Kapitel 1 - Der magische Blick

Die Welt um sie herum fing an sich zu drehen und gleichzeitig wurde ihre Sicht milchig, als hätte sie eine Mattglasscheibe vor der Stirn. In weiter Ferne, wie durch einen Schleier, konnte sie in einer endlosen Schwärze Lichtpunkte erkennen, welche verschiedene Kugeln beleuchteten. Es war dunkel und gleichzeitig unglaublich hell durch verschiedenste Lichtquellen in allen denkbaren Farben.

Erschrocken trat Zinnia zurück, das Staubtuch hing locker in ihrer Hand und ihre Gedanken wirbelten. Was war das gewesen? Vor ihrem inneren Auge sah sie die letzte Stunde Revue passieren.

Wie so oft waren ihre Eltern mal wieder auf Geschäftsreise. Diesmal waren sie schon ganze 5 Wochen weg und zwar in New York. Jedes Mal wenn ihre Eltern weg waren, wohnte sie bei ihrer Tante und ihrem Onkel. Leider musste sie hier sehr viel bei der Hausarbeit helfen und so war heute das Staubwischen des Dachbodens dran. Sie stieg die steile Wendeltreppe aus Stein hoch und öffnete dann die Tür, welche zum Dachboden führte. Diese schwang mit einem leisen Knarzen auf und gab den Blick frei, auf einen großen Raum in der Schräge. Durch große, bodentiefe Fenster strömte Licht herein und sie sah Staub im Licht wirbeln. Doch als sie den Dachboden näher betrachtet sah sie sich schon den ganzen Tag hier aufräumen und saubermachen. Oh nein, das wird viel Arbeit. Im ganzen Raum standen alte Umzugskartons, teils  vollgepackt mit den verschiedensten Sachen, teils komplett leer. Auf dem Boden lagen jede Menge Spielsachen herum, die Zinnia entstauben, sortieren und dann, bereit zum Verkaufen, in die Kartons packen sollte.

 Oh man, wie soll ich das hier mal schaffen? Seufzend machte sie sich an die Arbeit. 20 Minuten später schob sie eine weitere Reihe Kartons zur Seite, um zu schauen, ob dahinter auch noch etwas stand, jedoch waren die Kartons  verdammt schwer. Verwundert blickte Zinnia diese an, beschloss aber, sich später um diese Kartons zu kümmern. Dahinter stand zum Glück nichts, als sie plötzlich hinter einer weiteren Reihe Kartons einen leichten goldenen Schimmer sah. Was ist das bloß? Schnell lief sie hinüber und räumte auch diese Karton Wand aus dem Weg. Sobald das Mädchen erblickte was dahinterstand, hielt sie den Atem an. Ihre Augen wurden groß und ihr Herz Kopf klopfte schneller, angesichts des wertvollen Befundes. Das ist doch bestimmt Tausende Euro wert! Direkt vor ihr stand ein Spiegel. Ein großer Spiegel. Aber es war nicht so ein hässlicher Spiegel, sondern einer mit einem echten Goldrand und vielen Verzierungen darauf. Außerdem konnte sie viele Wörter erkennen, wovon sie sogar einige entziffern konnte. Sie waren lateinisch. Doch besonders ein Wort trat häufig auf, und das hat sie ja noch nie gehört. Was das wohl hieß? Vorsichtig, trat sie näher und ließ ihre Finger über den Rand gleiten. Sie konnte kleine Kerben spüren, als hätte jemand mit einem Messer hineingeschnitten. Das Glas war seltsam milchig, ein wenig ist länger ein Schleier auf dem Spiegel. Jedoch der gesamte Spiegel wirkte eine eigenartige Anziehungskraft auf sie aus und als erziehende fremdgesteuert, legte sie ihre Hand auf das Glas. Es geschah nichts. Über sich selbst den Kopf schütteln kann sie wieder zurück ganz ehrlich mal, was hatte sie denn erwartet?! Dass der Spiegel anfängt Feuer zu spucken? Das war mal mehr als nur affig. Sie war doch keine 5 mehr. Entschlossen packte Zinnia das Staubtuch fester. Sie begann damit, den Rahmen des Spiegels zu reinigen, während sie mit der anderen Hand diesen festhält, damit er nicht umfiel. Das wäre echt der Fail des Jahrhunderts. Gerade war sie fertig, als ihr auffiel, wie unfassbar schmutzig das Glas aussah. In dem Moment, in dem dann jedoch ihre beiden Hände das Glas berührten, fühlte sie einen starken Sog, als würde der Spiegel sie anziehen und sie wäre lediglich ein Magnet. Zinnia's Herz begann zu rasen und Ihrer Nackenhärrchen stellten sich auf. Was geschah hier?

Langsam verschwanden die Bilder vor ihren Augen und sie schüttelte den Kopf um klarer denken zu können. Flashbacks brauche ich gerade wirklich nicht. In diesem Moment ertönte ein lautes Poltern. Erschrocken fuhr sie herum und ihr Herz, das sich gerade beruhigt hatte klopfte ihr direkt wieder bis zum Hals. Was, wenn das etwas im Siegel ist. Vorsichtig musterte sie die Glasscheibe, doch es hatte sich nichts verändert. Sie war immer noch genauso dreckig, wie davor. Plötzlich rumpste es erneut und eine Staubwolke wirbelte durch die Luft, wodurch Zinnia einen Hustenanfall bekam. Gleichzeitig fuhr sie herum und konnte gerade noch zur Seite springen, ehe ein Kartonstapel genau auf die Stelle fiel, auf der sie bis vor 3 Sekunden stand. Puh, das war knapp. Langsam sah sie das ganze Chaos das entstanden war. Anscheinend war ein Stapel umgefallen, wodurch er den nächsten mitgerissen hatte und so weiter. Oh, nein. Damit war die ganze Arbeit dann wohl umsonst. Seufzend blickte das Mädchen auf den, bis vor ein paar Minuten noch aufgeräumten, Dachboden. Naja, was soll's. Aber wenn jetzt noch mal was umfällt, dann sterbe ich heute noch an einem Herzinfarkt.

Doch egal wie sehr sie versuchte, sich auf die Aufräumarbeiten zu konzentrieren ihre Gedanken wanderten immer wieder zum Spiegel zurück, als würde eher nicht nur physisch, sondern auch psychisch auf sie einwirken. Irgendwie eine ziemliche gruselige Vorstellung. Schon seit Zinnia klein war, wollte sie immer alles physikalisch erklären, aber der Spiegel machte einfach keinen Sinn. Überhaupt keinen. Vielleicht sollte ich ihn mir einfach nochmal anschauen? Aber was ist, wenn das von vorhin wieder passiert. Na, hoffentlich nicht. Das klingt jetzt aber nicht sehr vielversprechend. Okay, das geht zu weit. Ich habe jetzt nicht gerade wirklich mit mir selber diskutiert. Ich werde definitiv verrückt. Aber vielleicht hat der Spiegel auch nur schlechte Einwirkungen auf mich. Giftige Strahlung oder so. Egal, ich versuch's trotzdem. Mit schnellen Schritten lief sie auf den Spiegel zu und untersuchte den Rand und das Glas. Hier musste doch etwas sein. Als sich plötzlich alles begann zu drehen. Wie schon vorhin wurde ihre Umwelt nebelig und langsam legte sich ein Schleier auf ihre Augen. Vorsichtig ging Zinnia einen Schritt vorwärts und wurde sofort in einen Tunnel aus Licht eingezogen. Alles drehte sich immer schneller, ihr wurde übel und Zinnia's Herz drehte quasi durch. Ehe sie auf einmal in eine endlose Schwärze fiel. Blanke Panik erfüllte sie. Ihr Herz stolperte, sie riss ihre Augen auf, doch sah trotzdem nichts. Ihre Hände ruderten nutzlos, ohne Halt. Was wenn ich jetzt für immer falle? Wenn ich nie ankomme?  

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