PoV. Jisung

Hör auf zu träumen. Das sind Hyunjins Worte und als diese aus seinem Mund herausgekommen sind, habe ich realisiert, wie familiär dieser Ausdruck eigentlich ist. Hör auf zu träumen. Das hat man mir oft genug gesagt und langsam kann ich es nicht mehr hören. Wenn es weiter so geht, dann werde ich wirklich eines Tages aufhören zu träumen.

Wenn man mir nicht die Möglichkeit geben will, meine Träume zu verwirklichen.

Ich weiß nicht, was ich zu Hyunjins Worten sagen soll, außer dass sie mich zutiefst verletzt haben? Wie kann es sein, dass er es geschafft hat, meine Schwachstelle zu finden? Diese Tatsache macht mir ein wenig Angst. Ich stehe wie erstarrt vor Hyunjin und kriege einfach kein einziges Wort aus meinem Mund heraus, da ich nicht mehr weiß, wie ich mich rechtfertigen kann. Zudem sind es diese Worte... hör auf zu träumen.

Ohne etwas zu sagen drehe ich mich von Hyunjin weg und stampfe in die Richtung meiner Wohnungstür. Schnell greife ich nach meinen Schlüssel, ehe ich das Apartment stumm verlasse. Ich will im Moment einfach nur weg von Hyunjin. Ich möchte ihm nicht ins Gesicht sagen, dass mich das verletzt hat, da ich keine Zielscheibe für diesen Jungen sein will.

Ich mache mich auf dem Weg zum Chans Apartment, da ich genauso wenig Lust darauf habe, draußen in den langen Straßen Seouls zu irren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Chan ein offenes Ohr für mich hat, wenn ich mich mal wieder über das arrogante Arschloch beschwere.

Nun stehe ich vor der Tür von Chans Apartment und klingele sofort, sodass er möglichst schnell öffnet. Ein Glück, dass das Klingeln von Chan wahrgenommen wird und er dementsprechend bei sich zu Hause ist. Er öffnet die Tür und sofort fragt er besorgt, da er weiß, dass ich immer unangekündigt komme, wenn es mir nicht sonderlich gut geht:
„Hey Jisung? Ist alles in Ordnung? Geht dir Hyunjin auf dem Kicker?"
Ich sage nichts weiter und gebe ein leichtes Nicken von mir. Was soll ich ihm bitte noch sagen? Es muss klar sein, dass es wegen Hyunjin ist, da Chan bewusst ist, dass Hyunjin die Nacht bei mir verbringen muss.

Chan lässt mich rein und fragt mich sofort: „Willst du etwas trinken? Kaffee? Kakao? Tee?"
„Mit einem Tee kann ich mich zufrieden geben."
„Grünen Tee wie sonst immer, nicht wahr?" von Chan noch einmal, der zwei kleine Tasse aus einem Regal herausholt. Ich nicke kurz, ehe ich mich auf einer der Barhocker setze, welcher vor Chans Küchentheke steht. Ich liebe Chans Apartment, denn in diesem fühle ich mich mehr zu Hause, als ich es in meinem eigenen tue.

Nun hat er uns beiden grünen Tee zubereitet und jetzt gesellt sich mein Hyung zu mir, indem er sich auf einen benachbarten Barhocker setzt. Während ich den ersten Schluck Tee zu mir nehme, fragt mich Chan erneut: „Also.. was ist denn jetzt los, Jisung? Wo drückt der Zeh?"
„Um auf deine Frage von vorhin einzugehen, ja es ist wegen Hyunjin. Dieser Pisser regt mich so auf. Was hat sich JYP dabei gedacht, ihn zu meinem Apartment zuzuordnen? Ich hoffe so sehr, dass dieser Anschlag ein echter ist und sie Hyunjins Apartment plündern, weil er das verdient!"

„Aber komm schon... wenn sein Apartment wirklich geplündert wird, dann muss er länger bei dir bleiben. Ist dir das eigentlich bewusst." Will Chan kurz anmerken und dabei realisiere ich, dass er eigentlich recht hat.
„Na gut stimmt... länger könnte ich es nicht mit ihn aushalten." von mir, während ich aggressiv weiter trinke und darauf folgend die Tasse mit voller Wucht auf die Küchentheke stelle.

„Uff... ich weiß, wie sehr dich Hyunjin aufregt und so alles, aber ich denke, dass du jetzt keine andere Wahl hast, als mit ihm klarzukommen. Zumindest nur diese eine Nacht und dann noch früh am Morgen. Wir gehen vollkommen davon aus, dass dieser Art Anschlag kein Echt ist und es nur einen bescheuerten Streich handelt." behauptet Chan anschließend und legt vorsichtig einen Arm um mich.

„Auf jeden Fall sollst du dich nicht von Hyunjin runterkriegen lassen, was auch immer er gemacht hat, da er es ganz bestimmt nicht verdient, zu gewinnen. Du verdienst es genauso wenig an seiner Anwesenheit zu leiden. Ich kann dir sonst noch anbieten, dass du diese Nacht bei mir bleiben kannst, wenn du dich dann wohler fühlst." schlägt Chan schlussendlich vor und ich nehme mir seine Idee sehr zu Herzen, allerdings ist dies nicht so einfach und das muss ich Chan erklären:

„JYP hat gesagt, dass ich auf Hyunjin aufpassen soll, als wäre ich sein Bodyguard. Ich verstehe das nicht. Wieso muss ich mich um ihn kümmern? Ich meine... dieser Junge interessiert mich ein Scheiß und dafür gibt es nicht einmal positive Sanktionen. Ich meine... ich finde, dass ich schon etwas dafür bekommen sollte, dass ich es eine ganze Nacht mit ihm verbringen muss! Außerdem habe ich genauso wenig Lust darauf, dass Hyunjin meine ganze Wohnung durchsucht, bis er etwas findet, woran er rumhacken kann, weißt du?" will ich noch einmal anmerken, damit Chan versteht, in was für einer Situation ich bin!

„Okay.. aber wie man unschwer erkennen kann, hast du es nicht einmal die ersten Minuten mit ihm ausgehalten. Ihr seid nicht lange ohne mich im Apartment gewesen.. also.. wenn du wieder zurückgehst, nehme dir einfach Hyunjins Worte nicht zu Herzen, egal wie gemein er sein kann. Ich meine... dass er so überheblich und ekelig sein kann, ist kein Geheimnis. Zeig ihm, dass du dich davon nicht runterkriegen lässt und irgendwann hört er damit auf. Weißt du, Jisung? Wenn du zulässt, dass es dich verletzt, dann machst du dich zu einer Zielscheibe für Hyunjin, wodurch er eine Menge Angriffsfläche hat. Vertrau mir... es wäre das beste, einfach nachzulassen." predigt Chan, ehe ich mich in eine lange Umarmung mit ihm verwickle.

Chan ist wirklich der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Immerhin hilft er mir, diese schwierigen Zeiten durchzustehen. Jedes Mal redet er mir ein, dass ich niemals aufgeben soll, weil Hyunjin es nicht wert ist, seinetwegen, mit dem Träumen aufzuhören. Chan kennt die ganze Geschichte dahinter und ich bin unendlich froh darüber, dass er hinter mir steht.

Er hat vollkommen recht. Ich werde mich nicht von Hyunjin runterkriegen lassen. Später werde ich zurückkommen und jeden blöden Kommentar ausblenden. Genau, er ist es nicht Wert.