghun saß.

"Haltet euch zurück", raunte Yoongi, der einen solch entschlossenen Blick hatte, dass es mich erschauderte. Ich liebte Yoongi, mit jeder Faser meines Körpers. Für mich gab es kein einziges Wesen, dass liebevoller war, als er. Aber just in diesem Moment hätte ich ihn nicht als Feind haben wollen.

"Ich werde dir helfen!", kam es von seiner Mutter, die ihn an der Hand etwas zu sich zurück zog. Doch Yoongi schien noch entschlossener zu sein, als sein Blick es vermuten ließ. "Nein, Ma. Ich weiß, du meinst es nur gut, aber das ist meine Aufgabe. Ich habe endlich begriffen, wo mein Platz in dieser Welt ist und auch wenn ich vielleicht noch nicht so viel Erfahrung habe, muss ich das alleine schaffen. Und ich werde das schaffen!"

Sanft landeten wir vor dem riesigen Palast und sahen dabei zu, wie auch dort der Nebel langsam verschwand. Wo vorher nur die Spitzen zu erkennen waren, erstrahlten die perlmuttfarbenden Steinplatten nun in ihrem vollen Glanz. Es war beeindruckend und erschreckend zugleich. Dieser Nebel, der anscheinend durch Jonghun persönlich auf dieses Areal abgelegt wurde, verblasste und ließ keinen Platz mehr für Zweifel, dass Yoongi der rechtmäßige Besitzer des Throns war.

Mit ihm würde nicht nur Jonghuns Herrschaft enden, sondern auch der Nebel, der uns in vielerlei Hinsicht blind werden ließ. Nicht nur im direkten, sondern auch im übertragenen Sinne.

"JONGHUN!", schmetterte Yoongis Stimme, als sich der Nebel vollständig verzogen hatte. Erst da fiel mir auf, dass die weiße Substanz von Yoongi geradezu aufgesogen wurde, zumindest sah es so aus. Als besäße er eine natürliche Anziehungskraft für den weißen Wolkennebel, als würde dieser nur noch Yoongis Befehlen gehorchen.

Ich war aber nicht der einzige, der sich dieses Schauspiel ansah, denn als ich mich zu den anderen umdrehte, erkannte ich auch deren faszinierten Blick für Yoongis Kräfte. Wahrscheinlich hatten wir bislang nicht mal ein Bruchstück seiner wahren Kraft gesehen.

"Yoongi! Warte!", rief ich eilig, während ich mit zwei galanten Flügelschlägen direkt neben ihn landete. Ich sah ihm in die Augen und als sich unsere Blicke kreuzten, hielten wir beide einen Moment inne. Ich wollte ihm so vieles sagen, doch die Angst lähmte meine Stimme, sodass ich kein einziges Wort heraus bekam. Yoongi jedoch besaß genügend Empathie, um auch ohne Worte zu wissen, was mich beschäftigte.
Sanft fuhren seine schlanken Finger über meine Wange, ließen mich einen Moment genießend die Augen schließen, ehe ich seine sanfte Stimme hörte und wieder zu ihm aufsah.

"Mach dir keine Sorgen, Jiminie. Ich weiß, was ich tue. Pass bitte auf die anderen auf, ja? Und bitte halt auch du dich da raus. Es ist mein Kampf, nicht eurer. Jonghun wird mich unterschätzen, aber der Himmel gehorcht mir. Er weiß, dass ich der rechtmäßige Thronfolger bin und Jonghuns Zeit gezählt ist. Also bitte sei zuversichtlich, dann wird alles gut ausgehen."

Was hatte dieser Mann nur für eine Wirkung auf mich? Ich fühlte mich mit einem Male so sicher und geborgen, dass sogar meine Angst etwas wich. Yoongi schien sich sicher zu sein, also sollte ich auch an ihn glauben!

"Versprochen. Aber bitte... komm heile wieder zurück, ja?", wisperte ich, ehe wir uns vor versammelter Mannschaft in einen innigen Kuss zogen. Ich löste mich nur ungerne von ihm, wäre ich doch viel lieber mit ihm von diesem Ort geflüchtet, doch ich wusste ja, dass es nicht ging. Yoongi hatte eine Aufgabe und ich wollte und durfte ihn nicht länger daran hindern.

Ein mächtiges Poltern jagte mir einen Schrecken ein, und als ich mich gehetzt umdrehte, sah ich Jonghun aus dem Palast kommen. Zu den Seiten hatte er seltsam aussehende Säulen errichtet, allem Anschein wieder aus diesem grauenvollen Nebel. Yoongi fixierte ihn mit einem selbstsicheren Blick. "Dachte schon, du kneifst", sprach Yoongi höhnisch zu dem noch amtierenden heiligen Etwas. Er trat einige, fast schon anmutige, Schritte auf Jonghun zu.

"Yoongi!", rief ich etwas lauter, damit er mich er meine Worte auch verstehen konnte. Dieser drehte sich dadurch nochmal zu mir um. "Ich liebe dich!", rief ich, was er nur mit einem verliebten Lächeln quittierte.

Dann musste ich mich ansehen, wie Jonghun keine Sekunde länger mehr wartete und zum Angriff ansetzte. Yoongi wehrte den Angriff jedoch ab, sodass wir in Sicherheit waren. "Vergiss es! ICH bin dein Gegner, nicht sie!", knurrte er wütend, weil er nicht wollte, dass uns etwas passierte.

Schnell errichtete ich wieder das Schutzschild, dass mir schon einmal geholfen hatte, meine Liebsten zu beschützen. Ich konnte durch die milchige Wand jedoch sehen, dass Yoongi Jonghun von dem Palast weglockte und beide sich kampflustig in die Lüfte begaben.

Ich wäre vor Sorge wahrscheinlich umgekommen, wenn da nicht Hoseok gewesen wäre, der mich mit seiner Bemerkung wieder etwas zum Schmunzeln brachte.
"Du Angeber...", grummelte er gespielt, während er das Schutzschild bestaunte. Kurz darauf brach er in Gelächter aus, denn er meinte das natürlich nicht abfällig, sondern wollte wahrscheinlich nur die Stimmung lockern. Ich war ihm dankbar, denn so konnte ich wenigstens kurzzeitig meine endlose Sorge um Yoongi vergessen.

"Idiot", quittierte ich genauso wenig ernsthaft, wodurch Namjoon eine Hand gegen seine Stirn schlug und seufzte.
"Großartig... unsere Zukunft liegt in den Händen von Kindsköpfen... na wenn das mal gut geht."

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