Kapitel 3

"Wir alle tragen eine innere Kraft in uns, die nur darauf wartet, in Zeiten der Not und Dunkelheit hervorzutreten." — Isabel Allende

Ich ging zu den anderen Jährlingen, die sich nervös am Rande der Lichtung zusammengefunden hatten, und teilte ihnen meine Pläne mit. Obwohl ich nicht wusste, wie sie reagieren würden, erfüllte mich eine unbestimmte Hoffnung. Zu meiner Überraschung und wie durch ein Wunder zeigten sie alle sofort Interesse. Die Unruhe in ihren Augen wich einer neuen Entschlossenheit, und es war, als ob mein Wunsch, meine Mutter wiederzusehen, einen Funken in allen entzündet hätte. Ohne ein weiteres Wort setzten wir uns in Bewegung. Wir trabten der aufgehenden Sonne entgegen, die den Himmel in ein intensives Rot tauchte und lange Schatten über die Landschaft warf. Die Welt schien in Flammen zu stehen, und jeder von uns fühlte die Bedeutung dieses Moments.

Doch die anfängliche Aufregung und Energie verflogen schneller, als wir erwartet hatten. Nach einiger Zeit wurde unser Schritt langsamer, und die Müdigkeit setzte ein. Die Hitze des Tages und die ungewohnte Anstrengung forderten ihren Preis. Schließlich erreichten wir einen Fluss, dessen Wasser kühl und erfrischend auf unsere trockenen Kehlen wirkte. Wir tranken gierig und fraßen das saftige Gras am Ufer, froh über die willkommene Pause. Doch die Erschöpfung ließ uns nur langsam weiter laufen. Unsere Bewegungen wurden träge, und die Sonne begann, sich dem Horizont entgegenzusenken.

Als die Dämmerung hereinbrach, suchten wir nach einem sicheren Ort für die Nacht und fanden Zuflucht in einer Felsenhöhle. Die Dunkelheit wurde immer dichter, und mit ihr schlich sich eine unheimliche Stille in unsere kleine Gruppe. Bald darauf begannen die anderen Jährlinge zu jammern und kläglich nach ihren Müttern zu rufen. Der Verlust und die Unsicherheit über unsere Zukunft lasteten schwer auf uns allen, und die Einsamkeit der Nacht verstärkte diese Gefühle nur noch mehr. Niemand wollte die Verantwortung übernehmen, Wache zu halten. Alle waren zu müde und niedergeschlagen. Schließlich erklärte sich Anubis nach einigen Streitigkeiten bereit, wach zu bleiben. Seine Entschlossenheit und sein ruhiges Auftreten gaben uns das Vertrauen, das wir so dringend benötigten.

Es war in diesen Stunden der Dunkelheit, dass wir begannen, enger zusammenzuwachsen. Ohne die ständigen Streitereien und Rangeleien, die in unserer vorherigen Herde an der Tagesordnung gewesen waren, entwickelte sich eine neue Art von Zusammenhalt. Wir erkannten, dass wir einander brauchten, um dieses Abenteuer zu überstehen. Unbewusst nahm ich die Rolle der Leitstute ein, denn ich war diejenige, die den Weg kannte und wusste, wohin wir gehen mussten. Anubis wurde der Leithengst, nicht nur weil er stark war, sondern weil er stets auf uns achtete und sicherstellte, dass niemand zurückblieb.

Wir entschieden uns, den Weg zurück zum Hof zu nehmen, den mein Instinkt uns wies. Der Gedanke, meine Mutter wiederzusehen, trieb mich an, und auch die anderen Jährlinge folgten entschlossen. Doch was uns auf diesem Weg alles bevorstehen würde, konnten wir nicht erahnen.

Wir begannen unsere Reise mit Hoffnung und Mut, doch die Herausforderungen, denen wir uns stellen mussten, waren zahlreicher und härter, als wir es uns vorgestellt hatten. Der Weg war steinig und unbarmherzig, und wir mussten uns Gefahren stellen, auf die wir nicht vorbereitet waren. Eines nach dem anderen fielen unsere Gefährten zurück, entweder aus Erschöpfung, Angst oder aufgrund der unbarmherzigen Bedingungen, denen wir ausgesetzt waren.

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