- 42. KAPITEL -
Warum muss gerade jetzt der Traum enden? Warum mussten wir den Kuss soweit hinauszögern? Ich vermisse Elvas Nähe, ihren warmen Körper neben meinem, ihre Haare, die jedes mal mein Gesicht kitzeln und ihr zuckersüßes Lachen, dass meinen ganzen Körper kribbeln lässt. Kurzerhand schließe ich erneut meine Augen, um zu ihr zurückzukehren. Doch anstatt Elvas Stimme zu hören ertönt Moms morgendlich raue Stimme neben mir: "Guten Morgen, Liebling. Zeit aufstehen. Die Jungs werden in fünfzehn Minuten dich abholen." Diese verdammte Schule! Ich ziehe die Decke fester um mich, um sicherzugehen, dass Mom mich nicht durch Decke-wegziehen aus dem Bett scheuchen kann. "Ich habe dir Kaffee mitgebracht", sagt sie, während sie die dampfende Tasse auf mein Nachtisch stellt, aufsteht und den Raum verlässt. Sie weiß, dass sie mich nicht aus dem Bett kriegt, wenn sie mich ewig bedrängt. Ich setze mich auf, nippe ein Schluck von dem heißen Kaffee und schwinge mich letztendlich seufzend aus dem Bett.
"Guten Morgen Kumpel", begrüßt mich Koda als ich mich auf die Rückbank des Autos fallen lasse. "Bereit für den Tag?" Ohne nachzudenken schüttele ich den Kopf: "Nein, nicht wirklich" Dabei schweifen meine Gedanken zurück zu meinem Traum, zurück zu Elva, die mich fast geküsst hatte. Schweigend beobachte ich die vorbeifliegenden Häuser, wobei ich mir kurzerhand vorstelle, wie ich irgendwann in solch einem Haus wohne- mit Elva an meiner Seite.
So ein Quatsch! Schnell schüttele ich den Kopf, um diesen Gedanken abzuschütteln. Wir müssen erst Elva und die Oihanas retten ehe ich mir Gedanken um meine Zukunft, mit oder ohne meinem Mädchen, machen kann. Und ob wir das schaffen steht noch in den Sternen. "Denkst du an das Treffen heute Nachmittag?" Bei dem Gedanken an Chester verdrehe ich die Augen. "Klar denke ich dran. Wie könnte ich das vergessen?" Zwar ist es wichtig und notwendig, dass wir von ihm Unterstützung erhalten, doch nichtsdestotrotz könnte ich gut und gern auf ihn verzichten. "Erstmal den Schultag überstehen", seufzt Kenai, als wir endlich ein Parkplatz gefunden haben und uns auf den Weg zum Eingang machen.
*****
"Wo bleibt Chester?", fragt Milou in die Runde, obwohl wir alle nicht wirklich überrascht darüber sind. "Als ob dich das überrascht", meine ich zähneknirschend. "Per, wir können ihn alle nicht wirklich leiden, aber solange er uns hilft müssen wir mit ihm zurecht kommen", gibt Kenai zu Bedenken. Er hat ja Recht, aber ich bin einfach nicht so gut im Positivdenken. Ich stecke lieber mein Kopf in den sand und hoffe, dass jemand anderes die Probleme in die Hand nehmen. Aber damit bin ich noch nie wirklich gut gefahren, genauso wie jetzt.
"Entschuldigt die Verspätung!" Ein zierliches Mädchen spaziert in unsere Runde und setzt sich neben mich auf die Parkbank. Auch Chester bequemt sich nun zu uns, sagt aber nichts, sondern setzt sich stumm auf den Boden. "Du musst die Kano sein", geht Milou auf das Mädchen zu. Lächelnd nickt Toni in Runde: "Ja, entschuldigt. Ich bin Toni. Ich dachte Chester hätte euch schon mehr von mir erzählt." Doch auch als Toni Chester eindringlich ansieht schaut er nicht von dem Handy auf. Genervt schüttelt sie den Kopf:"Chester, du hast mich doch nicht mit hierher mitgeschleppt, um deine Ruhe zu haben. Hast du vergessen, um was es geht? Unser Volk ist in Gefahr! Wie kannst du nur so ignorant gegenüber uns allen sein?", aufbrausend steht sie vor Chester . Wenn Blicke töten könnten, wäre er jetzt in größter Gefahr. Seufzend steckt er sein Handy in die Hosentasche und steht auf. Sein schmaler Körper baut sich vor der relativ kleinen Toni auf: "Und du denkst, dass du so mit mir sprechen kannst? Sei doch froh, dass ich dich mitgenommen habe. Sonst würdest du immer noch für deine Familie schuften und kein Dank dafür erhalten." Als Toni sich eingeschüchtert neben mich fallen lässt und Chester sich, als wäre nichts passiert, erneut seinem Handy widmet, platzt mir der Kragen. Ich springe auf, reiße ihm das Telefon aus der Hand und, weil ich nicht anders kann, schreie ich ihn an: "Für wen hältst du dich bitte? Du weißt, dass wir deinen Hilfe brauchen, aber wenn du kein Bock auf uns oder das was wir hier machen hast, dann hau ab. Wir finden schon eine Lösung. Ich sehe es nicht ein, dass du hier unsere Gruppe runter machst, du weil du dich für was Besseres hältst." Außer Puste setze ich mich zurück neben Toni, die dankend meinen Oberschenkel tätschelt. Wider Erwarten steht Chester auf und verschwindet, ohne ein Wort zu sagen, in der Dunkelheit. Shit! Das wollte ich nicht. Die Worte sind aus mir nur so rausgesprudelt ohne das ich mir darüber Gedanken gemacht hatte, was ich sage. Enttäuscht stehe ich auf: "Das bringt doch nichts. Lasst uns nach Hause gehen Freunde." Mit hängenden Kopf laufe ich an Koda und Kenai vorbei, die mir jedoch den Weg versperren. "Bleib hier. Du hast alles richtig gemacht.Er kriegt sich schon wieder ein", versucht mich Kenai zum Bleiben zu überreden. Vielleicht hat er Recht, vielleicht ist es aber auch sinnlos. "Ich entschuldige mich für Chester", auch Milou scheint alles andere als begeistert von dem Verhalten ihres Cousins zu sein, doch sie kann nichts dafür. "Elva sagte mir, dass das typisch Keahi ist. Vielleicht habt ihr Recht." Immer noch enttäuscht von der verbockten Situation wende ich mich an Toni: "Ich bin froh, dass du uns hilfst." Mit viel Mühe bekomme ich ein kleines Lächeln zustande, das Toni die Anspannung nimmt. "Eine kleine Frage habe ich noch. Kennst du Ayden? Oder hast du schonmal von ihm gehört?
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