Kapitel 6
Ein Klopfen riss mich aus meinem Schlaf. Ich war noch Stunden wach gelegen nach dem Gespräch mit Alucard. Es war noch alles ziemlich verwirrend und es ergab einfach keinen Sinn. Noch nicht richtig munter und mit krächzender Stimme brachte ich ein „ja, bitte?" raus. Von der anderen Seite der Tür wurde mir mitgeteilt, das es Frühstück gab. „Gib mir 5 Minuten" gähnte ich und versuchte mich schnell zurechtzumachen. Zusammen gingen wir in die Küche wo mir ein liebevoll gedeckter Tisch ins Auge sprang. Es gab Brot, Wurst, Käse und Eier. In der Mitte des Tisches gab es eine Vase mit roten Herbstanemonen geschmückt. Fragend blickte ich zu Alucard. „Sieht freundlicher aus", sagte er leicht verlegen und setzte sich hin. Ich tat es ihm gleich und so frühstückten wir zusammen. Als ich ihn begutachtete, fielen mir das erste Mal seine langen Fangzähne auf. Mein Starren war wohl bemerkt worden da er mir erklärte, dass er ein Dhampir wäre. Das Wort habe ich auch noch nie gehört. Muss ja ein schräger Traum von mir sein. Höflicherweise nickte ich und fragte nicht, ob er Cosplay mag.
Bis zum späten Nachmittag verbrachten wir den Tag in der Bibliothek, um etwas Licht auf mein Dilemma zu bringen. Um ehrlich zu sein, konnte ich fast gar nichts von diesen komischen Schriften lesen, also schaute ich nur die Bilder an. Das war ziemlich langweilig aber wollte ihn auch nicht stören. Er half mir ja was ich überaus zuvorkommend finde. Ich zuckte zusammen als Alucard mir von etwas weiter weg zurief "Ich glaube, das reicht für heute. Komm, wir gehen zum Fluss". Kurz darauf gingen wir los und nach einem minutenlangen Fußmarsch waren wir zwei auch schon angekommen. Stutzig sah ich ihn an "Und jetzt? Wenn du Baden möchtest, das Wasser ist zu seicht". "Das war auch nicht meine Absicht. Heute gibt es frischen Fisch zum Abendessen. " antwortete er. Och ne, Ich hasse Fisch und dann auch noch selber fangen. Mich schaudert es bei dem Gedanken. "Wo ist die Angel?" wollte ich wissen. "Alles, was du brauchst, ist deine Hand" grinste er verschmitzt "Versuch es mal!". Ist das sein Ernst? Das ist doch alles voll glitschig und die sind voll schnell. Gäbe es wenigstens eine Angel. Entmutigt blickte ich ihn an "Wenn es sein muss. Wie mach Ich das am besten?". "Knie dich am Flussufer hin, warte ab bis ein Fisch kommt und packe ihn im richtigen Moment. Ganz einfach" erklärte er mir als wär es die einfachste Sache der Welt. Am erhöhten Flussufer kniend wartete ich auf einen Fisch aber konnte nichts sehen.
Hilflos schaute ich zu Alucard "Ich seh keinen, willst du es nicht lieber versuchen?". "Warte ab, gleich kommt einer". Tatsächlich sah ich einen in meine Richtung schwimmen. Langsam wurde ich nervöser. Das wird niemals klappen. Das Wasser roch so frisch und sauber, aber ich verlor mein Gleichgewicht, als ich versuchte, den Fisch mit den Händen zu greifen. Mein linker Fuß rutschte auf einigen glitschigen Steinen aus, wodurch ich komplett die Kontrolle über mich verlor und ins Wasser plumpste. Ein immer lauter werdendes Lachen drang in meine Ohren. Mit der Hand strich ich die nassen Haare aus dem Gesicht und sah wie Alucard das erste Mal richtig herzhaft lachte. Obwohl es auf meine Kosten ging, freute es mich, dass er meinetwegen so lachen konnte. Misstrauisch und in sich gekehrt wären die perfekten Worte für den Eindruck, den er auf mich machte. Umso mehr genoss ich den Moment. Wieder beruhigt wandte er sich an mich und strecke seine Hand aus "Nimm meine Hand, ich helfe dir raus." Dankend nahm ich das Angebot an. "Dann werde Ich wohl mich ums Essen kümmern müssen" grinste er mich an.
In wenigen Sekunden hatte er zwei Fische gefangen, sodass wir nach Hause gehen konnten. Mit triefend nassen Kleidern war ich auf dem Weg zurück, als Ich etwas im Gebüsch rascheln hörte. Erschrocken beschleunigte ich mein Tempo und begann, schneller zu laufen. Es hörte sich an, als käme es näher und ich wollte nichts mehr, als von diesem Geräusch wegzukommen. Es fühlte sich böse an und ich weiß nicht genau ob es das nasse Kleid oder mein mulmiges Gefühl ist, aber ein Schauer lief mir über den Rücken."Was ist denn los? Friert es dich?" mein Begleiter klang besorgt, während er einen Eimer mit den Fischen trug. Mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust.
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