-9. KAPITEL -

Während sich die Jungs beim Frühstück ausgelassen über die neuen Spiele ihrer Konsole unterhalten, kaue ich lustlos auf meinem Brötchen herum. Diese ganze Traumsache macht mich einfach fertig. Ich schlafe zwar, fühle mich aber ausgelaugter wie nie zuvor. Außerdem weiß ich langsam echt nicht mehr, ob ich mich gerade im Traum oder in der Realität befinde.

„Hallo?", ich schrecke auf, als Koda mit seinen Händen vor meinem Gesicht hin und her wedelt. „Hä?", frage ich verwirrt. „Wir hatten gerade überlegt, ob wir heute an den See gehen. Kommst du mit?", erkundigt sich Koda amüsiert.  Unwillkürlich nicke ich, jedoch muss ich zugeben, dass ich zwar zugehört, aber nichts verstanden hatte. Erst als Koda schon auf dem Weg zum Bad ist erwache ich aus meinen Gedanken.
Kenai scheint mich die ganze Zeit beobachtet zu haben, denn er schaut mich besorgt an. Als hätte er meine Gedanken gelesen, sagt er: „Wir gehen zum See baden." Es braucht eine Minute bis die Information zu mir vordringt. Als mein Gehirn endlich die Information verarbeitet hat, nicke ich und bringe gerade so noch ein „Ok." über die Lippen. Kenai scheint meine Antwort nicht zufriedenzustellen, denn er schaut mich eindringend an. „Was ist los?", ist das Einzige, was er fragt. Jedoch reicht es, um mich aus meiner Starre zu reißen. Ich schüttele meinen Kopf, als ob ich somit meine Gedanken loswerden könnte. Ich stottere als Antwort, da ich nicht weiß, ob ich Kenai wirklich von den Träumen erzählen soll. Er wird mich sowieso als verrückt abstempeln. Wer verliebt sich denn schon in ein Mädchen, das nur im Traum lebt. Moment... verliebt? Ich bin nicht verliebt. Ich liebe Yuna. Nur Yuna. Mein Blick trifft auf Kenais Blick. Schweigend wartet er auf meine Antwort. Schlussendlich entscheide ich mich dafür, Kenai nichts von meinem derzeitigen Dilemma zu erzählen und einfach so zu tun, als wäre alles wie immer. „Es ist alles in Ordnung.", sage ich abwinkend und wechsle schnell das Thema: „Ich gehe schnell nach Hause und hole meine Badehose. Sammelt ihr mich dann später ein?" „Klar, kein Problem.", meint Kenai. Ohne mich von Koda, der sich immer noch im Bad fertigmacht, zu verabschieden mache ich mich auf den Weg.

*****

„Darf ich dir Milou vorstellen?", fragt mich Koda als ich in den Wagen steige. „Hi", flüstert sie schüchtern, dreht sich sofort zum Fenster und beobachtet die vorbeifliegende Landschaft, welche aus Blumenfelder und vereinzelten Häusern besteht. Sie kommt mir etwas befremdlich vor. Ihre ruhige, schüchterne Art passt so gar nicht zu Kodas aufgedrehtem, etwas lauterem Charakter. Ob es wirklich Liebe ist?, schießt es mir durch den Kopf. Jedoch lasse ich diesen Gedanke schnell wieder fallen, denn ich möchte meinem besten Freund nichts unterstellen. "So, wir sind da.", meint Koda und unterbricht somit meinen Gedankengang. Mit einem Blick durch das Fenster stelle ich fest, dass wir gerade auf dem Rasen parken, auf welchem auch  ich vor einigen Tagen den Wagen abgestellt hatte. Warum muss mich mein Weg immer wieder hierher führen? Kopfschüttelt steige aus dem Auto. Von Weitem sehe ich das Glitzern des Sees, welches mir eine Gänsehaut am ganzen Körper beschert. Ich lasse mir jedoch meine Anspannung nicht anmerken, sondern schultere mein Rucksack und schlendere neben den Anderen hinunter zum See. "Kommt Yuna auch?", fragt mich Kenai während wir unsere Handtücher auf der Wiese ausbreiten. "Ich hab sie gar nicht gefragt," antworte ich ehrlich, "ich schreibe ihr gleich." Kaum habe ich es ausgesprochen, zücke ich mein Handy. Nur ein paar Minuten später erhalte ich auch schon ihre Antwort:

Ich bin mit meinen Eltern unterwegs. Viel Spaß euch. Küsschen

Ich bin über ihre positiv klingende Nachricht überrascht, denn ich hatte eigentlich schon damit gerechnet, dass sie wieder rumzicken würde, da ich etwas mit den Jungs unternehme statt mit ihr. Ich packe das Telefon zurück in meine Tasche: "Wer zuerst im Wasser ist!", rufe ich lachend in dem Moment als ich zum See renne. Natürlich lassen sich die Jungs dieses Wettrennen nicht entgehen, denn sie lassen alles stehen und liegen, um der Erste im See sein zu können.  Wider Erwarten bin ich der Erste im Wasser, weshalb ich auch als Strafe dafür eine Ladung Wasser ins Gesicht gespritzt bekomme. Als Dank dafür drücke ich Kenai ins Wasser, der mir aber im gleichen Moment die Beine wegzieht, sodass ich ebenfalls untertauche. Als ich auftauche werde ich direkt von Koda attackiert, der sich lachend auf mich schmeißt. Kurze Zeit später stößt Milou zu unserer Wasserschlacht hinzu, da es wahrscheinlich viel zu langweilig ist von draußen dem Spaß zuzuschauen. Bald kann ich kaum noch Luft holen, geschweige habe ich die Kraft irgendjemand ins Wasser zu drücken. "Leute, ich kann nicht mehr. Ich gehe raus.", sage ich hechelnd.

Ich liege auf meinem Handtuch und versuche dem Treiben der Anderen im Wasser zu beobachten. Jedoch muss ich meine Augen stark zusammenkneifen, um überhaupt etwas erkennen zu können, da die Sonne zu sehr blendet. Als mir Schmerzen in den Kopf steigen schließe ich meine Augen und höre dem Gelächter in der Ferne zu. Doch bald wird auch dieses immer leiser bis mich ein Schwarz empfängt und mich in eine andere Welt einlädt.

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