~Die Beschwörung des Rachegeistes~
Lucian
Als ich aufwachte, dröhnte meine Schädel. Mein Rücken schmerzte und brachte mich fast um. Fluchend richtete ich mich auf und sah mich um. Dabei bemerkte ich, immer noch leicht benebelt, dass ich in der Höhle der Zeremonie lag. Ein prüfender Blick bestätigte mir, dass niemand hier war. Die Kerzen waren herunter gebrannt, fiel mir sofort auf.
Dann bemerkte ich etwas, was mich schlagartig auffahren ließ. Adrians Diamant war zerbrochen. Einige Teile lagen dort, wo er hätte sein müssen. Aufgewühlt tastete ich nach dem Band und bemerkte erleichtert, dass es dem Dämon halbwegs gut gehen musste, schließlich spürte ich ihn noch.
Vorsichtig schnappte ich mir eine Fackel, die auf dem schwach beleuchteten Regal lag, und zündete sie an einer der schwarzen Kerzen an. Dann folgte ich humpelnd dem Band und biss die Zähne zusammen.
Die Schmerzen, die meinen Körper wie tausend kleine Messer durchstachen, waren schlimm, ein Tribut der zu zahlen nötig war, bei der Menge an Magie die ich benutzt hatte. Solange wie Adrian in Gefahr war, konnte und wollte ich mich nicht ausruhen, auch wenn mein Körper nach einer Pause flehte. Vor Kälte zitternd schlang ich meine Flügel um meinen Körper und verfluchte, dass ich vergessen hatte, mein Oberteil mitzunehmen.
Einige Male stolperte ich über lose Steine oder Bodenwellen und einmal stieß ich mir den Kopf an der niedrigen Decke. Doch das war mir egal, ich wollte schnellstmöglich zu meinem Gefährten kommen. Ächzend bewegte ich mich durch dunkle Gänge.
Doch je länger ich dem Band folgte, desto unruhiger wurde ich. Hier stimmte etwas nicht. Da spürte ich Adrians Gefühle, die mich schneller werden ließen. Er hatte Scherzen, schreckliche Schmerzen. Mein Herz zog sich zusammen und besorgt runzelte ich die Stirn. Hoffentlich hielt er noch durch, was auch immer er gerade hatte. Mit immer noch besorgter Miene wurde ich schneller. Ich konnte nicht ihn auch noch verlieren, hatte ich ihn doch gerade erst gefunden.
Ich rannte beinah, wurde jedoch wieder langsamer, als ich fast bei ihm war. Wenn er in Gefahr sein sollte, wollte ich nicht einfach dazu stürmen und alles nur schlimmer machen. Und tatsächlich, als ich Feuerschein an einer Biegung des dunkles Ganges ausmachen konnte, wurde ich noch langsamer und spähte um die Ecke.
Der Anblick ließ mich kurz entsetzt zurückzucken. Die Magier des Weltenzirkels hatten sich in der kleinen Höhle in einem Kreis zusammengestellt, in ihrer Mitte der bewusstlose Adrian. Doch das war nicht das schlimmste. Über ihm kreiste ein dunkler Schatten, wahrscheinlich ein Rachegeist.
Als ich mich von meinem ersten Schock erholt hatte dachte ich fieberhaft nach. Ein Rachegeist wurde nur gerufen, um jemanden zu besetzen. Sie zerstörten die Seele ihres Opfers, bis nicht mehr als eine leere Hülle übrig blieb. Also musste ich schnell handeln, da es so wirkte, als wäre der Zauber fast beendet.
Ich biss die Zähne zusammen und sortierte meine rasenden Gedanken. Für einen Zauber hatte ich nicht mehr genug Zeit und Kraft, also musste ich direkt handeln. Ich musste einen der Magier angreifen und hoffen, dass sie es zu eilig gehabt hatten, um einen Bannkreis zu bilden.
Langsam und mit viel zu schnell schlagendem Herzen schlich ich also um die Ecke und musterte den Magier, der mir am nächsten stand. Mit einem schnellen Blick zu dem Rachegeist rief ich mir nochmal in Erinnerung, warum ich das tun musste, und legte dann los.
So schnell ich konnte rannte ich los und prallte aus vollem Lauf gegen den jungen Mann. Dieser wurde aufgrund der Wucht meines Angriffes aus dem Kreis geschleudert. Dennoch hielt er tapfer durch und murmelte weiter vor sich hin.
Verwirrt hielt ich inne. Was zum Teufel war hier los? Mit dem Magier stimmte etwas nicht. Doch für Untersuchungen hatte ich keine Zeit, er musste unterbrochen werden.
Als auch Schläge nicht halfen entschied ich mich für die wirklich harte Tour. Ich atmete tief durch, krallte meine Finger in seine Arme und hob dann ab. Es war anstrengend und dauerte somit auch seine Zeit, aber am Ende hatte ich den jungen Magier bis an die wirklich hohe Decke getragen.
Mit verzogenem Gesicht und dem Wunsch, dass der Mann zu sehr in Trance war, um noch etwas mitzubekommen, ließ ich ihn los. Es dauerte nur wenige Sekunden, da hörte man den Aufprall des Körpers und die brechenden Knochen. Ich schloss kurz die Augen und unterdrückte meinen plötzlich Wunsch, mich zu übergeben.
Nach ein paar Sekunden stürzte der Rachegeist hinab. Aber nicht auf Adrian, wie ich befürchtete, sondern auf die Magier. Während die Schreie laut wurden und immer weniger der Zauberer aufstanden, flog ich zu meinem Gefährten und landete neben ihm.
Hektisch kniete ich mich hin und ließ meinen Blick über ihn wandern. Ihm schien es so weit gut zu gehen. Auch durch das Band spürte ich, dass er auf dem besten Weg war, sich zu erholen. Mit zitternden Fingern strich ich durch seine Haare und lächelt erleichtert.
Doch das währte nicht lange. Denn bald darauf fiel mir die tödliche Stille auf, die über der Hölle lag und sie mit dem Geruch nach Angst infizierte. Vorsichtig hob ich den Kopf und blickte direkt zu dem Rachegeist, der keinen Meter hinter mir schwebte, wie ein lauerndes Raubtier, das mit seiner Beute ein letztes tödliches Spiel spielte.
Ich zuckte zusammen und sah ihn angsterfüllt an, doch er ließ sich nur langsam vor mir auf den Boden sinken. Es schien fast so, als wollte er möglichst ungefährlich auf mich wirken. Ich musterte die unförmige Masse und legte überlegend den Kopf schief. Dennoch verließ ich meinen Platz zwischen ihm und Adrian nicht.
Wir mussten hier weg, nicht, das die Höhle noch über uns zusammenbrach. Außerdem sollte mein Gefährte möglichst angenehm liegen und auch genauso angenehm aufwachen. Inmitten eines Kreises toter Magier zu erwachen stellte ich mir nicht toll vor, auch wenn ich wusste, dass die Auffassung des Dämons von Tod eine gänzlich andere als die meine war.
Doch dann schüttelte ich den Kopf und drehte mich langsam zu Adrian. Diesen zog ich vorsichtig etwas hoch. Er war viel zu schwer als das ich ihn hätte tragen können, also zog ich ihn an den Handgelenken mit mir.
Als ich einen Blick über die Schulter warf merkte ich, dass der Rachegeist mir dicht auf den Fersen folgte. Kopfschüttelnd zog ich Adrian weiter und warf keinen Blick mehr auf die grausame Kulisse. Ich wollte mich schließlich nicht übergeben.
Ich zog den Dämon so vorsichtig wie ich konnte zu dem Portal und atmete erleichtert durch, als ich es, ohne mich zu verlaufen, erreichte. Langsam hob ich eine seiner Hände und presste sie gegen den Stein der Wand.
Eine schwindelerregende Sekunde später fand ich mich in der unordentlichen Vorratskammer wieder. Einige anstrengende Minuten lang dauerte es, bis ich Adrian auf das Sofa verfrachtet hatte. Ins Schlafzimmer konnte ich ihn nicht bringen, dazu war ich einfach zu schwach.
Vorsichtig deckte ich meinen Gefährten zu, strich ihm noch einmal durch die Haare und lief dann hoch, der Rachegeist immer noch dicht hinter mir. Doch diesen Quälgeist ignorierte ich und ließ mich ins Bett fallen. Ich wollte einfach nur noch schlafen und hoffen, dass morgen alles gut wird.
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So, das vorletzte richtige Kapitel. Ist jetzt etwas kürzer und nicht so gut geschrieben, aber YOLO.
In den nächsten Tagen kommt dann noch der Epilog und dann war es das mit "Lucian".😑😥
Over and Out, _Amnesia_Malum_
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