Kapitel 22 - Geplatzte Träume

Der Duft von Lavendel lag schwer in der Luft, süß und beruhigend, während ich den sanften Hügel hinauflief. Rechts und links vom schmalen Weg reihten sich perfekt aufgereihte Stuhlreihen, alle mit weißen Schleifen und Blumensträußen geschmückt, die im sanften Wind wiegten. Vor mir lag ein breiter Gang, der sich schnurgerade auf einen Altar zuschlängelte, umrahmt von einem Blütenmeer, das in allen Farben leuchtete. Die Sonne stand tief am Himmel, goldenes Licht tanzte über die Szenerie und ließ alles in einem beinahe unwirklichen Glanz erstrahlen. Eine sanfte Brise spielte mit meinen Haaren, strich kühl über meine Schultern, als würde sie mich vorsichtig ermahnen.

Meine Schritte waren schwer, als würde jeder von ihnen mehr und mehr Gewicht auf meinen Körper legen. Die Welt um mich herum schien sich zu verlangsamen. Ich hob meine Hand und legte sie sanft auf die Lehne eines Stuhls, der am Gang stand, fühlte das raue Holz unter meinen Fingern. In der Nähe erkannte ich plötzlich Beccas Gesicht. Sie saß in der ersten Reihe und schaute mich mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrung an, doch dann breitete sich ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen aus.

„Liebes, du musst nach vorne", sagte sie mit warmer Stimme, was mich gleichzeitig beruhigte und verwirrte. Ihre Worte hallten seltsam in meinem Kopf nach, als hätte ich sie nicht richtig verstanden.

Ich blieb stehen und zog meine Augenbrauen zusammen, spürte das unbehagliche Pochen meines Herzens. Mein Blick wanderte langsam von Becca zu meinen Füßen und schließlich an mir hinunter. Ein weißes, bodenlanges Kleid schmiegte sich um meinen Körper, der Stoff war fließend und zart wie Seide, und jeder Schritt, den ich machte, ließ ihn leicht im Wind schweben. Der weiche Stoff fühlte sich so echt an, so vertraut, als hätte ich ihn schon einmal getragen.

Mein Herz begann schneller zu schlagen. Das Pochen wurde lauter, und die Erkenntnis kroch wie eine kalte Hand langsam meinen Rücken hinauf. Ich gehörte nicht zu den Gästen. Der Gedanke traf mich wie ein Blitzschlag. Ich war nicht hier, um zuzusehen. Nein, ich war hier, um...

Meine Atmung beschleunigte sich, als ich versuchte, die Situation zu begreifen. Wieso trug ich dieses Kleid? Wieso stand ich hier? Panik stieg in mir auf, und meine Hände begannen zu zittern, als ich langsam den Kopf hob und nach vorne zum Altar sah.

Noah stand dort, schaute mich mit staunendem Gesicht an, während sich langsam ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete.

"Keine Sorge", Keith war hinter mir aufgetaucht, legte sanft die Hand auf meinen Rücken und schob mich weiter den Gang entlang. Ich schluckte, nickte dann, ehe ich langsam weiterlief. Noahs dunkelbraune Haare wehten im Wind und er schaute mich intesiv mit seinen blauen Augen an, während ich ihm immer näher kam.

"Hey", flüsterte er leise, als ich neben ihm zum stehen kam.

"Hey", flüsterte ich verwirrt zurück, schaute zu den Gästen. Adrian saß dort, lächelte begeistert. Ich zog meine Augenbrauen zusammen.

"Alles okay?", fragte Noah mich, nahm sanft meine Hände.

Ich nickte langsam, richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn. Ein lautes Rauschen in meinen Ohren sorgte dafür, dass ich die Rede nicht hörte, ich fühlte mich wie in einem Film. Was genau geschah hier?

"Elly?", Noah riss mich aus meinen Gedanken.

"Hm?", machte ich verwirrt.

"Liebe Elly, willst du Noah lieben und ehren, in guten wie in schlechten Zeiten, in Gesundheit wie in Krankheit, ihn stets unterstützen und begleiten – solange ihr beide lebt? Willst du Noah hiermit zu deinem rechtmäßig angetrauten Ehemann nehmen?", wiederholte der Trauredner.

"Ja, ja ich will", sagte ich dann, aber es fühlte sich falsch an. Als seien das nicht meine Worte, die da aus meinem Mund kamen.

"Dann dürfen sie die Braut jetzt küssen"

Noah beugte sich zu mir vor, und mein Herz drohte zu zerspringen. Ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren, bevor seine Lippen sanft meine berührten. Ein kribbelnder Schauer durchfuhr meinen Körper, doch noch bevor ich mich dem Gefühl vollends hingeben konnte, riss ich die Augen auf.

Mit einem heftigen Keuchen setzte ich mich auf und schnappte nach Luft, als wäre mir gerade der Boden unter den Füßen weggezogen worden. Mein Herz pochte unaufhörlich, so schnell und heftig, dass es schmerzte, und es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich nicht mehr vor dem Traualtar stand. Alles um mich herum war dunkel und still.

Es war nur ein Traum. Ich fühlte eine Erleichterung, ein Zeichen, dass dies wohl eher einem Albtraum geglichen hatte.

Ich ließ die Worte in meinem Kopf widerhallen, während ich mich vorsichtig umschaute. Neben mir lag Adrian, friedlich schlummernd, sein Rücken mir zugewandt. Sein gleichmäßiges Atmen füllte den Raum mit einer beruhigenden Stille, die jedoch nicht in der Lage war, das Chaos in mir zu beruhigen. Ein leises Seufzen entfuhr mir, als ich mich auf die Bettkante setzte und meine nackten Füße den kühlen Boden berührten.

An Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken. Meine Lunge fühlte sich an, als würde sie von unsichtbaren Händen zerquetscht. Ich brauchte dringend frische Luft.

Leise, um Adrian nicht zu wecken, nahm ich meinen Mantel vom Stuhl und schlüpfte in meine Boots. Mein Blick wanderte noch einmal zu ihm, wie er friedlich im Bett lag. Ein sanftes Lächeln huschte über mein Gesicht. Er sah so entspannt aus, ganz im Gegensatz zu mir, die gerade gegen ein emotionales Chaos ankämpfte. Vorsichtig öffnete ich die Tür und trat in den stillen Flur hinaus.

Draußen war die Nacht kühl und klar. Die Luft war erfrischend und schnitt sanft in meine Lungen, als ich tiefe Atemzüge nahm. Ich ließ meinen Blick über den Garten schweifen, während ich dem Weg folgte, der von kleinen Laternen erleuchtet war. Die warmen Lichter zeichneten einen schmalen Pfad durch das Gras und führten hinunter zu den Klippen.

Dort, am Rand der Welt, wo der Wind von der See heraufwehte, entdeckte ich eine einzelne Bank. Die Laternen warfen weiches Licht auf den Weg dorthin. Auf der Bank saß jemand. Die Silhouette wirkte ruhig, fast wie ein Teil der nächtlichen Szenerie, die durch die ferne Brandung der Wellen unterstrichen wurde.

Langsam näherte ich mich, das Herz hämmerte in meiner Brust.

Vielleicht war es nicht sonderlich schlau, sich mitten in der Nacht jemandem in der Nähe der Klippen zu nähern. Ein flüchtiger Gedanke an Sicherheit schoss mir durch den Kopf, doch etwas an der stillen Gestalt auf der Bank zog mich magisch an, als ob eine unsichtbare Kraft mich weiterführte. Die Neugier wuchs mit jedem Schritt. Wer konnte das nur sein, hier draußen, so spät?

Je näher ich kam, desto vertrauter wirkte die Silhouette, als würde mein Unterbewusstsein längst wissen, wen ich hier finden würde. Mein Herz pochte schneller, meine Schritte verlangsamten sich unwillkürlich, als ich die Person aus dem Licht  der Laternen heraustreten sah.

Es war Noah.

Er saß da, die Ellenbogen auf seine Knie gestützt, den Blick auf das weite, dunkle Meer gerichtet. Der Wind spielte sanft mit seinen Haaren, doch sein Gesicht blieb ruhig, fast nachdenklich. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als ich einen Moment lang stehen blieb und ihn einfach nur ansah.

"Noch wach, hm?", fragte ich dann sanft, als ich mich zu ihm setzte. Erschrocken schaute er zu mir, ehe er schief lächelte.

"Ja, ich kann nicht schlafen." Er zog die Nase kraus und blickte wieder zum Meer.

"Ich auch nicht", flüsterte ich und ließ meinen Blick in dieselbe Dunkelheit schweifen, in die auch er starrte. Die Wellen schlugen gleichmäßig gegen die Klippen, und in der stillen Nacht, ohne Ablenkung, war das Geräusch besonders deutlich – fast wie ein beruhigender, aber schwerer Rhythmus. Für einen Moment sagten wir beide nichts, als ob die Geräusche der Natur das Gespräch füllten.

"Morgen ist es schon soweit. Bist du aufgeregt?", fragte ich schließlich, die Worte fast zögernd. Ich wusste nicht, ob ich die Antwort hören wollte.

Er schwieg. Seine Hände lagen nicht mehr ruhig auf seinen Knien – er knetete sie, als versuchte er, eine innere Anspannung zu lösen, die er nicht loswerden konnte. Die Nervosität in seiner Haltung war deutlich zu sehen, auch wenn er versuchte, es zu verbergen.

"Elly", sagte er dann auf einmal, weckte meine Aufmerksamkeit, sodass ich zu ihm blickte.

"Ich muss dir was sagen."

Mein Herz stolperte einen Moment, während ich ihn überrascht anschaute. Was kam jetzt? Eine weitere Belehrung über meine Beziehung mit Adrian? Bereute er, mich eingeladen zu haben?

"Damals", er schluckte, starrte noch immer in die Dunkelheit, "als du fortgingst nach London, da haben wir es ja ein paar Wochen ausprobiert."

Ich nickte stumm, während ich an die ersten Wochen zurückdachte, als er noch in Cornwall und ich in London lebte. Die Distanz zwischen uns war schmerzhaft gewesen. Seine Worte zogen mich tiefer in die Erinnerung, als er weitersprach.

„Ich wollte dich überraschen, mit einem Besuch. Unangekündigt," sagte er mit einem sanften Lächeln, das die Vergangenheit für einen Moment wieder lebendig machte. Ich hielt den Atem an, gespannt darauf, was er als Nächstes sagen würde.

„Ich habe dich so sehr geliebt, Elly. Die Entfernung zwischen uns fiel mir schwer, aber ich wollte dich nie verlieren. Doch als ich dich an diesem Tag sah..." Er hielt inne, als ob er in die Erinnerung eintauchte, und ich spürte den Kloß in meinem Hals. „Du kamst gerade mit ein paar Freundinnen aus dem Haus, lachend, und in diesem Moment hatte ich das Gefühl, es wäre egoistisch von mir, dich noch an mich zu binden."

Er drehte sich leicht zu mir, seine Augen voller Emotionen, die er so lange verborgen gehalten hatte. „Du hast Cornwall verlassen, weil es dir nicht mehr guttat. Du musstest da raus, und das habe ich immer verstanden. Doch plötzlich wurde mir klar, dass ich der letzte Anker war, der dich dort noch festhielt. Dieser Ort, der für dich nur Leid und Schmerz bedeutete. Ich habe dich selten so unbeschwert lachen gesehen wie in diesem Moment."

Seine Stimme wurde leiser, fast als ob er mit sich selbst sprach. „London tat dir gut. Doch jedes Mal, wenn wir uns sahen, wirkte es, als wäre da eine Traurigkeit in dir. Als würdest du immer an deinen Vater denken, der sich in Cornwall dem Alkohol hingab, oder an deine Mutter, die sich dort durchs Leben kämpfte. Ich fühlte mich plötzlich so egoistisch, dich an eine Vergangenheit zu binden, die dich nur verletzte. Es war, als hätte ich dich in einem Käfig festgehalten, obwohl ich wusste, dass du in London freier und glücklicher warst."

Seine Worte hingen zwischen uns in der Nachtluft, und der Schmerz, den er damals empfunden hatte, wurde jetzt auch zu meinem.

Ich starrte ihn ungläubig an, während seine Worte langsam zu mir durchsickerten, sich in mein Bewusstsein gruben.

„Deswegen habe ich damals entschieden, dich gehen zu lassen," fuhr er fort, seine Stimme leise und voller Bedauern. „Ich dachte wirklich, es wäre das Richtige. Ich wollte dir nichts aufzwingen, das dir wehtut. Ich habe es nur gut gemeint."

Mein Herz hämmerte in meiner Brust, als seine Worte die Wunden der Vergangenheit wieder aufrissen. Ich wollte etwas sagen, ihn unterbrechen, ihn fragen, warum er nicht mit mir darüber gesprochen hatte. Stattdessen saß ich einfach da, unfähig, die aufsteigende Flut an Gefühlen zu sortieren.

„Ich war mir sicher, dass es das Richtige war," wiederholte er und ließ seinen Blick auf den Boden sinken. „Aber jetzt... weiß ich nicht mehr, ob es das wirklich war."

Seine Verzweiflung, die in jedem seiner Worte mitschwang, machte es schwer zu atmen.

„Aber diese Entscheidung war nicht nur deine eigene!" Die Worte platzten aus mir heraus, meine Stimme bebte vor aufsteigender Wut. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, als die Realität seiner Worte mich traf. „Du hättest mit mir reden müssen, Noah. Du hättest mich einbeziehen müssen, anstatt einfach für mich zu entscheiden!"

Noah sah mich erschrocken an, als hätte er nicht erwartet, dass ich so reagieren würde. „Ich... ich dachte wirklich, ich würde dir einen Gefallen tun", stammelte er und versuchte, ruhig zu bleiben. „Ich wollte nur, dass du glücklich bist."

„Aber hast du jemals daran gedacht, dass mein Glück vielleicht bei dir lag?" Meine Stimme brach, und Tränen stiegen in meine Augen. „Du hast mir nicht die Chance gegeben, das selbst zu entscheiden. Du hast einfach alles beendet, ohne mir auch nur die Möglichkeit zu geben, mitzureden. Du hast mich weggeschoben, als wäre ich nicht wichtig genug, um gemeinsam eine Lösung zu finden. Als würdest du nichts mehr für mich empfinden"

Ich stand auf, meine Beine fühlten sich wackelig an, als ich ihn ansah. Die Dunkelheit um uns herum machte es schwer, seine Reaktion zu erkennen, aber ich konnte den Schmerz in seinen Augen erahnen. „Hättest du mich damals mitreden lassen...", meine Stimme brach fast, doch ich zwang mich weiterzusprechen, „hättest du diese Entscheidung nicht einfach alleine getroffen, hätten wir jetzt hier gemeinsam sein können."

Tränen stiegen in meine Augen, heiß und unaufhaltsam, während sie mir über die Wangen liefen. Ich wischte sie nicht weg. Es war, als ob all die unausgesprochenen Emotionen der letzten Jahre endlich den Weg an die Oberfläche gefunden hatten. „Vielleicht wäre alles anders gekommen, vielleicht wären wir jetzt glücklich zusammen. Aber das werden wir nie wissen, weil du uns nie die Chance gegeben hast."

Noah stand auf, unsicher, ob er sich mir nähern sollte. Sein Blick ruhte schwer auf mir, voller Bedauern, vielleicht auch Reue, aber das änderte nichts an der Leere, die sich zwischen uns aufgetan hatte. „Es tut mir leid, Elly. Ich wollte dich nur schützen..."

„Du hast mich nicht geschützt", flüsterte ich mit zitternder Stimme, „du hast mich verlassen."

Ich trat einen Schritt zurück, als hätte seine Nähe mich verbrannt, dann drehte ich mich abrupt um. „Elly, bitte", hörte ich ihn hinter mir sagen, seine Stimme war brüchig, fast flehend. Aber ich schüttelte nur den Kopf, unfähig, ihn anzusehen.

„Du warst mein einziger Halt, Noah", flüsterte ich, die Worte kaum lauter als der Wind, der um uns herum wehte. „Als du weg warst, hatte ich niemanden mehr." Meine Kehle zog sich schmerzhaft zusammen, als die Erinnerungen an jene dunklen Tage wieder hochkamen. „Ich konnte meine Wand nur bei dir fallen lassen. Meine Gefühle, meine Ängste... ich konnte sie nur dir zeigen. Und dann warst du weg und ich..." Meine Stimme brach, und ich musste hart schlucken, um die Tränen zurückzuhalten, „ich habe mich noch nie so einsam gefühlt."

Hinter mir hörte ich Noahs tiefe, zögernde Atemzüge. Er sagte nichts mehr, vielleicht wusste er, dass es keine Worte gab, die das ungeschehen machen konnten, was passiert war.

„Ich habe die letzten Jahre auf dich gewartet," sagte ich dann leise, während ich den Kopf über mich selbst schüttelte. „Ich war so eine Närrin."

Noah trat einen Schritt näher, seine Stimme kaum hörbar, als er flüsterte: „Ich habe auch gehofft, dass du nach Cornwall kommst."

Ein bitteres Lachen entkam mir, aber es fühlte sich eher wie ein Schluchzen an. „Es ist egal," sagte ich mit brüchiger Stimme. „Es ist so lange her."

Er würde morgen heiraten. Und ich... ich hatte die letzten Tage damit begonnen, mit ihm abzuschließen. Mit uns, mit der Vergangenheit. Ich hatte versucht, all das hinter mir zu lassen, mich von der Last der alten Gefühle zu befreien. Doch nun, als er hier vor mir stand, alte Wunden wieder aufriss und Dinge aussprach, die ich mir jahrelang gewünscht hatte zu hören, wurde mir klar, wie unfair das alles war.

„Ich sollte jetzt gehen," murmelte ich, während meine Stimme fast brach. Ohne weiter nachzudenken, drehte ich mich um und lief los, blind vor Tränen, die mir die Sicht verschleierten. Der beleuchtete Pfad vor mir verschwamm, doch ich rannte weiter. Noahs Stimme hallte in der Dunkelheit hinter mir, als er meinen Namen rief, aber ich konnte nicht stehen bleiben. Konnte mich nicht umdrehen.

Meine Füße stolperten über den steinigen Weg, der in meinen Gedanken unendlich lang erschien. Schließlich erreichte ich den Garten, in dem die Blumen trotz der Nacht süßlich dufteten. Mein Atem ging keuchend, als ich durch die Gartenpforte lief und in die Eingangshalle des Hotels stürmte. Erst dort blieb ich stehen, rang nach Luft und strich mir mit zitternder Hand über die Wange, um die warmen Tränen wegzuwischen.

Schniefend stieg ich die Treppen zu meinem Zimmer hinauf, aber vor der Tür hielt ich abrupt an. Ich konnte unmöglich wie ein emotionales Wrack hereinplatzen; das wäre einfach zu viel gewesen. Das Bild von Noah und der Ausdruck seiner Traurigkeit, die verzweifelten Worte, die er gesagt hatte, spukten unaufhörlich in meinem Kopf herum und ließen meine Brust enger werden. Verzweifelt blinzelte ich die Tränen zurück und versuchte, mein Gesicht zu glätten, um jede Spur von Schwäche zu verbergen. In dem Moment, als ich tief durchatmete, öffnete sich die Tür vor mir, und ich stand der Person gegenüber, die all diese verwirrenden Gefühle in mir ausgelöste.

Adrian stand dort, in einem schlichten T-Shirt und mit zerzausten Haaren, die ihm ins Gesicht fielen. Er hatte sich einen Mantel übergezogen und trug seine dunkelbraunen Boots. Wollte er nach mir schauen, nachdem er bemerkt hatte, dass ich weg war? Sein Blick war besorgt, als er mich ansah und sofort erkannte, dass etwas nicht stimmte. „Elly? Was ist passiert?"

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