- 29. KAPITEL -

Ein Kribbeln zieht sich durch meinen gesamten Körper, als ich meine Hände Richtung des Wasserglases strecke. Meine ganze Konzentration liegt auf der Energie des Wassers, welche ich versuche in mich aufzusaugen. Meine Kräfte zerren an mir, sodass ich schließlich meine Augen schließe, um mich besser konzentrieren zu können. "Lass die Augen offen! Du musst deine Gegner immer im Blick behalten!", ruft Mom neben mir. Doch als ich meine Augen wieder öffne verliere ich den Energiefluss, sodass das Wasser zurück ins Glas platscht. "Verdammt", fluche ich leise und lasse mich ins Kissen fallen. "Wir machen kurz Pause. Danach gehen wir nach draußen", erklärt Mom ehe sie im Bad verschwindet. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer werden würde. Ich hatte schon einige Versuche unternommen die verschiedenen Elemente zu beherrschen. Jedoch konnte ich den Energiefluss immer nur ein paar Sekunden halten.

*****

Ich sitze im Schneidersitz auf dem trockenen Gras des Gartens als Mom zu mir kommt und sich neben mich setzt. "Ich habe mir überlegt, das Ganze anders anzugehen." Mit gerunzelter Stirn schaue ich sie an. Ich verstehe nicht ganz, was sie meint. "Du musst zuerst lernen, die Energien deiner Umwelt zu verstehen und zu fühlen. Dazu musst du jedoch völlig bei dir sein. Schließ deine Augen, setze dich aufrecht hin und atme durch die Nase. Achte auf deinen Atem. Spüre, wie die Luft durch deinen Körper fließt." Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben. Es fühlt sich an, als wäre ich an einem anderen Ort. "Und nun versuche in deinen Bauch zu atmen." Ein warmes Gefühl voller Frieden und Stille umgibt mich. Ich kann meine Energie in meinen Ohren rauschen und knistern hören. Jeder einzelne Faser meines Körpers ist vollkommen entspannt und ich bin nur bei mir. Kein Gedanke verschwende ich an das, was gerade außerhalb meines Körpers geschieht. Ich bin einfach nur glücklich.

"Werde langsam wieder wach. Öffne deine Augen", leitet mich Mom leise an. Als ich meine Augen öffne spüre ich noch immer die Leichtigkeit und den vollkommenen Frieden in mir. "Und nun versuche dich auf die äußeren Energien zu konzentrieren. Spüre, wie die Luft, die dich umgibt leicht und die Erde unter dir vibriert. Öffne dich deiner Umwelt." Ich weiß nicht warum, aber mit einem Mal nehme ich all das wahr, was mir bis jetzt verschlossen blieb. Jede einzelne Faser meines Körpers steigt in das Vibrieren meiner Umwelt ein. "Versuche dich auf einen Energiefluss zu konzentrieren", leitet Mom mich weiter an. Doch so einfach ist das nicht - es sind einfach zu viele Energieflüsse. Doch ich versuche mich auf den Erstbesten zu konzentrieren und ihn zu greifen. Erst als ich anfange die Energie in mich zu saugen merke ich, dass ich mich gerade mit der Luft verbinde. Was ich wohl mit diesem Element alles machen kann? Ich stelle mir vor, wie Wind aufkommt und durch die Kronen der Bäume fegt. Als mir der Wind um die Ohren pfeift weiß ich, dass ich es geschafft hab. Ich habe die Luft kontrolliert. Langsam öffne ich die Augen. "Sehr gut. Ich denke, dass reicht für heute." Mom steht neben mir und lächelt mich stolz an. "Willst du heute noch zu Elva? Ich denke, du könntest es heute versuchen deine Energie auf sie zu übertragen. Vielleicht klappt es ja und sie erwacht aus dem Koma." Sie hat recht. Ein Versuch ist es Wert.

*****

Schweigend sitze ich an der Scheibe und schaue auf die schlafende Elva. Ein bisschen Angst habe ich schon, da ich nicht weiß, welche Auswirkung dieser Versuch haben wird. Ein letztes Mal schaue ich zu Mom und den Jungs, die mich aufmunternd zunicken. Die Jungs traf ich hier im Krankenhaus an. Kenai hatte Koda endlich die Wahrheit über seine Sexualität gesagt und ihn mit Charles bekannt gemacht. Doch nun war es an der Zeit sich um Elva zu kümmern.

Ich beobachte das bekannte Spiel der weißen Funken, als ich Elvas Hand in Meine nehme. "Hey Elva, bitte erschrick jetzt nicht. Ich versuche, dich in die Realität zurück zu holen", bereite ich sie auf das Anstehende vor, obwohl ich nicht weiß, ob sie es überhaupt hört. Nun schließe ich meine Augen und halte meine Handflächen über sie. Ich spüre ein schwaches Vibrieren, das jedoch niemals zum Erwachen ausreichen würde. Wie eben im Training gelernt, versuche ich mich nur auf dieses Vibrieren zu konzentrieren und es zu greifen. Es dauert nicht lange und habe mich mit Elvas Energie verbunden. Nun konzentriere ich mich auf meine Energie, um diese über die gebaute Energiebrücke zu Elva zu schicken. Es gestaltet sich schwieriger als gedacht, denn ich muss mich auf mich, auf die Brücke und auf Elva gleichzeitig konzentrieren. Bis jetzt hatte ich mich immer nur auf eine Energie konzentrieren müssen. Aber ich werde es schaffen! Und endlich spüre ich, wie meine Energie langsam über die Brücke zu Elvas schlafenden Körper fließt.

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