2nd

Ich hatte mich mit Sicherheit nicht verhört. Das war so sicher wie, dass ich braune Haare besaß. >Ich kenne weder dich noch deinen Bruder, also warum sollte ich auch nur daran denken ihm zu helfen?<, fragte ich Mia, die anscheinend mit allem gerechnet hatte, außer damit. Sie öffnete und schloss ihren Mund mehrmals wie ein Fisch auf dem Trockenen, ohne dass auch nur ein Laut ihrer Kehle entkommen war. Nach ungefähr zwei Minuten hatte ich genug. Ich drehte mich um und ging. Gerade als ich die richtige Straße erreichte, hörte ich schnelle Schritte hinter mir. Lässt die denn nie locker? Genervt drehte ich mich zu ihr um, bevor sie auch nur ein Ton sagen konnte. Doch dann schnitt sie mir einfach das Wort ab, als wüsste sie, dass ich allmählich die Geduld verlor.

>Du bist es ihm schuldig. Er hat dir das Leben gerettet<

>Schön für ihn. Dann kann ich ja jetzt gehen<, meinte ich und drehte mich weg, doch sie war im Nu vor mir und versperrte mir den Weg.

>Was soll das denn heißen? Er hat dein Leben gerettet und jetzt braucht er deine Hilfe! Also beweg' deinen Arsch!<, schrie sie mich an. Meine einzige Reaktion waren hochgezogene Augenbrauen. Als sie das sah, schnaubte sie wütend und wollte mich wieder am Arm packen. Großer Fehler, kleine Mia. Ein sehr großer Fehler. Schneller als sie gucken konnte, hatte ich ihren Arm gepackt und auf ihrem Rücken gedreht. Sie schrie auf, während sie leicht in die Knie ging.

>Jetzt hörst du mir mal zu, kleine Mia<, flüsterte ich ihr bedrohlich leise ins Ohr. Ich konnte sehen, wie sie ihren Atem anhielt. Sie hatte Angst. Gut so. >Mir ist es scheiß egal, ob dein ach-so-toller Bruder denkt, mir das Leben gerettet zu haben. Ich bin niemanden etwas schuldig, denn ich habe nie um etwas gebeten. Ich kenne deinen Bruder nicht und er geht mir am Arsch vorbei. Genauso wie du. Also lass mich gefälligst in Ruhe< Sie fing an zu zittern, als ich meinen Griff verstärkte um das Gesagte zu unterstreichen. Dann ließ ich sie so plötzlich los, dass sie ein paar Schritte nach vorne taumelte. Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, machte ich mich auf den Heimweg.

Natürlich ließ sie nicht locker. Wäre ja auch zu schön gewesen. >Sag mal, tickst du noch ganz sauber?<, fragte sie mich wütend schnaubend, während sie versuchte mir auf ihren Stöckelschuhen hinterher zu laufen. Ich frag mich, wie sie auf solchen Dingern überhaupt laufen kann. >Mein Bruder wird sterben, exekutiert, weil er eine Regel gebrochen hat, deinetwegen<, redete sie weiter auf mich ein.

>Und deshalb denkst du jetzt, dass ich ihn retten muss, um diese Schuld zu begleichen<, schlussfolgerte ich, ohne auch nur daran zu denken, stehen zu bleiben oder zu ihr zu sehen.

>Natürlich!<

>Dann hast du auf die falsche gehofft. Es gibt nur zwei Momente, wo mir gerade so noch das Leben gerettet wurde. In beiden Fällen habe ich nicht darum gebeten. Folglich bin ich auch niemandem etwas schuldig, klar so weit?< Eine Hand an meinem Arm riss mich herum, sodass ich in Mias zornrotes Gesicht blickte. Tränen hatten sich in ihren Augenwinkeln gebildet, ob vor Wut, Enttäuschung oder Sorge konnte ich nicht sagen. Es kümmerte mich auch nicht.

>Er hat dir dieses Leben ermöglicht<, meinte Mia mit unterdrückter Wut. Grob wischte sie sich eine Träne weg, die sich aus ihrem Auge gelöst hatte. >Du wärst bei deiner Geburt gestorben ohne ihn. Hätte er nicht das verzweifelnde Flehen deines Vaters gehört, hättest du nicht einen einzigen Atemzug getan. Mein Bruder hat deinen Vater erhört, hat dich gerettet und dabei eine der wichtigsten Regeln gebrochen. Wenn du nicht für ihn aussagst, werden sie ihn früher oder später hinrichten<

>Ich habe nicht darum gebeten, auf diese verseuchte Erde zu kommen. Ich werde nicht für Schulden meines Vaters aufkommen. Vielleicht hast du ja bei seinen Überresten mehr Glück. Ich werde niemandem helfen. Mir hat auch niemand geholfen< Sie schüttelte fassungslos den Kopf.

>Du warst ein so liebes Kind<, schrie sie mich plötzlich an. Aus ihren Worten war die pure Verzweiflung zu hören, die sich auch schon auf ihrem Gesicht breit gemacht hatte. >Du hast die Geschichten deines Vaters geglaubt, hast ihm bis zum Schluss geglaubt, selbst als es niemand anderes mehr getan hatte. Du warst ein gutes Kind! Was in Gottes Namen ist passiert, dass dich das Schicksal von jemand anderem so kalt lässt?!< 

>Ich bin aufgewacht<, erwiderte ich kalt, schüttelte ihre Hand ab und drehte mich weg. Sie unternahm nichts um mich zurückzuhalten, als ich mich wieder einmal in Bewegung setzte. Ich wollte nach Hause, wollte nicht darüber nachdenken, dass es Verrat an dem Andenken meines Vaters war, nichts bei der Erwähnung seiner Geschichten zu spüren. Es gab keine Engel, zumindest keine wie er erzählt hatte. Sie hatten ihm nicht geholfen. Hatten ihn nicht von dem Krebs geheilt. Hatten zugesehen, wie er starb, langsam und mit Medikamenten zu gedröhnt in irgendeiner Irrenanstalt. Nein, ich war ihnen nichts schuldig. Auch nicht diesem Engel, der mir angeblich das Leben bei meiner Geburt rettete. Ohne dieses Ereignis wären mein Vater und meine Mutter immer noch glücklich verheiratet, zwar kinderlos aber gesund und munter.

...

Als der Bus endlich an meiner Haltestation hielt, war es bereits nach 23 Uhr. Ich hatte eine halbe Stunde warten müssen, bis der nächste Bus gekommen war, sodass ich absolut keine Vorstellung davon hatte, was mich erwarten würde, sobald ich auch nur einen Fuß auf mein Grundstück setzen würde. Von wütendem Gebrüll bis zu gähnender Leere, da er mich suchen gegangen war, konnte alles in Betracht gezogen werden.   

Das Haus, in dem ich wohnte, war relativ normal. Zwei Stockwerke, ein kleiner Garten und ein Schuppen, eingerahmt von einem kleinen Metallzaun. Nichts besonderes also. Nur dass es, rein technisch gesehen, gar nicht mein Haus war. Ich wohnte dort die meiste Zeit allein, ging zur Arbeit und musste mir alles, was nicht lebensnotwendig war, wie Fernseher und Süßigkeiten, selbst besorgen. Ansonsten lebte ich relativ kostenfrei dort. Es war ein Teil seiner Bedingungen damals gewesen.

Ich schloss die Tür auf, rief >Bin wieder da< ins Haus und begab mich dann in die Küche, nachdem ich Jacke und Schuhe bei der Garderobe zurückgelassen hatte. Auf dem Küchenschrank stand bereits ein Glas, welches ich mit Apfelsaft füllte und es mit einem leichten Seufzen wieder leerte. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie durstig ich gewesen war. Als ich mir nachschenkte, spürte ich plötzlich zwei Arme, die sich federleicht um mich herum legten und mich sanft an seinen Körper zogen.

>Wo warst du so lange?<, fragte er rau, woraus ich schloss, dass er bereits eingenickt war, bevor ich gekommen war.

>Ich musste mal wieder eine Vergewaltigung vereiteln. Das Mädchen hatte was dagegen, dass ich direkt danach ging<, antwortete ich leise. Er brummte verstehend. Kurz darauf fühlte ich, wie seine Lippen meinen Hals bis zur Schulter hinab küssten, wobei seine Zähne leicht meine Haut berührten. Ich seufzte wohlig und legte meinen Kopf schief, sodass er mehr Platz hatte. >Hattest du schon geschlafen?<, fragte ich schließlich mit geschlossenen Augen, was mir ein leichtes Glucksen von seiner Seite einbrachte.

>Ich bin zwar Luzifer, Angel, aber auch der Teufel braucht hin und wieder etwas Schlaf< Seine Arme drehten mich reflexartig zu ihm herum, sodass er mir nun in meine Augen sehen konnte. >Allerdings-<, fuhr er fort, während er mit seinen Fingern unter mein T-Shirt fuhr und kleine Kreise auf meinem Rücken malte. Eine Gänsehaut überfuhr mich und ich merkte, wie es sich in mir bewegte. Das Begehren, die Lust... Emotionen, die ich haben würde, solange ich bei Luzifer blieb. Die ich nur bei ihm, bei seinen Berührungen haben würde, solange unser Vertrag Gültigkeit hatte. >hätte ich nichts dagegen, wenn dieser Schlaf noch etwas auf sich warten lassen würde< Seine Augen strahlten pures Verlangen aus, als seine Hände sich tiefer bewegten. Diese Berührung fachte mein eigenes Verlangen so sehr an, dass ich merkte wie mir die Hitze in den Unterleib schoss. Ich wollte ihn. Nur ihn, hier und jetzt. Luzifer musste meine Gedanken erraten haben, denn schneller als ich gucken konnte, hatte er sich zu mir gebeugt und nahm nun gierig mit seinen Lippen meinen Mund in Beschlag. Es war ein hemmungsloser, heißer Kuss, der uns aller Luft beraubte. >Spring<, nuschelte er und ich tat, wie mir geheißen. Er hielt mich mit seinen Händen fest, sodass ich meine Beine um ihn herum schlang und nun auf seinen Hüften saß. Sofort setzte er sich in Bewegung Richtung Schlafzimmer, ohne den Kuss auch nur einmal zu unterbrechen. Dort schmiss er mich auf die Matratze und zog sich in einer einzigen eleganten Bewegung das Shirt über den Kopf. Er ließ mir keine Zeit, seine Muskeln wieder einmal genau zu betrachten, denn kaum war er oberkörperfrei war er auch schon über mir. Seine Arme stützten rechts und links neben meinem Kopf, während er schwer atmend auf mich herunter sah. Sein Blick glich dem eines hungrigen Löwen, als er mein Gesicht betrachtete. >Wunderschön<, murmelte er, was mir durch Mark und Bein ging. Ich griff mit meiner Hand in seine dunklen Haare und zog seine Lippen wieder auf meine. Er verlagerte sein Gewicht auf seine Knie, sodass er seine Hände nun frei zur Verfügung hatte. >Meins<, knurrte er in den Kuss herein und zerriss mit seinen Händen mein T-Shirt.      
 


Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top