29

„An was denkst du?" fragte Sofia, während wir uns auf dem Hotelbett ihrer Suite lümmelten.

Ich hatte mich seit meiner Ankunft kaum zu einem Wort durchgerungen, und Sofia ließ sich das natürlich nicht entgehen.

„Etwa an das Schnuckelchen?" zog sie mich auf und grinste verschmitzt.

„Warum erinnerst du dich immer an alles?" fragte ich genervt. Es war nach wie vor ein Rätsel, wie ich überhaupt zu Julien geraten war – ein Rätsel, das Sofia offenbar niemals lösen müsste, weil sie sich alles merken konnte.

„Weil ich keine heißen Typen vergesse, mit denen du zusammenarbeitest." Sie drehte sich auf den Bauch, stützte ihr Kinn in die Hände und beobachtete mich mit neugierigem Blick.

„Ich arbeite nicht mit ihm zusammen. Er ist mein Chef," seufzte ich und schloss die Augen.

„Das macht es ja noch heißer," quiekte sie, stieß mich an und schob sich dichter zu mir. „Erzähl, wie ist er?"

„Wie soll er sein?" fragte ich ausweichend.

„Ist das da—" Sofia stieß meine Haare beiseite und musterte meinen Hals genau.

„Oh Gott, sieht man da etwa was?" Ich riss die Augen auf, sprang vom Bett auf und suchte hektisch nach einem Spiegel im Raum. Als ich einen fand, lief ich hin und beugte mich vor, um meinen Hals zu betrachten. Und tatsächlich: die Stelle, an der Julien mich gebissen hatte, war immer noch leicht gerötet.

„Fuck," stieß ich aus.

„Los, her mit den dreckigen Details!" Sofia klopfte grinsend neben sich auf die Matratze.

„Dafür bin ich zu nüchtern," stöhnte ich und ließ mich wieder neben sie fallen.

„Blödsinn. War er es? Treibt ihr es auf der Arbeit?" fragte sie ungehemmt weiter.

„Wir treiben gar nichts," erwiderte ich schnell. „Ich zumindest nicht. Was sein Plan ist, keine Ahnung. Mal ist er super nett, dann wieder extrem aufdringlich."

Sofia zog eine Augenbraue hoch und musterte mich skeptisch.

„Er war es," gab ich schließlich zu, woraufhin sie in schallendes Gelächter ausbrach.

„Aber wir haben nicht rumgemacht!" stellte ich sofort klar. „Ich habe ein Video für ihn schneiden sollen, und dann hat er mich wahnsinnig gemacht, weil er ständig auf dem Tisch rumgetrommelt hat," begann ich widerwillig zu erzählen. „Und dann steht er plötzlich hinter mir, schiebt seine Hand unter mein Shirt und leckt mir über den Hals. Nur um dann daran zu saugen und – ja, wirklich – reinzubeißen!" jammerte ich die Geschichte zu Ende.

„Scheiße, da wird man ja schon beim Zuhören feucht," grinste Sofia und bekam prompt ein Kissen ins Gesicht.

„Das ist nicht lustig!" rief ich verzweifelt.

„Du fandest es geil, oder?" neckte sie weiter. „Maus, du weißt, was man bei solchen Kerlen sagt: Die, die so spielen, sind richtig gut im Bett."

„Sofia, das ist nicht hilfreich!"

„Gabs noch mehr solcher Geschichten?" fragte sie neugierig.

Also erzählte ich ihr, wie Julien beim Autofahren versucht hatte, seine Hand zwischen meine Oberschenkel gleiten zu lassen, was ich aber erfolgreich verhindert hatte, indem ich ihm kurzerhand in den Schritt gegriffen hatte.

„Und? War er groß?" fragte Sofia mit einem übertrieben unschuldigen Blick.

„Keine Ahnung! Er hatte ja zum Glück noch eine Hose an," antwortete ich und verdrehte die Augen.

„Ich schwöre dir, der wird das so weit treiben, bis er dir dein hübsches Hirn raus—"

„Sofia, stop!" unterbrach ich sie schnell, bevor sie den Satz beenden konnte.

„Und wenn's soweit ist, will ich alles wissen," lachte sie ausgelassen. „Aber was genau macht er, dass du Videos für ihn schneidest? Und seit wann kannst du sowas?"

Ich seufzte tief und ließ mich zurück in die Kissen sinken. „Das ist eine lange Geschichte ..."

Ich erzählte Sofia alles: den Vortrag, der mich überhaupt erst zu Julien und der Marke Eternal God geführt hatte, den ominösen Brief, der mein Interesse geweckt hatte, und schließlich jedes chaotische Detail, das seitdem passiert war.

Sofia hörte aufmerksam zu, doch je mehr ich sprach, desto breiter wurde ihr Grinsen. Und als ich endlich fertig war, ließ sie sich zurück in die Kissen fallen und erklärte triumphierend:

„Das schreit förmlich danach, dass wir shoppen gehen müssen."

„Shoppen?" fragte ich irritiert.

„Klar. Du brauchst hübsche Unterwäsche. Und vielleicht ein paar Teile, die so ein bisschen nach mehr schreien." Sie wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.

„Ganz sicher nicht," sagte ich entschieden.

„Ach komm. Willst du wirklich nichts von ihm?"

„Nein," antwortete ich prompt.

„Und warum beendest du dann seine Spielchen nicht einfach?"

„Das habe ich doch versucht," verteidigte ich mich.

Sofia sah mich nur an, ihre Augen verräterisch schmal. „Wirklich?"

Ich schluckte. Nein, eigentlich hatte ich das nicht wirklich versucht. Wenn ich etwas nicht wollte, dann passierte es normalerweise auch nicht. Aber bei Julien? Meine halbherzigen Versuche, ihn loszuwerden, waren genauso erbärmlich wie mein Widerstand gewesen.

„Da siehst du," triumphierte Sofia und zeigte auf meinen Arm. „Du kriegst schon Gänsehaut, wenn du nur darüber nachdenkst."

„Sofia, ich bitte dich!" stöhnte ich und versuchte, das Thema zu wechseln, doch sie ließ nicht locker.

„Ich kenne dich, Süße. Lang genug, um zu wissen, dass dir gefällt, was er tut. Meinst du, er ist eher der dominante Typ oder am Ende doch nur einer, der einfach drauflos fickt?"

Ich schlug mir die Hände vors Gesicht. Manchmal war es ein Fluch, dass Sofia und ich über alles so offen sprachen.

„Keine Ahnung, Sofia," murmelte ich hinter meinen Händen hervor. „Aber es geht einfach nicht. Dieses Praktikum ist wichtig. Was, wenn er sich zufrieden gibt, sobald er mich hatte, und mich dann rauswirft?"

Giiiirl," sagte sie und klopfte mir auf den Oberschenkel, „spätestens wenn er deine flinke Zunge mal anders kennenlernt, wird er nicht genug von dir bekommen."

Ihre Worte waren so dreist, dass wir uns einfach ansahen – und gleichzeitig prusteten wir los.

Lachend lagen wir nebeneinander auf dem Bett. Tränen liefen uns übers Gesicht, und schon bald tat mir der Rücken weh vom Lachen. Aber ich konnte nicht aufhören.

Es war so befreiend, Sofia wieder bei mir zu haben – ihre Leichtigkeit, ihre Art, mich aus der Reserve zu locken, und vor allem ihr unvergleichlicher Humor.

Sofia zückte ihr Handy und begann, konzentriert darauf herumzutippen. „Also, wie heißt er?"

„Warum ist das wichtig?" fragte ich skeptisch und linste zu ihr hinüber. Ihr Display zeigte bereits die geöffnete Instagram-App.

„Ich muss doch wissen, von wem hier die Rede ist. Und wenn wir schon dabei sind, können wir auch gleich schauen, welche Farbe er nice finden würde."

„Farbe?" wiederholte ich verwirrt.

Sofia verdrehte dramatisch die Augen. „Was hat dieses Kaff hier bloß für einen Spießer aus dir gemacht? Ich rede von den Dessous, Mina! Denk mit!"

„Du bist die reinste Nervensäge," stöhnte ich und rieb mir die Schläfen.

„Ist das etwa dieser Julien hier?" fragte sie triumphierend und hielt mir ihr Handy unter die Nase. Auf dem Bildschirm prangte tatsächlich Jus Instagram-Profil.

„Wie hast du den denn jetzt so schnell gefunden?" fragte ich ungläubig.

„Ich hab geschaut, wem du folgst, den ich nicht kenne," grinste sie breit und drehte das Handy wieder zu sich. Mit einem Schwung ihrer Finger scrollte sie durch seine Bilder.

„Er ist schon sweet," stellte sie nach einer Weile fest, „aber er sieht null so aus, als hätte er das Zeug, so richtig auf bad ass zu machen."

„Bitte, er ist frei," murmelte ich sarkastisch.

Bitch, er will dich," erwiderte Sofia trocken und grinste mich schelmisch an. „Außerdem hab ich meinen Tangolehrer als Philadelphia."

„Du hast einen Freund?" fragte ich schockiert.

„Blödsinn," lachte sie laut und ließ sich ins Kissen fallen. „Er ist mein kleines, dreckiges Geheimnis ... immerhin hat er 'ne Frau."

„Oh Gott, Sofia!" Ich starrte sie entsetzt an.

„Es kann halt niemand auf diese Kurven hier verzichten, Süße," sagte sie, während sie sich selbst über die Taille strich. „Und das Gleiche wird dieser Julien auch bald über dich sagen."

Bevor ich etwas entgegnen konnte, schmiss sie ihr Handy vor sich aufs Bett und sprang mit einem entschlossenen Ausdruck auf.

„Zeit, dass Daddys Kreditkarte glüht. Schwing die Hufe, Mina-Maus. Die Läden schließen in zwei Stunden!"

Ich wollte protestieren, doch bevor ich es richtig ausformulieren konnte, hatte sie bereits meine Hand gepackt und zog mich mit sich. Es gab kein Entrinnen, und insgeheim wusste ich, dass ich genau das an Sofia so liebte. Sie ließ mich keine Minute in meinem Grübeln versinken.

"Und wir brauchen Champagner! Das du mal einen verehrer hast, hätte sich doch auch niemand ausmalen können. Darauf müssen wir anstoßen" verkündete sie und riss mich mit sich aus dem Zimmer "Ich werde so viele Fotos von dir machen und auf Insta posten"

"Wirst du nicht" fand ich endlich meine Stimme wieder. 

"Natürlich werde ich, er muss doch sehen was für ein Leben du hast. Diese Streberrolle kauft dir doch niemand ab. Außerdem freut er sich bestimmt, wenn er sieht was für hübsche Dinge wir so aussuchen" sie wackelte mit den Augenbrauen und ich konnte nicht anders als zu lachen. Sofia war einfach unbezahlbar.

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