3 - Don't let the stranger in
,,Tamara!"
Ein weiteres, energischeres Klopfen. Nein, dies war eindeutig nicht ihr One-Night-Stand. Allerdings kannte sie auch niemanden mit dieser Stimme. Kratzig und tief, als hätte der Mann zu viele Zigaretten geraucht und eindeutig wütend weil sie die Tür nicht öffnete. Irgendwie klang sie nicht nach dem Postboten.
In dem Versuch sich einzureden, dass alles normal wäre, ging sie zur Tür und sah durch den Spion. Grau-silbernes Haar, an den Schläfen bereits weiß. Krumme Nase. Stechender Falkenblick aus kalten, braunen Augen. Dichte Augenbrauen, die wütend zusammengezogen waren. Sie öffnete die Tür.
Noch während sie aufschwang sah Tamara, wie sich die Zornesfalten auf dem Gesicht des Mannes, geschätzte End-Fünfziger, glätteten, die geballten Fäuste sich entspannten und ein berechnendes Lächeln seine Mundwinkel umspielte. Nur sein Blick blieb kalt und sie hatte das Gefühl, er würde durch ihre Haut durchsehen, bis in ihr Innerstes, es auseinandernehmen und wieder zusammensetzten, jedes einzelne Stück genau analysieren. ,,Schön, dass du weißt, was gut für dich ist, Tamara Degray".
Ein Blinzeln. Noch ein Blinzeln. Verwirrung übernahm Tamaras Gedanken und das einzige was sie herausbracht war:,,Wer?" Sie hieß nicht Degray. Als sie von den Bennets adoptiert wurde, hatte sie deren Nachnamen angenommen, er stand in all ihren Unterlagen. Wie kam dieser Mann jetzt auf Tamara Degray??
,,Du weißt genau, wen ich meine". Die Stimme des Fremden hatte einen schmeichelnden Ton, jedes seiner Worte zerging ihm auf der Zunge wie ein Kompliment, doch Tamara sah das beherrschte Flackern in seinen Augen. Er war nicht hier um sie mit seinem Charme zu beeindrucken. Was auch immer er hier wollte, es war nichts, was ihr gefallen würde.
,,Wer... wer sind sie? Was wollen sie hier?". Ihre Stimme zitterte leicht, doch der Fremde blieb gelassen. ,,Ich denke wir können uns dieses Theater sparen, Tamara", antwortete er und schob sich an ihr vorbei in die Wohnung. ,,Ich bin hier um dich abzuholen - und Versuch gar nicht erst dich zu wehren. Da draußen warten drei Einsatztrupps die mir jederzeit zu Hilfe eilen können, solltest du dich mir widersetzen". Geschockt blieb Tamara im Eingang stehen, wie festgefroren, auf dem hellen Parkett. ,,Ich weiß wirklich nicht... was zur Hölle wollen sie von mir?!". Ganz toll. Jetzt war sie schon hysterisch.
Der Mann schnalzte tadelnd mit der Zunge. ,.Also wirklich... du musst das ganze hier nicht komplizierter machen als es ist". Sein prüfender Blick fuhr über ihre Möbel, die abblätternde Wandfarbe und erkannte jedem Schmutzfleck, jedes wackelnde Stuhlbein und jede Kerbe im Tisch. Enttäuscht schüttelte er den Kopf.
,,Das ist nun aber kein angemessenerer Lebensstandard für eine Prinzessin, nicht mal, wenn sie bloß Ex-Prinzessin ist".
Nun konnte Tamara sich nicht mehr zurückhalten - ein hysterisches Lachen brach aus ihr hervor, verzweifelt, verwirrt und schrill. ,,Hören sie", rief sie, ,,ich habe wirklich nicht den blassesten Schimmer wovon Sie reden, aber es ist Schwachsinn".
Mit einer entschiedenen Geste hielt sie die Tür auf. ,,Ich muss jetzt zur Arbeit und sie in die Psychatrie, oder zur nächsten Fantasy-Con, was weiß ich. Oder sie melden sich im nächsten Theater als Schausteller an". Was redete sie da?? ,,Aber lassen sie mich bitte einfach in Ruhe!".
Die Augen des Mannes verengten sich. Er ging auf sie zu, schien wirklich zu gehen. Für einen Moment atmete Tamara erleichtert aus - dann packte er ihren Arm und drängte sie in den Flur, gegen die Wand. ,,Du wirst jetzt mitkommen, ob es dir passt oder nicht", presste er hervor, lodernder Zorn stand in seinen Augen. Ein leises Klicken ertönte und plötzlich schlossen sich Seile um Tamaras Handgelenke und Arme, fesselten sie mit einer Macht, gegen die sie nicht ankam. Sie konnte sich nicht bewegen, nicht wehren, und der Fremde kam immer näher, packte brutal ihren Kiefer, zwang sie, den Mund zu öffnen, hauchte ihr etwas entgegen, schwarzer Rauch strömte aus seinem Mund, er verschwamm - und alles wurde schwarz.
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