- 48. KAPITEL -
Als ich die Augen aufschlage dämmert es draußen. Ich kann jedoch nicht einschätzen, ob es jetzt erst dunkel wird oder ob bereits der neue Tag angebrochen ist. Ich liege immer noch auf dem Boden unseres Wohnzimmers. Mom hatte mir eine Decke übergelegt und mir ein Kissen unter meinen Kopf geschoben. Mit geschlossenenen Augen taste ich nach meinem Telefon, um auf die Uhr schauen zu können. Jedoch finde ich es nicht, also stecke ich meine Arme unter die Decke und schlafe weiter. Mom wird mich schon wecken.
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Als ich kurze Zeit später erneut aufwache kitzeln mich bereits die Sonnenstrahlen an der Nase. So ausgeschlafen, wie heute, war ich lange nicht mehr. Gut gelaunt stehe ich auf, räume meine Schlafstätte auf und tänzele ins Bad. Bilder von gestern schweben mir in den Kopf - ich habe es wirklich geschafft! Ich habe Ayden gerettet! Das dicke Grinsen werde ich vermutlich heute nicht mehr aus meinem Gesicht bekommen.
Auch als ich den Frühstückstisch gedeckt und den frisch gebrühten Kaffee auf den Tisch stelle befinde ich mich immer noch auf einem vollkommenen Höhenflug. Ich glaube kaum, dass sich heute noch mein Endorphinspiegel einpegeln wird. "Guten Morgen", begrüße ich Mom fast singend als sie verschlafen die Stufen hinabsteigt. "Guten Morgen Liebling", murmelt sie verschlafen, während sie versucht ihre verwuschelten Haare zu richten. "Setz dich, das Frühstück ist schon fertig." Ich zeige auf ihren Stammplatz und gieße den Kaffee in die Tasse, an der sie direkt gierig nippt. Es tut gut Mom mal etwas Gutes zu tun, nachdem sie immer und ständig für mich da ist und mir immer zur Seite steht.
"Hol dein Rucksack. Ich räume hier alles zusammen. Kenai und Koda müssten jede Minute da sein." Ich sehe Mom ihre Dankbarkeit an, ihr warmes Lächeln macht mich glücklich. Also sprinte ich die Treppe nach oben, nehme immer zwei Stufen auf einmal, um mein Schulzeug zu holen. Als ich unten ankomme klingelt es bereits an der Tür.
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"Du warst gestern so komisch. Was war denn los?", fragt Kenai, als wir auf den Schulparkplatz biegen. "Ich hab gestern Aydens Rettung vorgenommen. Ich hatte einfach mega Angst davor, da mir keiner sagen konnte, wie es ablaufen würde. Es hat zum Glück alles funktioniert, aber es hat mir so viel Energie geraubt, sodass ich direkt danach eingeschlafen bin und bis heute Morgen durchgeschlafen habe." "Wow, Glückwunsch! Und wann kommt er bei uns an?", fragt Koda vollkommen aus dem Häuschen. "Ich kann es dir nicht sagen, aber ich hoffe, dass er in den nächsten zwei Tagen da ist. Wir sollten Toni fragen, wie lange man ungefähr unterwegs ist. Auf jeden Fall habe ich ihm auch gesagt, dass er die Steinsplitter mitbringen soll. Ich hoffe, er vergisst es nicht", erkläre ich während wir auf dem Weg zum Haupteingang der Schule sind. "Das wird schon. Lasst uns nach der Schule ein Treffen einberufen." Kenai hat Recht. Wir müssen das weitere Vorgehen mit allen Beteiligten besprechen. Und was noch wichtiger ist - wir müssen Chester zurückgewinnen.
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"Per hat Ayden gerettet!", ruft Koda aus, als wir unseren Treffpunkt erreichen. Die Augen aller weiten sich und befördern mich augenblicklich zu dem Gesprächsthema Nummer eins. Ich bin es immer noch nicht gewöhnt im Mittelpunkt zu stehen, weshalb ich schnell abwinke: "Viel wichtiger ist es über den nächsten Schritt zu sprechen." Mein Blick wandert zu Toni, in deren Gesicht ebenfalls ein dickes Grinsen prangt. Ich kann nicht anders als zurück zulächeln. Insgeheim macht es mich glücklich meine Freunde stolz zu machen. "Wie lange braucht Ayden circa bis hierher?" Ohne lange überlegen zu müssen antwortet Toni: "Wir haben circa zwei Tage gebraucht. aber wir waren auch bei Kräften. Ich schätze Ayden braucht drei bis vier Tage, vor allem wenn er noch die Steine mitbringen soll." Sie hat Recht, wir sollten Ayden genügend Zeit lassen. Auf die zwei Tage mehr oder weniger kommt es nicht darauf an. "Alles klar. Vielleicht gehe ich nochmal gedanklich zu ihm, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Aber ich sollte vorher nochmal mit Mom sprechen. Toni, hast du was von Chester gehört er sollte sich langsam wieder einkriegen." Bevor Toni antworten kann erscheint Chesters dunkle Gestalt in unserer Mitte: "Hier bin ich." Schwer schluckend setze ich mich auf die Bank neben Toni während Chester sich, wie gewohnt im Schneidersitz, auf den staubigen Boden setzt. Wider Erwarten lässt er jedoch sein Handy in der Tasche und schaut uns nacheinander ins Gesicht. Danach räuspert er sich: "Also gut. Es tut mir leid, wie ich mich benommen habe. Ich bin eher Einzelgänger und kam mit eurer Gesellschaft nicht klar. Ich versuche mich zu bessern. Ich habe ja nicht den ganzen Weg auf mich genommen, um jetzt rumzuzicken. Bitte entschuldigt." Eine drückende Stille macht sich breit, sodass ich wohl oder übel zuerst das Wort ergreifen muss, um die Situation zu retten: "Willkommen zurück." Lächelnd stehe ich auf, um ihm die Hand, als Zeichen des Verzeihung, zu geben. "Danke", murmelt er leise und lächelt mich an. Ein seltener Anblick.
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