Kapitel 7
Als ich von meinem Spaziergang nach Hause kam, war Devan tatsächlich verschwunden. Außerdem hatte er freundlicherweise den Backofen ausgemacht und Joghurtglas und Löffel abgespült. Carlos war mittlerweile auch zurück und saß im Schneidersitz auf dem Küchentisch. Als ich die Wohnung durch die Tür betrat und die Pizza aus dem Backofen holte, musterte er mich prüfend. Mein Blick fiel auf den Tisch und ich stellte fest, dass Devan auch die Akten mitgenommen hatte. Seufzend legte ich die Pizza auf einen Teller und setzte mich neben Carlos auf den Tisch. An manchen Tagen fragte ich mich, wieso ich mir eigentlich Stühle angeschafft hatte.
„Ihr habt euch also noch richtig gefetzt?", fragte Carlos neugierig. Ich biss nachdenklich in meine Pizza.
„Irgendwie schon", war dann meine vage Antwort.
„War er eifersüchtig wegen Louis?" Carlos schien sich schuldig zu fühlen, schließlich hatte er mit dem Thema angefangen. Ich schnaubte und aß weiter.
„Er ist nur mein Arbeitskollege, deshalb hat er überhaupt kein Recht, eifersüchtig zu sein", klärte ich ihn mit vollem Mund auf.
„Aber er ist es trotzdem?", hakte Carlos nach. Schnell aufgeben lag jedenfalls nicht in seiner Natur.
„Nein, ist er nicht. Er ist nur sauer wegen dem, was ich zu Stella gesagt habe."
„Das war doch die beste Ausrede, die ihr hättet finden können", munterte Carlos mich auf. „Wie willst du denn sonst erklären, dass du doch nicht auf Geschäftsreise bist, wenn es nicht um ein paar ruhige Tage mit einem neuen Freund geht."
Ich schielte ihn genervt an und er verstand das Thema nun erfreulicherweise als beendet.
„Ich nehme an, dass ihr mit dem Fall noch etwas Zeit brauchen werdet, richtig?", wechselte er es elegant. Ich nickte.
„Wirklich weit sind wir ja heute nicht gekommen", gab ich zu. „Aber ehrlich gesagt, habe ich auch keine Ahnung, wo wir suchen sollen, ich bin ja nicht einmal ausgebildet was solche Fälle angeht."
„Du machst das schon. Learning by doing, du weißt schon." Carlos zwinkerte mir zu und sprang vom Tisch. Ich aß meine Pizza auf und machte mich auf ein Gespräch mit Stella gefasst. Jetzt, wo sie wusste, dass ich nicht auf Geschäftsreise war, würde sie mich bestimmt sehen wollen.
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„Ich hätte nicht gedacht, dass wir dich so früh zu Gesicht bekommen", begrüßte mich Stella, als sie die Tür öffnete. Ich schob mich an ihr vorbei in die Wohnung und schlüpfte aus meinen Schuhen.
„Tut mir leid, dass ich euch angelogen habe", entschuldigte ich mich. Mir tat es wirklich leid, besonders weil ich wusste, dass Stella mir niemals böse sein würde, wenn es um einen Mann ging. Dafür war sie viel zu nett und nachsichtig mit mir.
„Ist schon gut", winkte sie also gemäß meiner Erwartung ab.
„Ich bin nur froh, dass Louis jetzt Geschichte ist, der war echt komisch. Devan dagegen wirkt gleich viel sympathischer."
Ich musste mich zurückhalten, um nicht laut loszulachen. Devan und sympathisch. Das war wohl das Absurdeste, was ich heute gehört hatte.
„Was hattest du denn gegen Louis?", fragte ich so beiläufig wie möglich. Da Devan ja nicht mein wirklicher Freund war, war die Sache mit Louis ja auch noch nicht zwangsläufig zu Ende. Bisher hatte Stella mir nie gesagt, dass sie ihn nicht mochte. Er war einmal mitgekommen, als wir was essen waren und da schienen sie sich zu verstehen.
„Naja, er war irgendwie so oberflächlich, du weißt schon. Als ginge es ihm immer nur um eins", erwiderte sie fröhlich und stolzierte mir voran in das Wohnzimmer. Dort saß Cindy auf einem der Sofas und schien in ihre Aufgaben vertieft zu sein.
„Hey, Liv", begrüßte sie mich abwesend und hielt ihren Blick dabei starr auf ihre Notizen gerichtet. Ich ließ sie in Ruhe und fläzte mich mit Stella auf das andere Sofa. Die Tatsache, dass sie es komisch fand, dass Louis nur so bedingt an mir interessiert gewesen war, verwirrte mich etwas. So war es bisher immer gewesen, schließlich kam man in einer richtigen Beziehung mit so vielen Lügen nicht so einfach durch.
„Wie hat er es denn aufgenommen?", fragte sie und goss sich ein Glas Orangensaft ein. Als sie mir eins anbieten wollte, lehnte ich dankend ab.
„Genau genommen,", begann ich etwas zögerlich, da ich wusste, dass es Stella nicht gefallen würde, was ich ihr gleich sagen würde.
„Genau genommen, was?", fragte sie misstrauisch und sah mich eindringlich an.
„Genau genommen, haben wir uns so lange nicht mehr gesehen, dass er noch gar nichts von Devan weiß", gab ich zu. Stella schüttelte tadelnd den Kopf. Genau genommen, hatte ich nicht gelogen. Louis und ich hatten uns seit bestimmt zwei Wochen nicht mehr gesehen und zu diesem Zeitpunkt kannte ich Devan noch nicht. Ich schauderte, als mir einfiel, dass wir uns erst seit einem Tag kannten. Ziemlich kurze Zeit für so einen heftigen Streit.
„So kannst du das nicht machen, Liv. Das bringt nur Verwirrung. Du solltest es ihm einfach sagen. Ruf ihn doch an." Sie streckte mir ihr Handy entgegen, doch ich schob ihren Arm weg.
„Mach ich später", log ich und kuschelte mich in die Kissen.
„Erzähl du mir mal lieber, was in deinem spannenden Alltag so passiert", forderte ich sie auf, woraufhin sie mir enthusiastisch von ihrem Unileben erzählte, was zu manchen Zeiten einen Neid in mir heraufbeschwor, den ich sofort in die tiefsten Tiefen meines Verstandes verbannte.
🎶
Am nächsten Tag reiste ich in den Krankenflügel des Ratsgebäudes, um nach Korrin zu sehen. Die Schwester ließ mich endlich zu ihm ins Zimmer und ich fand ihn in einem Krankenhausbett, allerdings frei von jeglichen Schläuchen oder ähnlichem. Leider war er nicht allein. Um sein Bett standen die temperamentvolle Wisserin, die sich gestern als seine Schwester herausgestellt hatte, und leider auch Devan. Korrin lächelte mich an, als ich den Raum betrat und winkte mich näher heran.
„Schön, dass du da bist, Olivia. Dann können wir ja jetzt Besprechung halten", schlug er vor und richtete sich in seinem Bett auf.
„Lywi, würdest du uns bitte allein lassen?", bat er seine Schwester, die Devan und mich mürrisch ansah und dann den Raum verließ. Ich zog mir den Besucherstuhl heran und setzte mich. Ich machte mir nicht die Mühe, Devan zu begrüßen. Ein bisschen zickig zu sein gönnte ich mir an diesem Tag. Korrin musterte mich nachdenklich, bevor er sich die Haare zurückstrich und uns erwartungsvoll ansah.
„Ihr wollt sicher hören, was ich herausgefunden habe, oder?", fragte er sichtlich aufgeregt.
„Ich will erst einmal hören, wie es dir geht", bremste ich ihn.
„Mir geht es blendend. Die Ärzte haben auch keinerlei Verletzungen oder andere Folgen festgestellt", klärte er mich kurz auf. Die Frage nach dem Was war allerdings noch immer nicht geklärt. Bevor ich nicht wusste, was mit Korrin passiert war, konnte ich die Sorge nicht vollends ablegen.
„Aber ich habe trotz alledem etwas gesehen", eröffnete er uns. „Nicht wirklich viel und ich weiß auch nicht, ob es uns wirklich helfen kann, aber ihr solltet es trotzdem wissen." Korrin machte eine dramatische Pause.
„Was war es denn?", fragte Devan ungeduldig.
„Wie ihr wisst, bin ich spezialisiert auf Gefühle und Gedanken, also habe ich auch dementsprechend nur das gesehen. Ich habe den Moment durchlebt, bevor er gestorben ist."
„Also seine Gefühle zu dem Zeitpunkt", vermutete ich. Korrin nickte.
„Zuerst war er irgendwie selbstsicher und stur, aber dann bekam er plötzlich vor etwas Angst. Er war gleichzeitig überrascht. Was auch immer passiert ist, er hätte nicht gedacht, dass von seinem Gegenüber eine Gefahr ausging."
„Haben deswegen die Wisser so spät angeschlagen?", fragte ich nachdenklich. „Hat der Angreifer sich gut getarnt?"
„Wenn es ein Geist war, ja. Aber das wissen wir immer noch nicht mit Sicherheit", wandte Devan ein. Ich nickte langsam.
„Und was ist dann passiert?", fragte Devan eindringlich. Korrin schnaubte.
„Na, dann war er halt tot", erwiderte er in sarkastischem Tonfall. Blöde Antwort für eine blöde Frage.
„Ich meine, mit dir. Was ist dann mit dir passiert?", fragte Devan angesäuert. Korrin schien nachzudenken.
„Es war seltsam. Es war, als hätte er mich nicht loslassen wollen. Als wollte er nicht, dass ich die Informationen weitergeben kann, wisst ihr?"
Ich wusste nicht, nickte aber. Vielleicht wussten ja die Wisser, was er damit meinte. Apropos Wisser.
„Haben wir schon die Informationen von den Ringen?", warf ich in die Runde. Devan schüttelte den Kopf.
„Sie überprüfen ziemlich viele und bisher haben sie keinen einzigen gefunden, der zu der Tatzeit überhaupt dort in die Nähe gereist ist."
Ich ließ den Kopf hängen. Langsam gingen mir die Ideen aus.
„Wir müssen doch irgendetwas tun können", sagte Korrin, den es genauso zu stören schien, dass wir nicht einmal einen sinnvollen Ansatz hatten.
„Ich werde die Akten heute noch einmal durchgehen, aber gestern haben wir auch nichts gefunden, also verspreche ich mir nicht besonders viel davon", teilte uns Devan mit.
„Macht das doch zusammen, das geht schneller", riet uns Korrin, der natürlich nichts von unserer Auseinandersetzung wusste. Erst als Devan und ich uns einen schnellen Blick zuwarfen, verzog sich seine Miene ein wenig.
„Das sollten wir vielleicht tun", lenkte Devan zu meiner Überraschung ein. „Wenn wir wieder nichts finden, können wir allerdings festlegen, dass das eine Sackgasse ist."
Ich nickte und war mir schon jetzt ziemlich sicher, dass wir nichts finden würden. Devan machte Anstalten, den Raum zu verlassen und ich wollte ihm folgen, doch Korrin hielt mich am Arm fest. Devan sah uns beide nur fragend an, doch auf ein Kopfnicken Korrins trat er durch die Tür auf den Flur. Ich wandte mich zu Korrin.
„Was ist?", fragte ich und er ließ meinen Arm los.
„Es tut ihm leid, Olivia", begann Korrin. Ich seufzte und wollte gehen, doch Korrin hielt mich wieder fest.
„Ich weiß zwar nicht, was passiert ist und worum es ging, aber es tut ihm wirklich leid, also sei nicht so hart zu ihm." Seine Augen huschten für einen Moment zur Tür und wieder zurück.
„Er ist eben nicht so gut im Umgang mit anderen Menschen", fügte er dann leise hinzu. Ich runzelte die Stirn. Was Devan wohl sagen würde, wenn er rausfand, was Korrin mir hier erzählte?
„Sag es ihm einfach nicht", bat mich Korrin, der anscheinend wieder in meinen Gedanken gepfuscht hatte. „Also, dass ich dir das erzählt habe."
Ich nickte ihm zu und verließ dann den Raum. Devan wartete im Flur auf mich.
„Wir sollten mit Ms. Lewis reden", schlug er vor.
„Stacey", korrigierte ich ihn. Stacey war für mich nie eine Ms. Lewis gewesen. Devan reagierte nicht auf meinen Einwand, sondern steuerte auf die Tür zu, durch die wir den Krankenflügel verließen.
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„Habt ihr etwas Neues?", fragte Stacey sofort, als wir ihr Büro betraten. Ich schüttelte den Kopf.
„Nichts, was uns auch nur den geringsten Hinweis geben könnte", erklärte ich ihr und setzte mich auf einen der Sessel. Devan blieb neben ihrem Schreibtisch stehen. Stacey seufzte und stützte ihren Kopf auf die Hände.
„Warum muss das alles gerade hier passieren?", murmelte sie müde. „Warum hätte der Mörder nicht in England bleiben können?"
Devan zog eine Augenbraue nach oben und sah sie skeptisch an, woraufhin sie sich schnell entschuldigte.
„Ich meine ja nur, dass das echt ein doofer Fall ist und ich keine Lust habe, weiterhin im Dunkeln zu tappen", erklärte sie sich.
„Ich meine, das macht doch alles keinen Sinn. Die Geister sind vor ihrem zweiten Tod nie auffällig geworden, bis dieser Alarm kam."
In diesem Augenblick fiel mir etwas ein.
„Was, wenn jemand die Sache selbst in die Hand genommen hat?", fragte ich in die Runde. Devan und Stacey sahen mich fragend an. Ich stand auf und begann, im Raum auf und ab zu laufen.
„Was, wenn dieser Alarm, der vor den Morden kam, einer war, der zeigte, dass der Ermordete kurz davor war, die Regeln zu brechen?", vermutete ich. „Was, wenn jemand das verhindern wollte?"
Devan schüttelte den Kopf.
„Die Person hätte schneller sein müssen, als wir, aber das kann nicht sein."
Wahrscheinlich hatte er Recht. Wir Hüter waren die Ersten, die bei so einem Fall benachrichtig wurden.
„Und was, wenn die Person nicht auf den offiziellen Alarm angewiesen war?", fragte ich weiter, womit ich nur fragende Blicke erntete. Bevor ich weitersprach, fiel allerdings bei Devan der Groschen.
„Willst du damit sagen, Wisser und Mitglied oder Geist hätten sich zusammengetan, um gegen Regelbrecher vorzugehen?"
In seiner Stimme schwang Skepsis mit.
„Wer hätte ein Interesse daran?", fragte nun Stacey. „Ihr regelt doch solche Fälle eigentlich. Wieso sollte sich ein Dritter einmischen?"
„Weil der die Geister tot sehen will", beantwortete ich ihre Frage. „Wir töten sie nicht, wir überzeugen sie nur."
Devan tippte mit den Fingerspitzen auf seinen Unterarm.
„Wir suchen also einen rachsüchtigen Wisser und ein Mitglied oder einen Geist? Und der Wisser muss auch eine bessere Wahrnehmung haben als die Offiziellen", fasste er noch immer misstrauisch zusammen.
„Er muss nicht unbedingt schneller sein", grübelte ich weiter. „Es reicht, wenn er langsam ist."
Devan sah mich verständnislos an und ich setzte zu einer Erklärung an.
„Wenn er einer der Offiziellen ist und uns mit Absicht zu spät alarmiert, dann reicht das auch."
Stacey stand ruckartig von ihrem Stuhl auf.
„Das sind alles ganz nette Überlegungen, aber wir haben keinerlei Beweise", sagte sie und trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Sie hatte Recht. Alles Vermutungen. Beweise hatten wir keine.
„Schaltet die Interne ein", schlug Devan vor. Stacey legte den Kopf schief.
„Du willst die Wisser überprüfen lassen?", fragte sie dann zweifelnd. Devan nickte.
„Sie wissen, worum es geht. Wenn sie sich dagegen sträuben, besteht direkt Verdacht gegen sie. Sie werden es zulassen, dass man ihnen bei der Arbeit auf die Finger guckt."
„Leider Gottes müssen wir dann auf den nächsten Toten warten, um herauszufinden, ob wir Recht haben", sagte ich enttäuscht. „Wir haben keine andere Wahl. Für die bisherigen Morde ist es jetzt zu spät, um da noch etwas herauszufinden."
Ich nickte. Anders ging es nicht. Wir würden warten und Däumchen drehen müssen.
„Ich sag der Internen, die sollen alles vorbereiten", kündigte Stacey an und setzte sich sofort ans Telefon. Devan und ich verließen den Raum und fanden uns in dem leeren Flur wieder.
„Olivia, hör mal, es tut mir leid, okay?", begann er schließlich. Ich war mir ziemlich sicher, dass er es ernst meinte, doch so schnell wollte ich ihn nicht vom Haken lassen. Ich drehte mich zu ihm und sah ihn misstrauisch an.
„Das ist mir gestern einfach so rausgerutscht, das meinte ich nicht so", sprach er weiter. „Ich hätte dich am ersten gemeinsamen Arbeitstag nicht gleich so angehen dürfen", fügte er dann noch hinzu. Ich wollte ihm gerade antworten, dass das schon in Ordnung war, da spürte ich meinen Ring vibrieren. Ich entschuldigte mich und öffnete den Kreis. Eine fremde Stimme verriet mir, dass es sich hier nur um einen normalen Auftrag handelte. Erleichtert ließ ich mich in eine noch halbwegs moderate Gasse teleportieren.
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Nachdem ich einem Geist gezeigt hatte, wie man Leute vom Klauen abhielt, landete ich direkt wieder in meiner Wohnung. Was die Morde betraf, konnten wir ja heute doch nichts mehr tun und mit Devan wollte ich gerade auch nicht reden. Dafür war ich einfach viel zu müde. Ich machte mir ein bisschen Popcorn und machte es mir dann auf meinem Sofa gemütlich. Als ich den Fernseher anschaltete, tauchte Carlos auf.
„Und?", fragte er erwartungsvoll und setzte sich neben mich. „Habt ihr euch wieder vertragen?" Wie konnte ein Geist nur so neugierig sein?
„Ich denke schon", antwortete ich mit einem Seitenblick auf ihn.
„Dann steht eurer Schauspielkarriere ja nun nichts mehr im Wege", flötete er und stierte neidisch auf mein Popcorn.
„Schauspielkarriere?", fragte ich argwöhnisch. Carlos nickte eifrig.
„Ich war eben bei deinen Freundinnen und sie haben vor, mit dir und Devan etwas zu unternehmen. Und mit dem komischen Holzkopf, den Cindy jetzt wohl datet."
Ich stöhnte auf. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?
„Also erstens:", begann ich tadelnd. „sollst du nicht meine Freundinnen ausspionieren, das gehört sich nicht und zweitens: kann ich immer noch absagen, wenn sie mich fragen."
Carlos lachte. „Viel Spaß dabei, wenn du versuchst Stella abzuwimmeln. Besonders, weil du sie wegen der Geschäftsreise belogen hast und ihr nun etwas schuldest."
Ich verdrehte die Augen. Devan hatte wohl doch Recht gehabt. Nun kamen die Konsequenzen für meine Lügen.
„Ach und du bekommst übrigens Besuch", kündigte Carlos an.
„Besuch?" Erwartete ich irgendjemanden?
„Ja, Besuch", antwortete er nur knapp. „Und ich verzieh mich dann lieber." Er stand just in dem Moment auf, in dem es an der Tür klopfte. Ich warf ihm einen zweifelnden Blick zu und ging dann zur Tür.
„Hey, Liv", wurde ich begrüßt, als ich sie öffnete.
„Lange nicht gesehen", stellte ich fest und wusste nicht, ob ich mich jetzt freuen sollte oder nicht. Louis spazierte wie selbstverständlich in meine Wohnung und schloss die Tür hinter sich.
„Zu lange", entgegnete er und machte einen Schritt auf mich zu. Er legte mir die Arme um die Taille und küsste mich. Ich entzog mich ihm ein wenig und sah ihm in die Augen. Bei ihm musste ich mir dafür wenigstens nicht den Nacken verrenken.
„Ich denke nicht, dass ich jetzt den Kopf dafür habe", sagte ich müde, doch Louis lächelte mich nur an.
„Genau dafür bin ich doch da, Liv. Ich mache dir deinen Kopf wieder frei." Er küsste mich erneut und dieses Mal ließ ich es zu. Die Ablenkung von dieser ganzen Tote-Geister-Geschichte tat mir in diesem Augenblick wirklich gut.
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Es war schon fast elf Uhr morgens, als ich schließlich aufwachte. Sobald ich mich regte, schien auch Louis neben mir wach zu werden. Er sah mich aus verschlafenen Augen an und grinste frech.
„Wie habe ich diese zwei Wochen nur ausgehalten?", fragte er und lehnte sich zu mir herüber. Ich nahm derweil ein leises Summen wahr, das zu meinem Ring gehörte, der auf meinem Nachttisch lag und vor sich hin vibrierte. Ich richtete mich ein wenig auf und wollte aus dem Bett klettern, doch Louis legte mir seinen Arm um den Körper und zog mich wieder herunter.
„Ich muss wirklich", begann ich, wurde aber unterbrochen, als er mir einen Kuss auf den Mund drückte und offensichtlich nicht vorhatte, mich so schnell loszulassen. Ich drehte meinen Kopf von ihm weg und er küsste meinen Hals. Der Ring begann nun, zu klingeln. Louis seufzte.
„Ich muss jetzt wirklich los", erklärte ich ihm und schälte mich aus der Decke. Er ließ sich zurück in die Kissen sinken und sah mir dabei zu, wie ich eilig in meine Klamotten schlüpfte.
„Du solltest aufpassen, dass du dich nicht überarbeitest", riet er mir scherzhaft. Dies war nicht das erste Mal, dass ich überstürmt aufbrechen musste.
„Keine Sorge", erwiderte ich und nahm meinen Ring vom Nachttisch.
„Schließ bitte ab, wenn du gehst", rief ich ihm noch zu, während ich durch meine Wohnung lief. Ich schlüpfte in meine Schuhe und trat aus der Tür hinaus. Im Flur versicherte ich mich, dass niemand dort war und öffnete mein Portal.
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