- 51. KAPITEL -

"Oh hallo. Komm doch rein", höre ich Mom. Sie schiebt die Haustür noch ein Stück weiter auf. Stirnrunzelnd lehne ich mich nach vorn, um sehen zu können, wer gerade unser Haus betritt. Unsicher schaut sich ein Fremder, ungefähr im gleichen Alter wie ich, im Flur um. Beim genauen Hinsehen erkenne ich ihn wieder. Ayden- er hat es geschafft! Überrascht springe ich auf und falle ihm um den Hals: "Du bist angekommen! Herzlich Willkommen!" In der nächsten Sekunde spüre ich, wie mir die Scham zu Kopf steigt. Mom feixt vor sich hin während Ayden nicht weiß, wie er reagieren soll. Schnell trete ich einen großen Schritt nach hinten und murmele nur ein "Tschuldige" bevor ich zurück zum Sofa husche. "Setz dich doch. Ich hole euch Orangensaft und Kekse", meint Mom auf den Platz neben mir zeigend. Zurückhaltend bahnt sich unser Gast den Weg zu mir, setzt sich jedoch ein Stück von mir entfernt auf den Sessel und starrt auf seine Hände. "Entschuldige, dass ich einfach so hier reingeplatzt bin." Ehe ich etwas sagen kann, kommt Mom mit ihren Keksen zurück: "Hier, du hast doch bestimmt Hunger." Als Ayden den Kopf hebt und lächelt beruhigt auch mein Herz. "Ich wurde gut versorgt durch Ihren Sohn, Frau ...", meint er unsicher lächelnd. Das erste Mal fallen mir seine unterschiedlich farbigen Iris auf, die uns anstrahlen. "Sag Rosa zu mir", stellt sich Mom ein wenig verlegen vor. "Entschuldige meine überrumpelnde Begrüßung", finde nun auch ich meine Worte wieder und ernte dafür ein warmes Lächeln. "So wurde ich noch nie begrüßt. Mir hat es gefallen", kichert Ayden, worauf ich einstimme. "Per, willst du den Anderen nicht Bescheid sagen, dass Ayden da ist? Lade sie doch alle ein. Dann besprechen wir unser Vorhaben." Mom setzt sich ebenfalls auf die Couch und schaut zwischen unserem Besuch und mir hin und her. Schnell angele ich mein Handy aus der Hosentasche und tippe hektisch die Nachrichten ein. Es dauert keine zwei Minuten und alle sind bereits unterwegs.

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"Der Held ist da!", ruft Koda als er das Haus betritt, worauf ich mir an die Stirn schlage. Er ist ja noch schlimmer als ich! Ich flüstere Ayden ein Sorry entgegen ehe ich mich auf den Weg zur Haustür mache, durch die gerade die gesamte Truppe reinkommt. Ich begrüße die Jungs mit einem Handschlag, während ich die Mädels in eine warme Umarmung ziehe. Wenn die nur wüssten, wie sehr ich Umarmungen genieße. Ayden ist währenddessen auf dem Sessel sitzen geblieben, steif beobachtet er das Geschehnis von sicherer Entfernung. Wenn ich ihn mir so ansehe erkenne ich mich wieder. Noch vor ein paar Monaten hätte ich den Ansturm als Anlass genommen den Raum schnellstmöglich zu verlassen. Aber heute stürze ich mich voll ins Getümmel, denn es geht hier um mein Mädchen und somit um meine Zukunft.

"Kekse für alle", ruft Koda, als Mom mit einem vollen Teller aus der Küche kommt und stürzt sich natürlich direkt darauf. Milou schaut ihn nur mahnend an, was ihn aber nicht weiter stört. Genüsslich haut er sich ein nach dem anderen Keks in den Rachen, während sich die Anderen Ayden annähern. Fragen nach seinem Weg hierher und bemitleidende Worte bezüglich seiner Vergangenheit hängen in der Luft bis ich das Wort ergreife: "Ich würde gern mit euch unser Vorhaben besprechen. Ayden, hast du die Steine mit?" Er kramt in seiner Jackentasche und holt ein feuerroten Stein heraus: "Chester, der ist für dich. Der rote Jaspis - der Schutzstein der Keahis." Ehrfürchtig streckt Chester seine Hand aus, um den Stein vorsichtig in Empfang zu nehmen. Erneut greift Ayden in die Tasche und holt einen hellblauen Steinsplitter heraus. "Milou, der Aquamarin ist für dich." Der nächste Stein ist komplett schwarz. "Der schwarze Turmalin ist der Schutzstein der Kanos. Das ist also deiner, Toni." Ich höre die Energie zwischen uns förmlich knistern. Ich habe das Gefühl, die Steine mit ihren jeweiligen Wächtern verbinden sich allmählich. Jede verstreichende Sekunde lässt mich sicherer in unserem Vorhaben werden. "Für Sie Rosa, habe ich ein...", setzt Ayden mit der Erklärung des nächsten Steines an, wird jedoch von Mom unterbrochen. "... Citrin", lächelt sie und nimmt den Stein freudestrahlend entgegen. "Endlich. Ich habe ihn so sehr vermisst. Mom schließt ihre Hände liebevoll um den durchsichtigen, mit innerlichen goldenen Rissen, als wäre dies der größte Schatz. "Für dich, Per, habe ich ein Bergkristall. Er verstärkt alle Energien. Also der perfekte Stein für dich." Die Kanten des weißlich schimmernden durchsichtigen Steines sind scharf und hart, jedoch fühle ich eine direkte Verbindung zu ihm. "Danke", flüstere ich und umschließe den Stein fest während ich meine Faust an meine Brust lege. Die Vibration wird stärker, sodass ich mir schon vorstellen kann, wie geladen morgen das Zimmer sein wird. "Mit meinem Amethyst ist der Kreis geschlossen", beendet Ayden seine Ansprache und plötzlich liegt die gesamte Aufmerksamkeit wieder bei mir. Ich muss mich räuspern, bekomme jedoch kein Wort heraus - einfach weil ich von meinen Gefühlen und Gedanken zu überfordert bin. Zum Glück übernimmt Mom das Wort: " Ich war die letzten Wochen nicht so untätig, wie ihr vielleicht dachtet. Ich habe mich viel belesen, um Informationen über unser Vorhaben zu sammeln. Mein Stand der Dinge ist der, dass wir nun alle Energien und Hilfsmittel beisammen haben, um Elva zurückzuholen. Das Einzige was äußerst wichtig ist, ist, dass wir während der Zeremonie morgen auf keinen Fall gestört werden. Das könnte die Verbindung zu Elva nachhaltig zerstören. Kenai, kannst du dich darum bitte kümmern. Du hast als Einziger intensiven Kontakt zum Krankenhauspersonal", meint sie zwinkernd , woraufhin Kenai nickt, aber rot anläuft und ich mein Grinsen nicht unterdrücken kann. "Den Rest erkläre ich euch morgen vor Ort. Ruht euch heute gut aus. Das Ganze wird euch viel Energie kosten.Ayden, du schläfst bei uns. Natürlich nur, wenn du willst." 

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