Kapitel 18
Ich hielt die paar Stunden nicht durch. Der Tag war anstrengend gewesen und so schlief ich irgendwann ein. Geweckt wurde ich erst, als Devan unsanft an meinem Arm rüttelte. Ich richtete mich trotz meines protestierenden Nackens auf und sah ihn fragend an. Das lange Sitzen mit dem Kopf an der Wand hinter mir gelehnt hatte Spuren hinterlassen. Ich knetete meinen Nacken, während Devan bereits aufstand. Seinem Aussehen nach zu urteilen, hatte er ebenfalls geschlafen. Seine dunklen Augen wirkten verquollen und sein T-Shirt war ausnahmsweise mal zerknittert.
„Er ist wach", grummelte er mir zu, woraufhin ich auch aufstand und ihm durch den weißen Flur folgte. Hinter einer Tür fanden wir ein kleines ungemütliches Zimmer, in dem ein Bett stand, auf das wir zusteuerten. Devan hielt ein Klemmbrett mit ein paar Formularen in der Hand, das er sofort achtlos wegwarf, als er Korrin sah.
„Wie geht es dir?", fragte er besorgt und ich gesellte mich ebenfalls an das Bett.
„Ich glaube, ich kann fliegen", antwortete Korrin lachend und mich beschlich ein ganz ungutes Gefühl.
„Was guckt ihr denn so ernst?", gluckste er weiter und sah zwischen Devan und mir hin und her.
„Verdammt", zischte Devan und sein Blick fiel auf den Tropf, an dem Korrins Arm hing.
„Was ist mit ihm?", fragte ich verwirrt von dem Korrin, der da vor uns in dem Bett lag.
„Er ist high von dem Schmerzmittel", antwortete Devan und ich musste beinahe lachen. Aber nur beinahe.
„Wie kann das denn sein? Die geben doch nicht so viel", wollte ich wissen. Korrin fing derweil irgendetwas Imaginäres in der Luft vor ihm und grinste dabei dämlich. Wäre die Lage nicht so ernst, hätte ich ihn jetzt schallend ausgelacht.
„Wisser vertragen Drogen nicht so wie Menschen", erklärte Devan und tippte nervös mit dem Fuß auf den Boden. „Deswegen trinken sie auch keinen Alkohol oder so. Schmerzmittel kriegen sie nur in geringeren Dosen, weil kleinere Mengen schon die gewünschte Wirkung erzielen, aber Menschenärzte wissen das natürlich nicht."
„Wie sollen wir ihn hier rausbekommen, ohne dass es auffällt, dass er auf einem totalen Trip ist?", fragte ich verunsichert. Würde man in so einem Fall keine Fragen gestellt bekommen?
„Die Narkose kann ein leichtes Gefühl vom High-sein hervorrufen. Wenn es auffällt, wird man das für den Grund halten. Außerdem sollte uns sowieso am besten niemand sehen."
Ich schnaubte. „Wie stellst du dir das vor? Sollen wir aus dem Fenster klettern?"
„Oh jaaa", kam von Korrin, der sich plötzlich in einen Fünfjährigen verwandelt hatte. „Kletteeern."
„Das ist ja schrecklich", bemerkte ich und trat ein Stück von dem Bett weg.
„Wir gehen durch den Gang", sagte Devan. „Aber die Schwester darf uns nicht sehen. Ohne ausgefüllte Formulare lässt die uns niemals weg."
„Und wie sollen wir das bewerkstelligen? Uns lustige Hüte aufsetzen und einen falschen Bart ankleben?"
Devans Blick, der auf meine sarkastische Bemerkung folgte, war vernichtend. Dabei hätte ich gedacht, er hätte sich langsam daran gewöhnt.
„Du lenkst sie ab und ich bringe unseren Spaßvogel hier raus", kündigte Devan an, als wäre das bereits beschlossene Sache.
„Vögel?", flötete Korrin. Gerne hätte ich ihn jetzt ausgeknockt und ihn Devan über die Schulter geworfen. Dieses Verhalten ertrug ja kein Mensch.
„Habe ich da kein Wörtchen mitzureden?", beschwerte ich mich. „Wieso lenkst du sie nicht ab. Du hast da bestimmt bessere Chancen."
Devan sah mich so von oben herab an, dass ein leichtes Frösteln meinen Körper durchzog.
„Frag sie einfach über irgendetwas aus, damit sie beschäftigt ist. Dann achtet sie nicht auf das, was um sie herum passiert."
„Und du kannst das nicht, oder was?"
Schauspielerei war nie meine Stärke gewesen und diese Situation kam dem Theater schon ziemlich nahe, wenn man mich fragte. Aber mich fragte natürlich niemand. Auch nicht Devan, der nun schnaubend fortfuhr.
„Du kannst nun einmal den Lulatsch hier nicht tragen."
„Den muss man doch auch nicht tragen, er..."
„Mensch, Olivia", unterbrach er mich entnervt. „Wollen wir diskutieren oder hier verschwinden? Bequatsch meinetwegen irgendwelche Frauenprobleme mit ihr oder führt eine Diskussion über Gott und die Welt, ist mir alles egal, aber sorg dafür, dass wir aus diesem verdammten Krankenhaus kommen."
„Ist ja gut, Chef", murmelte ich beleidigt. Dann griff ich nach dem Klemmbrett und begab mich Richtung Tür. „Aber macht nicht zu lange."
Devan half bereits Korrin aus dem Bett und in seine Klamotten, die ordentlich nach dem Tausch gegen den Kittel auf dem Beistelltisch zusammengelegt worden waren. Ich verschwand aus dem Zimmer und suchte und fand die Schwester hinter dem Tresen, der unglücklicherweise ziemlich genau gegenüber von Korrins Zimmer lag. Ich legte ihr das Klemmbrett direkt vor die Nase und sah sie erwartungsvoll an.
„Sie sind fertig?", fragte die Schwester freundlich und griff nach den Formularen. Ich entzog ihr das Brett.
„Ehrlich gesagt, verstehe ich ein paar Stellen noch nicht ganz."
„Welche denn genau?", fragte sie höflich. Ich ging um den eckigen Tresen herum, sodass die Schwester nun seitlich und nicht mehr frontal zu der Zimmertür stand.
„Also eigentlich frage ich mich, warum wir das überhaupt ausfüllen müssen", begann ich mein langsames Geplänkel. „Ich meine ja nur, müssen Sie hier nicht sowieso jeden behandeln, der mit einer ernsten Beschwerde eingeliefert wird? Und was ist bitte ernster als eine Stichverletzung, nicht wahr?"
„Miss, es ist Vorschrift, dass jeder Patient hier ein paar Informationen zurücklässt. Das ist auch wichtig für die Krankenakte und die Versicherung ", antwortete sie geduldig. Gott, wie konnte ein Mensch so widerlich umgänglich sein? Konnte man sie überhaupt reizen? Ich war beinahe versucht, es auszuprobieren.
„Nennen Sie mich doch bitte nicht Miss", lachte ich, in der Hoffnung, jedes Wort würde den anderen Beiden Zeit verschaffen. „Ich bin doch noch jünger als Sie."
Ich schielte zur Tür und sah, dass Devan vorsichtig den Kopf herausstreckte. Als er sah, wo ich und die Schwester standen, zog er den torkelnden Korrin hinter sich her aus dem Zimmer heraus.
„Und wenn man keine Akte will?", redete ich weiter auf die arme Frau ein. „Ich meine, wegen Datenschutz ist das doch alles gar nicht mehr so einfach möglich, oder?"
„Haben Sie ein konkretes Problem mit einer Stelle?", fragte die Schwester. „Möchten Sie eine bestimmte Information nicht preisgeben?"
Mein Blick wanderte wieder kurz zu Devan und Korrin und ich sah, dass sie beinahe den Ausgang erreicht hatten.
„Ich denke, ich sehe mir das Ganze noch einmal genau an", lenkte ich also ein und lächelte entschuldigend.
„Ich werde mich ins Wartezimmer setzen und mir diese ganzen Zettel noch einmal durchlesen. Sind dann ja doch ganz schön viele."
Ich klopfte kurz auf den Tresen und huschte dann den Flur entlang zurück zum Wartezimmer und damit auch zum Ausgang. Die beiden anderen hatten das Gebäude bereits verlassen und so warf ich das Brett achtlos auf einen der Stühle und verschwand ebenfalls aus dem Krankenhaus.
„Sie hat uns nicht gesehen, oder?", wollte Devan wissen, als ich neben ihm auftauchte.
„Ich denke nicht", erwiderte ich und warf einen Blick zu Korrin, der schlaff an Devans Seite hing und mit der Hand durch die Luft wedelte.
„Feen", murmelte er träumerisch. „Überall Feen."
„Wir müssen hier weg", sagte ich etwas angewidert und steuerte zielsicher auf unser Auto zu. Devan und unser Korrin auf Drogen – was ein Erlebnis war, was ich ihm in jedem Fall ewig nachtragen und darüber lachen würde – folgten mir und Korrin landete wieder auf der Rückbank. Devan und ich atmeten beinahe gleichzeitig hörbar aus, als wir in unsere Sitze fielen.
„Wenigstens ist er jetzt geflickt", triumphierte ich und ließ den Motor an. „Eine Sorge weniger."
„Leider kommt aber für jedes gelöstes Problem ein weiteres dazu", bemerkte Devan und zerstörte damit sämtlichen in der der Luft liegenden Optimismus.
„Jetzt finden wir erst einmal das Haus und dann können wir uns immer noch den Kopf zerbrechen."
„Und den da sperren wir ein, bis er wieder klar denken kann", schlug Devan vor und ich musste ihm zustimmen. Ein Wisser auf Drogen war wirklich nicht auszuhalten.
„Feen", wiederholte Korrin sich von hinten. „Überall Feen."
Das Navi dirigierte uns sicher durch die Straßen und wir fanden uns schließlich in einer Wohngegend wieder, in der eine Villa die nächste noch zu übertreffen versuchte. Ein kurzer Blick reichte, um sagen zu können, dass das hier die Heimat der Reichen war. Der Reichen wie Stellas Eltern.
„Ein bisschen dekadent für meinen Geschmack", kommentierte Devan kritisch und rümpfte bei dem Anblick der protzigen Zäune und Vorgärten die Nase.
„Lieber ein billiges Motel, oder was willst du damit sagen?", erwiderte ich grinsend und fuhr auf Anweisung des Navis in eine breite Grundstückseinfahrt ein.
„Irgendwie schon. Ist es nicht ein wenig seltsam, auf der Flucht zu sein und sich in einer Villa zu verstecken?"
„Sei froh, dass wir etwas gefunden haben", entgegnete ich nur und fuhr im Schritttempo weiter. Korrin klebte auf der Rückbank beinahe an der Fensterscheibe.
„Riesig", stellte er staunend fest und das war das einzig Vernünftige, was er in der Zeit, seit wir ihn aus dem Krankenhaus geholt hatten, vorzubringen hatte.
Ich hielt vor einem großen Haus, das entfernt an eine übergroße Holzhütte erinnerte, aber deutlich moderner und stabiler aussah als die Hütten, die ich so kannte.
„Dann beziehen wir doch mal unseren Luxusunterschlupf", grummelte Devan und wir stiegen aus dem Auto aus. Da wir keinerlei Gepäck mithatten, zogen wir nur Korrin von dem Rücksitz und steuerten auf die Veranda zu. Die Idylle, in der das Haus lag, überforderte mich ein wenig. Sowohl von meiner ehemaligen Heimat in Florida als auch aus New York kannte ich den ständigen Stadtlärm. Autos, Züge und Menschen und das Tag und Nacht. Wie wir hier vor diesem Haus standen, mit dem extravaganten Garten, der unsere Nachbarn weit entfernt scheinen ließ, und der Stille, die nur von Vögeln und ein paar im Wind raschelnden Bäumen unterbrochen wurde, wurde ich an meine Ausflüge quer durch die ganze Welt erinnert. Wenn ich mit meiner Mutter unterwegs gewesen war, hatte ich oft so stille Plätze erlebt, aber mein Zuhause war schon immer die Stadt gewesen.
„Ein hohler Frosch also", erinnerte ich mich und sah mich auf der Veranda um. Auf dem Geländer stapelten sich die Keramikfigürchen praktisch. Zwischen Gartenzwergen und schlafenden Hasen suchte ich nach einem Frosch, den ich irgendwann zwischen einem Hundebaby und einem Storch aus Keramik fand.
„Jeder Mensch hat so seine Hobbys, was?", kommentierte Devan diesen außergewöhnlichen Geschmack in Sachen Deko. Ich antwortete nicht, sondern schüttelte den Frosch und hörte es tatsächlich klirren. Am Bauch des Frosches war wie bei einem Sparschwein eine kleine Öffnung angebracht, aus der ich den Schlüssel herauszog. Neugierig trat ich auf die Tür zu und schloss sie auf. Im Inneren des Hauses erwartete uns ein wirklich riesiges Wohnzimmer mit abgedeckten Möbeln und eine ebenfalls sehr große Küche. Der hintere Teil des Hauses, der zum Meer zeigte, war von großen Fenstern gesäumt. In weiter Entfernung konnte ich den Strand sehen. Es dauerte einen Moment, bis wir uns von dem Staunen erholt hatten.
„Wer zum Teufel braucht ein so großes Haus?", fragte Devan kopfschüttelnd. Ich lachte.
„Erzähl mir bloß nicht, dass dein Vati als Vorsitzender nicht solche Häuser besitzt."
„Er hat nur ein Haus und das ist auch nicht so groß", entgegnete Devan. „Wenn man eh fast nie zuhause ist, braucht man ja auch keine Villa."
„Ein Schloss", säuselte Korrin und stolperte an uns vorbei in den Raum hinein.
„Ich bin dafür, dass wir ihn in eines der Zimmer sperren und warten, bis er wieder auf dem Boden ist", schlug ich vor und mein Blick folgte einer Treppe, die ins Obergeschoss führte. Devan zog Korrin am Arm hinter sich her und wir stiegen die hölzernen Stufen hinauf. Am oberen Ende der Treppe erwartete uns ein heller Flur, von dem mehrere Türen abgingen. Ich öffnete eine nach der anderen und fand ein Badezimmer und zwei Schlafzimmer. In eines davon schoben wir den noch immer gefährlich torkelnden Korrin. Er ließ sich begeistert auf das große Bett fallen – natürlich ohne vorher das Abdecklaken abzuziehen – und regte sich nach ein paar Sekunden bereits nicht mehr. Ich atmete erleichtert aus. Mit leisen Schritten begaben Devan und ich uns zurück in den Flur und schlossen die Tür hinter uns.
„Hoffen wir, dass er schnell wieder er selbst sein wird", murmelte ich, während wir die anderen Zimmer inspizierten. „Das ist echt ganz schön seltsam."
„Aber er wird jetzt wieder gesund, das ist das Wichtigste", wandte Devan ein und zog in dem zweiten Schlafzimmer das Laken von dem Bett.
„Ich werde mal nachsehen, ob es unten noch ein drittes gibt", kündigte ich an. „Ich glaube, ich habe da noch Türen gesehen."
Devan nickte und ich eilte wieder die Treppe herunter. Vor der großen Fensterfront blieb ich einen Moment stehen. Der Blick auf das entfernte Meer war einfach wunderschön. Ich konnte Menschen als kleine Punkte spazieren gehen sehen und erkannte auch die Wellen, die gleichmäßig an den Strand schlugen. Schließlich riss ich mich los und ging an der Küchentheke vorbei in den hinteren Teil des Raumes. Versteckt hinter der Treppe fand ich zwei weitere Türen. Ein weiteres Schlafzimmer und ein Bad. Ich öffnete das große Fenster im Schlafzimmer und ließ die staubige Luft ein wenig zirkulieren. Die dünnen Blumenvorhänge zog ich zur Seite und hatte freie Sicht auf das uneingeschränkte Grün des Gartens. So schön hatte ich lange nicht mehr gewohnt.
„Was ist jetzt der Plan?", fragte Devan, der mittlerweile im Türrahmen lehnte und den Raum begutachtete. Ich ließ mich seufzend auf einen blauen Sessel fallen.
„Warten, denke ich", war dann meine unbefriedigende Antwort. „Erst einmal auf Korrin und dann darauf, dass wir einen Weg finden, das alles aus der Welt zu schaffen."
„Heißt das, wir müssen selbst herausfinden, wer der Mörder ist?", hakte Devan misstrauisch nach. Ich zuckte mit den Achseln.
„Ich weiß nicht, was es heißt", gab ich zu. „Irgendwie muss die ganze Sache aufgeklärt werden, aber ich habe nicht die geringste Ahnung, wie."
Devan kam ein paar Schritte in den Raum hinein und setzte sich auf die Bettkante. Er wollte gerade etwas sagen, als mein Ring anfing, zu vibrieren und zu blinken.
„Das hat ja gedauert", kommentierte ich und zog ihn ab, um ihn auf den Nachttisch zu legen.
„Wer ist es?", wollte Devan wissen.
„Stacey", seufzte ich. „Ich würde gerne mit ihr reden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser Anruf nicht aus Eigeninitiative erfolgt."
„Du darfst niemals rangehen", forderte Devan schnell. „Egal wer es ist. Nicht einmal bei Leila."
Ich nickte langsam. „Ich weiß."
Dann startete ich etwa den dutzendsten Versuch, etwas aus Devan herauszubekommen.
„Und du bist dir wirklich ganz sicher, dass..."
„dass mein Vater uns nicht helfen kann?", vervollständigte er meinen Satz verbittert. „Ja, das bin ich."
Ich legte den Kopf schief und musterte Devan nachdenklich.
„Was ist das mit euch beiden?", wollte ich dann wissen.
„Was meinst du?", fragte Devan so nüchtern wie eh und je.
Ich zog die Knie an meinen Körper. „Ich meine ja nur, dass euer Umgang miteinander so speziell ist. Man würde kaum darauf kommen, dass ihr Vater und Sohn seid."
„Sind wir ja auch nicht", antwortete Devan zu meiner Überraschung. „Nicht, wenn mein Vater im Dienst ist."
„Also eigentlich fast immer", antizipierte ich angesichts Devans enttäuschtem Gesichtsausdruck. Er hob den Kopf und sah mich an.
„So in der Art."
„Stelle ich mir sehr komisch vor", meinte ich und wandte meinen Blick aus dem Fenster. „Er ist ja schließlich dein Vater, aber wie er dich ansieht, wirkt es, als wäre ihm das völlig egal."
Ich sah Devan wieder an und hätte mich sofort für meine Blödheit ohrfeigen können. In seinem Blick flackerte kurz Schmerz auf, bevor die Teilnahmslosigkeit siegte.
„Tut mir leid", sagte ich schnell. „Das war falsch ausgedrückt."
„Schon gut", erwiderte Devan und stand auf. „Solange Korrin schläft, sollten wir vielleicht Einkaufen fahren. Wir brauchen schließlich Einiges."
Mit den Worten verließ er den Raum und ich folgte ihm seufzend. Wie konnte ich ihn über sozialen Umgang belehren, wenn ich das Talent besaß, immer das Falsche zu sagen?
Wir fanden einen Supermarkt und kauften genug zu essen ein, um die nächsten Tage erst einmal nicht zu verhungern. Wir fanden auch einen Laden, in dem wir uns mit Klamotten eindecken konnten. Stellas Kreditkarte litt und ich hoffte, dass sie mir nicht böse sein würde. Letztendlich waren dies alles Dinge, die wir wirklich brauchten. Leider waren die Hamptons keine Gegend, in denen man Billig-Discounter fand. Wir hatten schon Glück genug, dass um die frühe Uhrzeit, zu der wir schließlich aufbrachen, überhaupt schon Geschäfte geöffnet hatten.
Am späten Vormittag standen wir dann wieder auf der Auffahrt zu dem Haus. Wir brachten die Einkäufe hinein und ich sortierte die Lebensmittel in die Schränke. Devan hatte den Sicherungskasten im Haus gefunden und so hatten wir überall Strom.
„Ihr wart unterwegs?"
Die Stimme gehörte zu Korrin, der langsam die Treppe hinunter geschlichen kam, während Devan die Klamotten auseinandersortierte.
„Einkaufen", antwortete Devan kurz und drückte Korrin, sobald der unten angekommen war, einen Stapel mit Jeans und Pullovern in die Hand.
„Du solltest vielleicht mal duschen gehen", riet er ihm noch und wandte sich dann wieder ab.
„Erst einmal solltet ihr mir erklären, warum ich mich so seltsam fühle."
Ich musste schmunzeln. „Du warst ganz schön high heute Nacht", erklärte ich ihm dann.
„High?"
„Die Schmerzmittel", klärte Devan auf. Ich stopfte eine Packung Nudeln in den Schrank und lehnte mich dann an die Küchentheke.
„Wie geht es dir denn sonst so?", wollte ich dann von unserem Problemkind wissen. Als hätte er vergessen, dass er ja gestern noch schwerverletzt im Krankenhaus lag, schob Korrin seine Jacke nach oben und begutachtete die Wunde. Als er die Naht sah, verzog er das Gesicht.
„Das sieht ja fürchterlich aus", meckerte er und fuhr sich mit dem Finger über die Stelle.
„Aber du hast keine Schmerzen mehr?", hakte ich weiter nach.
„Bei der heftigen Dosis hat er die die nächsten Tage nicht mehr", warf Devan ein und kam auf uns zu.
„Dann bin ich ja beruhigt", grummelte Korrin und ließ die Jacke wieder fallen.
„Bitte lass dich nie wieder abstechen, ich will dich nicht noch einmal als Kleinkind erleben", mahnte ich ihn noch, als er auf die Treppe zusteuerte. Nun drehte er sich zu mir um und warf mir einen warnenden Blick zu.
„Wenn ich auch nur einen einzigen Witz über diese paar Stunden höre, dann haben wir ein richtiges Problem miteinander."
Ich grinste, während er die Stufen hochstieg und verschwand. Mit einem herzhaften Gähnen schob ich die Einkaufstüten unter die Anrichte und wollte mich in mein Zimmer verziehen.
„Vielleicht sollten wir noch einmal über den Geist reden", rief Devan mir zu, bevor ich mein Zimmer erreichte.
„Später, Devan", vertröstete ich ihn. „Wir haben zu lange nicht geschlafen. Vermutlich hätte ich nicht einmal Auto fahren dürfen. Jetzt sollten wir ins Bett gehen."
Ich hörte keine Widerworte mehr und so ging ich in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Nach der ganzen Aufregung der letzten Tage hatte ich einen langen Schlaf mehr als verdient.
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