Stumm weinte ich immer weiter, während Mikkel und Melina wohl den Schock verarbeiteten. Bis Melina sich schließlich an mich wendete:" Tobi... Ganz ruhig... Entspann dich kurz..." - "Wie kannst du so ruhig bleiben?!", fragte ich entsetzt und wütend zugleich. "Ich muss.", meinte sie daraufhin und plötzlich verstand ich, was sie meinte. Sie musste die Ruhe bewahren, weil es sonst keiner konnte. Mikkel und ich wären das absolute Chaos Team, weil wir uns wahrscheinlich nur gegenseitig anschreien würden. "U-und wie komme ich jetzt zu euch...?", fragte ich leise. Mikkel meinte:"Über die Brücke." In seiner Stimme lag etwas Belustigtes. Ich rollte mit den Augen und musste fast schmunzeln:" A-aber wie...", flüsterte ich. Melina kam näher zum Abgrund:" Ich habs. Tobi. Das erfordert jetzt Mut und Vertrauen. Du musst einfach über die Schlucht gehen, als wäre dort Boden. Ich und Mikkel werden versuchen dich mit Felsen, die wir mit unseren Psychokräften balancieren zu halten und einen Weg zu errichten." Ich atmete tief durch. Schlimmer konnte es eh nicht mehr kommen.

Und das war der Moment, an dem ich meine Emotionslosigkeit fand.

Mit neutraler Miene nickte ich und begann zu gehen. Ich schaute nicht in den Abgrund, sondern unentwegt in die beiden blauen Augenpaare. Und so kam ich tatsächlich am Ziel an. Freuen konnte ich mich aber nicht. Es war, als hätte ich das Lächeln verlernt. "Kommt Leute, wir müssen weiter.", meinte ich kühl. "Man, was ist jetzt mit dir los?", fragte Mikkel. "Was mit mir los ist? Garnichts ist mit mir los.", sagte ich in einem ruhigen Tonfall. Melina seufzte:" Okay, Jungs. Kommt weiter."

"Hä, was soll daran jetzt schwer sein?", fragte Mikkel, als wir in einer Halle mit kleinen Einkerbungen im Boden ankamen.  "Pfff, irgendwas wird's geben.", meinte ich und marschierte los. Absichtlich mied ich die Einkerbungen, denn es war offensichtlich, dass dort irgendwas ist. Mikkel hingegen lief einfach durch und bekam schmerzhaft zu spüren, was Unaufmerksamkeit bewirken kann:" Ah Fuck! Ist das Lava, die da raus kommt?!" - "Möglich.", meinte ich. Als wir durch die Halle waren, drehte ich mich zu den beiden um:" Schnell. Wir müssen uns beeilen." Ich lief vor. Um die Ecke. Und das war er wahrscheinlich. Der größte Fehler meines Lebens.
"W-wer bist du?", fragte ich die dunkle Gestalt am Ende des Ganges. Aus einem undefinierbaren Grund ging ich immer näher auf ihn zu. Plötzlich schnappte er mich am Genick und riss mich in die Luft:" Hab ich dich! Du tritts als nächster ab!" Und dann breitete sich eine Flüssigkeit in mir aus, die mir augenblicklich jegliche Kraft entzog... "Tobi!", hörte ich Melina noch rufen, aber es war schon zu spät...

Als ich zu mir kam, war ich an einen Pfal gebunden. Alleine. Im dunkeln. "Zeig dich, du Feigling!", brüllte ich. Kein Echo. Der Raum konnte also nicht groß sein. Dann ging plötzlich das Licht an. "W-was?", gab ich verwirrt von mir. "Rafi... Luca... Ihr lebt?" Rafi lachte:" Natürlich leben wir! Wir leben alle noch!" Neben mir ging noch ein Licht an. Dort war Melina festgebunden. "Worauf wartet ihr? Macht uns los!" Luca grinste hämisch:" Ich denke nicht mal dran." Ich rollte mit den Augen:" Luca, das ist nicht witzig und dein übertrieben böses Grinsen macht's auch nicht besser und jetzt mach diese verdammten Fesseln ab! Das brennt!" Melina meinte:" Mach dir nicht's draus. Sie haben uns verraten." - "W-was...?", fragte ich. "Haha! Verrat würde ich das nicht nennen! Wir beschützen nur unsere Welt!" Wut kochte in mir auf:" Ihr... Wo ist Mikkel?!" Rafi lachte schadenfroh:" Wahrscheinlich tot!" Ich schüttelte den Kopf:" W-was haben sie euch angetan... Was ist aus euch geworden?!" Den letzten Satz schrie ich regelrecht. "Was aus uns geworden ist? Wir haben die Wahrheit gefunden!" Melina hatte die dünnen Seile mittlerweile durchtrennt, lies sich aber nichts anmerken. Auch ich schnitt meine durch. Mit dem geschickten Einsatz von einer Blitz Attacke, konnten wir die beiden blenden und abhauen. Raus aus der Spiegelhöhle.

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