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POV Mina
Juliens Idee klang wirklich beeindruckend, aber der Gedanke, vor die Kamera zu treten, machte mich immer noch nervös. Das Leben in der Öffentlichkeit war einfach nicht mein Ding. Es schien mir zu kompliziert, gerade mit all den anderen Problemen in meinem Leben – besonders mit meinen Eltern, die sich in alles einmischen mussten.
Als wir das Gebäude verließen und uns vom Verwalter verabschiedeten, fühlte ich mich ein wenig erleichtert. Morgen würde das ganze Team ankommen, und ich hoffte, dass sich dann alles mehr auf die Dreharbeiten konzentrieren würde.
„Darf ich dich zum Essen einladen?" fragte Julien plötzlich.
Ich war überrascht, aber es war schon spät, und mein Magen knurrte leise. Also nickte ich.
Ein Taxi brachte uns zu einem kleinen Restaurant in der Nähe. Als wir ausstiegen, grinste Ju mich schief an. „Wurde hier auch schon wer ermordet?"
Ich musste sofort lachen. „Nicht, dass ich wüsste."
Ich liebte True-Crime-Geschichten – ein merkwürdiges Hobby, wie ich zugeben musste. Den Zeitungsartikel über die Heilstätten hatte ich zufällig gefunden, als ich mich auf den Dreh vorbereitet hatte. Julien machte scheinbar darüber lustig, aber ich wusste, dass er meine Begeisterung insgeheim faszinierend fand.... redete ich mir zumindest ein.
Das Restaurant, das er ausgesucht hatte, war gemütlich und mäßig besucht. Es roch nach frisch gebackenen Burger-Brötchen – genau das, worauf ich jetzt Lust hatte.
„Ich hoffe, du bist mit meiner Wahl zufrieden," sagte Julien, als wir uns hinsetzten.
„Solange ich etwas essen kann, bin ich zufrieden," antwortete ich und schmunzelte.
Wir bestellten beide einen Burger – Ju mit normalen Pommes und ich mit Süßkartoffelpommes. Es war eine kleine, unauffällige Geste, aber sie zeigte, wie unterschiedlich wir in manchen Dingen waren.
Als die Bedienung schließlich unser Essen brachte, konnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Ich beugte mich über den Tisch und mopste mir eine von Juliens Pommes.
„Das hab ich gesehen," lachte er, hob eine Augenbraue und griff ohne zu zögern nach einer meiner Süßkartoffelpommes.
„Ach, aber das ist in Ordnung?" fragte ich gespielt empört, während ich mir die geklaute Pommes schmecken ließ.
„Das hab ich verdient – nach so vielen großartigen Ideen," grinste er und biss in seinen Burger.
Ich lachte leise und begann ebenfalls zu essen. Es war einfach, mit ihm so zu reden. Es fühlte sich fast normal an, als wären wir nur zwei Freunde, die einen langen Tag hinter sich hatten und zusammen entspannten. Fast hätte ich vergessen, dass er Julien Bam war – eine Person, die ständig von Kameras, Fans und Druck umgeben war.
„Was hältst du eigentlich von den Heilstätten?" fragte er plötzlich.
„Unheimlich, faszinierend und unglaublich fotogen," antwortete ich ehrlich.
„Perfekt für den Dreh also," stellte er zufrieden fest.
Ich nickte und lächelte.
Zurück im Hotel zog ich mich im Bad aus und stellte mich unter die Dusche. Das warme Wasser prasselte auf meine Haut, während ich über den Tag nachdachte. Es war erstaunlich, wie entspannt alles gelaufen war – sogar mit Julien. Besonders hatte mich überrascht, dass er meinen kurzen Rock mit keinem einzigen Kommentar bedacht hatte. Ehrlich gesagt, hatte ich erwartet, dass er irgendeine dumme Bemerkung machen würde. Aber nichts.
Nach der Dusche schminkte ich mich ab, putzte mir die Zähne und zog mir meine Schlafsachen an. Dann verließ ich das Bad.
Ju, der es sich inzwischen auf dem Sofa bequem gemacht hatte, sprang auf, als ich die Tür öffnete. „Mein Turn!" rief er und huschte an mir vorbei ins Bad.
Ich lächelte nur und ließ mich auf das Bett fallen. In einer Mischung aus Erschöpfung und Zufriedenheit drehte ich mich auf den Bauch und griff nach meinem Handy. Lana hatte vor ein paar Stunden geschrieben und gefragt, wie es lief, also beschloss ich, ihr endlich zu antworten. Ich erzählte ihr von der Location, den ersten Ideen und wie produktiv alles gelaufen war.
Als ich fertig war, scrollte ich gedankenverloren durch TikTok. Ein paar Buch-Empfehlungen tauchten auf, die mich interessierten, also speicherte ich sie für später. Es war einer dieser entspannten Momente, in denen man alles andere um sich herum ausblendet.
Plötzlich öffnete sich die Badezimmertür. Julien trat hinaus, ein Handtuch lässig um seine Hüften geschlungen, während er eine Melodie vor sich hin pfiff.
„Bei aller Liebe," begann er grinsend, „aber wenn das deine Rache ist, dann gebe ich zu, sie ist bittersüß."
Verwirrt drehte ich mich zu ihm um. „Was meinst du?"
Aber als ich seinen Blick sah – genauer gesagt, wohin er sah – verstand ich.
Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Statt mich zu schämen, drehte ich mich absichtlich wieder auf den Bauch und sah über die Schulter zurück zu ihm.
„Das ist Folter," gab er zu, schüttelte den Kopf und schmunzelte. „Ganz ehrlich."
Er hatte seinen Blick genau auf meinen Hintern gerichtet. Zugegeben, die Shorts, die ich zum Schlafen trug, waren wirklich knapp.
„Weißt du, Ju," begann ich mit einem unschuldigen Lächeln, „für gewöhnlich schlafe ich nackt."
Er hob die Augenbrauen und grinste frech. „Tu dir keinen Zwang an. Ich habe da absolut kein Problem mit."
Mit diesen Worten legte er sich neben mich aufs Bett. Sein Lächeln wurde noch breiter, als er hinzufügte: „Aber, wenn ich das sagen darf, der Anblick gerade war nicht schlecht."
Ich schüttelte lachend den Kopf, schnappte mir ein Kissen und schlug es ihm spielerisch auf die Brust. „Träum weiter."
„Mach ich, keine Sorge," erwiderte er und legte sich zufrieden zurück.
Ich legte mein Handy beiseite und stand noch einmal auf, um mir aus meinem Koffer etwas zu holen. Natürlich spürte ich sofort Jus Blick, der mir folgte.
Mit einem provokanten Grinsen bückte ich mich absichtlich etwas tiefer, als nötig, um meinen Koffer zu öffnen, und gewährte ihm dabei einen noch besseren Blick auf meinen Hintern.
„Sexy," kommentierte er unverblümt und machte nicht einmal den Versuch, seine Gedanken zu verbergen.
Ich richtete mich wieder auf und sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Das ist aber nicht sehr Gentleman-like."
Er zuckte grinsend die Schultern. „Ich bin ein Mann, lass mich doch gucken."
Lachend ließ ich mich zurück aufs Bett fallen. Es störte mich kein bisschen, wenn Männer mich ansahen. Ehrlich gesagt, machte ich das umgekehrt schließlich auch.
Plötzlich zeigte Ju mit einem amüsierten Lächeln auf den kleinen Tiger, den ich aus dem Koffer gezogen hatte. „Ein Kuscheltier?" fragte er, als hätte er gerade das größte Geheimnis meines Lebens entdeckt.
„Das ist Pitt," erklärte ich völlig ernst. „Er schläft immer bei mir. Also halt die Klappe."
Ju schüttelte lachend den Kopf. „Sehr süß."
Ich rollte mit den Augen, doch auch ich musste lächeln.
„Na dann," meinte er, während er sich auf seiner Seite des Bettes zurechtrückte, „gute Nacht, Mina ... und Pitt."
„Gute Nacht," murmelte ich und kuschelte mich mit Pitt in die Decke.
Es war irgendwie surreal, Julien Bam neben mir im selben Bett schlafen zu sehen. Aber überraschenderweise fühlte es sich nicht unangenehm an. Im Gegenteil – es fühlte sich fast ... normal an.
In der Nacht wurde ich wach, weil Julien plötzlich unruhig neben mir wurde. Es dauerte einen Moment, bis ich meine müden Augen aufbekam. Er murmelte etwas Unverständliches, während sein Körper zuckte.
Ich setzte mich auf und versuchte in der Dunkelheit sein Gesicht zu erkennen. Seine Stirn war in Falten gelegt, sein Kopf bewegte sich rastlos hin und her. Seine Worte wurden lauter, und ich konnte Bruchstücke verstehen: „Nein ... fertig ... nicht ..."
Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter. Kaum spürte er meine Berührung, schreckte er hoch und sah sich verwirrt im Zimmer um.
„Wir sind im Hotel," erklärte ich ruhig, „du hast schlecht geträumt."
Julien rieb sich die Augen, sein Atem ging noch immer schwer. „Danke fürs Wecken," murmelte er.
„Ist alles okay?" fragte ich besorgt.
„Ja, das ist jede Nacht so. Kommt vom Stress, sagt der Arzt," erklärte er, während er sich zurück ins Kissen sinken ließ.
„Das klingt aber nicht gesund."
„Mein Körper ist wenig Schlaf gewöhnt, alles gut. Leg dich hin und mach die Augen zu, Mina," sagte er mit einer Gelassenheit, die mich fast ärgerte.
Ich ließ mich ebenfalls zurückfallen, sah ihn jedoch weiterhin an. „Kann ich irgendwas für dich tun?"
„Schlaf einfach," flüsterte er. „Irgendwann kommt mein Körper auch wieder zur Ruhe."
„Du musst auch schlafen," beharrte ich, dann kam mir eine Idee. „Möchtest du Pitt haben?"
Er drehte den Kopf zu mir und lachte leise.
„Es gibt genug Studien, die belegen, dass es gesund ist, mit einem Kuscheltier zu schlafen," sagte ich ernst. „Es gibt einem ein Gefühl von Geborgenheit, eines im Arm zu haben."
„Und wenn ich lieber etwas anderes im Arm haben möchte?" fragte er, und ich spürte, wie eine Gänsehaut meinen Rücken hinauflief.
„Und was?" flüsterte ich, fast atemlos.
„Dich," flüsterte er zurück.
Mein Herz schlug schneller, doch ich zögerte nur kurz. Dann rutschte ich näher zu ihm, legte meinen Kopf auf seine Brust und spürte die Wärme seines Körpers durch das T-Shirt.
„Das mache ich nur, damit du morgen meine Aufnahmen nicht mit deinen Augenringen ruinierst," stellte ich klar, bemüht, meine Unsicherheit zu überspielen.
„Natürlich," brummte er leise, ein leichtes Lächeln in der Stimme.
Sein Shirt war leicht hochgerutscht, und ohne groß nachzudenken, legte ich meine Hand auf seine nackte Haut. Sie war warm und weich.
„Das entspannt mich jetzt nicht wirklich," gab Ju leise zu bedenken.
„Ich dachte, das würdest du erst später sagen," neckte ich ihn und ließ meine Hand über seine Haut hoch zu seiner Brust gleiten, sie war erstaunlich definiert – er musste definitiv Sport treiben. Schließlich legte ich sie flach auf seinem Brustbein ab und schloss die Augen.
Sein Arm drückte mich enger an sich, und langsam beruhigte sich sein Atem.
So schliefen wir schließlich beide wieder ein.
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