Kapitel 19 - Alte Freunde

Als ich am nächsten Morgen wach wurde, war der Platz neben mir im Bett leer. Murrend griff ich nach meinem Handy und starrte auf die Uhrzeit. 7:15 Uhr?

Stöhnend ließ ich mich wieder ins Kissen sinken, als mir das Licht im Bad auffiel. Die Tür war nur angelehnt, und Adrian schien sich gerade für den Tag fertig zu machen. Nachdenklich biss ich mir auf die Unterlippe. War er schon duschen? Langsam setzte ich mich auf und starrte auf den Spalt zwischen Tür und Rahmen, aus dem Licht in das dunkle Zimmer fiel. Wie ferngesteuert stand ich auf und schlich zur Tür. War ich völlig verrückt geworden? Seit wann war ich eine Spannerin? Auf halbem Weg hielt ich inne und besann mich. Das war keine gute Idee. Gerade als ich mich umdrehen wollte, öffnete sich die Tür langsam. Adrian trat heraus und schaute mich überrascht an. Ich musste einen ziemlich gruseligen Eindruck machen, in meinem hellen Nachtkleid, mitten in dem dunklen Raum.

„Oh, Gott", sagte er erschrocken, bevor er wenige Sekunden später lachte. Verlegen strich ich mir über die Haare und nestelte an meinem Nachtkleid herum.

„Du bist schon wach?", fragte er dann, nur mit einem Handtuch um die Hüften geschlungen, was seinen durchtrainierten Oberkörper zur Schau stellte. Sprachlos blickte ich auf seine Muskeln, wohl wissend, dass ich starrte – aber wie hätte ich auch anders reagieren sollen, wenn er wie ein Adonis aus dem Bad trat, nur mit einem Handtuch bekleidet? Das warme Licht und der Dampf, der aus dem Bad strömte, ließen ihn noch mehr wie einen Gott erscheinen. Ein paar vereinzelte Wassertropfen glitten über seinen nackten Oberkörper und ich schluckte schwer. Verdammt.

"Elly?" Ich konnte das breite Grinsen in seiner Stimme hören, als mein Blick langsam von seinem Oberkörper nach oben zu seinem Gesicht wanderte. Meine Wangen begannen heiß zu werden, und ich drehte mich schnell um, räusperte mich leise, während ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Doch es war vergebens – alles, woran ich denken konnte, waren Adrians Muskeln und die unweigerliche Frage, wie es wohl unter dem Handtuch aussah.

Ich hörte seine Schritte näherkommen, und der vertraute Duft von Bergamotte und Zedernholz drang in meine Nase. Seine Präsenz war überwältigend, als er hinter mir stehen blieb. Die Hitze, die von ihm ausging, schien die Luft um uns herum aufzuladen, und dann spürte ich es – seine Hände, die sich sanft auf meine Hüften legten. Mein Atem stockte.

„Ich muss hier dran", flüsterte er dicht an meinem Ohr, seine warme Stimme ließ meinen ganzen Körper vibrieren. Ein heißes Kribbeln breitete sich in mir aus, und es kostete mich all meine Selbstbeherrschung, nicht völlig die Fassung zu verlieren.

Erst jetzt wurde mir klar, dass er gar nicht von mir sprach. Ich stand direkt vor der Tür des Kleiderschranks und versperrte ihm den Weg.

"Oh," entfuhr es mir atemlos, und ich wich schnell zur Seite, bewegte mich hastig zum Bett, um ihm Platz zu machen. Mein Blick wanderte nervös umher, während ich versuchte, überall hinzuschauen, nur nicht in seine Richtung.

Er öffnete den Kleiderschrank und begann, sich umzuziehen. Ich setzte mich auf die Bettkante und starrte auf meine Hände, die sich unruhig ineinander verschränkten, während mein Herz immer noch viel zu schnell schlug.

"Wieso bist du schon wach?", versuchte ich ein unverbindliches Gespräch anzufangen.

"Ich muss diese Texte noch vor Mittag anpassen", erklärte er mir ruhig.

Ich erinnerte mich daran, dass er das gestern erwähnt hatte.

"Ach so", murmelte ich.

"Was machst du heute so?", fragte er dann, während er sich ein weißes T-Shirt überzog, das seine breiten Schultern betonte. Erneut wurde mir heiß, also konzentrierte ich mich auf meine Hände.

"Mal schauen, vielleicht ein wenig Spazieren gehen. Ich glaube Ginny kommt heute aus Cornwall angereist", sagte ich nachdenklich.

"Ginny?"

"Eine alte Freundin", erklärte ich ihm.

"Oh, das klingt gut." Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er sich zu mir drehte.

"Ja, ich denke das ist es auch. Aber ich bin auch ziemlich nervös. Wir haben uns seit 4 Jahren nicht mehr gesehen und sie ist wirklich eng mit Noah befreundet", murmelte ich unsicher.

"Gute Freunde muss man nicht ständig sehen und hören. Aber wenn man sich wieder sieht, ist alles wie früher." Er versuchte mir Mut zu machen und das gelang ihm erstaunlich gut.

"Vielleicht hast du Recht", sagte ich dann mutiger und musste ein wenig Lächeln.

Adrian und ich frühstückten noch gemeinsam, ehe er sich mit seinem Laptop in die Lobby zurückzog. Selbst während er arbeitete, sah er gut aus. Er trug eine bräunliche Hornbrille, die seine Haarfarbe perfekt ergänzte und ihm einen intellektuellen Charme verlieh. Nachdenklich schaute er in seinen Laptop, schien den Rest der Welt nicht mehr wahrzunehmen. Während ich in der Lobby stand und eigentlich vorhatte, spazieren zu gehen, starrte ich ihn stattdessen unentwegt an.

Ein Kichern neben mir riss mich aus meinen Gedanken. Zwei Mädchen standen dort und beobachteten ihn ebenfalls, mit offenen Mündern und leuchtenden Augen. Eifersucht keimte in mir auf, ein mir völlig neues Gefühl, das ich nicht einordnen konnte. Es war absolut unrecht, schließlich gehörte er mir nicht. Dennoch verspürte ich den Drang, zu ihm zu gehen und allen klarzumachen, dass er nur mein war.

Kopfschüttelnd verließ ich mit schnellen Schritten die Lobby und wurde von der frischen Luft empfangen, die ich mit Freuden entgegennahm. Ich wollte gerade durch den angelegten Garten laufen, als das Geräusch von Koffern auf dem Kieselsteinboden meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich schaute zur Einfahrt und mein Herz setzte kurz aus, als ich Ginny sah, wie sie auf den Garten zugelaufen kam. Sie schien mich ebenfalls entdeckt zu haben, denn ein breites Grinsen hatte sich auf ihr Gesicht gelegt, während sie mich gezielt ansteuerte.

"Elly!", brüllte sie wie eine Irre über den Garten hinweg.

Ihre Schritte beschleunigten sich und wenige Sekunden später, hatte sie mich in ihre Arme gezogen.

"Ach Maus! Wie schön dich wiederzusehen", sagte sie begeistert.

Überrumpelt legte ich ebenfalls meine Arme um sie und atmete den Duft von Rosen ein. Wärme breitete sich in meinem Inneren aus.

"Hey", murmelte ich, spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Verdammt, auf dieser Hochzeit war ich zu einem richtigen Weichei mutiert. Doch das Schniefen an meinem Ohr verriet mir, dass auch Ginny Tränen in den Augen hatte.

"Ich hab dich so vermisst", sagte sie dann, löste sich und schaute mich mit tränenverschleierten Augen an.

"Ich dich auch, Ginny", lächelte ich schniefend.

"Komm mit, du musst mir alles erzählen!", sagte sie dann, zerrte mich in die Lobby.

"Okay, aber du mir auch!", stellte ich die Bedingung und folgte ihr ein paar Minuten später in ihr Zimmer.


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Hallo ihr Lieben ♥︎

Ich weiß, heute ist es mal ein kürzeres Kapitel geworden. Dafür könnt ihr euch auf das nächste Kapitel umso mehr freuen, weil ich mir ein kleines Special für das 20. Kapitel ausgedacht habe, hihi. 

Könnt ihr erraten was es wird? 

Bis dahin wünsch ich euch einen wunderschönen Freitag!
Liebe Grüße
Suzan

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