7th
>So. Alles wieder auf dem gewohnten Stand< Ich sah Luzifer nicht an, als er von der Bettkante aufstand und, wie ich wusste, auf mich hinuntersah. Ich wollte einfach nur diesen Moment der absoluten Ruhe so lange auskosten wie möglich. Diesen Moment, in dem mein Körper, meine Gedanken und meine Seele vollkommen entspannt waren. Ich wollte nicht einmal mehr denken. >Du weißt, dass du vorsichtig sein musst mit Dingen, die deinen Gefühlen auf die Sprünge helfen könnten. Sie sind immer noch da, Angel. Und deine Seele erinnert sich an sie und den Ereignissen mit denen du sie verbindest. Du spürst sie nicht so, aber deine Seele schon und das kann Auswirkungen auf deinen Verstand und deinen Körper haben< Statt ihm zu antworten oder gar ein richtiges Gespräch anzufangen starrte ich weiter an die Decke des Schlafzimmers. Sie sah noch genauso aus wie am Morgen.
Ich hatte bestimmt noch eine Zeit lang heulend vor der Haustür gekniet, bis sich auf einmal eine Hand auf meine Schulter gelegt hatte. Sofort waren meine Tränen versiegt und ich schaffte es in Luzifers besorgtes Gesicht zu sehen. Er hatte sich neben mich gekniet, weiß der Henker wie er in das Haus gekommen war. Ohne eine weitere Erklärung hatte er mich hochgehoben und ins Schlafzimmer getragen, hatte mir das gegeben, was ich in diesem Moment am Dringendsten gebraucht hatte. Spaß hatte es ihm jedoch mit Sicherheit nicht gemacht, so apathisch wie ich unter ihm gelegen hatte. Doch mit jedem Stoß, den er vollführt hatte, wurde es mir gleichgültiger. Hauptsache war nur, dass er weitermachte, bis dieses komische Gefühl aus meinem Körper wieder gänzlich verschwand. Und genau das tat er, bevor er von mir abließ, mich zudeckte und sich selbst wieder anzog. Noch nie zuvor hatte es so sehr gewirkt wie ein einfaches Geschäft zwischen zwei Handelspartner...
Luzifer seufzte neben mir auf, als ich ihm nicht antwortete, und kniete sich neben das Bett. Seine Hand mit den abstrakten Runen darauf wanderte zu meiner, die neben seiner schon beinahe unberührt aussah. >Wer war der Mann, der hier war? Hat er seinen Namen oder sonst irgendwas erwähnt?< Träge schüttelte ich meinen Kopf und bewegte ihn anschließend zur Seite, sodass ich in seine giftgrünen Augen sehen konnte. Bei dem gedämmten Licht wirkten sie fast schon wie die einer Katze.
>Er wollte deinen Namen wissen. Um dich finden und umbringen zu können. Er meinte, das wäre sein Job und ich würde alles, was mit dir zu tun hat, vergessen<, erzählte ich ihm leise, was er stirnrunzelnd zur Kenntnis nahm. >Er dachte, er müsse mir helfen, zumindest hat er das gesagt. Aber ich denke, dieser ganze Auftrag war einfach nur nervtötend für ihn...<
>Wie sah er aus?< Ich registrierte sehr wohl, dass sich irgendetwas an Luzifers Ton geändert hatte, doch ich reagierte nicht darauf. Er hat schon seine Gründe.
>Schwarz. Also, seine Kleidung war schwarz. Genauso wie seine Haare. Aber seine Augen waren blau und er war sehr schnell und kräftig< Ich wollte ihm schon sagen, dass das alles gewesen sei, als mir wieder dieses Lachen in Erinnerung kam. >Und er hat gelacht. Ein tiefes, raues Lachen< Seine Hand verkrampfte sich um meine. Ich sah zu ihr hinunter und folgte dann seinem Arm bis zu seiner Schulter, seinem gut sichtbaren Schlüsselbein und von da an über seinen Hals zu seinen Augen. Sie waren nicht mehr auf mich gerichtet. >Du weißt, wer das war< Es war eine Feststellung, keine Frage.
>Hoffen wir, dass ich mich irre. Wenn es wirklich...< Er stand auf. Tigerte einige Minuten lang im Zimmer auf und ab, während ich ihm mit meinen Augen folgte. Dabei murmelte er vor sich, bis er mitten in der Bewegung stehen blieb und zu mir sah. >Gab es noch andere Vorkommnisse? Gestern oder heute?<
>Nur Mia, die sich aufgeführt hat wie ein Irre. Vermutlich hat ihr Bruder sie schon in die Psychiatrie gebracht...< Ein erzwungenes Lachen verließ meine Kehle. >Zu schade, dass ich nicht seine Nummer habe, ich hätte ihm da ein paar gute Einrichtungen nennen können. Inklusive persönlicher Führung von meiner Seite< Luzifers Blick hatte sich deutlich verfinstert, als er mich so reden hörte. Er hasste das. Doch normalerweise sagte er nichts dazu.
>In wie fern hat sie sich wie eine Verrückte verhalten?<, fragte er skeptisch nach.
>Sie meinte, ihr Bruder hätte mir mein Leben geredet und jetzt müsse ich im Gegenzug für ihn irgendwo aussagen, damit er nicht hingerichtet wird. Angeblich war meine Rettung illegal<
>Du weißt genauso gut wie ich, dass dein Vater kein Geisteskranker war, der sich die Sache mit dem Engel, der dir das Leben rettete, ausgedacht hat. Du hättest mir sofort davon erzählen müssen, als Mia angefangen hat sich so komisch zu benehmen. Und komm mir jetzt nicht damit, dass das erst heute passiert ist. Das kauf ich dir nicht ab< Kurz überlegte ich, ob ich mir die Mühe machen sollte, ihm zu widersprechen. Einfach so abzustreiten, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. Doch kaum war mir dieser Gedanke gekommen, wurde er auch schon von einem "Wozu denn?" abgelöst. Also schwieg ich mal wieder. Luzifer fuhr sich seufzend mit seinen Händen über das Gesicht und sah mich anschließend mit müden Augen an, aus denen sein Frust geradezu zu sprießen schien. >Was soll ich nur mit dir anstellen?< Stumm erwiderte ich seinen Blick. Was hätte ich auf diese Frage auch schon antworten sollen? Mir tat nichts weh, ich fühlte mich nicht schlecht. Ja, um ehrlich zu sein verstand ich nicht mal seine Anklage, dass ich ihm Bescheid sagen hätte müssen. Mir war mein Leben egal. Schon seit Jahren. Was interessierte es mich also, was damit passierte? Er war es doch, der unbedingt wollte, dass ich weiterlebte. Er war es doch, der mich überhaupt noch am Leben hielt. Sollte er mir doch sagen, was ich zu tun und zu lassen hatte. Solange ich nichts spürte, war mir einfach alles andere egal. Ich wollte einfach nie wieder etwas spüren, ob nun durch unseren Vertrag oder durch den Tod hätte mir gleichgültiger nicht sein können.
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