- 28. KAPITEL -
Als ich aufwache fühle ich mich gerädert. Mein Schlaf ist in letzter Zeit alles andere als erholsam. Meine nächtlichen Erlebnisse fressen mehr Energie, als mir lieb ist, doch kann und will ich die Träume nicht abstellen. Ich trotte vom Bad in die Küche, in der Mom schon am gedeckten Frühstückstisch sitzt. "Guten Morgen Spatz." Ich gebe ihr ein Kuss auf die Wange, setze mich ebenfalls an den Tisch und nippe an meinem Kaffee. "Und, gibt es was Neues?", fragt Mom während sie ihr Toast mit Butter beschmiert. "Nichts, außer dass Koda nichts mehr von mir wissen will, weil ich ihm als Letztes von der ganzen Sache erzählt hab. Und ich weiß immer noch nicht, wie ich Elva helfen kann." Betroffen schaut Mom mich an, sagt aber nichts weiter dazu.
"Und wenn du versuchst, deine Energie auf sie zu übertragen?", fragt mich Mom aus der Kalten heraus. "Daran hatte ich auch schon gedacht, aber ich weiß nicht, wie ich meine Energie auf Andere übertragen kann." Zum erneuten Mal nehme ich mir vor mehr zu trainieren. Besser gesagt - Ich muss beginnen zu trainieren. Ohne Disziplin werde ich Elva nicht helfen können. Heute nach der Schule geht es los. "Ich kann dir beim Training auch gern helfen. Ich möchte auch, dass Elva geholfen wird. Sie liegt mir genauso am Herzen wie dir", erklärt Mom mir während sie ihre Hand aus mein Arm legt. "Vielleicht ist deine Hilfe für den Anfang vorteilhaft. Welches Element beherrschst du eigentlich?" Diese Frage schwebte nun schon seit Moms Geständnis im meinem Kopf rum, jedoch hatte ich bis jetzt noch nicht den richtigen Zeitpunkt gefunden, sie zu fragen. " Ich bin ein Kea, ich kann die Luft beherrschen. Was genau das bedeutet erzähle ich dir später. Du musst jetzt los."
*****
"Koda! Jetzt bleib doch mal stehen", rufe ich Koda hinterher, als er zum Schultor stürmt. Die gesamte Fahrt über lag Spannung in der Luft. Zwar hatte Kenai immer mal versucht die Stimmung aufzulockern, indem er ein paar Witze machte, aber keiner lachte. Wie soll ich denn die ganze Situation auflösen, wenn Koda mir keine Möglichkeit lässt mit ihm zu reden? "Er wird sich noch beruhigen", seufzt Kenai während er mich über den Schulhof Richtung Gebäude schiebt. "Das hattest du gestern schon gesagt."
Als wir im Klassenzimmer ankommen, sitzt Koda neben Yuna, mit der er sich aufgeregt unterhält. Ich packe meine Schulsachen auf den Tisch und versuche die beiden nicht zu beachten. Als Yuna zum tausendsten Mal zu mir hinüber schielt, halte ich es nicht mehr aus. Koda wird doch nicht mein Geheimnis ausplaudern! "Guten Morgen, wie geht es euch?", frage ich als ich bei den Beiden ankomme. Sofort verstummt ihr Gespräch und böse Blicke treffen mich. Was habe ich mir dabei nur gedacht? Enttäuscht fahre ich zurück zu meinem Platz. Ich werde in der Pause versuchen nochmal mit ihm zu sprechen.
*****
"Hast du ein Moment für mich?", frage ich Koda, als er stürmisch seine Hefter in sein Rucksack packt. "Nein." Er hebt nicht einmal den Kopf, um mich anzusehen. Er schmeißt sein Rucksack über die Schulter und ist im Begriff davonrennen. Doch ich halte ihn an seinem Ärmel fest. Seufzend stoppt er in seiner Bewegung und schaut mich an: "Was willst du? Denkst du wirklich mit einer Entschuldigung ist alles vergessen?" Der rot- schwarze Schleier, der sein Kopf umgibt zeigt mir nur noch einmal mehr, dass er wirklich verletzt ist. "Ich weiß, dass eine Entschuldigung nicht alles wett machen kann. Aber trotzdem möchte ich mich bei dir entschuldigen und dir erklären, warum ich so gehandelt habe. Ich war von der neuen Situation total verunsichert. Ich war mir nicht mal sicher, ob das Ganze real ist oder ob ich halluziniere. Ich wusste nicht, wem ich mich anvertrauen kann." Ich lege eine kurze Pause ein und überlege, ob ich wirklich Koda die Wahrheit sagen sollte. "Ehrlich gesagt hatte ich gedacht, dass du mein Problem nicht ernst nimmst." Kodas Auflachen verunsichert mich. War es wirklich gut ihm die Wahrheit zu sagen? "Wahrscheinlich hast du Recht. Kenai ist in solchen Angelegenheit der bessere Ansprechpartner. Komm, lass uns rausgehen. Ich habe keine Lust mehr mich mit dir zu zoffen." Erleichtert atme ich auf. Ich bin so froh, dass sich der Streitpunkt aufgelöst hat. Ich glaube, ich hätte nicht noch ein Tag im Streit ausgehalten.
"Fahren wir heute zum See?", fragt Koda als wir an der Tischtennisplatte ankommen. Kenai war vorhin schon Voraus gegangen, nachdem ich ihm erklärt hatte, dass ich nochmal mit Koda reden wollte. "Ihr habt alles geklärt?" Kenais Erleichterung ist nicht zu übersehen- selbst für welche, die den bunten Schleier nicht sehen können. "Ja, was bringt es denn noch länger aufeinander wütend zu sein. Ich verstehe die Gründe. Aber jetzt, Per, will ich alles wissen!" Grinsend schauen mich beide Jungs an. "Verzeiht mir, sollte ich etwas vergessen. In den letzten Tagen hat sich alles zu einer größeren Sache entwickelt. Von meinen Fähigkeiten wisst ihr ja schon. Es hat sich herausgestellt, dass ich die Energie in allen Formen beherrschen kann", fange ich an den Beiden zu erklären. "Aber warum kannst du das?", hinterfragt Kenai interessiert. "Es soll eine geheime Stadt namens Kulana geben. Dort leben nur Menschen mit solchen Fähigkeiten. Die Einen beherrschen das Wasser, die Anderen das Feuer, die Erde und die Luft. Die einzelnen Namen der Gruppen erspare ich euch. Viel wichtiger ist, dass es eine Gruppe gibt, die den Geist beherrschen kann. Und die haben sich die Macht unter den Nagel gerissen." Es klingt immer noch total verrückt, wenn ich es laut ausspreche. "Und Elva, von der ich immer träume, beherrscht alle Elemente und sie ist die rechtmäßige Thronfolgerin. Jedoch wurden ihr ihre Fähigkeiten genommen und sie wurde verbannt. Jetzt liegt sie im Koma und ist in meinem Traum gefangen." Überfordert stehen die Jungs mir gegenüber und wissen nicht so recht, was sie sagen sollen. "Auf jeden Fall suche ich nach einer Lösung, wie ich sie befreien kann." Ungeduldig warte ich ab bis Koda und Kenai das Gehörte verarbeitet haben. Noch ehe die Beiden etwas sagen können fällt mir das heutige Training ein, das ich auf keinen Fall absagen kann. "Ach Koda, ich kann heute nicht mit zum See kommen. Ich muss mit Mom trainieren." Keiner der Beiden bringt ein Wort raus. Ich glaube das waren zu viele Informationen auf einmal. Also schließe ich die Augen und entspanne ein Moment. Ich kann nicht erwarten, dass sie gleich alles verarbeiten können. "Ich glaube das war bisschen viel auf einmal", platzt es aus Koda heraus und bestätigt somit meine Vermutung. "Das verstehe ich. Mir ging es genauso."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top