~Alena, die Hüterin~
Lucian
Der Zirkel versuchte, mir seine Macht wieder zu entziehen, doch ich war schon zu tief darein eingetaucht. Plötzlich spürte ich, wie sie ihre Macht anderweitig einsetzten. Ich schickte Adrian, der dabei war den Zauber vorzubereiten, eine Warnung. Im selben Moment spürte ich, wie ein Teil der Magie des Zirkels gegen den magischen Schutzkreis, den Adrian errichtet hatte, stieß.
Lass mir die Magie des Zirkels, ich gebe dir meine. Du führst den Zauber aus, ich kümmere mich um den Weltenzirkel.
Adrians Stimme, die durch meinen Kopf drang, hörte sich an, als wäre er direkt darin. Der Gedanke daran war erschreckend, aber irgendwie auch angenehm. Ich fühlte mich irgendwie beruhigt. Ich bemerkte ebenso, dass ich auch die Anstrengung spürte, die Adrian gerade empfand. Die Bindung, von der der Dämon geredet hatte, schien zu funktionieren. Ein beruhigender Gedanke. Doch dann schon sich ein weiterer Gedanke in meinen Kopf und drängte alles andere zur Seite.
Adrian, ich kenne die Beschwörungsformel doch gar nicht.
Wenn ich könnte, würde ich nervös auf den Boden klopfen und dabei auf meiner Unterlippe kauen, doch aufgrund der Situation war das einzige, das ich machen konnte meine bisherige Aufgabe erfüllen.
Llamo a los viejos guardias que destruyan su trabajo degenerado. Beeil dich, Kleiner.
In dem Augenblick, in dem Adrian mir den Spruch vorsagte, spürte ich einen starken Ruck durch die Barriere gehen. Angespannt atmete ich tief durch und übergab Adrian dann die Kontrolle für den Zirkel. Eine kurze Zeit fühlte ich mich schwach, da der Zirkel mich stark unterstützt hatte, auch wenn das nicht ihre Absicht gewesen war.
Doch dann spürte ich etwas vollkommen neues. Es war dunkler als meine Magie, verführerischer und atemberaubend. Die Macht eines uralten Dämons. Einige Sekunden lang genoss ich das berauschende, machtvolle Gefühl, dann konzentrierte ich mich auf meine Aufgabe.
„Llamo a los viejos guardias que destruyan su trabajo degenerado. Llamo a los viejos guardias que destruyan su trabajo degenerado. Llamo a los..."
Mein Blick hing starr auf dem Manuskript, meine Hände umfassten den Diamanten, der mir in die Finger schnitt. Schweiß rann meine Stirn herab und mein Herz raste ungesund. Je öfter ich die Worte sagte, desto schwerer wurde es. Gerade als ich dachte, dass ich den Spruch kein weiteres Mal sagen konnte, legte sich eine unnatürliche Schwärze auf meine Augen.
Sekunden später schien es, als würde ich in einer Art Nichts schweben. Wo war ich? Und warum war ich hier?
Mein Herzschlag schien sich noch zu verdoppeln, da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Adrian hatte davon geredet, dass die Schrift gegen mich ankämpfen würde.
Nur wie?
Kaum schoss mir die Frage durch den Kopf, da spürte ich eine Art Feuerball auf mich zu rasen. Instinktiv wollte ich ausweichen, doch es passierte nichts. Ich bewegte mich nicht!
Panisch sah ich mich um, sich nach einem Ausweg. Der Feuerball kam unaufhaltsam näher. Ich begann zu zittern. Der Feuerball war fast da. Ich würde sterben. Doch da spürte ich das pulsieren der Magie. Blitzartig griff ich danach und murmelte das erstbeste, das mir einfiel.
"Cambiar!"
Der Befehl kam keine Sekunde zu früh. Im allerletzten Moment raste er an mir vorbei und verschwand im nichts. Doch an aufatmen war gar nicht zu denken. Von allen Seiten prasselten nun Feuerbälle auf mich ein und entzogen mir schneller wie erwartet meine Magie.
„Id", „izquierda", „derecho" waren die einzigen Worte, die ich noch sagen konnte.
Bald wurde ich müde, die Feuerbälle verfehlten mich immer knapper und wurden kaum noch abgelenkt. So konnte das nicht weitergehen. Ich war so gut wie leer. Verzweifelt ließ ich meinen Blick schweifen. Es musste doch einen Anhaltspunkt geben, irgendetwas, an dem ich eine Rettung ausmachen konnte.
Ich lenkte weiter die Bälle ab, da fiel mir etwas auf. Zwar kamen sie von überall her, doch es war bei einigen offensichtlich, dass ihre Flugbahn nicht gerade war. Ich musste nur herausfinden, wo genau sich die Macht konzentrierte.
Mit geschlossenen Augen stellte ich mühsam einen Bannkreis um mich herum auf. Dabei floss kalter Schweiß über meine erhitzte Haut und mein Körper zitterte vor Anstrengung. Als ich schlussendlich aber mit dem Bann fertig war, konzentrierte ich mich mit immer noch geschlossenen Augen auf die Fläche aus Nichts und suchte sie systematisch ab.
Dabei streifte mein Geist über das Nichts vor mir und suchte nach Anzeichen auf etwas oder jemanden, der diese verdammten Feuerbälle auf mich schleuderte. Schließlich, ich spürte bereits, dass weder mein Geist noch meine Magie lange standhalten würden, da stieß ich auf etwas. Es war recht nah, aber, als ich die Augen öffnete, nicht zu sehen.
Er, sie oder auch es, was auch immer mich Angriff, war unsichtbar. Ich kannte die genau Stelle des Etwas nicht, doch ich kannte einen relativ leichten, schonenden und überaus effektiven Zauber.
"Aparece lo invisible."
Gleichzeitig mit den Worten materialisierte sich eine schimmernde Form vor mir. Sie nahm langsam Gestalt an und zeigte mir schließlich eine wunderschöne junge Frau, mit langen Haaren, dunklen Augen und einem verführerischen Gesichtsausdruck.
Die Frau war komplett nackt und unwillkürlich fragte ich mich, ob sie mich verführen wollte. Wenn ja dann lag sie ganz falsch. Ich fand es eher geschmacklos, etwas so in Szene zu setzen. Außerdem hatte ich kurz zuvor erfahren, dass meine verwandte Seele ein Mann war, was mein Interesse an ihrer Erscheinung stark minderte.
Die Flammen, die um ihren Körper tanzten, bemerkte ich erst einige Sekunden nach der Verwandlung. Aus ihnen schienen die Magiebälle zu kommen, die meinen Bannkreis bereits stark geschwächt hatten.
„Einen Engel hatte ich noch nie zu Gast. Es freut mich, dich hier begrüßen zu dürfen", strich eine sanfte Stimme über mich hinweg.
Ich hob den Blick, den ich auf meine verkrampften Hände gerichtet hatte. Die Frau kam etwas auf mich zu.
„Ich bin Alena, Hüterin der geheiligten Schrift."
Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder dem Schutzwall zu und konzentrierte mich darauf, ihn zu erhalten. Gleichzeitig dachte ich fieberhaft nach. Wie konnte ich diese Frau besiegen? Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ein physischer Angriff nichts bringen würde.
Da fiel es mir auf. Die Flammen um ihren Körper waren die wirklich machtvollen, nicht die Frau selbst. Ich musste bloß die Flammen ersticken. Nur wie sollte ich das anstellen? Ich war geschwächt, ein Erstickungszauber kam gar nicht in Frage.
Sie musste näher kommen, dann könnte ich vielleicht einen Wasserzauber verwenden. Nur wie sollte ich sie heran locken? Nach einigem Hin und her entschied ich mich für die plumpeste Methode, für Vorsicht war keine Zeit. Also hob ich wieder meinen Kopf und sah zu der jungen Alena, die nur wenige Schritte von mir entfernt stand.
„Wenn du noch nie einen Engel gesehen hast, schöne Alena, dann ist es mir eine Ehre, dein Gast zu sein. Wie ist es angemessen, sich hier zu begrüßen?"
Charmant lächelte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie angestrengt ich gerade war. Alena musterte mich kurz, dann trat sie noch etwas näher. Vielleicht fünf Schritte trennten uns noch voneinander.
„Normalerweise ist eine Umarmung Brauch. Nur durch deinen Schutzzauber ist es uns nicht möglich, einander zu berühren."
Sie lächelte mich jetzt verführerisch an. Mir war klar, dass sie mich zu sich locken und dann verbrennen wollte, doch nicht mit mir. Ich lächelte sie einfach nur an. Währenddessen sammelte ich meine restliche Magie in mir und orientierte sie zu Alena. Diese zog verwirrt die Augenbrauen zusammen, als mein Lächeln zusammen fiel und wollte einen Schritt zurück treten.
Doch ich ließ dies gar nicht zu, war mir doch bewusst, dass es jetzt schon ganz knapp war. Stattdessen schleuderte ich ihr die gesamte Wassermagie entgegen.
„Aqua."
Der Befehl reichte, das sich bildende Wasser umschloss den schlanken Körper und stürzte sich hungrig auf die Flammen. Alena zuckte überrascht weg, stolperte und fiel schlussendlich. Sie hatte gerade noch genug Zeit um den Kopf zu heben und mich schockiert an zu sehen, dann brach sie zusammen. Sekunden später folgte ich ihr in die Ohnmacht, eine beruhigende Schwärze um mich herum und leicht lächelnd.
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So, dass vorvorletzte Kapitel. Ich hoffe das es euch gefällt.
An alle, die den Teil "Speciale" aufmerksam gelesen haben:
Ich habe heute überraschenderweise meinen Bruder gesehen. ich habe mich darüber mehr gefreut wie erwartet und mich auch noch recht gut mich ihm verstanden.
Aber das soll jetzt nicht Thema sein, guten Abend euch noch.
Over and Out, _Amnesia_Malum_
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