-3. KAPITEL -
*Ping* Eine Nachricht erscheint auf dem Bildschirm meines Telefons, als ich genervt darauf schaue.
Sollen wir dich 19 Uhr abholen? - Koda.
Ich lasse mich kraftlos auf mein Bett fallen: Eigentlich will ich mich am liebsten unter der Bettdecke verstecken und heute nicht mehr das Zimmer verlassen. Aber was wäre ich für ein Feigling, wenn ich mich dem Leben nicht stellen würde. Schnell tippe ich meine Antwort ins Telefon:
Nee, lass mal. Ich komme selbst dorthin -Per.
Wie gern würde ich jetzt träumen. Vor meinen Augen erscheint mal wieder das Bild des unbekannten, wunderschönen Mädchens. Wie gern wäre ich jetzt bei ihr.
*Ping* Ich schrecke zusammen.
Ok. Dann bis dann. :-)
Wegen so einer informationslosen Nachricht holt er mich in die Realität zurück. Seufzend erhebe ich mich aus den Federn, denn langsam wird es Zeit sich fertig zu machen. Als ich, viel später als eigentlich geplant, meine Jacke anziehe höre ich es am Himmel grummeln. Das ist natürlich klar, dass es zu gewittern beginnt, wenn ich nach Draußen gehen will . Ich ziehe die Jacke fester um mich und mache mich auf den Weg. Die Straßen liegen wie leer gefegt da - keine Menschenseele ist zu sehen. Ich habe das Gefühl, das Wetter würde sich meinem Gemütszustand anpassen. Während ich laufe pustet mir der Wind um die Nase und lässt meine Gedanken frei. Gedankenverloren laufe ich durch die Stadt, die ich meine Heimat nenne.
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„Hey, was hast du denn so lange gebraucht?", begrüßt mich Koda. „Mach dir keine Gedanken, wir sind auch gerade erst gekommen. Koda will dich nur hochnehmen. Lass uns reingehen. Es ist ziemlich ungemütlich hier draußen." So habe ich Kenai kennengelernt: Er versucht Situationen immer direkt zu entschärfen, sodass erst gar kein Streit entstehen kann. Wir wählen den Tisch in der Ecke und bestellen direkt drei grüne Tees und eine gemischte Sushi-Platte für uns. „Wo ist eigentlich Yuna? Wollte sie nicht mitkommen?", erkundigt sich Kenai als unser Tee serviert wird. „Ich will nicht darüber reden.", antworte ich zähneknirschend. „Wenn sie schon nicht da ist, dann können wir wenigstens ein paar Girls abchecken.", freut sich Koda und beginnt sofort den Raum nach interessanten Mädchen abzusuchen. Ich glaube, ich hab mich Koda noch nie ernsthaft unterhalten. Und er kann echt oft nerven, aber ich glaube, er ist der Einzige, der mich in dieser blöden Situation zum Lächeln bringen kann. Endlich kommt der Kellner zu unserem Tisch. Bei dem Anblick des super lecker aussehenden Sushi fällt mir auf, dass ich heute noch nicht wirklich was gegessen hab. Zu stark hatte ich heute mit meiner Gefühlswelt zu kämpfen, die mehr und mehr einem Chaos gleicht. Ich schüttle den Kopf, in der Hoffnung, die Ereignisse des heutigen Tages zu vergessen. „Kommt, greift zu. Sonst wird es kalt", fordere ich die beiden Anderen zwinkernd auf. Das lassen sich die Jungs natürlich nicht zweimal sagen und greifen zu. Ich habe keine Lust mehr auf schlechte Laune, erst recht wegen einem Mädchen, das es eigentlich gar nicht Wert ist.
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„Yuna und ich gehen am Samstag auf ein Date.", platzt es mir heraus, als wir die Speisekarte bezüglich Desserts durchforsten. „Ist doch schön", meint Kenai ohne von der Karte aufzublicken, „oder etwa nicht?" „Naja..", nervös spiele ich mit meinen Fingern, „wir hatten Streit. Das Date wird so eine Art Versöhnung." „ Cool, dann besorge genügend Kerzen und scheuche deine Mom für den Abend aus dem Haus." „Koda! Sei nicht so unsensibel!", schnauzt Kenai seinen Bruder an und wendet sich dann an mich. „Was wollt ihr unternehmen?" „Ich habe keine Ahnung, eigentlich will ich überhaupt nicht auf dieses blöde Date gehen. Es war eine Art Kurzschlussreaktion, ich wollte nur, dass sie aufhört mich anzuschreien.", versuche ich mich zu erklären. „Mach das Beste daraus. Was hältst du von einem romantischen Picknick am See?", schlägt mir Kenai vor „Klingt nicht schlecht, auch wenn mir gerade so gar nicht nach Romantik ist.", gebe ich nachdenklich zu. „Ach komm schon, ich habe letztens von einem See in der Nähe gehört, der nicht so überlaufen ist. Vielleicht wäre das was für euch Zwei." Seufzend nicke ich: „Schick mir dann mal die Koordinaten." „Ich mach es gleich. Moment.", Kenais Finger schweben über das Handydisplay während er den genannten See auf der Karte sucht. „Hier!", sagt er als er ihn endlich gefunden hat, „hier, an dem Wald, ganz versteckt ist ein kleiner See. Wahrscheinlich werden nur Wenige den Ort kennen." „Woher kennst du den Ort?", frage ich interessiert, „der liegt doch am anderen Ende der Stadt.",ich sehe ihn fragend an. Doch Kenai bringt nur ein „Ich habe davon mal gehört." über die Lippen. „Sagtest du bereits", mischt sich noch Koda ein, „aber ist ja auch egal. Lass uns mal in den Ferien hinfahren. Bestimmt gibt es da auch einen Strand." „Ich bin Samstag erstmal dort. Falls es dort ein Strand gibt, sag ich dir Bescheid." Damit ist das Thema durch. Entspannt lehne ich mich zurück und kann mir endlich ein Dessert auswählen. Ich bestelle mir ein Kokos-Chia- Pudding mit Himbeersauce und ernte dafür angeekelte Blicke. Doch am Ende kommt es wie es kommen muss. Kaum steht das Dessert vor mir langt Koda zu. Kurze Zeit später ist das Gläschen leer, jedoch habe ich kaum etwas davon gegessen.
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„Möchten Sie wieder laufen oder darf ich Sie heute Abend nach Hause chauffieren?" Lachend öffnet Koda die hintere Autotür und animiert mich dazu Platz zu nehmen. „Vielen Dank der Herr.", antworte ich nachahmend. Ich lasse mich auf den Rücksitz fallen und beuge mich nach vorn, um spaßeshalber nach Champagner zu fragen. Jedoch bekomme ich nur ein „Ich bedaure sehr mein Herr. Ich hatte großen Durst." als Antwort. Feixend startet Koda den Wagen und wir brausen durch die Dunkelheit Richtung Heimat.
Kaum ist der Motor ausgeschalten, springt Koda aus dem Auto, um mir die Tür zu öffnen. „Ich hoffe Sie hatten einen unterhaltsamen Abend. Ich wünsche Ihnen nun eine angenehme Bettruhe." Mit diesen Sätzen macht er kehrt, zwinkert mir zu und startet erneut den Motor. Stille breitet sich um mich herum aus, als das Auto verschwunden ist. Ich atme tief ein und schließe die Augen, kalte Nachtluft durchströmt meine Lungen. Ich lasse den Tag kurz Revue passieren, schmunzle über die lustige Wendung des Tages am Abend und schicke still ein Dank für die besten Freunde der Welt gen Himmel.
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