14.

Abgesehen vom Kuss war es eine unschuldige Umarmung, aber für Julia war es weitaus mehr. Es war Julias Brandung in dem Meer an Verspottung, Verachtung und Erniedrigung. Ein Meer gefüllt vom Hass ihrer Eltern, ihres Bruders und ihrer Verwandten. Klar hatte sie seit Hogwarts ihre Freunde. Und Oliver war mehr Bruder für sie als Marcus es je war oder sein könnte. Aber dies war einfach anders toll. Auch wenn Cedric nicht ihre ganze Familie ersetzen konnte, so war es doch ausreichend um sie von all dem abzulenken. Und mittlerweile war er nicht mehr nur ein Zeitvertreib, Nein, sie war verliebt.
Bei jedem Treffen fing Julias ganzer Körper an zu kribbeln und ein Gefühl, als säße man auf Wollen und schaute auf die Erde hinab, kroch in ihren Bauch und setzte sich dort den restlichen Tag lang fest.
An diesem Tag genossen sie die Zweisamkeit und redeten über Gott und die Welt. Gestört wurden sie vorerst nicht. Bis sie mittags Hunger bekam und deshalb wieder ins Schloß Innere gingen.

Jeselias Tag war da ein bisschen anstrengender. Nach ihrem Abgang aus dem Slytheringemeinschaftsraum wusste sie nicht wo sie hingehen sollte. In die Bibliothek wollte sie nicht und allein runter zur Seewiese wäre komisch. Auch in einen der Unterrichtseräume konnte sie nicht gehen, da die Lehrer immernoch durch diese wuselten und versuchten den Streich rückgängig zu machen. Das waren aber verschwendete Mühen, denn die Wirkung ließe Abends eh wieder nach.

Viele Orte blieben nach Lias Überlegung nicht mehr übrig, weswegen sie sich dafür entschied, sich auf eine Bank am Rand des Verbotenen Waldes zu setzen. Ausgewählt hat sie diese, weil sie von reichlich Büschen verdeckt wurde.
Früher saß sie hier oft mit Higgs oder Bletchley. Doch irgendwann wurde es komisch alleine mit den Jungs ewig zu verschwinden.
Jetzt kommt sie nur noch allein hier her.

Lia hatte sich ein Buch aus der Bibliothek ausgeliehen und wollte nun mit diesem beginnen. Es war ein Romantasie Roman. Einen den sie schon letztes Jahr lesen wollte, aber nie dazu kam, weil sie dabei alleine sein wollte, die Jungs jedoch an ihr klebten wie eine Klette.

Lia wusste, dass auch wenn sie gerade wie Luft war, würden der Rest früher oder später wieder nicht von ihrer Seite weichen und so beschlossen sie so viel von dem Buch zu lesen wie möglich. Und tatsächlich hatte sie Es gegen Mittag komplett durch.

In dem Buch ging es um eine junge Frau, welche sich in einen Mann verliebte. Das Problem war, dass er die Protagonistin umbringen musste. Beim Ausspionieren lernte er sie kennen. Am Ende brachte der Mann sie gezwungenermaßen um, nur hatte auch er sich verliebt und kam dann nicht mit seinem Kummer klar. Im letzten Kapitel begang er Selbstmord, um für immer mit ihr zusammen sein zu können.

Normalerweise würde sie sich im Nachhinein über die Dummheit der Hauptfiguren Lustig machen, aber irgendwie beneidet Jeseli sie eher. Nicht um den Tot, aber um ihre Geschichte. Darum, dass die Frau bis zum Ende sowohl um ihr Leben, als auch um ihre Liebe gekämpft hatte. Auch wenn schlussendlich alle Tot waren, würde Lia in diesem Augenblick ziemlich viel opfern, nur um auch so Willensstark zu sein. Eventuell beneidet sie auch den Mann, der die Frau umbrachte, in dem Wissen, dass sie die einzige ist die ihn je liebte. Warum Lia das alles so faszinierend fand, konnte sie sich auch nicht erklären.

In Gedanken vertieft stand Lia von der Bank auf und ging ein paar Schritte in den Wald hinein. Von der Bank aus führte ein Trampelpfad auf eine Lichtung. Das wusste Lia noch mit Sicherheit, aber wie weit sie dafür gehen musste, war sie sich nicht so sicher.
Tatsächlich waren es knappe zehn Minuten, die Lia zurück legte, ehe die Slytherin sich auf einem Stein am Rand niederlassen konnte.

Sie war aus einem Instinkt heraus hierher gekommen. Da sie nicht genau wusste was sie hier tun sollte, legte sie sich einfach ins Gras und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen, lauschte den Vögel und unterdrückte krampfhaft die Gedanken von dem Vertrag und Mattheo, ihren Freunden und das Gespräch mit Julia. Egal wie selbstsicher Lia immer schien und wie vorlaut sie sich mitzuteilen wusste, wollte sie eigentlich ganz anders sein. Doch sie konnte nicht.

Mittlerweile haben sich die Schüler zum Mittagessen versammelt. Es war im großen und ganzen recht ruhig, nur am Slytherintisch herrschte eine komische Stimmung.

"Man" beschwerte sich Cassius gedehnt.
"Bald ist des Essen vorbei und Lia ist immernoch nicht hier!"
"Na und? Sie lässt doch regelmäßig irgendwelche Mahlzeiten aus. Warum stört dich das jetzt so?" antwortete Montague Verständnislos.
"Gerade weil sie so oft nicht anwesend ist. Ich hatte sie in letzter Zeit so oft überredet mitzukommen zum Essen. Da passe ich einmal nicht auf und schon verfällt sie wieder in diese Dummheit!" klagt er weiter.

"Aufpassen ist hier, glaub ich, das falsche Wort" spottete Mattheo arrogant.
"Ach ja?", erwiderte Warrington, " was würde denn deiner Meinung nach besser passen?!"
"Hmm, unbeachtet. Oder noch besser vernachlässigt. Sie meinte zu mir, sie fühle sich unsichtbar, weil keiner ihrer Freunde ihr Aufmerksamkeit schenkt. Sogar ihr Bruder scheint sie zu vergessen. Tja, da hätte ich mich auch verkrochen." verdreht Mattheo die Konversation  mit Jeselia.

Glücklicherweise misstraute Cassius dem Älteren zu tiefst.
"Ach ja, und damit ist sie zu dir gekommen, weil du ja der einzige bist, der immer für sie da ist. Ach und ja, ich vergaß, sie findet es ja so~ toll mit dir Gespräche zu führen und einer ihrer besten Freunde bist du natürlich auch."
Matthei rollt demonstrativ mit seinen braunen Augen und fängt wieder an breit zu grinsen.

"Hmm, so gesehen ist es tatsächlich recht unwahrscheinlich, aber ihr ward nun einmal beschäftigt, ich nicht, also habe ich zugehört."
fängt Mattheo an sich zu erklären. Als er ansetzt will zum weiter reden, wirkt er jedoch verunsichert. Cassius hat nämlich begonnen wissend zu lächeln, sagte jedoch nichts, weshalb der Slytherin doch weiter sprach.
" Naja, auf jeden Fall will ich Lia zu meiner Freundin machen. So sehr sie mich jetzt noch verabscheut, so sehr soll sie mich dann verehren. Ich meine, wenn wir ja eh aneinander gekettet sind, dann kann man sich das auch schön machen! Früher oder später wird sie sich ohnehin in mich verliebt, wer auch nicht. Aber ich dachte, ich könnte trotz allem selber ein wenig Spaß haben. Und ein schönes Paar würden will sowieso abgeben."

Mit seinem Mini Monolog kam auch das überheblich Grinsen wieder. Selbstzufrieden verschrenk er die Arme vor der Brust, wartend auf eine Antwort.
Aber die kam nicht. Stattdessen lächelte Warrington immer noch.
Schlagartig war Mattheo wieder unsicher. Also drehte er sich um.

Hinter ihm stand Lia. Die Arme verärgert in die Seiten gestemmt, als überlegte sie, ihm einen Tritt zu verpassen.
"Mhm. Ich kenne niemanden der sich in dich verlieben würde. Davon mal abgesehen, bin ich unabhängig, an niemanden gekettet und lasse mich auch nicht zu etwas zwingen! Und dann, du aufgeblasener Scheißkerl, wärst du absolut fehl am Platz in unsere Beziehung. Schuhe putzen würde noch gehen. Denn das Einzige, was schön ist, wenn wir ein Paar wären, bin ich!"

Nun entladen quetschte Jeselia sich zwischen Bletchley und Montague, schräg gegenüber von Cassius.
"Schön, dass du auch endlich aufkreutzt, Schwesterchen. So, und jetzt sieh zu, dass du noch was isst."

Doch das wollte Lia nicht. Ihr war bewusst wie viele Sorgen sie ihrem Bruder damit verschaffte. Jedoch war da etwas in ihr was sich vehement gegen das Essen wehrte. Manchmal ließ sie sich dazu überreden, nur heute ging das nicht. Also saß sie nur da und beobachtet die anderen beim Essen.

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