~Die Zauberer des Weltenzirkels~

Lucian

Eine gefühlte Ewigkeit lang drückte Adrian mich an sich und ich mich an ihn. Die Zufriedenheit, die ich verspürte, schien beinah zu viel für mich. Am liebsten hätte ich mein verdammtes Glück  heraus geschrien.

Leider unterbrach Adrian dieses Gefühl der Vollkommenheit. Er schob mich etwas weg und lief mit schnellen Schritten zum Fenster, auf seinem Gesicht spiegelte sich Besorgnis. Ich folgte ihm mit schnellen Schritten, mir war klar, dass etwas nicht stimmte. Und ich hatte recht.

Als ich am Fenster stand starrte ich in düstere Dunkelheit, die mich kurz blind zurückließ. Kaum aber hatte ich mich an das leichte Mondlicht gewöhnt, konnte ich einige schemenhafte Gestalten ausmachen, die sich am Waldrand herumdrückten.

Adrian, der plötzlich aufkeuchte, ließ mich aufblicken. Er hatte das Gesicht verzogen und starrte aus trüben Augen aus dem Fenster.

„Was ist los?", wollte ich unruhig wissen.

Da stimmte etwas ganz und gar nicht.

„Wer auch immer das ist macht sich an meinem Schutzzauber zu schaffen."

Seinem angestrengten Gesichtsausdruck nach auch mit Erfolg. Ich fasste vorsichtig nach seiner Hand, da er wirkte, als würde er jeden Augenblick umkippen. Dieser Anblick machte mir beinah noch mehr Angst als der Gedanke an die Art, auf die Adrian zuvor die Typen umgebracht hatte. Adrian drückte meine Hand leicht, dann zog er mich plötzlich mit sich.

„Komm mit, wir müssen hier weg."

Seine Stimme klang rau und abgehackt und ich meinte so etwas wie Besorgnis aus dieser heraus zu hören.

„Warum? Was ist los?"

Der Dämon antwortete nicht, zog mich stattdessen einfach weiter. Unruhig folgte ich ihm und schluckte den großen Kloß in meiner Kehle herunter. Stolpernd lief ich neben ihm die Treppe hinunter in die Essenskammer, die er hinter uns schloss. Ich zog verwirrt meine Augenbrauen in die Höhe, als er begann, ein Regal auszuräumen. Was zum Teufel tat er da? Wollte er einen Frühjahrsputz machen oder was?

Es dauerte nicht lange, da bekam ich meine Antwort. Adrian packte mich wieder an der Hand und drückte seine freie gegen die Wand. Wieder wurde mir etwas schwindelig, dann stand ich in einem dunklen Raum.

Mondlicht fiel durch hohe Fenster und beleuchtete das dunkle Gestein des langen Flures, in dem wir standen. Zielstrebig durchquerte der Dämon den Raum und zog mich an der Hand mit, was mich langsam wirklich aufregte. Gleichzeitig lenkte es mich von der Angst ab, die sich in meinem Inneren ausbreitete.

„Himmelherrgottnochmal, Adrian. Wo sind wir?", fragte ich schlussendlich wütend.

Dieses mal antwortete mir der Dämon tatsächlich.

„Wir sind hier in einem Schloss, etwas nördlich der Hütte."

Okay, er hatte es soeben geschafft, mich noch mehr zu verwirren.

„Warum sind wir denn hier, Adrian?"

„Ich habe eben etwas bei einem der Magier gespürt, etwas vertrautes. Wenn ich es richtig einordne ist es einer der Zauberer des círculo del imperio, des Weltenzirkels, der Zirkel, der die Arte negro erstellt hat."

Ich riss die Augen auf. Das hörte sich nicht gut an. Kurz war ich zu geschockt um etwas zu sagen und ließ mich widerstandslos von dem Dämon durch den Raum ziehen, eine Treppe hinab und durch einige düstere Kellergewölbe.

Erst als wir in einem dunklem Raum stehen blieben fand ich meine Sprache wieder: „Und was machen wir jetzt hier?"

Kurz warf mein Gefährte, es war seltsam das zu denken, mir einen Bist-du-blöd-oder-was-läuft-bei-dir-falsch-Blick zu, dann meinte er: „Wir befinden uns in dem Gewölbe, in dem die Schrift lagert. Der Zauberer will sie bestimmt haben, was Grund genug ist, sie zu zerstören."

Meine Augen wurden Kreisrund. Er wollte jetzt die Schrift zerstören? Ich wusste ja, dass wir das unbedingt machen mussten, aber jetzt schon? Im selben Moment hätte ich mich gerne selbst geschlagen. Man, er hatte es doch eben selbst erwähnt, es war nötig. Manchmal zweifelte ich wirklich an meinem Gehirn.

Mit meiner neuen Erkenntnis folgte ich dem Dämon durch den unheimlichen Raum, der nur durch ein kleines Feuer auf der Handfläche des Dämons erleuchtet wurde.

Nach einigen Minuten, gefüllt mit schweigen, hatten wir den riesigen Raum schließlich durchquert und standen vor einem Regal, aus welchem Adrian eine große Kiste zog. Kurz erlosch das Handfeuer, wurde aber direkt von einer kleinen Energiekugel ersetzt, die ich über meinem Kopf schweben ließ.

Mein Gefährte nickte mir kurz zu, dann stellte er die Kiste ab und räumte sie aus. Zum Erscheinen kamen einige dunkelrote Kerzen, ein marmorner Stein, zwei schwarze Diamanten und eine dunkle Schriftrolle.

"Stell die Kerzen in einem Kreis auf, lass aber Platz für zwei Person. Bitte so, dass sie sich gegenübersitzen können."

Schweigend und mit zitternden Fingern folgte ich seinen Anweisungen, wobei mir auffiel, dass ich Adrian vertraute, dass er wusste was zu tun war. Einige Zeit lang arbeiteten wir schweigend nebeneinander, bis schließlich alles zu der Zufriedenheit des Dämons aufgestellt war. Dann erhoben wir uns aus der knienden Haltung, in der wir beide gesessen hatten, und sahen uns kurz schweigend an.

„Mach es dir gemütlich, wie auch immer das für dich am besten geht. Wenn du fertig bist, beginnen wir", unterbrach der Dämon die friedliche Stille.

Mit einem Nicken streckte ich mich und ließ meine Schultern rollen. Dann senkte ich den Kopf, starrte einige Sekunden lang auf den Boden. Als nächstes zog ich mir mein Shirt über den Kopf und ließ meine Flügel sprießen.

Sofort wurde mein aufgewühlter Geist ruhiger und ich spürte die Magie deutlicher, die ich gleich mehr denn je benötigen würde. Als ich meinen Kopf hob sah ich direkt in Adrians besondere Augen, die mich sehnsüchtig musterten. Bevor ich es verhindern konnte, was ich nie getan hätte, stand er vor mir und küsste mich kurz, aber eindringlich.

„Wenn es nicht geht musst du aufhören, hörst du?", wollte mein Gefährte ernst wissen.

Ich nickte: „Du auch, Adrian."

Auch er nickte, was mich erleichtert aufatmen ließ. Ich vertraute ihm wirklich, wurde mir schon wieder klar als ich mich auf die Zehen stellte und ihn nun meinerseits kurz küsste. Dann lösten wir uns und setzten uns auf die beiden vorbereiteten Plätze im Kerzenkreis.

„Du musst zuerst den Diamanten in die Hände nehmen. Danach musst du deine Magie in diesen fließen lassen. Konzentriere dich einfach darauf, den Rest mache ich", instruierte der Dämon mich.

Als ich nickte fuhr er ruhig fort: „Okay, danach musst du dich auf mich verlassen. Ich werde die Worte vorsagen, du sie mir nachsprechen. Dabei werde ich wahrscheinlich deine Magie, die von dem Diamanten gelenkt wird, nutzen. Erschreck dich nicht, wenn es sich anfühlt als würde ich dir deine Magie aussaugen."

Wieder nickte ich und schloss dann die Augen. Meine Flügel breiteten sich leicht aus und ich atmete einige Male tief durch. Langsam senkte sich mein Blutdruck und meine Atmung wurde langsamer. Gerade als ich ihm sagen wollte, dass ich soweit war, passierte das Unfassbare.

„Dämon, was auch immer du hier treibst, halte ein."%%%%%%%%%%%%%%

Hier habt ihr auch das neue Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. 

Ich habe neulich den weiteren Verlauf der Geschichte festgelegt und dabei festgestellt, dass nur noch 4-5 Kapitel und ein Epilog kommen werden. Im Zuge dessen wollte ich nur schon mal allen aktiven Readern und Votern für den Support danken.

Over and Out, _Amnesia_Malum_   

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