Die Party - Schuld


Bevor ich eine Reaktion auf das Klopfen an der Tür zeige, wische ich schnell die Mascara unter meinen Augen weg. Ich will mich aufrichten, doch es gelingt mir nur holprig. Unter Gleichgewichtsstörungen hangele ich mir zur Tür und schließe sie auf.

Ordentlich denken kann ich nicht mehr.
Das Pochen meines Pulses überschallt die Laute Musik von unten.

„Simon.", nuschle ich. Er hat seine Maske auf.

Ich drehe mich um und lasse mich wieder auf meinen Platz am Boden an der Heizung fallen. Ich greife nach der Flasche neben mir und trinke noch einen großen Schluck, bevor ich meinem Gegenüber auch etwas von dem alkoholischen Getränk anbiete.

„Vielleicht solltest du nicht so viel trinken."

„Ach, jetzt habe dich nicht so Simon. Ich habe mich voll -", ich stoße auf, „und ganz im Griff." Das Getränk strecke ich ihm energischer entgegen.

Mein Ex schließt die Tür hinter sich und nimmt die Flasche ab. Mit einem Grinsen kommentiere ich seinen großen Schluck den er nimmt, nachdem er seine Maske abzieht.

„Soll ich deine Mutter anrufen das sie dich abholt?"

„Nö. Komm mal näher Simon."

„Was ist?"

„Du bist doch zu mir gekommen. Also, was ist?"

Er hockt sich zu mir. „Du bist ganz schön betrunken."

„Noooopeee." Ich ziehe das Wort absichtlich in die Länge und ziehe eine Grimasse. Dann kratze ich meine Nase.

„Oh doch. Ich bring dich am besten kurz ins Lilly Zimmer, da kannst du etwas ausnüchtern." Er will seine Hände auf meinen Armen legen, aber ich komme ihn zuvor. Ich lege meine Hände um sein Gesicht und ziehe ihn schnell näher, wodurch er selbst ins straucheln geratet. „Du willst mich also in Lillys Zimmer bringen, wo nur wir zwei und ein viel zu großes Bett auf uns warten? Und ein Kleiderschrank, ein Schreibtisch, eine Kommode, ein riesen Fernseher, ein -"

„Lucia."

„Warte, ich bin noch nicht fertig. Jetzt hast du mich völlig durcheinander gebracht. Ich -" Ich drücke meine Nasenspitze gegen seine und drücke sein Gesicht zusammen. Irgendwie sieht er so süß aus.

„Ich bringe dich jetzt dahin." Ohne das ich etwas dazu erwidern kann, hebt er mich hoch.

„Ey, Simon! Das ist nicht witzig." Hilflos strample ich in seinen Armen.

„Irgendwie schon." Frech grinst er mich an.

„Nein. Simon, der Punkt ist."

„Ja?"

Nachdenklich presse ich die Luft aus meinen Lungen.

Jeffrey kümmert sich ja doch nicht um mich. Ich bin ihm ja sowieso egal.

„Kommst du dann mit mir ins Bett?"

„Was?", geschockt sieht er mich an, zumindest interpretiere ich sein Gesichtszug so.

„Ach komm. Ich weiß, dass du mit mir schlafen willst. Heute ist deine Gelegenheit dazu. Die einzige."

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren eilt er mit mir in Lillys Zimmer.

Behutsam legt er mich aufs Bett. Mit ist etwas schwindelig, der Raum dreht sich leicht. Ich beobachte Simon, wie er die Vorhänge zuzieht und im nächsten Moment ist es stockfinster.

„Warte hier, ich bin gleich wieder da." Er kommt mir näher, gibt mir ein Kuss auf die Stirn und verschwindet aus den Raum.

Ich weiß nicht wie viel Zeit vergeht bis sich die Tür wieder öffnet. Es ist keine Uhr im Raum und ich glaube auch nicht, das ich sie wenn in meinem Zustand noch lesen könnte.

„Du hast mich lange warten lassen.", nuschle ich. Ich erkenne nur kurz die Silhouette von Simon, bis es wieder dunkel ist.

„Warum hast du dich als Teufel verkleidet?", spricht er leise und streicht mir dabei über mein Haar.

„Meine Mutter hatte das Kostüm für mich besorgt. Außerdem ist es doch lustig wegen meines Namens. Lucia."

Ich will doch gar nicht mit Simon reden.

„Du bist ein Engel." Der Satz von Simon versetzt mir einen Stich. Genau das würde Jeffrey jetzt auch zu mir sagen. Ich bin in der Versuchung wieder mein Handy hervorzuziehen, in der Hoffnung er habe mir geantwortet, aber ich tue es nicht.

Es würde mich nur deprimieren.
Wieso bin ich ihn plötzlich so egal geworden?
Es verletzt mich.

Ich schüttle stark meinen Kopf. „Nee. Ich kann auch ein kleiner Teufel sein." Ich grinse frech und richte mich von Lillys Bett auf. Ich werde es ihm beweisen.

„Nein, bist du nicht."

Ich stelle mich ganz dicht vor meinem Ex und ein reißendes Geräusch ist zu hören. Ich habe den Rock meines roten Kleides zerrissen. Damit er noch kürzer wird. Noch anziehender.

„Was machst du da?"

Ich stoße ihn leicht an, damit er sich auf das Bett setzt. Dann setzte ich mich auf seinen Schoß. „Lass doch deine Fantasie spielen." Ich komme mir leicht dämlich vor, aber der Alkohol macht es wieder erträglich.

Was mache ich hier eigentlich gerade?

Ich beuge mich zu ihm und streiche mit meinen Lippen über seine Haut, lege sie dann auf seine Lippen und küsse ihn sanft.
Betrunken ist das gar nicht so schlimm.
Simons Arme legen sich um meinen zierlichen Körper, halten mich in meiner Position.

Ist das hier richtig?
Ich nehme ihn kaum war, schon die ganze Zeit nicht.
Will ich das so?

Ich löse mich von seinen Lippen und wende meinen Blick zur Tür. Ich beiße auf meine Lippen und komme mir dümmer vor als zuvor. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass er kommt. Ich will, dass er kommt. Das er wütend auf mich wird, weil ich hier etwas Falsches tue. Ich will, dass er mich rettet.

Rette mich.

Aber die Tür bewegt sich nicht.

„Was ist los?", werde ich gefragt.

„Ich ...", mein Blick schweift hin und her. Das ist nicht richtig.

Doch bevor ich es Simon mitteilen kann, liege ich mit dem Rücken auf dem Bett.
Und er liegt über mir.

Ich spüre seinen Atem auf meiner Wange.
Und ich höre wie mein Kostüm weiter reißt.

Und mein Blick gleitet zu Tür.
Und noch immer bleibt sie verschlossen.

Und ich schlucke schwer, denn ich fühle mich Hilflos.

Und ...

„Stopp!"

Er hört auf meinen Hals zu küssen.

„Was ist los?"

„Ich will das nicht."

„Was?"

„Ich will das nicht. Ich will das nicht mit dir."

„Was ist denn falsch mit mir?" Er klingt wütend.

„Es ... es gibt da jemanden." Meine Stimme bricht. Ich habe noch gar nicht mit jemanden über Jeffrey geredet.

„Wen?"

„Das ... das verstehst du nicht. Ich ... das ist ein Fehler."

„Ein Fehler?"

„Ja. Du bist ein Fehler. Ich ... ich fühle mich so schuldig. Da ist jemand anders. Und er ist mir wichtig. Es tut mir Leid."

„Wer."

„Du kennst ihn nicht ... Ich kenne ihn schon so lange ..."

„Sag mir wer!"

„Ich kann nicht -"

Simon packt mich fest an den Armen.

„Aua, Simon. Du tust mir weh. Ich kann dir nicht sagen wer er ist, aber er ist mir wichtig!", wimmere ich, „du würdest das nicht verstehen. Ich liebe dich nicht Simon. Ich will nicht, dass du mich anfasst. Ich will ... ich will nur Sein sein. Sein Mal'ach sein." Ich weiß nicht mehr was ich rede, aber es fühl sich gut an.

Und ich werde losgelassen.
Und an der geöffneten Tür merke ich, dass er verschwunden ist.

Und dann weine ich.
Weil ich so viel Schuld auf mich geladen habe.

Weil ich ihn hintergangen habe.

Hektisch taste ich meinen Körper ab, bis ich mein Handy zwischen meinen Fingern spüre.
Mit zitternden Händen tippe ich seine Nummer ein und warte angespannt, dass er ran geht.

Mein Herz fühlt sich an wie eine Pumpe.

„Was willst du?"

Ich fange an zu schwitzen.

„Kannst ... könntest du ..."

„Sprich deutlich Mal'ach."

„Kannst du mich abholen?"

„Ich bin schon da, Mal'ach. Ich bin immer da." Wie als eine Bestätigung höre ich ein Klopfen an der Fensterscheibe.

Dieses Kapitel widme ich @@BlueShadowSide.

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