Kapitel 3 - Suongilia
"Oh mein Gott ist das cool", kreischte Zinnia vor Freude. Ihre Haare flatterten im Fahrt- bzw. Flugwind und ihr Herz pochte vor Freude schneller. "Gleich sind wir da", meinte da die Lichtstimme auch schon. Das Mädchen flog durch die Luft, getragen von einer Lichtwolke und nun näherte sie sich einer großen Ansammlung von Licht, welche ein wenig wie ein Gebirge aussah. Wie schnell sie sich wohl gerade fortbewegte? Doch für eine solche Rechnung gab es keine Messpunkte in der schwarzen Leere und so versuchte Zinnia ihre wissenschaftlichen Gedanken einmal abzuschalten und sich nur über das Hier und Jetzt zu freuen. Allerdings ging das leider nicht ganz so leicht, da ihr Gehirn in diesem Moment schon wieder darüber nachdachte, welche Sauerstoffkonzentration wohl in der Luft war.
Über sich selbst leicht verärgert seufzte Zinnia leise auf und fiel fast um, bei dem Anblick, der sich ihr bot. Das Licht bestand aus ganz vielen kleinen Kugeln, die zusammen eine Art blaues Gebirge bildeten, welches massiv über Zinnia in die Luft ragte. Zudem erhob sich ein majestätischer Palast aus dem Gebirge, als wäre er angewachsen. Das Gebäude bestand ganz aus goldenem Licht und war kugelförmig gebaut. Ganz anders, als alles was sie bisher gesehen hatte. Immer noch staunend betrachtete sie all die kleinen Details und war in den Bann gezogen von der ganzen Prächtigkeit und dem Glanz, sodass sie gar nicht bemerkte, dass die Lichtwolke, welche bis gerade eben stand, sich nun wieder in Bewegung setzte und auf den Palast zusteuerte. Wie viel Energie das hier alles wohl ist? Davon könnte man doch bestimmt die ganze Erde versorgen, ohne irgendwelche klimaschädlichen Alternativen. Ihr Gehirn spann die Möglichkeit weiter, während sie nach unten schaute um zu sehen, wie tief das Gebirge noch unter ihr ging, und erkannte, dass sie sich wieder bewegte. "Verdammt, was soll denn das? Kannst du mich denn nicht zumindest vorwarnen?!", fuhr sie das Wesen eingeschnappt an. "Ich ahnte nicht, dass du dich so sehr erschrecken würdest. Also gut, alsbald werden wir den Palast erreichen, welchen die Familie der Weisen, bzw. in deiner Sprache, die Cheffamilie wohnt." Ups, das war ein bisschen fies von mir. Beschämt zog Zinnia den Kopf ein. Sie sollte wirklich nicht so ungehalten sein und gleich das erste fremde Wesen, dass sie traf, vergraulen. Wer weiß, ob die anderen sie vielleicht gar nicht mochten?
Dann hätte sie die einzige Person, die zumindest freundlich war, auch verloren.
Vielleicht zehn Minuten später, Zinnias Zeitgefühl war immer noch auf Nimmerwiedersehen verschwunden, erreichten sie eine Art Vorhof. Er war ganz aus eng miteinanderverbunden Lichtkugeln in allen möglichen Farben. Ein bisschen wie diese eine Strecke bei Mario Kart. Bei dem Gedanken fing sie an zu kichern, welches ihr jedoch im Hals stecken blieb, als sie die Cheffamilie erblickte. Diese kam aus einem großen, ebenfalls goldenen, Tor. Vorneweg zwei die erwachsen aussahen, dahinter drei kleinere, wobei drei davon wiederum lange, aus weißem Licht gewobene, Kleider trugen. Die anderen zwei hatten so eine Art Hose an. Doch das besondere an ihnen war nicht ihre Kleidung, auch nicht die Tatsache, dass die drei mit den Kleidern bodenlange Haare hatten, die jedoch in der Luft hinter ihnen her folgen. Sogar die spitzen Ohren waren es nicht. Nein, das besondere war die farbige Haut. Mit großen Augen betrachtete Zinnia die Familie, wobei ihr Blick eher von den farbigen Händen gefesselt wurde. Doch es war nicht alles die gleiche Hautfarbe. Es gab rosa, gelb, grün und sogar blau. Da fing die vorderste an zu sprechen.
Es klang wunderschön, nichtsdestotrotz verstand sie kein einziges Wort. Vielleicht liegt es auch nur an ihren Ohren. Das Mädchen hörte nochmal genauer hin, konnte aber immer noch nichts verstehen. Verdammt, damit hätte sie rechnen sollen. Denn es war schließlich eine fremde Welt, sofern ihr Gehirn nicht verrücktspielte, das konnte sie schließlich immer noch nicht ganz ausschließen, und fremde Welten hatten normalerweise immer eine andere Sprache. Vielleicht sogar mehrere. Verständigung war damit schon mal nicht mehr möglich. Zinnia war jetzt auch eher weniger so das Sprachtalent, das in einer Woche eine neue Sprache lernte, geschweige denn in ein paar Stunden, oder Minuten, oder was auch immer. "Was bedeuten die bunten Farben?", fragte Zinnia das Lichtwesen stattdessen. Wenn sie schon nicht verstand was die anderen ihr sagten, konnte sie auch gleich mal ein paar Informationen sammeln. "Nun ja, solltest du nicht vielleicht zuerst die Fragen der weisen Familie beantworten?", erkundigte sich die Stimme. "Aber ich verstehe sie doch nicht", meinte das Mädchen impulsiv. Oh nein, das wollte sie nicht, aber Zinnia konnte es überhaupt nicht leiden, wenn Menschen nicht mitdachten und dumme Sachen fragten. "Verzeih mir, ich vergaß. Mein letzter Kontakt mit einem Menschen ist lediglich schon mehrere Jahre her, weshalb ich mich daran nicht mehr erinnern konnte. "So schlimm ist es auch nicht", murmelte Zinnia entschuldigend. Sie sollte sich wirklich dringend zusammenreißen. In diesem Moment wurde sie von einer gewaltigen Druckwelle in die Luft gehoben. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es zusammengepresst werden und ihre Beine standen durch den Druck in einem merkwürdigen Winkel ab.
"Ah", schrie Zinnia verzweifelt. Ihr Blick huschte entsetzt über die ängstlich zusammengerückte Familie und dann über die Lichtwolke, um sie herum. Bzw. das, wo mal eine Lichtwolke war. Was sollte sie denn jetzt machen? Verzweifelt dachte Zinnia nach. Ihr musste doch irgendwas einfallen. Aber ihr Gehirn arbeitete zu langsam, viel zu langsam, als sie auch schon begann zu fallen. Ein Adrenalinstoß schoss durch ihren Körper und sorgte dafür, dass ihr Gehirn wieder richtig arbeitete. Das half Zinnia jedoch auch nicht wirklich, denn dadurch machte sie sich nur noch mehr Gedanken. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals und obwohl sie schreien wollte, versagte ihre Stimme. In Zinnias Augen schossen Tränen, durch die kalte Luft und ihre Hände wurden immer eisiger und tauber. Selbst die Lichtpunkte, welche sie eigentlich noch recht gut sehen konnte, wurden schwärzer. Nein, sie musste wach bleiben. Sie durfte jetzt nicht wegdriften. Aber es wäre so leicht einfach die Augen zu schließen und einzuschlafen. Nein, bleib wach. Doch die Schwärze war stärker und obwohl Zinnia mit all ihrer Kraft dagegen ankämpfte wurden ihre Sinne immer nebliger.
Wie durch einen Schleier nahm sie das plötzliche Licht um sie herum wahr und eine Stimme die sagte:" Du darfst jetzt nicht ohnmächtig werden", und dann eine Reihenfolge mystisch klingender Wörter aufsagte. Zinnia versuchte verzweifelt sich an die Stimme mit ihren Gedanken zu klammern, um ihren Körper abzuhalten einzuschlafen. Nein, da hatte die Stimme recht. Sie durfte jetzt nicht einschlafen. Entschlossen vertrieb sie den Schleier und ihre Sinne funktionierten wieder einwandfrei. "Sehr gut", meinte da die Stimme des Lichtwesen. Ach stimmt, das war die Stimme die auch vorhin mit mir gesprochen hat. Zinnia fühlte sich immer noch leicht müde, aber lange nicht so schlimm wie vorhin. Mittlerweile schwebte sie in der Lichtwolke langsam wieder nach oben. Sie war schon an den Planeten vorbei gefallen und in die Schwärze darunter, weshalb der Weg zurück nach oben recht lange dauerte. Bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn sie einfach weiter gefallen wäre, schauderte sie.
Die Mutter der Familie fing laut an zu reden, sobald Zinnia wieder den Vorhof erreichte. Entschuldigend blickte das Mädchen die Frau an, doch sie verstand natürlich immer noch nicht was diese von ihr wollte. Mit leicht zittrigen Beinen stieg Zinnia vorsichtig von aus der Lichtwolke und auf die Lichtmatte, welche den Vorhof bildete. "Könntest du ihnen vielleicht sagen, dass ich sie nicht verstehe?", fragte Zinnia mit einem plötzlichen Einfall nach. Dieses Lichtwesen sprach ja ziemlich offensichtlich beide Sprachen und konnte vielleicht als Dolmetscher agieren, wobei die spannende Frage ja immer noch war, wie sie dieses Problem in der Vergangenheit gelöst hatten. Schließlich meinte das Wesen zwar, der letzte Kontakt zu Menschen wäre schon lange her, aber es gab ihn.
Und außerdem, woher kam überhaupt diese Druckwelle? Es wird wohl kaum eine Raumschiff, oder sowas gelandet sein. Wobei, möglich war alles. Und vor allem, konnte man in seiner Gedankenwelt richtig sterben? Falls es wirklich in ihrem Kopf ist und wenn nicht, wenn sie hier starb, war sie dann auch in der echten Welt tot? Daran mochte Zinnia lieber gar nicht erst nachdenken. Während sie über den verschiedenen Fragen grübelte, hörte sie gleichzeitig dem Wesen zu, welches statt einer Antwort auf ihre Frage angefangen hatte, mit der Familie in dieser komischen Sprache zu reden. Kurz darauf ertönte die Stimme wieder und meinte:" Die weise Mutter sagt, dass ich dich zu einem Weltenwandler bringen darf, damit du Suongilia beherrscht. Außerdem war sie entsetzt darüber, dass du fast gestorben wärst und erzählte erschüttert, dass dies die erste Sonne gewesen sei, die je erloschen ist." Okay zuerst, was ist Suongilia? Naja, vermutlich die Sprache, wenn die Welt Suona heißt. Das macht ja sogar noch Sinn, aber dass eine Sonne erloschen ist, das konnte sie irgendwie nicht ganz glauben. "Und warum ist diese Sonne erloschen?", fragte Zinnia deshalb unsicher nach. "Das weiß keiner so genau, denn dafür ist der Vorfall noch zu neu. Doch das Problem an der ganzen Sache ist, dass jede Sonne einen Planeten quais ernährt. wenn diese Sonne nun erlischt, vertrocknet der Planet und somit sterben auch alle Wesen, die dort leben."
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