32
Pov Mina
Ich saß auf meinem Bett und starrte Sofia an, die sich in ihrer typischen, unerschütterlichen Art über das gesamte Bett ausgebreitet hatte.
„Natürlich sagen wir ja,“ erklärte sie in einem Ton, der keine Widerrede zuließ.
„Da steckt doch wieder irgendwas dahinter,“ entgegnete ich skeptisch. „Der Kerl macht nie was ohne Hintergedanken.“
„Wir auch nicht, Süße,“ erwiderte Sofia mit einem verschmitzten Lächeln.
„Und was wäre unser Hintergedanke?“ fragte ich zweifelnd und verschränkte die Arme vor der Brust.
Sofia deutete mit einem theatralischen Schwung auf das Kleid, das neben mir lag – ein traumhaftes, schlichtes, aber elegantes Kleid in einem tiefen Mitternachtsblau. „Dieser Freund von Ju hat dir dieses superhübsche Kleid gekauft! Wenn das kein Zeichen ist, dann weiß ich auch nicht. Du wirst heute Abend nur Augen für ihn haben. Lass diesen Ju einfach links liegen.“
„Ich soll ihn eifersüchtig machen – mit einem seiner besten Freunde?“ fragte ich ungläubig und legte den Kopf schief.
Sofia schnaubte und rollte mit den Augen. „Mina Maus, was glaubst du denn, was sein Plan ist? Er versucht dich aus der Reserve zu locken. Denk mal drüber nach.“
„Er kann mich mit dir doch gar nicht eifersüchtig machen,“ sagte ich abwehrend. „Ich wäre froh, wenn er endlich mal jemand anderen auf den Zeiger geht.“
„Sagt deine Vagina das auch?“ grinste sie frech, während sie sich mit einer Haarsträhne neckte.
„Sofia!“ rief ich empört und schnappte mir das nächste Kissen, um es nach ihr zu werfen.
„Schreib diesem Rezo jetzt,“ forderte sie unbeeindruckt, „dass wir uns hübsch machen und erwarten, pünktlich abgeholt zu werden.“
Seufzend zog ich mein Handy hervor und formulierte eine Nachricht, die deutlich höflicher war als das, was Sofia sich wahrscheinlich vorgestellt hatte. Ich bedankte mich noch einmal für das Kleid und ließ ihn wissen, dass wir fertig sein würden, wenn er uns abholen wollte.
„Erledigt,“ murmelte ich, als ich mein Handy auf den Nachttisch legte.
Sofia grinste triumphierend und schwang ihre Beine vom Bett. „Gut. Dann ist es jetzt Zeit, uns in Göttinnen zu verwandeln.“
Wir fingen an, uns fertig zu machen. Während Sofia sich mit einer Präzision schminkte, die jeden Profi neidisch machen würde, stand ich vor dem Spiegel und ließ meine Haare über die Schultern fallen.
„Lass deine Haare offen,“ lachte sie, als sie ihre Wimpern tuschte. „Das liebt er doch so.“
„Für wen mache ich das eigentlich?“ fragte ich, halb im Scherz, halb im Ernst.
„Für dich selbst, Süße,“ sagte Sofia ohne zu zögern, hielt kurz inne und fügte mit einem Grinsen hinzu: „Aber wenn es ihm dabei die Sprache verschlägt, ist das auch okay.“
Ich konnte nicht anders, als über Sofias unverfrorene Art zu lachen. Ihr Plan stand felsenfest, und sie würde alles daransetzen, dass ich ihn mit ihr durchzog. Bevor ich mich versah, hatte sie mich auf den Stuhl gedrückt und bereitete sich darauf vor, mich in ihre Version eines „Traums jeden Mannes“ zu verwandeln.
„Komm her, Süße. Heute Abend wird niemand an dir vorbeikommen,“ sagte sie entschlossen, während sie mit einem Pinsel bewaffnet auf mein Gesicht losging.
Ich hielt still und ließ sie machen, während sie mit höchster Konzentration arbeitete. „Soll ich irgendwas über ihn herausfinden? Worauf er im Bett so steht?“ fragte sie beiläufig, als würde sie mir vorschlagen, was wir morgen frühstücken sollten.
„Ja, stell genau diese Frage bitte als Allererstes, noch bevor du dich überhaupt vorgestellt hast,“ erwiderte ich todernst.
Sofia hielt inne, sah mich für einen Moment an und dann brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.
„Ich würde es schon geschickter anstellen,“ kicherte sie und tupfte mit einem Pinsel golden schimmernden Lidschatten auf meine Augenlider. „Schau mal nach unten.“
Ich senkte meinen Blick und betrachtete meine Hände. Doch das flaue Gefühl in meinem Magen wollte nicht weichen. „Ich halte es immer noch für eine falsche Idee,“ murmelte ich schließlich.
„Warum?“ fragte Sofia, während sie den nächsten Pinsel wechselte. „Da ist ein heißer Kerl, der Interesse an dir hat. Jede Frau würde sich über sowas freuen.“
„Weil ich meiner Mom nicht recht geben möchte,“ gestand ich widerwillig. „Es ist immer noch ein Arbeitsverhältnis, in dem wir zueinander stehen.“
„Ach, Mina,“ seufzte Sofia genervt. „Mein Gott, wie viele auf dieser Welt haben mit ihrem Chef was am Laufen? Du sollst ihn ja nicht gleich heiraten. Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind und komplett ausblenden, wie ihr euch kennengelernt habt: Dir gefällt doch, was er tut.“
Ich schwieg, weil ich wusste, dass sie recht hatte. Es war das Problem. Mir gefielen Männer wie Ju – Männer, die wussten, was sie wollten, und es sich nahmen, aber auf eine respektvolle und zugleich bestimmende Weise.
Sofia betrachtete mich zufrieden, während sie den letzten Pinsel beiseitelegte. „Fertig. Guck mal.“
Ich drehte den Kopf und blickte in den Spiegel. Meine Augen waren stark betont – dunkler Lidschatten, goldenes Glitzer, alles perfekt verblendet. Meine Lippen hingegen waren schlicht gehalten, ein Hauch von natürlichem Glanz.
„Ich wollte verhindern, dass dich jemand küsst,“ erklärte sie mit einem Lächeln. „Denn heute lasse ich niemanden an dich ran. Das ist nicht Teil des Plans. Dinge, die man nicht haben kann, sind schließlich noch viel interessanter.“
„Du solltest echt eine eigene Verkupplungsshow bekommen,“ lachte ich und stand auf, um mich im Spiegel zu betrachten.
„Jetzt, wo du es sagst … Vielleicht spreche ich das bei Ju mal an. Ich brauche ja Themen, um ihn bei mir zu halten, wenn er merkt, dass du ihm die kalte Schulter zeigst,“ neckte sie mich und schob sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
Ich ignorierte ihren Kommentar und schlüpfte in die hohen Schuhe, die Rezo mir mit dem Kleid in den Karton gelegt hatte. Mit vorsichtigen Schritten lief ich in den Flur und stellte mich vor den großen Spiegel. Das Kleid saß perfekt, der Stoff schimmerte leicht im Licht, und die Schuhe ließen meine Beine endlos wirken.
Sofia trat hinter mich. Sie trug ein enges, schwarzes Kleid mit verführerischen Cut-Outs an den Seiten. Ihre Haare hatte sie kunstvoll hochgesteckt, ein paar Strähnen fielen locker in ihr Gesicht.
„Selfietime!“ verkündete sie und zog ihr Handy aus der Tasche.
Wir posierten vor dem Spiegel, machten Kussmünder und verschiedene Posen, bis Sofia endlich zufrieden mit dem Ergebnis war.
„Girls night!“ schrieb sie zu dem Bild und verlinkte mich darauf. Sie hielt das Handy hoch und betrachtete uns beide mit einem zufriedenen Blick. „Wir sehen aus wie eine Million Dollar, Süße. Die Jungs werden sich heute Abend die Augen aus dem Kopf schauen.“
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