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„Und du und Rezo? Ist das wahre Freundschaft oder rein geschäftlich?" fragte Sofia munter, während sie ihren Sekt schwenkte.
Ich lehnte mich leicht an den Tisch, ließ meinen Blick kurz zu Mina und Rezo schweifen, die immer noch auf der Tanzfläche standen, bevor ich antwortete. „Wir haben uns über die Arbeit kennengelernt, aber es war von Anfang an so, als würden wir uns schon immer kennen. Er ist ein wirklich guter Freund geworden."
Sofia nickte, als hätte sie genau das erwartet. „Das hab ich auch schon im Internet gelesen."
Ich lachte belustigt. „Du hast mich also gegoogelt."
„Natürlich," sagte sie, mit einem frechen Grinsen. „Ich bin eine Frau, wir sind schlimmer als das FBI. Ich muss doch informiert sein, mit was für einem Kerl ich hier stehe."
„Nicht alles, was dort steht, stimmt," erinnerte ich sie.
„Schon klar," sagte sie mit einem Schulterzucken, „aber es reicht für einen ersten Eindruck. Den zweiten habe ich mir jetzt gemacht."
Sie trank ihren Sekt aus und sah mich herausfordernd an. „Was ist dein weiterer Plan?"
„Was meinst du?" fragte ich, obwohl ich ihre Frage schon ahnte.
„Deine Arbeit. Ich habe gelesen, dass du mit deinem Hauptkanal aufhörst."
Ihre Direktheit überraschte mich immer noch. Ich hatte erwartet, dass sie weiterhin über Mina reden oder mir mehr Drohungen an den Kopf werfen würde. Aber sie wechselte mühelos das Thema, als wäre Mina für sie ein bereits abgeschlossenes Kapitel.
„Einfach gucken, was kommt. Ich habe keinen richtigen Plan," antwortete ich ehrlich. Mein Fokus lag so lange auf meinen Hauptvideos, dass ich kaum Zeit hatte, über die Zukunft nachzudenken.
Sofia musterte mich mit einem wissenden Blick. „Du bist verwirrt, dass ich nicht weiter über Mina spreche," sagte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen.
„Ein bisschen," gab ich zu und schmunzelte.
„Aber das musst du alles schon alleine machen," erklärte sie mit einem genüsslichen Lächeln. „Ich werde dir nicht verraten, wie leicht du sie knacken könntest."
Ich schüttelte den Kopf, ebenfalls lächelnd. „Ich brauche deine Hilfe auch nicht."
„Ganz schön selbstbewusst, Herr Bam," lachte Sofia und lehnte sich lässig zurück.
In diesem Moment kamen Rezo und Mina auf uns zu. Rezo winkte mit einem Teller voller Häppchen, während Mina immer noch leicht außer Atem wirkte.
„Ich bin gespannt, ob du das ohne meine Hilfe hinbekommst," flüsterte Sofia, bevor sie sich Mina zuwandte und sie freundlich ansah.
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Sofia war wirklich ein Biest – aber sie hatte ihre ganz eigene Art, mir zu signalisieren, dass sie mich irgendwie akzeptierte. Das Spiel war eröffnet.
„Worüber sprecht ihr?" fragte Mina strahlend, während sie ihr leeres Glas auf den Tisch stellte.
„Ach, über dies und das," sagte Sofia und zuckte betont lässig mit den Schultern. „Man hat eben nicht oft die Gelegenheit, sich mit Julien Bam zu unterhalten."
Mina runzelte verwirrt die Stirn und sah uns beide abwechselnd an. „Du wusstest nicht mal, wer er ist, bis ich dir von ihm erzählt habe."
Ich zog eine Augenbraue hoch und konnte nicht verhindern, dass ein leicht amüsierter Ausdruck mein Gesicht überzog, während Rezo grinste.
„Deswegen ja," lachte Sofia. „Du kennst mich, ich will alle schmutzigen Geheimnisse über die Menschen um mich herum wissen. Und zu deinen kommen wir noch," fügte sie mit einem frechen Blick in Rezos Richtung hinzu, der unschuldig auf sich zeigte, als wüsste er nicht, was sie meinte.
„Du spinnst," lachte Mina herzhaft, und Sofia fiel mit ein. Es war offensichtlich, wie gut die beiden sich kannten. Die Leichtigkeit, mit der sie miteinander umgingen, war ansteckend.
„Ich habe keine schmutzigen Geheimnisse, sorry," verteidigte sich Rezo, während er den Teller mit Snacks auf den Tisch stellte. Ohne zu zögern, schnappte ich mir etwas davon, was er mit einem gespielt empörten Blick quittierte.
Während Rezo mir erzählte, welche bekannten Gesichter er bei der Party bereits getroffen hatte, standen Mina und Sofia mit neuen Gläsern Sekt etwas abseits und beobachteten die Gäste.
„Oh mein Gott, er hat dich angelächelt!" quiekte Sofia plötzlich und stieß Mina leicht an. „Und er ist heiß. Du solltest ihm hallo sagen."
Bevor Mina protestieren konnte, schob Sofia sie bereits in die Richtung des vermeintlichen „heißen Typen" und warf mir dabei einen kurzen, provokanten Blick zu.
Das war doch jetzt nicht ihr Ernst, oder? Diese Frau war Provokation in Person.
„Du solltest was tun," raunte mir Rezo zu, der das Spektakel belustigt verfolgte.
„Habt ihr euch irgendwie gegen mich verschworen?" fragte ich trocken und zeigte zwischen ihm und Sofia hin und her.
„Wir sind uns nur einig," grinste er, was mich genervt die Augen verdrehen ließ.
Unschlüssig, was ich tun sollte, stieß ich mich vom Tisch ab und lief in Minas Richtung. Ich konnte Sofia und Rezo nicht einfach gewinnen lassen.
„Na, hast du Spaß?" raunte ich Mina leise ins Ohr, bevor ich mich neben sie stellte.
Sie warf mir einen kurzen Seitenblick zu. „Es geht. Und du?"
„Ich habe zwei Plagegeister am Hals, die mich auf die hübscheste Frau hier im Saal hetzen," grinste ich.
„Du Ärmster," sagte sie und spielte das Spiel mit. „Wie kommen die zwei denn darauf, dass sie etwas von dir will?"
„Sie sagt, sie will nichts von mir," zuckte ich mit den Schultern und beugte mich etwas zu ihr. „Aber wenn ich sie berühre, sagt ihr Körper etwas anderes."
Mina sah mich mit einem gemischten Ausdruck an, irgendwo zwischen Belustigung und Herausforderung. „Du berührst sie, obwohl sie das nicht möchte?"
„Sie hat nie gesagt, dass ich es ganz lassen soll," sagte ich verschmitzt.
Sie drehte sich vollständig zu mir und sah mir direkt in die Augen. „Vielleicht gefällt ihr das Spiel ja auch, nur weiß sie, dass es falsch ist."
Mit diesen Worten drehte sie sich abrupt um und ging zurück zum Tisch, wo Sofia und Rezo gerade lachten, als hätten sie die beste Zeit ihres Lebens.
"Wisst ihr was? Ich will euch alle ein Wochenende in Kitzbühl sehen und dann machen wir so richtig Party, verbringen den Tag auf der Piste und lernen uns besser kennen. Mein Gefühl sagt mir, das wird genial!" hörte ich Sofia laut sagen.
Ich blieb stehen und sah Mina an, die ihre Freundin ansah, als würde sie an deren Verschwand zweifeln.
Dir gefällt das Spiel also, Mina? dachte ich bei mir. Dann lass mich den Grund finden, der dich daran hindert, es einfach zu genießen – und ich werde ihn beseitigen. Versprochen.
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