42

Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten, trafen wir uns unten im Wohnzimmer. Der Raum war gemütlich, mit einem großen Kamin, der leise knisterte, und der Duft frisch gebackener Kekse lag in der Luft.

Sofia stand in der offenen Küche und winkte uns freudig heran. „Ich habe Wasser für Tee gekocht und für dich, Mina, natürlich einen Kakao mit Sahne," grinste sie, während sie mir einen dampfenden Becher in die Hand drückte.

„Danke, perfekt," murmelte ich zufrieden und setzte mich an den großen Holztisch.

„Was möchtet ihr beiden?" fragte Sofia, als sie sich zu den Jungs umdrehte.

„Mir reicht Tee," sagte Rezo und studierte die verschiedenen Sorten, die Sofia auf einem Tablett bereitgestellt hatte.

„Ein Kaffee wäre super," meinte Julien. Er wirkte genauso müde wie ich, und ich war mir sicher, dass er Kaffee dringend nötig hatte, um wach zu bleiben.

Ich nahm mir einen der Kekse aus einer Schale auf dem Tisch. „Was sind das für Kekse?" fragte Julien, während er sich ebenfalls einen nahm und sich mir gegenüber setzte.

„Die dunklen sind mit Schokolade und die anderen mit Mandel und Marzipan. Alle vegan, da müsst ihr durch, wenn ihr bei mir zu Gast seid," erklärte Sofia mit einem selbstbewussten Grinsen, während sie den Kaffee für Julien machte.

„Du bist auch vegan?" fragte Rezo interessiert und blickte auf.

„Klar," sagte Sofia und begann, enthusiastisch über ihre Lieblingsrezepte zu erzählen. Die beiden vertieften sich sofort in ein Gespräch über Essen und Nachhaltigkeit.

Julien zuckte nur mit den Schultern und grinste mich an, bevor er sich noch einen Keks schnappte. „Hauptsache, es schmeckt," sagte er mit einem Augenzwinkern.

Ich musste schmunzeln. „Sofia kann wirklich gut backen. Ihre Blaubeermuffins sind legendär," sagte ich und nahm einen Schluck von meinem Kakao.

Sofia stellte Julien seinen Kaffee hin und setzte sich neben ihn. Sie schob ihre Tasse mit dampfendem Tee zur Seite, lehnte sich vor und sah Rezo an. „Wenn du magst, kannst du morgen mitkommen," bot sie ihm an.

„Wohin?" fragte ich neugierig, bevor Rezo etwas sagen konnte.

„Zu dem Hof von Wilkes," antwortete Sofia.

Julien runzelte die Stirn. „Jetzt bin ich trotzdem nicht schlauer."

„Das ist ein Hof, der Tiere aufnimmt, die sonst getötet worden wären," erklärte ich, während Sofia eifrig nickte. „Sofia unterstützt den Hof schon seit Jahren."

„Oh, cool," sagte Rezo. „Klingt interessant. Ich bin dabei."

Sofia lächelte zufrieden, bevor sie sich Rezo wieder zuwandte, um ihm Details über den Hof zu erzählen.

Julien sah mich an und hob fragend die Augenbrauen. „Und was macht ihr zwei?" fragte Rezo schließlich mit einem breiten Grinsen in unsere Richtung.

Ich zuckte mit den Schultern und sah zu Julien.

„Dann bekomme ich wohl Privatunterricht auf der Piste," schlug Julien vor und lächelte leicht.

„Ich hab doch selbst seit Jahren nicht mehr auf einem Snowboard gestanden," protestierte ich lachend.

„Ach komm, das wird schon," sagte er und lehnte sich entspannt zurück.

Sofia, die unser Gespräch mitgehört hatte, grinste breit. „Dann wissen wir ja, wo wir euch finden. Der Idiotenhügel ist ja nicht zu übersehen."

„Na warte mal ab," sagte ich und sah sie herausfordernd an. „Ich hab immer noch die Fotos auf meinem Handy, wie du damals in der Tanne gelandet bist."

Sofia riss gespielt empört die Augen auf. „Nur weil ich einmal nicht aufgepasst habe!" verteidigte sie sich lachend.

„Einmal?" fragte ich mit einem breiten Grinsen. „Du bist in die Tanne gefahren, weil du irgendeinem Typen hinterhergeschaut hast."

Rezo und Julien brachen in schallendes Gelächter aus, während Sofia nur mit gespielter Entrüstung die Arme verschränkte.

„Na gut, du hast gewonnen. Aber wehe, du machst morgen auch nur einen falschen Schwung - ich schwöre dir, ich hab die Kamera dabei!" rief sie und hielt drohend ihren Finger in die Luft.

Ich musste lachen und nahm mir noch einen Keks. Das Wochenende hatte gerade erst angefangen, und es fühlte sich bereits wie das perfekte Winterabenteuer an.

„Ich dachte, wir fahren heute schon ein bisschen. Es ist doch noch hell," meinte Rezo schließlich, als wir alle im warmen Wohnzimmer saßen.

Sofia seufzte. „Noch eine Stunde. Das lohnt sich kaum wirklich. Außer..." Sie machte eine kurze Pause und grinste dann verschmitzt. „Außer wir leihen uns Schlitten aus. Damit sollte doch jeder hier klarkommen, oder?"

Wir nickten lachend und zogen uns auf unseren Zimmern schnell warme Sachen an. Ich schlüpfte in meinen neuen blauen Schneeanzug und war überrascht, wie gut er mich gegen die Kälte abschirmte. Unten wartete Sofia bereits in einem auffälligen pinken Anzug.

„Na, du bist ja nicht zu übersehen," lachte sie, als Rezo mit einer knallgelben Jacke und der passenden Hose dazu die Treppe herunterkam.

„Hab ich im Stream geshoppt," erklärte er grinsend. „Die meisten Zuschauer haben sich dafür entschieden."

Julien folgte ihm, gekleidet in einer schwarzen Hose und einer Jacke in Camouflage. Er sah zwar etwas unauffälliger aus, aber gleichzeitig beeindruckend lässig.

Draußen war es bitterkalt, doch die Vorfreude und unsere warmen Outfits ließen uns das schnell vergessen. Gemeinsam liefen wir zum Schlittenverleih, der nicht weit entfernt war.

„Hallo Sofia," grüßte ein älterer Mann, der am Eingang stand.

„Hey Mats," rief sie zurück. „Hast du noch vier Schlitten für uns?"

Mats runzelte die Stirn und verschwand kurz in seinem kleinen Häuschen. „Die Dinger sind heute heiß begehrt, und drei haben sie mir schon zu Schrott gefahren," rief er von drinnen. Schließlich kam er mit zwei Schlitten zurück.

„Mehr hab ich nicht," sagte er bedauernd. „Aber die Gentlemen freuen sich sicher, mit euch zusammenfahren zu dürfen." Er zwinkerte uns zu.

„Natürlich," erwiderte Julien mit einem breiten Lächeln und griff nach einem der Schlitten.

„Perfekt," meinte Sofia fröhlich, nahm den anderen und winkte uns, ihr zum Lift zu folgen.

Während wir uns in die Schlange einreihten, fragte Sofia: „Ich fahre mit Rezo, und du fährst mit Ju?"

„Klar, wir werden euch sowas von fertig machen," grinste ich.

Rezo zog skeptisch die Augenbrauen hoch. „Können wir nicht erst mal ruhig anfangen?" fragte er vorsichtig.

„Na gut," gab Sofia nach. „Eine Probefahrt. Aber danach seht ihr zwei uns nur noch von hinten."

„Bis ihr unten seid, liegen wir schon im Whirlpool," konterte Julien lachend.

Die ausgelassene Stimmung machte es leicht zu vergessen, dass wir uns erst seit kurzem alle so gut kannten. Es fühlte sich an, als hätten wir solche Ausflüge schon unzählige Male zusammen gemacht.

Oben angekommen sahen wir uns kurz um. Die Piste war gut besucht, und überall wuselten Menschen mit Skiern und Snowboards herum.

„Wo ist Sofia?" fragte ich verwirrt, als sie plötzlich verschwunden war.

Rezo zuckte die Schultern. „Eben stand sie doch noch hier."

Bevor wir uns wirklich Sorgen machen konnten, tauchte sie mit einem breiten Grinsen und vier kleinen Fläschchen auf. „Na, wo war ich wohl?" rief sie triumphierend.

„Typisch," murmelte ich und schüttelte lachend den Kopf.

„Auf unser Wochenende!" rief Sofia und hielt ihr Fläschchen in die Mitte.

„Danke für die Einladung," meinte Julien und stieß mit uns an.

„Auf das Wochenende," stimmten wir alle ein und tranken. Das leichte Brennen des Alkohols wich schnell einer angenehmen Wärme, die die Kälte etwas erträglicher machte.

Als wir zur Rodelpiste liefen, half Julien, unseren Schlitten in Position zu bringen und setzte sich hinten drauf. Mir wurde klar, dass ich vor ihm sitzen würde, und ein leichtes Kribbeln durchlief mich. Wahrscheinlich war es die Kälte. Er hatte seine Hände rechts und links vom mir unten am Schlitten, um sich festzuhalten. Was auch immer mich dazu antrieb, kann ich nicht mehr genau sagen. Ohne groß nachzudenken, griff ich nach Juliens Händen und legte sie um meine Taille. „Dann können wir uns besser nach vorne beugen und sind schneller," erklärte ich.

„Klingt, als würdest du das öfter machen," bemerkte er mit einem leichten Lachen.

„Mit Sofia schon," nickte ich.

„Was für eine Ehre, dass ich mal mit dir fahren darf," sagte er leichthin. Ich konnte mir sein Grinsen förmlich vorstellen.

„Mal sehen, ob du das immer noch sagst, wenn wir unten sind."

Ich setzte meine Skibrille auf, zog das Tuch über meine Nase und bereitete mich vor. Julien tat es mir nach und zog mich schließlich ein Stück enger an sich heran.

„Ich wäre soweit," sagte er, seine Stimme nah an meinem Ohr.

Gemeinsam stießen wir uns ab und sausten los. Der Schlitten war schnell - viel schneller, als ich es gewohnt war. Julien hielt seine Füße oben auf den Kufen und überließ mir komplett das Lenken. Der Schnee spritzte um uns herum, und der eisige Wind stach in mein Gesicht.

Als wir unten ankamen, sprang ich lachend vom Schlitten. „Das war so cool! Wir waren mega schnell!"

„Hast du überhaupt gebremst?" fragte Julien grinsend, während er sich langsam aufrichtete.

Ich schüttelte den Kopf und schob meine Brille nach oben. „Vielleicht ein bisschen?"

Wir sahen nach oben zur Piste. Rezo und Sofia waren noch nicht mal in der Nähe. Ihre langsame Fahrt ließ uns beide kichern.

„Tja, wir sind eben ein gutes Team," sagte Julien plötzlich und legte seinen Arm auf meine Schulter.

„Findest du?" fragte ich, weil ich nicht wusste, was ich sonst sagen sollte.

„Wie du siehst, vertraue ich dir mehr, als Rezo ihr," meinte er und nickte in Richtung der anderen.

Tatsächlich: Rezo hatte beide Füße auf dem Boden, um zu bremsen, während Sofia verzweifelt versuchte, zu lenken.

„Sie ist aber auch miserabel im Schlittenfahren," nahm ich Rezo scherzhaft in Schutz.

Julien lachte und ließ den Blick wieder auf mich gleiten. „Dann hatte ich wohl wirklich Glück, im besseren Team zu sein."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top