16
Julien öffnete die Autotür für mich, bevor ich sie selbst greifen konnte.
„So etwas hätte ich dir gar nicht zugetraut", sagte ich, während ich mich ins Auto setzte.
„Ich stecke voller Wunder", erwiderte er mit einem selbstgefälligen Lächeln, bevor er die Tür schloss und um das Auto herumging.
Die Fahrt war kurz. Das Restaurant, vor dem wir hielten, wirkte von außen klein, aber gemütlich. Drinnen führte uns ein Kellner zu einem Tisch in einer ruhigen Ecke.
„Darf es schon etwas zu trinken sein?" fragte er freundlich.
„Die Weinkarte wäre super", sagte Julien schnell.
„Wein?" Ich zog eine Augenbraue hoch und sah ihn skeptisch an.
„Du trinkst doch Wein, oder?" fragte er beiläufig.
Ich nickte. Natürlich tat ich das, aber es überraschte mich dennoch, dass er Wein auswählte.
„Ich habe es von hier nicht weit zu meiner Wohnung, das Auto kann also stehen bleiben. Für dich rufen wir ein Taxi", erklärte Julien, während er die Weinkarte entgegennahm.
Na wenigstens kam nicht auch noch der Vorschlag, dass ich bei ihm übernachten sollte.
Nachdem er einen Rotwein ausgesucht hatte, bestellten wir unser Essen.
„Also, was steckt jetzt hinter Eternal God?" fragte ich schließlich, um den eigentlichen Zweck des Abends voranzutreiben.
„Es ist eine Modemarke", sagte Julien locker, als wäre das alles, was es zu wissen gab. Er hob sein Weinglas und hielt es mir hin. „Auf den Abend."
Ich stieß mit ihm an und nahm einen Schluck.
„Und?" fragte er mit einem erwartungsvollen Blick.
„Er ist gut", antwortete ich ehrlich. Der Wein schmeckte tatsächlich hervorragend.
Julien lehnte sich zufrieden zurück, sein Blick ruhte entspannt auf mir. „Also, Mina, warum hast du das Praktikum angenommen?"
„Weil ich schon immer mal wissen wollte, wie arrogant ein YouTuber so sein kann", entgegnete ich trocken.
„Und wie arrogant bin ich?" fragte er mit einem schiefen Grinsen.
„Das Fazit ziehe ich erst am Ende meines Praktikums", wich ich seiner Frage aus. „Warum wolltest du mich als Praktikantin haben?"
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort, musterte mich dabei aufmerksam. „Hübsche Sachen steigern, wie gesagt, meine Kreativität. Und ich mochte den Gedanken, dich im Team zu haben."
„Du kennst mich doch gar nicht."
„Das stimmt", gab er zu, „aber das kann man ja ändern."
Ich nahm einen weiteren Schluck vom Wein und spürte, wie mein Misstrauen mit jedem Moment wuchs.
„Was für ein Spiel wird das hier?" Ich lehnte mich nach vorne, stützte meine Arme auf den Tisch und sah ihn fest an. „Du hast keinen wirklichen Grund, dass ich das Praktikum bekommen habe, und dieses Essen dient offensichtlich nicht dazu, dass du mir irgendetwas über Eternal God verrätst."
Einen Moment lang hielt er meinem Blick stand, und ich war sicher, er würde wieder ausweichend antworten. Doch dann lächelte er und begann tatsächlich, über die Marke zu sprechen, als wäre unsere vorherige Unterhaltung nie passiert.
Als das Essen serviert wurde, beendete Julien seine Erklärungen über Eternal God.
„Dankeschön", sagte ich, als ich das Besteck zur Hand nahm.
„Hat es dir geholfen?" fragte er, während er seine Serviette sorgfältig auf seinem Schoß ausbreitete.
„Wenn du mir jetzt noch verrätst, für welchen der ganzen Kanäle meine Arbeit sein soll."
Julien lehnte sich zufrieden zurück und lächelte. „Ich wusste, dass du deine Arbeit gewissenhaft machst. Es ist für den Zweitkanal, also nichts elend Langes."
Ein kleines Kompliment. Es brachte mich tatsächlich zum Lächeln. „Guten Appetit", sagte ich höflich, bevor ich mich meinem Teller widmete.
„Wo kommst du eigentlich her?" fragte Julien beiläufig, als hätte er nichts anderes im Sinn als Smalltalk.
„Meine Eltern kommen eigentlich beide aus Stockholm und sind nach Berlin gezogen, als ich zwei Jahre alt war", antwortete ich.
„Und warum studierst du dann hier? Berlin hat doch super viele Unis."
Eine berechtigte Frage, mit einer ziemlich einfachen Antwort. „Sie haben mich zu Hause rausgeschmissen."
Julien verschluckte sich fast an seinem Essen. Mit großen Augen starrte er mich an. „Warum?"
Ich hob mein Weinglas und führte es gemächlich zu meinen Lippen. „Ich hatte wohl etwas zu viel Spaß in meinem Leben", sagte ich schließlich, wobei ich jede Regung in seinem Gesicht beobachtete.
„Du machst mich neugierig", gab er zu, und genau das war mein Ziel. Ich beugte mich vor, als wollte ich ein Geheimnis teilen, und flüsterte: „Die Details verrate ich dir nicht."
Julien grinste und winkte den Kellner heran. „Bringen Sie uns doch bitte noch zwei Flaschen."
„Zwei?" fragte ich überrascht.
„Das wird wohl ein langer Abend, bis du mir verrätst, was du gemacht hast. Aktuell glaube ich, du lügst mich an."
„Vielleicht", antwortete ich mit einem Schulterzucken. „Lädst du eigentlich all deine Praktikanten zum Essen ein?"
„Ich habe nie welche", entgegnete er sofort.
„Das erklärt, warum du so zu mir bist ... Wüsste ich nicht so intime Dinge über dich, wäre ich als Nächstes zu der Annahme gekommen, dass du auch keine Freundin hast."
Julien lachte herzhaft. „Weil ich so zu dir bin?"
„Ja! Dein Verhalten ist schrecklich anstrengend", gab ich zu.
„Es ist halt zu lustig, wie du darauf reagierst", verteidigte er sich, sichtlich amüsiert. „Also stimmt es jetzt, dass sie dich rausgeschmissen haben?"
„Was habe ich davon, es dir zu sagen?" fragte ich herausfordernd zurück.
„Einen Wunsch frei", schoss es aus ihm heraus.
„Egal was?"
„Möge er noch so dreckig sein", grinste er, natürlich mit einer Anspielung, die er nicht lassen konnte.
„Sie haben mich rausgeschmissen."
„Weil?"
„Der Grund war nicht inkludiert. Tut mir leid", sagte ich trocken und nahm einen weiteren Schluck Wein.
Der Abend versprach noch lange zu werden.
Julien schüttelte den Kopf und lachte leise. „Du bist unmöglich."
„Danke, das höre ich nicht zum ersten Mal", sagte ich und nahm einen weiteren Schluck Wein.
Der Kellner brachte die zwei bestellten Flaschen und stellte sie vor uns ab. Julien schenkte nach, sein Blick fixierte mich, als würde er versuchen, aus meinen Augen die Wahrheit herauszulesen.
„Also wirklich gar keine Details?" fragte er noch einmal, während er sein Glas anhob.
Ich schüttelte den Kopf und grinste. „Ich denke, du kannst mit dem Mysterium leben."
„Mhm, oder ich muss kreativ werden." Julien lehnte sich zurück, sein Blick hatte diese Mischung aus Amüsement und Herausforderung, die mich gleichzeitig nervös und amüsiert machte.
„Kreativität ist ja schließlich deine Stärke", sagte ich trocken.
„Und es ist auch meine Schwäche", entgegnete Julien mit einem bedeutungsvollen Lächeln.
„Wie das?"
„Ich neige dazu, Dinge zu komplizieren – oder wie du es nennen würdest, anstrengend zu sein."
Ich lachte. „Das hast du jetzt gesagt, nicht ich."
„Aber du hast es gedacht", stellte er fest und grinste.
Wir aßen eine Weile schweigend, wobei der Wein und das gute Essen eine angenehme Ruhe schufen. Doch Julien konnte sich offenbar nicht lange zurückhalten.
„Was ist dein Wunsch?" fragte er schließlich.
„Keine Ahnung"
„Ich bin für alles bereit", sagte er spielerisch. „Willst du mich drum bitten, deine Aufgaben zu übernehmen? Oder vielleicht darum, dass ich mich für eine Woche zusammenreiße und nicht anstrengend bin?"
Ich sah ihn an und versuchte, nicht zu lachen. „Das wäre tatsächlich eine Überlegung wert."
Julien legte sein Besteck ab und verschränkte die Arme, seine Haltung herausfordernd. „Ich erwarte da schon kreativität, wenn ich dir schon einen Wunsch gestatte"
„Du willst also einen Wunsch, der deine Kreativität herausfordert?" Ich lehnte mich zurück und tat so, als würde ich angestrengt nachdenken. „Gut, dann wünsche ich mir, dass du morgen mal nichts tust, außer dich auszuruhen."
Julien zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Das ist dein Wunsch?"
„Ja."
„Ich bin enttäuscht", sagte er und grinste, „aber das kann ich vielleicht tatsächlich erfüllen."
„Ich bin gespannt."
„Aber du musst ja überprüfen, ob ich mich daran halte."
Wie schaffte er es eigentlich immer, alles zu seinem Vorteil umzudrehen? Julien lehnte sich mit einem unverschämt zufriedenen Gesichtsausdruck zurück und spielte mit seinem Weinglas.
„Ich weiß nicht, wo du wohnst, und das Auto steht leider an deinem Haus," entgegnete ich, bevor er auch nur ansetzen konnte. Als Julien den Mund öffnete, hob ich die Hand. „Und ich werde nicht bei dir schlafen!"
„Warum nicht?" fragte er mit einer Leichtigkeit, die mich fassungslos machte.
„Ich möchte nicht irgendeine Bettgeschichte von dir werden."
Meine Zunge war eindeutig lockerer als sonst. Dieser Wein – lecker, ja, aber mein Gehirn arbeitete eindeutig langsamer. Wie konnte ich sowas überhaupt sagen?
Julien zog eine Augenbraue hoch, als würde ich ihn mit dieser Aussage tatsächlich beleidigen. „Es ehrt mich, dass du mir das zutraust, aber die Zeit habe ich gar nicht, um ständig mit wem zu schlafen."
Aus Verlegenheit trank ich einen großen Schluck Wein, nur um mir selbst eine Antwort zu ersparen.
„Aber wenn du jetzt schon weißt, wie traurig mein Sexleben ist," begann Julien, und sein Blick glitt mit einer fast schon gefährlichen Amüsiertheit zu mir, „wie ist deins?"
Na großartig. Wie konnten wir jetzt bei diesem Thema landen? Ach ja, richtig, ich selbst hatte es dahin gelenkt.
„Nicht sonderlich aufregend, wenn ich dich im Vergleich nehme," sagte ich trocken. „Ich mache es nicht auf Küchentischen und erhoffe mir dabei Publikum."
„Das beantwortest du mir, aber du sagst mir nicht, warum du zu Hause rausgeschmissen wurdest?" Julien lachte, offensichtlich amüsiert von der Richtung, in die sich unser Gespräch entwickelt hatte.
Der Kellner kam, um unsere Teller abzuräumen, und ich wartete, bis er außer Hörweite war.
„Du wirst es mir doch eh nicht glauben."
„Das kannst du doch gar nicht wissen."
Ich legte mein Weinglas ab und sah ihn an. „Würdest du mir glauben, dass ich stockbesoffen und high auf den Tisch gekotzt habe, während meine Eltern ein Geschäftsessen hatten?"
Julien starrte mich an. Seine Augen wurden groß, und dann schüttelte er langsam den Kopf. „Du verarschst mich. So ordentlich und nahezu langweilig, wie du immer tust."
„Frag den Oberstaatsanwalt," sagte ich trocken. „Es war während der Hauptspeise, wenn ich mich recht entsinne."
Julien brach in ein schallendes Lachen aus. „Niemals hätte ich dir zugetraut, dass du so eine schlimme bist."
„Warst," korrigierte ich ihn und setzte mein Glas an die Lippen. „Ich habe daraus gelernt. Meine Eltern haben mir jegliche Unterstützung für mein künftiges Leben verweigert. Das Einzige, was sie zahlen, ist das Stipendium – indirekt. Die Organisation, über die es läuft, erhält eine regelmäßige Spende, unter der Voraussetzung, dass sie bei mir besonders streng auf alles achten."
Ich stellte das Glas ab und sah Julien direkt in die Augen. „Aus diesem Grund ist das Praktikum für mich auch so wichtig. Also wäre ich dir sehr dankbar, wenn du aufhören würdest, es mir so zur Hölle zu machen."
Julien schwieg für einen Moment. Seine Augen schienen mein Gesicht abzusuchen, als wollte er sicherstellen, dass ich das wirklich ernst meinte. Dann nickte er langsam.
Julien lehnte sich zurück, sein Blick wurde für einen Moment ernst. „Das wusste ich nicht."
„Natürlich nicht. Warum sollte ich dir das auch erzählen?" sagte ich und versuchte, den Wein in meinem Glas zu ignorieren, der mich schon zu ehrlich gemacht hatte.
„Fair", gab er zu und sah mich prüfend an. „Du weißt aber schon, dass ich dir das Praktikum nicht schwer mache, um dir Steine in den Weg zu legen, oder?"
„Das fühlt sich aber anders an."
„Vielleicht teste ich dich", sagte er, während ein kleines Lächeln um seine Lippen spielte.
„Teste mich?" Ich hob skeptisch eine Augenbraue.
„Klar. Ich wollte sehen, ob du standhaft bist. Ob du kreativ bist. Und ob du dich nicht von mir einschüchtern lässt."
„Und, wie schlage ich mich?" fragte ich trocken.
„Besser, als ich erwartet hätte", sagte er und nahm noch einen Schluck Wein. „Du hast Humor, du lässt dich nicht leicht aus der Ruhe bringen, und offensichtlich hast du einiges auf dem Kasten. Ich habe nur gedacht, ein bisschen Druck würde dir helfen, dich zu beweisen."
„Druck? Das war eher eine Mischung aus Chaos und Wahnsinn", murmelte ich und verdrehte die Augen.
„Na gut, vielleicht war ich ein bisschen übertrieben." Julien lächelte charmant. „Aber ich verspreche dir, ab jetzt wird es... anders."
Ich schnaubte. „Das glaube ich erst, wenn ich es sehe."
„Wirst du", sagte er und hob sein Glas. „Deal?"
Zögernd stieß ich mit ihm an. „Deal. Aber wenn du mich nochmal so auflaufen lässt, werfe ich dich wirklich in den Pool."
Julien lachte laut. „Dann bringe deine Badesachen mit, denn ich werde dich mit reißen"
Irgendwann standen wir draußen auf dem Gehweg, die kühle Nachtluft umhüllte uns, während wir auf das Taxi warteten, das Julien für mich gerufen hatte. Die Stadtlichter warfen einen schwachen Schimmer auf den Asphalt, und das gelegentliche Hupen der Autos in der Ferne schuf eine fast entspannte, jedoch merkwürdig dichte Atmosphäre.
Julien stand neben mir, seine Hände in den Taschen seiner Jacke, ein leichtes Lächeln auf den Lippen. „Was heißt das, es wird anders?" fragte ich, um das Thema noch einmal aufzugreifen. Ich konnte mir immer noch nicht ganz sicher sein, was er damit gemeint hatte, vor allem, weil er nicht gerade der Typ war, der so leicht zu entwirren war.
„Definitiv heißer", grinste er und ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an.
Bevor ich die Frage stellen konnte, was genau er mit „heißer" meinte, hielt das Taxi vor uns. Ich drehte mich wieder zu Julien um, noch immer etwas verwirrt über seine Andeutungen.
„Ich hol dich dann morgen ab", sagte er, seine Stimme klang unerwartet ruhig, fast schon einladend.
„Ich werde dir nicht öffnen", antwortete ich ohne zu zögern. Das war nicht nur ein Flirt, es war eine klare Ansage.
Julien lachte leise, aber das Lächeln in seinen Augen verschwand nicht. „Denk an deinen Wunsch", sagte er, „Ich will ihn nur erfüllen."
Ich konnte nicht anders, als zu schmunzeln und den Kopf zu schütteln. Was hatte er jetzt schon wieder vor? Und warum fühlte es sich an, als würde er jedes einzelne Wort wie ein Puzzlestück einsetzen, um mich noch mehr aus der Fassung zu bringen?
„Du machst mich wahnsinnig", murmelte ich, während ich mich zum Taxi umdrehte und die Tür öffnete.
„Jetzt schon?" fragte Julien, der mir dicht folgte. „Ich habe noch nicht mal richtig angefangen."
Ich hielt mitten in der Bewegung inne und drehte mich wieder zu ihm um. Was meinte er mit „noch nicht mal angefangen"? War das eine Drohung oder ein Versprechen?
Sein Blick war unnachgiebig, fast spielerisch, als er auf meine Unsicherheit reagierte. Es war ein fast schon gefährliches Spiel, das er mit mir spielte, doch irgendwie konnte ich mich nicht wirklich wehren. Vielleicht lag es an der Art, wie er redete, an der Leichtigkeit, mit der er alles so selbstverständlich einforderte. Vielleicht war es auch, weil ich die Herausforderung einfach spürte, die in seiner Stimme mitschwang.
Ich verdrehte die Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Julien, du bist eine echte Herausforderung."
„Das ist doch das Schöne an mir", konterte er mit einem selbstzufriedenen Grinsen.
„Oder das Nervigste", murmelte ich, als ich die Tür des Taxis öffnete.
„Ach komm, gib's zu. Ein bisschen genießt du es", sagte er und lehnte sich locker gegen die geöffnete Tür, sodass ich nicht direkt einsteigen konnte.
„Genießen ist ein großes Wort. Vielleicht lerne ich, es zu tolerieren."
„Toleranz ist der erste Schritt zur Zuneigung."
„Gott, du bist unmöglich", sagte ich, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken.
Julien trat einen Schritt zurück, sodass ich endlich einsteigen konnte. „Dann wünsche ich dir eine gute Nacht, Mina. Schlaf gut und träum von mir."
„Eher von einer Welt ohne dich", entgegnete ich trocken, während der Taxifahrer ein leises Lachen unterdrückte.
„Dann sehen wir uns in deinen Träumen. Bis morgen, Rapunzel."
Ich schloss die Tür und schüttelte nur den Kopf, während das Taxi losfuhr. Julien Bam, dachte ich, wie konnte jemand so nervig und gleichzeitig so charmant sein?
Als wir losfuhren, konnte ich durch das Fenster sehen, wie Julien mir nachblickte. Sein Lächeln war unverändert, aber etwas in seiner Haltung ließ mich an ihm zweifeln, an seiner ganzen Gelassenheit.
Ich lehnte mich zurück, der Verkehr floss ruhig durch die Straßen Berlins, und meine Gedanken wirbelten immer noch um die seltsame Unterhaltung, die wir gerade geführt hatten. Was hatte es wirklich zu bedeuten, dass er meinte, es würde „heißer" werden? Was hatte dieser Abend wirklich ausgelöst?
Ich versuchte, mich zu beruhigen, den Wein aus meinem Körper zu bekommen, der mich noch immer ein wenig lockerer machte als mir lieb war. Aber das Gefühl, dass etwas im Gange war – dass er mir irgendwie näher kam und ich trotzdem weiter von ihm entfernt war – ließ mich nicht los. Und das Schlimmste daran? Es interessierte mich auf eine Weise, die ich mir selbst nicht erklären konnte.
Ich ließ mich tiefer in den Sitz sinken und starrte aus dem Fenster, während das Taxi durch die Straßen fuhr. Ob ich es wollte oder nicht, Julien hatte mir an diesem Abend einen Blick hinter seine Fassade gewährt, und ich wusste, dass ich ihn nicht einfach so abtun konnte. Aber was bedeutete das für mich? Und wie würde er sich morgen verhalten?
Der Gedanke daran ließ mich den Kopf schütteln. Es war fast wie ein Spiel, bei dem die Regeln ständig verändert wurden, und ich wusste noch nicht einmal, ob ich diese Regeln überhaupt verstehen wollte.
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