- 32. KAPITEL -
Ich kann nicht sagen, ob meine Träume mir gut tun oder mich wieder in diese melancholische Stimmung versetzen, dass ich Angst haben muss, wieder ein Wachkoma zu fallen. Ich spüre noch förmlich Elvas Haut an Meiner und rieche den Duft ihrer Haare, als würde sie neben mir stehen. Doch als ich die Augen öffne bin ich alleine im Raum. Der Lavendelduft wird schlagartig durch den Duft von Desinfektionsmittel ersetzt. Ich fühle mich schwach und ausgelaugt. Ich fühle mich einem erneuten nervlichen Zusammenbruch nahe, da mir klar wird, dass ich immer noch keine Lösung für die Befreiung Elvas gefunden habe geschweige denn dieser ein Stück näher gekommen bin. Ich trete seit Wochen auf der Stelle und ich kann nicht sagen, wie lange ich das noch aushalte.
Ich schrecke zusammen, als die Tür aufgestoßen wird und Dr. Adams ins Zimmer spaziert. "Fühlst dich schon besser?", fragt er als er sich auf ein Stuhl neben mein Bett setzt. Einen Moment lang überlege ich ernsthaft, ihm die Wahrheit zu sagen. Letztendlich entscheide ich mich jedoch dagegen und nicke ich ihm nur zustimmend zu. "Ich habe eine gute Nachricht für dich", fährt er ohne aufzusehen fort. "Wir werden dir dein Gips abnehmen. Dein Knochen ist wieder gut verheilt. Und wegen der Reha müssen wir nochmal sprechen. Es kann sein, dass das aufgrund der Nichtbelastung der letzten Wochen nicht mehr nötig ist." Na wenigstens hat das Ganze ein was Gutes! Ich kann es kaum erwarten von dem Rollstuhl loszukommen, wieder laufen, springen und rennen zu können. Und endlich kann ich wieder in mein Zimmer zu Hause einziehen. Insgeheim muss ich mir eingestehen, dass ich mich sogar auf meine Joggingrunden freue. Ich war nie der sportliche Typ, doch irgendwann muss ja der Tag kommen, an dem man beginnt Sport zu treiben. Außerdem muss ich ja fit sein, wenn ich Elva aus der Misere befreien will. „Per?" Dr. Adams prüfender Blick holt mich zurück in die Realität. „Ähmm, ja. Ich freue mich. Wann wird er abgenommen?", frage ich enthusiastisch und kann dabei meine Freude kaum verbergen. Er schaut prüfend auf seine Notizen: " Wir werden dir morgen den Gips abnehmen und dann kannst du nach Hause gehen."
"Wie geht es dir mein Spatz?", fragt Mom, als sie wenig später auf der Kante meines Bettes sitzt. "Es ist alles wieder in Ordnung. Morgen werde ich entlassen, nachdem sie mir mein Gips abnehmen." Moms Gesicht hellt sich auf der Stelle ein Stück auf. Sie wird einsam zu Hause sein. Ich bin nicht da, um ihr im Haushalt unter die Arme greifen zu können oder ihr Gesellschaft leisten zu können. Umso mehr freue ich mich auf die Entlassung. "Und wie geht es Elva? Hat sie dein Rückholversuch unbeschadet überstanden?" Ich bin jedes Mal erstaunt, wie sehr sich Mom um das Befinden Elvas kümmert. "Ja, hat sie. Sie hat nichts von dem Schlamassel hier mitbekommen, aber hatte Angst, dass ich nicht wieder kommen würde." Moms Lächeln, welches sich nun auf ihren Lippen abbildet, strahlt so viel Liebe und Geborgenheit aus, dass ich es nicht mehr aushalte: "Mom, warum sorgst du dich so sehr um sie? Du kennst sie doch gar nicht wirklich." Der gelbliche Schleier, der Moms Körper umspielt, verdunkelt sich langsam zu einem dunklen Blau. In ihren Augen spiegelt sich die Melancholie wieder und lässt mich auf Erklärungen hoffen, auf die ich schon so lange gewartet habe. Mom hat nie ein Wort über unser Leben in Kulana verloren. Bis jetzt hatte sie mich immer auf später vertröstet. Ich weiß weder bis wann wir dort gelebt hatten, noch warum wir geflohen waren. "Ich war das Kindermädchen von Elva. Deshalb habt ihr früher so oft miteinander gespielt. Ihr wart unzertrennlich. Bis..." Ehe sie den Satz zu Ende bringen kann öffnet sich erneut die Zimmertür, sodass sie sofort verstummt. Zu gerne würde ich erfahren was geschehen war, aber das muss nun warten. "Ich habe gehört du wirst morgen endlich entlassen", stellt Kenai mit einem Grinsen fest und setzt sich auf ebenfalls auf die Bettkante. Mein Herz erfüllt sich mit Freude, denn ich bin von den liebsten Menschen der Welt umgeben, die sich um mich sorgen. "Dein Arzt hat wohl noch nichts von Datenschutz gehört?", ziehe ich ihn mit einem Zwinkern auf, worauf er mich in die Seite kneift. "Habt ihr schon neue Ideen für das Rettungsmanöver? Ich würde euch gern unterstützen und Koda meinte, wenn er von seinem Trip zurück ist wird er auch mithelfen." Als ich vor Wochen das erste Mal von Elva träumte dachte ich nicht, dass das ganze solch große Ausmaße annehmen würde. Umso mehr freue ich mich, dass ich nicht alleine da durch muss. Dankbar drücke ich Kenais Hand und flüstere ihm ein "Danke" zu.
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