- 44. KAPITEL -

"Ich rufe Chester heute Abend nochmal an und versuche ihn zur Vernunft zu bringen. Per, redest du mit deiner Mom und mit Elva?", versucht Milou die Situation zu managen. Leichte Panik liegt in der Luft, weshalb einzelne Gespräche entfachen, die mit der Zeit immer lauter werden. Mein Kopf brummt, in meinen Ohren rauscht es - totale Überforderung lähmt meinen gesamten Körper. Trotzdem schaffe ich es ruckartig aufzustehen: "Ich gehe jetzt nach Hause. Das Ganze bringt hier nichts mehr."

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"Was ist passiert? Du siehst ja schrecklich aus!" Mom steht im Türrahmen, in ihren Händen eine dampfende Teetasse. Ich fühle mich ausgelaugt, sodass ich nicht in der Lage bin zu antworten. Mein starrer Blick liegt auf den Bäumen, die sich vor dem Fenster leicht im Wind biegen. Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich weiß nicht, was ich denken oder fühlen soll. Warum kommen kurz vor dem Ziel die größten Probleme auf? "Wir müssen nach Kulana - auch du", ist das Einzige, was ich herausbekomme. Auch als Mom neben mir sitzt und mir ihre Tasse in die Hand drückt fühle ich immer noch die Leere in mir. Langsam scheint alles an Sinn zu verlieren. "Trink erstmal ein Schluck und erzähl mir dann alles von vorn."

"Es ist so, dass Ayden von den Kamanas gefangen gehalten wird. Wir müssen nach Kulana reisen und ihn retten - alle gemeinsam", erkläre ich: "Es ist sozusagen die Rettung vor der Rettung." Moms Schweigen bedeutet nichts Gutes, ich kenne sie zu gut, um zu wissen, dass sie mir gleich alle Hoffnungen raubt. "Und wie habt ihr euch das vorgestellt? Wir spazieren einfach in den Sektor und lösen ihn von den Fesseln? Und dann haben sie uns auf dem Kicker. Elvas Rettung können wir danach vergessen" Das leise höhnische Lachen nimmt mir allen Mut. Elva ist mir wichtiger, als jeder Andere. "Und wie sollen wir ihn dann retten?", frage ich spöttisch. Ich habe keine Lust mehr hier zu sitzen und Pläne zu schmieden, die am Ende sowieso nicht funktionieren. Das ist doch alles sinnlos! Voller Wut auf mich und die ganze Welt springe ich auf woraufhin Mom mir die Schulter tätschelt. "Ganz ruhig Per. Ich habe eine Lösung. Sie wird dir zwar nicht gefallen, aber das ist die Einzige, die wir haben." Na super, wahrscheinlich liegt wieder die ganze Hoffnung auf mir - so wie immer. Und ich bin dann natürlich daran Schuld, wenn es nicht funktioniert. Als hätte sie meine Gedanken gelesen seufzt sie und schaut mich traurig an: "Die einzige Lösung bist du, Per. Du kannst jede Energie steuern. Du bist der einzige Kehu der Oihanas. Der Geist und die Gedanken sind genauso Energie, wie der Wind oder das Wasser. Du hast in letzter Zeit viel trainiert. Ich denke, du bist stark genug für diese Aufgabe." Das war ja klar! "Und wie soll ich das anstellen? Wir wissen ja nicht mal, wo sich Ayden genau befindet! Wie soll ich ihn denn fühlen geschweige denn mich mit seiner Energie verbinden? Das wird doch nichts!", bringe ich aufgebracht hervor. Mein Puls verdoppelt sich schlagartig. Ich bin einfach nicht gemacht für diese Aufgabe. Ich bin doch nur ein normaler Teenager, der ganz normal erwachsen werden will. "Du musst versuchen dich in ihn hineinzufühlen. Beschäftige dich mit ihm, sein Schicksal und dann sollte sein Geist nach dir suchen. Geister, die in Gefahr sind, suchen unbewusst Helfer. Und du bist ein Helfer", erklärt Mom mit Stolz in den Augen. Ich wünschte ich wäre stolz auf mich. "Und dann? Werde ich ihn lenken können, wie ich das Feuer lenken kann? Aber dann bin ja nicht besser als die Kamanas." Unmut macht sich in mir breit. Obwohl ich nie daran gedacht hatte, dass ich auch Geister lenken könnte, habe ich Angst vor dieser Aufgabe. Ich möchte nicht so ein Monster, wie die Kamanas werden. Ich habe Angst vor der Macht, die mir gegeben wurde. Ich weiß, dass ich schon oft diese Machtgefühle genossen habe, aber ich weiß, dass das alles schnell gefährlich für mich und und die Welt werden kann. "Per, ich weiß nicht, wie das ganze funktioniert. Ich weiß nur, dass es funktioniert. Du wurdest geboren, um Elva zu beschützen, egal wo sie ist. Du bist eine gute Seele, du kannst nicht wie die Kamanas werden."

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