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PoV. Jisung

Nun ist der nächste Song an der Reihe: Close. Dies wird mein vorletzter Track von meinem Mixtape sein, auf welches ich zutiefst stolz bin. Noch nie haben mir meine Songs so sehr gefallen wie jetzt. Man merkt, dass ich schon ziemlich Lust auf ein Comeback hätte. Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich bald unbedingt eins haben will? Ich performe nicht gerne. Lieber sitze ich in meinem Studio und produziere den einen Song nach dem anderen. Das ist eine Sache, die ich an ,Idol-Sein' hasse: Performen. Es ist einfach nichts für mich.

Ich höre mir Close ein wenig an, da ich mit dem Song ganz schön weit gekommen bin und ich muss sagen, dass ich mit diesem ganz zufrieden bis jetzt bin. Es hat sich gelohnt, sich endlich die Zeit für etwas zu nehmen, um an meinem ziemlich gelungenen - bis jetzt zumindest - Mixtape zu arbeiten.

Die Tage bin ich so gut wie gar nicht an meinem Mixtape vorangekommen und deswegen nutze ich die Zeit, ehe Hyunjin ins Studio kommt, damit wir beide unsere nächste Sitzung halten können. Hyunjin... dieser Junge geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Er beschäftigt mich wirklich sehr, da ich mich durchgehend frage, wohin Hyunjin immer verschwindet, wenn es wichtiger als ein Auftrag von JYP ist. Ich seufze leise, ehe ich mich an meinem Stuhl lehne, wodurch mein Stuhl ein wenig nach hinten rollt. Ich lasse meine Playlist laufen, ohne zu berücksichtigen, dass Hyunjin bald kommen könnte. Ich schließe meine Augen und denke über all das ganze nach. Ich muss mich etwas sammeln, denn es ist einiges in letzter Zeit passiert.

So gerne will ich wissen, wieso Hyunjin durchgängig einfach verschwindet, ohne mir den kleinsten Hinweis darauf zu geben, was ihm bitteschön wichtiger ist als dieser Auftrag. Ich will Hyunjin sehr ungern unter Druck setzen, aber wenn er weiter so macht, dann werden wir nicht rechtzeitig fertig und anschließend bekommen wir recht großen Ärger. Genau das ist meine große Sorge: Ich habe keine Lust, JYP zu enttäuschen.

Und um ehrlich zu sein habe ich einen Gefallen darin gefunden, an diesem Song mit Hyunjin zu arbeiten, obwohl er mir nicht die Freiheit gibt, die ich mir erhofft habe. Ich hätte ihm beim letzten Mal einfach sagen können, dass ich mich ganz schlecht gefühlt habe, als ich an den Beats gearbeitet habe, die gar nicht nach mir klingen, doch schlussendlich ist mir wichtiger, dass wir mit dem Song vorankommen und wir uns nicht streiten. Ich habe langsam die Schnauze voll von unseren Streitereien und ich sehne mich wirklich danach, mich mit ihm eines Tages zu vertragen.

,,J-Jisung?" Sofort reißt mich eine bekannte Stimme von meinen Gedanken und schlagartig drehe ich mich mit dem Stuhl zu ihm, um ihn willkommen zu heißen. Ganz kurz blicke ich auf mein Smartphone und mich wundert es, dass er früher als sonst gekommen ist. Dann hätte ich meine Musik sofort ausgeschaltet, weil er diese nicht ausstehen kann. ,,Oh.. hey Hyunjin. Setz dich direkt zu mir. Dann können wir an dem Song weiterarb-" schlage ich vor, doch plötzlich werde ich von de großen, schwarzhaarigen Jungen unterbrochen.

,,Dieser Song.." ruft er dazwischen, ehe sich der Große zu mir setzt und auf meinen Bildschirm blickt. An seinem Gesichtsausdruck kann ich leider nicht erkennen, was der Song in ihm auslöst, doch sicherheitshalber schalte ich diesen ab. ,,Das ist ,19' - ein Track von meinem Mixtape.. sorry, ich wusste nicht, dass du schon so früh kommst. Dann hätte ich die Musik eher ausgemacht. Nun denn... lass uns an unserem Song setzen, denn es gibt eines zu tun." meine ich zu ihm und sehr wahrscheinlich kann er an meinem gelangweilten Stimmklang hören, dass ich unseren Song irgendwie nicht mag. Der Beat gefällt mir wirklich nicht. Der passt absolut nicht zu mir, doch dies jetzt gar keine Rolle. Hauptsache Hyunjin kann sich mit diesem Song anfreunden.

,,Hmm.. was den Song angeht.." nuschelt Hyunjin dazwischen und blickt nachdenklich auf meinen Bildschirm, als würde ihn etwas beschäftigen: ,,Irgendwie kann ich mich mit unseren ausgewählten Beat doch nicht so ganz anfreunden. Dieser ist mir ein wenig zu unpersönlich. Das, was ich jetzt vorhin gehört habe, während ich dich beobachtet habe, hat ganz gut geklungen und deswegen würde ich es sehr gerne wollen, dass wir einen Track in deinen Stil machen."

Nachdem Hyunjin seine Worte fertig ausgesprochen hat, weiten sich meine Augen, da ich realisiert habe, was Hyunjins Wunsch für unseren Song ist: Er will, dass wir diesen in meinen Stil machen? Sonst bin ich immer davon ausgegangen, dass er meine Musik nicht mag. Auf einmal doch? Oder mag er nur diesen einen Song, den ich laufen lassen habe? Ich will ihn da nicht ausfragen und deswegen nehme ich es hin.

Ich bin froh darüber, dass ich etwas in meinem Stil ausprobieren kann.

,,Okay. ich bin dabei... dann können wir gemeinsam gucken, was sich da machen lässt. Ich würde jetzt mal sagen.. dass ich ein wenig rumprobiere und du dann guckst, ob es passt oder ich es noch ein wenig anders machen soll." schlage ich anschließend vor und auf meinen Lippen schleicht sich ein sanftes Lächeln, da ich mich aufgrund Hyunjins Worte nicht zurückhalten kann. Auch mein Herz fängt an zu pochen, was mich zum hinterfragen bringt: Wieso? Vielleicht macht es mich einfach glücklich, dass er doch einen Gefallen an meinen Songs gefunden hat?

Dies motiviert mich umso mehr, an diesem Song zu arbeiten?

Wir haben erstmal mit dem Beat angefangen und wir beide konnten uns recht gut darauf einigen. Nicht einmal eine kleine Streiterei. Nur konstruktive Kritik, wenn dem einen eine Stelle am Song nicht gepasst hat. Meinetwegen kann es immer so laufen, denn so hat man viel mehr Lust und Spaß daran, an diesem Song zu arbeiten.

Hyunjin stellt anschließend fest: ,,Wir sind heute recht weit vorangekommen.. das gefällt mir." Der große Junge schenkt mir ein leichtes Lächeln, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass ihm gleich das Lächeln vergehen wird, wenn ich ihn ein wenig ausfragen muss. Ich riskiere es einfach und werde das los, was ich schon immer loswerden wollte: ,,Ja, aber ich denke, dass wir jetzt um einiges weiter gewesen wären, wenn du nicht immer so plötzlich abgehauen wärst. Es wäre sehr schön, wenn du mir sagen würdest, was wichtiger als unser Auftrag ist."

Und ich habe recht gehabt: Hyunjins Lächeln verschwindet langsam aus seinen Lippen.

Er fragt mich ein wenig angespannter: ,,Denkst du, dass ich keine andere Aktivitäten auf meinem Zeitplan stehen habe als an diesem Song zu arbeiten? Wenn ja, dann hast du dich ganz fett getäuscht. Ich plane nebenbei an meinem Comeback und was mein Privatleben angeht.. es geht dich absolut nichts an, was ich so treibe. Soll nicht böse klingen, aber wenn ich gehen muss, dann hat es seine Gründe."

,,Es wäre trotzdem schöner, wenn wir etwas mehr Zeit für diesen Song hätten. Ich meine.. wir hätten jetzt vielleicht schon damit fertig sein können. Immerhin schaffe ich es, insofern ich mich darauf fokussiere, einen Song an einem Tag zu schreiben." erkläre ich ihm, ohne einen Streit anzufangen, doch Hyunjin äußert ganz zum Schluss, ehe dieser das Thema komplett wechselt: ,,Aber ich bin Hyunjin und nicht J.One. Das musst du ebenso berücksichtigen. Was alles außerhalb von diesem Auftrag passiert, ist nichts, was dich angehen sollte. Das, was zählt, ist dass ich jetzt Zeit dafür habe und ich nicht allzu schnell wieder abhauen werde, insofern nichts dazwischen kommen sollte."

Dieser Junge hat mir ausdrücklich klargemacht, dass mich sein Leben nichts angeht.

Gemeinsam arbeiten wir an dem Song weiter, auch wenn mich seine Worte ein wenig verletzen. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass er sich mehr gegenüber mir öffnen könnte. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass mich seine Worte nicht getroffen haben. Dabei will ich versuchen, mich mit ihm zu versöhnen. Ich hätte mir bis vorhin noch vorstellen können, dass wir irgendwann auf eine Freundschaft eingehen können.

Doch jetzt fühlt es sich an, als wäre mein Wunsch in tausend Stücke zerbrochen.

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