Kapitel 76

Masons Sicht

Wütend schmeiße ich mich auf mein Bett. Wetten die kleine Dramaqueen macht jetzt wieder ne Szene. Und alles dreht sich wieder nur um sie. Langsam nervt es. Bin ich so egal? Ich bin immerhin auch erst 16. Nur weil sie 13 ist, ist sie so viel wichtiger? Es klopft an der Tür.

"Raus!",

rufe ich bestimmt. Ich versteh es einfach nicht. Wieso ist sie so viel wichtiger?! Die Tür öffnet sich.

"Raus sagte ich!",

rufe ich und verstecke meinen Kopf in meinem Kissen. Die stehen doch sowieso alle auf Indianas Seite. Ich bin ja der große Böse und sie die arme Kleine. Ich muss selbst klar kommen. Was ist mit denen falsch?! Ich hab auch meine Eltern verloren, aber das interessiert ja niemanden. Es ist nur wichtig, dass die arme kleine Indiana ihre Eltern verloren hat. Von allen wird sie wie ein Baby behandelt. Indiana hier, Indiana da. Immer steht die im Mittelpunkt. Versteht niemand, wie scheiße das ist. Unsere Eltern haben wenigstens versucht, alle gleich zu berechtigen. Lukas kriegt das nicht hin. Aber am schlimmsten ist ja Luke. Oder Ace. Tränen laufen über meine Wangen. Das Bett senkt sich neben mir. Wütend springe ich auf.

"Lass mich in Ruhe. Du stehst doch sowieso auf Indianas Seite. Es ist doch egal was ich mach. Immer geht es nur um Indiana. Was ich mache ist doch völlig egal!",

schreie ich ihn an und rausche aus dem Zimmer. Schnellen Schrittes renne ich die Treppe runter. Unten steht Luke. Wütend beschleunige ich meine Schritte.

"Mason hör mir...",

setzt Luke an. Weiter kommt er nicht, da ich an ihm vorbei renne und ihn im Lauf umschubse. Mir doch egal, was er will. Wahrscheinlich will er mir sowieso nur Vorwürfe machen. Darauf kann ich verzeichnen. Klar hätte ich ihr es sanfter sagen können, aber warum sollte ich?! Ich wäre so oder so der Böse und alles würde sich um sie drehen. Alles dreht sich um sie. Wütend knalle ich die Haustür hinter mir zu und stapfe durch den Schnee zur Garage. Ich hasse Schweden. Hat mich überhaupt jemand gefragt, ob ich nach Schweden will?! Nein! Immer hieß es nur: Es ist besser so. Das ich nicht lache. Mit Schwung trete ich das Garagentor auf. Wenigstens hab ich zum Geburtstag einen Roller bekommen. Sonst wäre ich längst nicht mehr hier. Vielleicht finden die anderen Schweden besser, ich jedenfalls definitiv nicht, denke ich und schwinge mich auf meinen Roller. In Gedanken versunken starte ich meinen Roller und fahre los in Richtung Stadt. Einfach nur weg. Weg von Indiana. Weg von allen. Die können mich alle mal!
Lässig parke ich meinen Roller vor der Bar, in die ich mit meinen Kumpels immer gehe. Mein Pokerface hab ich schon vor Minuten aufgesetzt. Der Türsteher nickt mir zu. Schnell zeige ich ihm meinen Ausweis. Naja wirklich echt ist der nicht. Aber ohne gefälschten Ausweis wäre ich komplett am Arsch. Die Schweden nehmen es mit dem Alkohol zu genau. Ich Deutschland hab ich schon mit dreizehn regelmäßig und viel getrunken und es hat niemanden gejuckt. Und damit wären wir wieder beim Thema. Bei Indiana wird ja ein riesengroßes Drama gemacht, wenn sie einmal trinkt. Ich bin mit 13 teilweise besoffen in die Schule gekommen. Aber niemanden hats gejuckt. Zielstrebig gehe ich zur Bar und bestelle mir was. Der Barkeeper nickt. Ich ziehe mein Handy raus und schreibe meinen Kumpels, ob sie Zeit haben was zu trinken. Alleine in der Bar, das wirkt schon etwas Opferlike. Aber im Gegensatz zu Indiana bin ich kein Opfer! Aber Opfer bekommen ja immer die ganze Aufmerksam. Auf Echs schütte ich meinen Drink runter. Den bitteren Geschmack des Alkohols nehme ich kaum war. Irgendwann klopft mir jemand auf die Schulter.

"Was ist denn los, Alter?",

fragt einer meiner Kumpels. Ich zucke mit den Schultern. Ich hab aufgegeben zu zählen, wie viel ich getrunken hab. Auf jeden Fall zu viel.

"Du bist ja völlig blau!",

ruft mein Kumpel entsetzt.

"Mag sein",

lalle ich. Ist mir alles egal. Der Alkohol löscht so schön alle Probleme. Plötzlich legt sich eine Hand auf meine Schulter.

"Ausweis bitte",

meint die Person mit Nachdruck. Ich blicke in das Gesicht einer Uniformierten Person. Scheiße Polizei, schreit mein Unterbewusst sein.

"Hab isch nischt dabei",

nuschle ich. Wenn die meinen gefälschten Ausweis sehen, bin ich am Arsch.

"Wie alt bist du den?",

fragt die Polizeikontrolle weiter.

"18",

antworte ich. Hoffentlich bemerken sie den Schwindel nicht. In dem Moment kommt ein zweiter Polizist auf mich zu.

"Momentmal. Den kenn ich. Das ist der Bruder von nem Kumpel von mir. Der ist Sechzehn oder 17 aber niemals 18",

meint der zweite Polizist. Scheiße. Warum nehmen es die Schweden mit dem Alkohol auch so eng.

"Ist doch egal",

lalle ich lachen.

"Wie heißt du?",

fragt der Polizist. Scheiße, Scheiße, Scheiße.

"Mark Styles",

behaupte ich. Mark kann mich mal. Der steht doch auch auf Indianas Seite. Hat er halt davon.

"Und wie alt bist du, Mark?"

"18",

antworte ich. Zum Glück ist Mark echt 18.

"Wo wohnst du?",

fragt der Polizist weiter. Schnell nenne ich meine Adresse.

"Gut. Wir würden das gerne überprüfen. Wenn du uns folgen würdest..?"

Schwankend stehe ich auf und torkle mit den Polizisten zum Auto.

"Gibst du uns bitte deine Telefonnummer? Ich denke mal, du wohnst noch bei deinen Eltern?"

Ich schüttle den Kopf.

"Meine Eltern sind tot",

meine ich Stumpf gebe den Polizisten dann aber unserer Telefonnummer.

"Mark Styles?",

meldet sich Mark. Scheiße. Warum muss Mark auch zuhause sein?!

"Hallo. Hier ist die Polizei. Wir haben hier jemanden, der ebenfalls behauptet, Mark Styles zu heißen. Wir hätten gerne ihren Erziehungsberechtigten gesprochen"

"Ok... Unser Vormund ist momentan nicht da, aber ich kann meinen drittältesten Bruder holen",

antwortet Mark.

"Luke kommst du? Mason hat irgendeine Scheiße angestellt!",

ruft Mark auf Deutsch. Die Polizisten gucken sich fragend an.

"Styles?",

meldet sich Luke.

"Hallo hier ist die Polizei. Wir haben Ihren jüngeren Bruder betrunken in einer Kneipe aufgefunden. Er behauptet Mark Styles zu heißen. Können Sie mir bitte Ihre Adresse nennen, damit wir das überprüfen können?"

"Natürlich",

meint Luke und nennt schnell unsere Adresse. Der Polizist bedankt sich und legt auf.

"Scheint als hießest du nicht Mark Styles. Verrätst du uns deinen richtigen Namen?",

fragt der andere Polizist mich und deutet mir an Einzusteigen. Ich komme seiner Aufforderung nach und setze mich in den Polizeiwagen.

"Nein verrate ich nicht",

antworte ich stumpf. Luke und die anderen können mich mal. Selbst wenn ich ins Gefängnis kommen würde, wäre es Ihnen egal. Sobald Indiana einen Schluck trinkt, herrscht Panik. Bin ich voll, ist es allen egal. Ich hasse es. Warum bin ich nicht der jüngste?! Dann wäre alles besser. Der Polizeiwagen setzt sich in Bewegung. Die Polizisten haben es gut. Immer auf denen rumhacken, die Fehler machen. Wenn ich keine Fehler mache, könnte niemand auf mir rumhacken. Aber es würde meiner Familie noch nicht einmal auffallen, wenn ich plötzlich perfekt wäre. Aber wenn bei Indiana irgendwas wäre, würde natürlich sofort die ganze Welt für sie verändert werden.

"Ich will nicht zu Luke",

meine ich irgendwann stumpf auf Deutsch.

"Ihr versteh zwar nicht perfekt Deutsch, aber wer ist Luke und warum willst du nicht zu ihm?",

fragt der Polizist neben mir sanft.

"Kann Ihnen doch egal sein. Sie würden nur sagen, dass ich übertreibe. Wie alle",

nuschle ich auf Deutsch.

"Und wenn es mir nicht egal ist? Es scheint dir damit nicht gut zu gehen"

"Ja es geht mir damit nicht gut, und?! Lassen Sie mich in Ruhe mit ihrem Scheiß!"

Wütend blicke ich aus dem Fenster. Die Landschaft zieht nur so dahin. Wenigstens ist Lukas nicht da. Der würde mehr ausrasten als Luca. In dem Moment fahren wir auf unseren Hof. Der Polizist hält mir die Tür. Langsam stehe ich auf. Unsere Haustür geht auf. Luke schaut besorgt drein. Der kann mich mal. Die Polizisten drücken mich mit sanfter Gewalt mit. Widerwillig gehe ich mit.

"Du gehst nach oben!",

meint Luke stumpf zu mir.

"Du hast mir gar nichts zu sagen! Du kannst mich mal!",

rufe ich und stampfe die Treppe hoch. Mir doch egal, ob die Polizisten das verstehen! Wütend knalle ich die Tür zu meinem Zimmer zu. Die können mich alle mal! Wütend schmeiße ich mich auf mein Bett. Schnell angle ich nach meinen Kopfhörern und verbinde sie mit meinem Handy. Sobald die ersten Töne erklingen, komme ich runter. Ich liebe Klassische Musik. Ohne sie ging es mir so viel schlechter. Es ist einfach was zum runterkommen, wenn man sich über seine Geschwister aufregt. Schnell schiebe ich den Gedanken von mir weg. Ich muss grade einfach Musik machen. Also nehme ich meine Rucksack und packe meine Querflöte aus meinem Versteck hinein. Ein Wunder, dass sie noch niemand gefunden hat. Sonst hätte ich ein Problem. Dann würde ich vor allen als Opferkind dastehen. Langsam gehe ich die Treppe hinunter.

"Wohin willst du?",

fragt Luke mich unten.

"Geht dich nichts an!",

antworte ich genervt und schiebe mich an ihm vorbei. Schnell schlüpfe ich in meine Schuhe und gehe aus der Haustür raus. Mit zügigen Schritten gehe ich Richtung Wald. Der einzige Ort, an dem ich ich selbst sein kann. Ich atme die Luft des Waldes ein. Sofort beruhigt die mich. Langsam gehe ich zu meinem Lieblingsplatz: einem Baumstamm mitten auf einer Lichtung. Dort angekommen lasse ich mich auf den Baumstamm sinken. Ich liebe diesen Platz einfach. Leise beginne ich zu spielen. Ich spiele einfach drauf los. Ohne Noten. Einfach nach Gefühl. Als ich fertig bin, ist es schon stockdunkel. Seufzend stehe ich auf und packe meine Querflöte weg. Unterwegs gucke ich kurz auf mein Handy. Shit. 22:43 Uhr. Ich hab ein Problem. Fröstelnd mache ich mich auf den Weg. Es ist ganz schön kalt geworden. Ok es ist immer kalt, aber es sind grad bestimmt -10 Grad. Und ich hab nur ne dünne Jacke an. Wie dumm bin ich eigentlich?! Ich beschleunige meine Schritte. Es ist so kalt. Meine Zähne fangen langsam an zu klappern. Genau in dem Moment landet eine Schneeflocke auf meiner Nase. Genervt streiche ich sie weg. Warum muss es jetzt auch noch anfangen zu schneien?! Ich beschleunige meine Schritte nochmals, sodass ich jetzt renne. Leicht außer Atem komme ich zuhause an. Angespannt gehe ich zu unserer Haustür und klingle. Nervös trete ich von einem Bein aufs andere. Hoffentlich sind sie nicht zu sauer. Zum Glück steht das Polizeiauto nicht mehr da, bemerke ich erleichtert. In dem Moment geht die Tür auf. Indiana springt mir um den Hals.

"Ich hab mir solche Sorgen gemacht. Mach das nie wieder",

schluchzt sie.

"Toll für dich, dass du dir Sorgen gemacht hast. Das interessiert mich aber nicht. Und jetzt lass mich los!",

meine ich genervt und gehe zur Treppen. Indiana klammert sich weiterhin an mich.

"Lass mich los",

rufe ich genervt. Genervt gehe ich mit Indiana hoch. Das Mädel macht nur Probleme.

"Lässt du mich jetzt los oder muss ich dich erst die Treppe runter werfen?!",

frage ich sie genervt. Indiana klammert sich noch mehr an mich. Kann das Mädel nicht aufhören?! Wütend nehme ich mir Indiana und schmeiße sie gegen die Wand. Sie schreit unterdrückt auf.

"Heul nicht!",

zische ich ihr noch zu und knalle die Tür zu meinem Zimmer zu. Ich kann Luke schon die Treppe hoch rennen hören. Immer nur Indiana. Es kotzt mich an. Wütend trete ich die Tür zu meinem Zimmer wieder auf, nachdem ich meine Rucksack in die Ecke gelegt habe. Bevor irgendjemand mich sieht, bin ich auch schon im Bad verschwunden. Hier stelle ich mich kurz unter die Dusche. Als ich fertig bin, trockne ich mich kurz ab und zieh meine Boxershorts (?) an. Meine dreckige Wäsche schmeiße ich einfach in eine Ecke. Mir doch egal. Danach mache mich dann auf den Weg zurück in mein Zimmer. Zum Glück ist Indiana oder Luke nicht mehr auf dem Flur. In meinem Zimmer schließe ich mich ein. Nicht das Luke oder sonst wer nachts reinkommt. Etwas ruhiger lege ich mich in mein Bett. Ob es an dem Restalkohol oder sonst wo dran lag, aber zum Glück schlafe ich sofort ein.

1998 Wörter. Danke an A-S0809 für das Kapitel. 😍 Ich hoff es gefällt euch genauso sehr wie mir. Ich versuch möglichst bald wieder zu schreiben aber versprechen kann ich leider nichts.
Lg

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