Kapitel 21 - Der letzte Abend

Nachdem Adrian und ich uns fertig gemacht hatten, gingen wir zusammen zum Speisesaal hinunter. Die große Hochzeit stand unmittelbar bevor, und heute Abend war der letzte festliche Abend vor dem großen Tag. Der Speisesaal war prachtvoll hergerichtet, und alle Gäste hatten sich für den besonderen Anlass in ihre elegantesten Outfits geworfen. Die Tische waren mit weißen Rosen, sanft flackernden Kerzen und poliertem Silberbesteck dekoriert, was dem Raum eine romantische und feierliche Atmosphäre verlieh.

Als wir den Saal betraten, bemerkte ich die vielen neuen Gesichter – Freunde und Familienmitglieder, die aus aller Welt angereist waren, um Noah und Amber an ihrem besonderen Tag zu begleiten. Die Gespräche vereinten sich zu einem warmen, lebhaften Murmeln, nur hin und wieder unterbrochen von Lachen oder dem Klirren der Gläser.

Mein Blick blieb auf Ginny hängen, die sich weiter hinten angeregt mit Noah unterhielt. Als ob sie unsere Anwesenheit gespürt hätten, wandten beide sich zeitgleich in unsere Richtung. Ginnys Gesichtsausdruck schien für einen Moment zögerlich, dann hob sie jedoch lächelnd die Hand und winkte uns zu.

Ich lächelte zurück und winkte ebenfalls, bevor Adrian und ich weiter in den Raum traten. Noahs Blick lag kurz, beinahe prüfend, auf uns, doch schließlich wandte er sich wieder Ginny zu. Ich beschloss, meinen Fokus zurück auf Adrian zu richten – und wie gut er in diesem schlichten Pullover aussah. Der Stoff schmiegte sich perfekt an seine Schultern und ließ ihn einfach zum Anbeißen aussehen. Mit einem leichten Lächeln setzte ich mich an unseren Tisch, den wir in den letzten Tagen fast schon zu unserem Platz gemacht hatten.

Mr. Harrison und seine Frau waren bereits da und vertieft in ein Gespräch über ihre Katze Clarie, die sie anscheinend ein wenig vermissten. Es beruhigte mich, die beiden vertrauten Gesichter zu sehen, vor allem, als ich bemerkte, dass Ciara und ihr Freund sich einen anderen Tisch ausgesucht hatten. Nach dem gestrigen Abend war ich absolut nicht in der Stimmung, noch einmal ein Gespräch mit ihr zu führen.

Adrian grinste mir verschwörerisch zu, als auch ihm auffiel, dass wir heute von Ciara verschont blieben. „Na, ich glaube, der Abend ist gerettet," flüsterte er leise und stieß sanft gegen meine Schulter. Ein leises Kichern entkam mir, und ich fühlte, wie sich die Anspannung des Tages langsam löste.

Ich lehnte mich etwas zurück und betrachtete den festlich geschmückten Raum. Die weißen Rosen und die sanft flackernden Kerzen tauchten den Speisesaal in ein warmes Licht, das alles irgendwie magisch wirken ließ. Adrian neben mir betrachtete das Arrangement ebenfalls mit einem zufriedenen Lächeln und nahm dann sanft meine Hand unter dem Tisch, als wir uns entspannt zurücklehnten. Seine Berührung löste eine wohlige Wärme in mir aus, die ich im Moment nur schwer beschreiben konnte. Es war dieses Gefühl von Nähe, das mich alles andere vergessen ließ.

Während wir da saßen, kam der Kellner an unseren Tisch, bot uns Weingläser an, und ich nahm dankbar eines an. Adrian hob das seine in einem kleinen, stummen Toast und schenkte mir diesen intensiven Blick, bei dem mir das Herz immer einen Schlag aussetzte.

„Auf den letzten Abend vorm Chaos," flüsterte er leise mit einem Augenzwinkern. Ich musste lachen und prostete ihm zu. Das Glas fühlte sich kühl gegen meine Lippen an, und der Wein hatte eine leichte, fruchtige Note, die perfekt zu der festlichen Atmosphäre passte.

In diesem Moment kam Ginny mit einem amüsierten Grinsen auf uns zu. „Und, bereit für morgen?", fragte sie, als sie sich kurz zu uns hinunterbeugte. Ich schmunzelte und hob leicht die Schultern. „So bereit, wie ich eben sein kann."

„Das nenn ich mal enthusiastisch!" Ginny lachte und drückte mir kurz die Schulter. Ihr Blick wechselte zwischen Adrian und mir hin und her, und in ihren Augen blitzte etwas, das ich nur schwer deuten konnte. Dann nickte sie leicht und ließ uns wieder allein.

Ich konnte den Moment im Café nicht vergessen, als ich Ginny erzählt hatte, dass Adrian und ich „nicht wirklich zusammen" wären. Es war erst zwei Stunden her, und jetzt, während wir am Tisch saßen und die Kerzen um uns herum flackerten, stellte ich in Frage, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.

Adrian blickte zu mir herüber und lächelte leicht. „Ist alles okay?" fragte er, sein Blick voller Anteilnahme und Aufmerksamkeit.

„Ja, klar," antwortete ich und räusperte mich, um meine Gedanken zu sortieren. „Ich... hab nur über mein Gespräch mit Ginny nachgedacht."

„Oh?" Seine Neugierde war unübersehbar. „Und was hast du ihr erzählt?"

Mein Herz schlug schneller, als ich spürte, dass dies der Moment sein könnte, alles zu klären. „Ich hab ihr gesagt, dass wir eigentlich gar nicht zusammen sind..."

„Hmmm," machte Adrian, und ich bemerkte, wie er sich leicht versteifte. Die Luft zwischen uns schien dicker zu werden, und ich konnte fast hören, wie mein Herz gegen meine Brust schlug.

„Was ist los?" fragte ich, während ich ihn aufmerksam beobachtete.

Er schüttelte den Kopf, als würde er meine Frage abwehren. „Nichts, ich..." Er schloss kurz die Augen, als würde er nach den richtigen Worten suchen. Er schien sich dagegen zu entscheiden, denn er seufzte bloß, ehe er sich ein Lächeln auf die Lippen rang.

"Sie wird es schon für sich behalten", sagte er dann leise.

"Ich hoffe, ich habe ihr gesagt, dass sie es niemandem erzählen soll", flüsterte ich, knetete nervös meine Hände.

Doch der Blick von vorhin hatte Bände gesprochen. Ich hoffte einfach, das Noah uns nicht deswegen so prüfend angeschaut hatte.

Nachdem wir das Essen hinter uns gebracht hatten, zogen wir uns relativ früh in unser Zimmer zurück. Ich war ausgelaugt von der Woche und den vielen Interaktionen. Müde streifte ich meine Schuhe ab, während Adrian ebenfalls erschöpft wirkte. Als ich mich auf das Bett fallen ließ, konnte ich nicht anders, als an die Hochzeit zu denken und wie sie alles verändert hatte.

Adrian setzte sich auf die Bettkante, seine Augen suchten meinen Blick. „Bist du nervös wegen morgen?" fragte er mit einem leichten Lächeln, das seine Besorgnis nicht verbarg.

Nachdenklich schaute ich aus dem Fenster.

„Nein, nicht mehr so wie zu Beginn der Woche. Ich glaube, ich kann jetzt besser damit umgehen, dass er heiratet. Dass das zwischen uns vorbei ist", flüsterte ich leise.

Adrian betrachtete mich intensiv, seine Augen schienen in meine Seele zu bohren, als ob er etwas sagen wollte, aber dann schwieg er. Für einen kurzen Moment lag eine unausgesprochene Verbindung zwischen uns in der Luft, die ich nicht ganz greifen konnte.

Ein wehmütiges Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Die Zeit verfliegt wirklich wenn man Erwachsen ist", murmelte ich, und ein Seufzer entfloh mir, während ich langsam aufstand und ins Bad ging, um mich fertig zu machen.

Dabei konnte ich Adrians Blick auf mir spüren, und ich fragte mich, was er wohl dachte. Was lag ihm auf der Zunge? Er wirkte schon die ganze Woche so angespannt, als ob er mit etwas kämpfte, das ihm wichtig war. Jedes Mal, wenn sich der Ausdruck in seinen Augen veränderte, schien er sich zurüchzuhalten, als wollte er etwas sagen, aber dann fiel ihm etwas ein, das ihn zum Schweigen brachte.

Diese Stille machte mich sowohl nervös als auch neugierig. War es etwas, das mit mir zu tun hatte? Mit uns? Ich konnte nicht anders, als zu hoffen, dass es vielleicht etwas war, das unsere Beziehung in eine neue Richtung lenken könnte.

sich ebenfalls fertig und kam wenige Minuten später aus dem Bad. Als er sich neben mich legte, gab die Matratze unter seinem Gewicht nach, und ich spürte sofort seine Nähe und Wärme, die mich umhüllten wie eine schützende Decke.

Während ich dort lag, wanderten meine Gedanken weiter zu Adrian und dem, was zwischen uns war. Die Vertrautheit und der unerklärliche Zauber, der sich in den letzten Tagen zwischen uns entwickelt hatte, ließen mich innerlich aufblühen, aber auch zögern.

Mit einem tiefen Atemzug versuchte ich, all diese Gedanken beiseite zu schieben, während ich in den Schlaf sank. Der Klang von Adrians gleichmäßigem Atem beruhigte mich, und irgendwann fiel ich in einen ruhigen, trägen Schlaf, während sich die Fragen über uns in meinen Träumen verloren.

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