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Ich hatte einfach an allen Klingeln geklingelt, bis mir jemand die Tür zum Treppenhaus geöffnet hatte und nun stand ich vor Minas Haustür.
Ernergisch klopfte ich dagegen
"Mach auf! Ich weiß das du da bist" rief ich gegen die geschlossene Tür. Doch nichts passierte.
"Mina, ich weiß das du mich hören kannst"
Wieder klopfte meine Fauft gegen die Tür, wieder geschah nichts.
Pov Mina
Ich saß kerzengerade auf dem Sofa, das Pochen in meinem Brustkorb war so laut, dass ich glaubte, es würde Julien durch die Tür hören. Sein energisches Hämmern schallte durch den Flur, seine Worte hallten mir in den Ohren.
„Mach die scheiß Tür auf und rede mit mir!" rief er wieder.
Ich biss mir auf die Unterlippe und presste die Hände auf meine Knie, um mich davon abzuhalten, aufzustehen. Nein, ich würde die Tür nicht öffnen. Das war nicht mehr mein Problem.
„Wenn du nicht auf der Stelle die Tür aufmachst, schreibe ich eine Beschwerde an deinen Professor über dich und rufe bei deinen Eltern an und sage, dass du mich erpresst hast, damit ich deinen Freund spiele!"
Seine Stimme war eisig und schneidend. Mein Atem stockte, als ich die Worte hörte. Das konnte er nicht ernst meinen. Doch irgendetwas in seinem Tonfall ließ mich das Gegenteil befürchten.
„Und ich schwöre dir, das meine ich ernst!"
Meine Hände zitterten, als ich aufstand. Widerwillig ging ich zur Tür und drehte den Schlüssel. Kaum hatte ich sie geöffnet, packte Julien mich an den Schultern, schob mich in den Flur und knallte die Tür hinter sich zu.
„Ich akzeptiere deine Kündigung nicht! Das ist absoluter Blödsinn." Seine Worte schossen wie Kugeln auf mich ein. Er ließ mich los, aber sein Blick blieb intensiv. „Du kannst doch nicht einfach so mit allem aufhören. Was ist mit deinem Projekt? Wo ist dein Verantwortungsbewusstsein dem Team gegenüber? Es haben so viele Leute für den Werbespot gearbeitet, und du lässt sie einfach hängen?"
Sein Vorwurf schnitt durch die Stille wie ein Messer. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, zwang mich, ruhig zu bleiben.
„Wann war es denn je mein Projekt?" schoss ich zurück. „Du entscheidest Dinge über meinen Kopf hinweg, ohne mich zu informieren. Also kannst du es auch zu Ende bringen!"
Sein Gesicht verzog sich, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. „Kann ich eben nicht, weil es deine Idee war!" brüllte er und schlug mit der Hand gegen die Wand. „Verdammte Scheiße, Mina, es geht doch überhaupt nicht um das Projekt!"
Ich zuckte zusammen, doch ich hielt meinem Instinkt, mich zurückzuziehen, stand. „Du hast doch damit angef..." begann ich, doch Julien ließ mich nicht ausreden.
„Warum die Kündigung?" unterbrach er mich mit einer Härte, die ich nicht erwartet hatte.
Meine Lippen bebten, und ich richtete meinen Blick auf den Boden, auf unsere Schuhe. „Weil..."
„Sieh mich an." Seine Stimme war jetzt leiser, aber die Intensität darin blieb.
Als ich nicht reagierte, griff er nach meinem Kinn, sanfter diesmal, aber mit einer Entschlossenheit, die ich nicht ignorieren konnte. Er zwang mich, ihn anzusehen.
„Ich will dich in meinem Drama namens Leben nicht haben," sagte ich leise. Meine Stimme brach, aber ich zwang mich, weiterzusprechen. „Ich dachte, das wäre ein verficktes Praktikum und keine Psycho-Therapie. Ich kann das alles einfach nicht."
Die Tränen brannten in meinen Augen, und Juliens Gesicht verschwamm vor mir. „Das hier hat eine Grenze überschritten, die mit professioneller Zusammenarbeit nichts mehr zu tun hat."
Julien starrte mich immer noch an, hielt mein Kinn fest mit einer Intensität, die mir die Luft raubte.
„Es ging auch nie darum, professionell zu sein," sagte er ruhig, ließ mich schließlich los, und trat einen Schritt zurück. „Steig jetzt verdammt nochmal in meinen Wagen ein. Das Team wartet auf deine Präsentation."
Er öffnete die Tür hinter sich und sah mich abwartend an. Mein Blick wanderte von ihm zur offenen Tür und dann hinunter zu mir selbst. Ich trug meine karierte Schlafanzughose, ein schwarzes bauchfreies Top, und meine plüschigen, rosafarbenen Hausschuhe. Die Kälte draußen schickte schon beim Gedanken daran eine Gänsehaut über meine Arme.
„So ganz sicher nicht," stellte ich klar.
Genervt knallte Julien die Tür wieder zu. Bald würde sich definitiv ein Nachbar über ihn beschweren, wenn er weiter so mit den Türen schlug.
„Ich gebe dir fünf Minuten," erklärte er mit einem drohenden Unterton, „dann trage ich dich zum Auto, egal was du anhast und wie du aussiehst." Seine Stimme ließ keinen Widerspruch zu.
„Um was geht es dir hier eigentlich?" fragte ich, die Arme verschränkt.
„Jetzt gerade?" Er hob eine Augenbraue. „Um meine Marke. Danach? Einzig und allein um dich."
Ich starrte ihn an. Sein Tonfall war so ruhig und selbstverständlich, dass ich fast glaubte, mich verhört zu haben.
„Um mich?" wiederholte ich unsicher.
„Du hast noch vier Minuten," entgegnete er trocken.
„Ich dachte, nach allem, was in Kitzbühel passiert ist... dass es besser wäre zu gehen," gestand ich, obwohl ich wusste, dass meine Worte ihn nicht überzeugen würden.
„Warum?" fragte er gelassen. „Weil dein Dad ein Hohlkopf ist? Weil du besser als ich Snowboard fährst?" Er machte eine kurze Pause, bevor sein Mund sich zu einem schelmischen Grinsen verzog. „Oder weil ich dir einen unvergesslichen Orgasmus geschenkt habe?"
Ich spürte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Meine Wangen brannten, während Julien mich unverblümt ansah, mit einem frechen Glitzern in den Augen.
„Ja, genau deswegen, ehrlich gesagt," murmelte ich und wich seinem Blick aus.
Was da zwischen uns passiert war, war unangenehm und verwirrend, aber es war auch nichts, was ich wirklich bereute. Es waren schließlich nicht nur Männer, die manchmal einfach Lust auf eine kurze Nummer hatten.
Julien zuckte mit den Schultern, als wäre die Sache vollkommen banal. „Mina, entweder das war eine einmalige Sache, oder wir haben ein neues Hobby." Sein Tonfall war fast beiläufig, doch seine Augen ließen keinen Zweifel an seiner Ernsthaftigkeit. „Es gibt nichts an dem Wochenende, das einem von uns peinlich sein sollte. Jeder hat seine Dämonen, du kennst nur eben meine noch nicht."
Er blickte auf eine imaginäre Uhr an seinem Handgelenk. „Ich fürchte, deine Zeit ist um."
„Was?" stieß ich aus, gerade als sich seine Hände um meine Hüften legten.
Bevor ich protestieren konnte, hob Julien mich hoch und schmiss mich kurzerhand über seine Schulter.
„Ich könnte mir vorstellen, dass bauchfrei der ein oder andere als ablenkend empfinden wird, aber das ist dein Problem. Du hast dieses Outfit ja gewählt," erklärte er und trug mich aus der Wohnung.
Ich baumelte kopfüber an seinem Rücken und versuchte zu begreifen, was er da gerade tat. Gott, mein Outfit war wirklich eine Katastrophe. Die pink karierte Hose, die plüschigen Hausschuhe, und dazu das bauchfreie Top – wie hatte ich gedacht, da mit ihm zu stehen und zu sprechen, statt mich umzuziehen?
„Julien, das kannst du nicht machen! Ich meine es ernst, lass mich runter!" protestierte ich, aber er ignorierte mich völlig.
Draußen schlug mir die kalte Winterluft ins Gesicht, und ich bekam noch mehr Gänsehaut. Er öffnete die Beifahrertür seines Autos, setzte mich hinein, und ließ sich dann selbst hinter das Steuer fallen.
Er sah mich an, und ein freches Grinsen breitete sich über sein Gesicht. „Wo hatte sich der hier eigentlich versteckt, als wir im Whirlpool waren?" fragte er und tippte mit einem Finger gegen meinen Bauchnabelpiercing.
Ein kribbelndes Gefühl schoss durch meinen Körper direkt zu meiner Mitte und ließ mich noch tiefer in den Sitz sinken. Diese verdammten weiblichen Hormone! Wie konnte so eine harmlose Geste sich so anfühlen?
„Ich hatte ihn nicht drin wegen des Snowboardfahrens," murmelte ich leise und zog die Beine an meine Brust, um irgendwie gegen die Kälte anzukämpfen.
Julien startete den Wagen und begann mit den Fingern auf dem Lenkrad herumzutrommeln. „Irgendwas schuldest du mir für den Ärger hier. Wir sind sowas von nicht mehr im Zeitplan."
„Was bitte schön soll ich dir schulden?" fragte ich mit einem genervten Unterton.
„Das wirst du schon noch sehen," antwortete er nur, ohne mich anzusehen. Sein Grinsen verriet mir allerdings, dass er längst eine Antwort darauf hatte – ich wusste nur noch nicht, was er von mir wollte.
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