7.
»Auf keinen Fall! Nimm das rote, das passt zu deinen schwarzen Haaren und den dunklen Augen ...« , seufzt Mykol und schielt mich verträumt an. Ich pruste los, woraufhin er mir das Shirt ins Gesicht wirft. »Zieh das an. Und die helle zerschlissene Levis. Du bist so unglaublich hinreißend, dass du das noch nicht Mal weißt, was traurig, aber doppelt bezaubernd ist.« Also ich fühle mich irgendwie schon geschmeichelt, das merke ich auch an der Hitze in meinem Gesicht. Aber ehrlich, wenn ich ihm jetzt sage, dass er sich so klischeehaft Schwul verhält, wäre er sicherlich gekränkt, weshalb ich die Worte eilig wieder hinunter schlucke und tue wie mir genießen. Ich drehe mich zu dem riesigen Spiegel um, der die halbe linke Wand bedeckt, und stocke. Ernsthaft, mir stockt wortwörtlich der Atem. »Ich sagte doch, Kleider machen Leute, mein hübscher« , kichert er und schlingt die Arme um meine Mitte. Unsere Blicke begegnen sich in der verspiegelten Front. »Das ist - du bist großartig, Danke!« , lächele ich den Tränen nahe und lege meinen Kopf nach hinten auf seine Schulter. Ich schließe die Augen, lasse die letzten Tage Revue passieren ...
Vitarr, Mykol, und ich waren Shoppen. Ich habe gekreischt wie ein Fangirl, als mir bewusst wurde, dass wir in Frankreich waren. Nach meinem drängen hin, haben wir uns dann die Sehenswürdigkeiten angesehen. Doch der Eifelturm, war für mich das beste. Auf der Plattform zu stehen, unter mir Menschenmengen, so klein wie Ameisen ... Es war einfach unglaublich! »Sah früher anders aus.« Hat Vitarr neben mir gebrummt, die Augen nach unten gerichtet. »Wann warst du denn zuletzt hier?« Hatte ich dann nichts ahnend gefragt, bis er antwortete: »Vor zweihundert Jahren.« Ehrlich, vor Schock drohte ich über die Brüstung zu gehen. Sie erklärten mir, sie lebten schon lange, solange dass sie nicht einmal mehr genau wussten, was ihr wirkliches Alter war. Dann meinte ich scherzhaft: »Kein Problem. Habt ihr beiden eben heute Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch übrigens!« Daraufhin bekam ich eine mörderische Umarmung, bei der ich gerade so Lächeln und die Augen verdrehen konnte.
Mein Zimmer, dass am Ende des Flures, - gegenüber dem Aleskis - haben Mykol und ich wohnlicher gestaltet. Den Selbstverliebten Spiegel wollte ich weg haben, was jedoch nicht ging, da man sonst die Wand einreißen müsse. Ansonsten war es klein aber fein. Ich brauchte kein extra schnick schnack. Aber der Mahagoni Schreibtisch und der passende bis zum Rand gefüllt mit Klamotten Kleiderschrank, gefielen mir am besten. Wirklich, so viele Sachen hatte ich noch nie gesehen. Dass ich sie jetzt besitze, stimmte mich glücklich.
Ansonsten verging die erste Woche ohne schlimme Ereignisse. Meinen versuch, Ihnen zum Dank für alles ein Frühstück, bestehend aus Beacon and Eggs zu zuzubereiten, scheiterte kläglich am schrillen klang des Feuermelders. Sie waren mir nicht wirklich Böse. Sogar der mürrische Faceman, bequemte sich aus seinen Heiligen Gemächern, nur um daraufhin in schallendes Gelächter auszubrechen, als er mich bedröpelt mit der Pfanne in der Hand am Herd stehen sah. Ich musste Lächeln. Das war es Wert gewesen ...
»Träumst du?« , stichelt Mykol und zwickt mich in den Bauch. Ich zucke ertappt zusammen und grinse leicht. In der Woche habe ich echt zugelegt, muss ich gestehen. Na ja, bei dem ganzen Essen dass Vitarr in mich schaufelt ... Ich habe die beiden wirklich ins Herz geschlossen. Aber Aleski wiederum verwirrt mich. Mal ist er nett, vergewissert sich wie es mir geht, dann ist er gereizt und herrscht mich an, ein andern Mal verschlingt er mich hungrig mit seinen Lippen, dass ich mich noch Stunden später nach ihm verzerre, und zuletzt sieht er mich so traurig an, dass es mir körperlich wehtut.
Ich seufzte. Lasse resigniert den Kopf auf meine Brust fallen. »Lass dich nicht hängen, das wird schon noch werden!« , versucht er mich aufzumuntern. »Ich will doch bloß wissen, woran ich an ihm bin. Er ist so sprunghaft. Mal denke ich er mag mich, mag mich wirklich sehr-« , werde ich rot. »dann wiederum denke ich, er kann mich nicht leiden. Ich verstehe einfach nicht was ich falsch mache, weißt du? Ständig küsst er mich, nur mich dann wieder von sich zu stoßen, als hätte er sich an mir verbrannt. E-es tut weh, M-mykol!« , kann ich die Tränen nicht aufhalten. Er hält mich fester. Streichelt über meinen Bauch und meinen Seiten. »Schh. Beruhige dich. Bitte Johnny, wir werden eine Lösung finden, versprochen.«
Und das Taten wir, na ja, er. Ich bin davon nicht begeistert, nicht im geringsten. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Vitarr reißt mir den Kopf ab, ohne mich!« Ich will, wie die kleine Diva, die ich nun einmal insgeheim bin, aus seinem Zimmer stürmen, doch er packt mein Handgelenk. »Wird er nicht. Kann er gar nicht, auch wenn er es wirklich wollen würde« , raunt er und zieht mich schwungvoll an seinen athletischen Körper. Überrascht keuche ich auf. Mykol lächelt mich bloß süß an. Wirklich übertrieben Schmalzig, ehe er seine Lippen auf meine presst. Ich reiße die Augen auf, bin so perplex, dass ich reflexartig meinen Mund öffne um tief Luft zu holen, doch das einzige was wirklich tief kommt, ist seine Zunge in meinen Rachen. Tja, und so wie es kommen muss, geht natürlich die verdammte Tür auf.
Ich will mich von ihm fort reißen, was jedoch nicht notwendig war, da dies mit Wut verzeerten Gesicht, bereits Aleski übernimmt. Oh oh, er ist nicht nur wütend, er ist rasend vor Tobsucht. »Was wird das, wenn ich Fragen darf?« , gefährlich nahe beugt er sich zu Mykols Gesicht nach unten, schiebt mich gleichzeitig hinter seinen Rücken. Jetzt kann ich die beiden nicht mehr sehen. Und wäre dies ein anderer, viel günstigerer Zeitpunkt, würde ich mit Freuden das Spiel seiner Rückenmuskulatur bewundern. »Timmã kuliao, nad!«
Plötzlich dreht er sich zu mir herum. Ich kann ihn nur anstarren. Seine Augen strahlen eine Traurigkeit aus, dass ich Mykol für diesen ganzen Mist hier verfluche. »E-es tut mir leid. I-ich wusste nich-» , mit einer wegwerfenden Handbewegung stoppt er meinen redeschwall. »Lass es. Ich habe deine Botschaft verstanden, schöner Johnny.« Er streichelt mir zärtlich über die Wange, ehe er die Flucht ergreift. Fort von mir, der wiedereinmal alles falsch macht, was man nur falsch machen kann.
*
Ich wälze mich in meinen Laken hin und her. Habe zwei Tage nichts gegessen, bin nur aus meinem Zimmer gegangen um mir etwas zu trinken zu holen und aufs Klo zu gehen. Mykol hämmerte immer an meiner Tür, stammelte sinnlose Entschuldigungen. Obwohl ich weiß, dass ihm mein abweisendes Verhalten schmerzt, kann ich mich nicht dazu aufraffen mit ihm zu sprechen. Denn mich schmerzt es auch, pocht in meinem Kopf, schneidet in meinem Herzen. Droht mir die Luft aus meinen Lungen zu pressen. Ich traue mich nicht in den Spiegel zu sehen, wo ich mir doch vorstellen kann, was für ein mitleiderregends Bild ich abgegen muss. Meine Augen brennen und jucken wie die Hölle, bartstoppeln zieren meine Wangen. Oh ja, Penner Johnny hoch hundert!
Ich drehe mich auf den Bauch, vergrabe mein Kopf im Kissen, versuche angestrengt mich nicht zu bewegen. Wenn er mich doch nur anhören würde! Ich kann doch nichts dafür, dass Mykol mich einfach so küsste, obwohl ich ihm zuvor sagte, ich finde den Plan bescheuert! Verdammt, hätte ich doch bloß stärker gegen meine Trance angekämpft, dann wäre dies alles nicht so aus dem Ruder gelaufen!
Erneut wälze ich mich umher, bis ich diesesmal auf dem Rücken zum liegen komme. Angestrengt presse ich die Augen zusammen, versuche die Tränen drinnen zu behalten. Oh, was bin ich nur für eine Muschi geworden! Wirklich. Reiß dich zusammen Johnny! Kneif deine Arschbacken zusammen und Rede mit ihm! Und wenn er versucht dich abzuweisen, bringst du ihn mit einem Kuss zum Schweigen! Oke. Aber zuerst; duschen, rasieren, Zähne putzen und anziehen.
Letztendlich stehe ich nun nach einem großen hin und her vor Aleskis Zimmertür. Tief atme ich durch. Ich packe das. Wäre ja nicht das erste Mal. Also klopfe ich zögernd und warte. »Komm rein« , kommt es brummend von drinnen. Allein seine Stimme zu hören, beschert mir eine wohlwollende Gänsehaut. Als ich eintrete, erschlägt mich förmlich sein Geruch, sodass ich leicht in die Knie gehe. Doch ich nehme mich zusammen, gehe ihm normal entgegen. Sein Zimmer ist schlicht und einfach, eigentlich dasselbe wie meines, nur irgendwie altertümlicher. Das dunkle rot, scheint den Raum zu dominieren. Es hat etwas melancholisches haften. »Bist du nur gekommen um dir mein Raum anzusehen?« Ruckartig fahre ich zu Aleski herum. Er liegt auf dem Bett. Seine Erscheinung, lässt mich kichern. Eine große Nerd Brille, dicker Pullover und Jogginghose. Auf seinem schoß liegt ein dicker Wälzer. »Was ist so lustig?« , faucht er. Was so unglaublich niedlich aussieht, dass man die Herzchen in meinen Augen mit Sicherheit sehen kann.
Ich räuspere mich, setze mich neben ihn. »Du bist ... So bist du nicht so gewaltig. Es ähm - es ist schön dich zu sehen.«
»Ich warte, Johnny.« Seine nun goldenen Augen, passend zu den Brauen und den verstrubbelten süßen Haar Schopf, fixieren mich. Am liebsten würde ich ihn jetzt küssen, doch ich kann nicht. Noch nicht jetzt. Nicht bevor ich diese unschöne Sache ein für allemal aus der Welt geschafft habe. Denn ich bin auch nur ein Mensch, denke ich, und habe Gefühle. Und ich will nicht, dass man - er auf Ihnen herum hackt, er mir wehtut.
»Du wartest? Nun ja, weißt du, ich nämlich auch. Es wird Zeit, dass ich endlich antworten bekomme. Es sind einige Tage vergangen, ich habe mich erholt. Wenn du nicht langsam Mal mit der Sprache herausrückst, werde ich Mykol und Vitarr Fragen. D-du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das alles verwirrt, du mich verwirrst! Du - du küsst mich andauernd, lässt mich fallen, stellst besizansprüche, weil Mykol mich geküsst hat! I-ich -«
Frustriert raufe ich mir die Haare. Aleskis Gesicht ist noch immer ausdruckslos. »ich weiß einfach nicht was du von mir erwartest. W-was willst du von mir? Eine Entschuldigung? Die hättest du eigentlich nicht verdient, denn ich bin nichts für dich, du hast mich nicht gefragt was ich für dich sein will. Du löst Gefühle in mir aus, die mich irre machen! Rede mit mir, Aleski. Es geht so nicht, du kannst nicht-«
Er unterbindet meinen Gefühlsausbruch, indem er mich am Hals packt und unter sich fest pinnt. Nur weiß ich leider nicht, ob dies etwas Gutes oder schlechtes ist.
★★★
★★★
★★★
Heee!
Dankeschön für die Votes und Kommis😊
Vielleicht kommt später noch das 8'te Kapitel, wenn ich's schaffe. Schönen Mittwoch euch! 😉😙
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