- 25. KAPITEL -
"Komm zu mir", flüstert mir jemand immer und immer wieder ans Ohr, woraufhin ich langsam meine Augen öffne. Die Sonne strahlt vom blauen Himmel direkt in mein Gesicht, weshalb ich die Augen sofort zusammenkneife. Elva sitzt lächelnd neben mir und beobachtet mein allmähliches Erwachen. "Gut geschlafen? Ich hab dich vermisst", haucht sie mit gebrochener Stimme in mein Ohr. "Wirklich?", frage ich rhetorisch, kann mein Lächeln aber nicht verkneifen. "Ich habe gehofft, dich heute zu sehen", füge ich noch schnell hinzu. "Ich auch", antwortet sie mit Blick in die Ferne. Ich setze mich auf und richte meinen Blick ebenfalls in die umliegende Umgebung. In den letzten Wochen habe ich diesen Ort hier lieben gelernt. Ich fühle mich, als wäre ich hier zu Hause. Was ist, wenn das hier Kulana, meine eigentliche Heimat ist? "Ist das Kulana?", platzt es aus mir heraus noch ehe ich darüber nachdenken kann. Mit großen Augen sieht Elva zu mir: "Du kennst Kulana?" Leicht nickend sehe ich zu Boden: "Ja, Mom hat mir davon erzählt", gebe ich leise zu. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen heute Nacht nicht über dieses Thema zu sprechen. Ich brauche noch Zeit das Gehörte zu verstehen und zu verarbeiten. Es ist nicht so leicht einfach hinzunehmen, kein normaler Mensch zu sein. Dass man sein ganzes Leben belogen wurde. "Ich habe Kinderfotos von uns Beiden gesehen", murmele ich, woraufhin Elva breit grinst. "Hast du mich darauf erkannt?" Ich schüttle den Kopf: "Nein, ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht einmal, dass wir uns schon so lange kennen. Kannst du dich eigentlich an mein früheres Ich erinnern?" Sie muss kurz überlegen, ehe sie mir antwortet: "Nein. Ich kannte dich bis vor kurzem nur aus Erzählungen. Wusstest du, dass wir früher unzertrennlich waren?" Das hatte Mom mir nicht erzählt. Jedoch weiß ich wahrscheinlich nur ein Bruchstück der ganzen Geschichte. „Deshalb meintest du, dass unsere Energien wieder zusammen spielen können", murmele ich leise vor mich her. Elva nickt nur stumm, während sie weiter in die Ferne blickt. „Elva?", frage ich sie leise in der Hoffnung sie würde ihren Blick endlich losreißen. Erst als ich meine Hand auf ihren Oberschenkel lege zuckt sie zusammen und schaut mich an. „Was ist los?",flüstere ich, aber sie schüttelt nur den Kopf. "Alles gut, ich habe nur eben geträumt. Hat deine Mutter dir gesagt, wie ihr mich wecken könnt?", wechselt sie das Thema. Bedrückt schüttele ich den Kopf: "Mom hat mir erst jetzt von Kulana und ihrem Volk erzählt. Welche Fähigkeiten hast du eigentlich?" Sie greift nach meiner Hand, welche immer noch auf ihrem Schenkel liegt, und zieht mich nach oben. "Lass uns ein Stück gehen", murmelt sie statt mir die erhoffte Antwort zu geben. Stumm laufen wir Hand in Hand nebeneinander her. An solche Situationen habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Ständig entsteht solch eine Stille, da keiner weiß, was er sagen soll. "Ich habe keine Fähigkeiten", platzt es plötzlich aus Elva raus. Abrupt bleibe ich stehen: "Aber du bist doch ein Oihana, oder?" Ein trauriges Lächeln huscht über ihr Gesicht: "Ich bin ein Keano. Ich trage alle Elemente in mir und kann sie alle beherrschen. Doch ich wurde von den Kamanas beraubt und ausgestoßen. Seit diesem Tag bin ich auf der Suche nach dir." Mir bleibt ein Moment lang der Atem weg, alles dreht sich und ich muss die Informationen verarbeiten. "Warum haben sie dich ausgestoßen?", bringe ich über meine trockenen Lippen. "Weil ich die rechtmäßige Thronfolgerin Kulanas bin. Wenn ich meine Fähigkeiten wiedererlange, kann ich die Kamanas besiegen und es würde wieder Frieden in der Stadt herrschen."
Ich kann noch immer das alles nicht verstehen. "Warum bist du auf der Suche nach mir?", stottere ich woraufhin Elva nur lächelt. "Du meinst, warum ich auf der Suche nach dir war? Weil du ein Kehu, ein Energiehüter, bist. Du beherrscht Energie in allen Formen und du kannst mir meine Fähigkeiten zurückgeben." Ihre hoffnungsvollen Wörter durchdringen nur langsam meinen Körper, doch als ich verstehe, was ich da gehört hatte, setzt sich das Puzzle langsam zusammen. "Jetzt macht vieles Sinn", nuschle ich zu mir selbst. "Sag mir, wie gebe ich dir deine Fähigkeiten wieder?", frage ich siegessicher. "Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht. Du musst erst einmal lernen deine Fähigkeit richtig einzusetzen." Natürlich, ich muss weiter daran arbeiten - nicht so wie ich es in der Vergangenheit getan hatte. "Hilfst du mir dabei?", frage ich Elva, welche mir direkt in die Augen schaut und nickt. Ich spüre, wie sich ein kleiner Schmetterling in meinem Bauch entpuppt. Ich versinke ich diesen eisblauen Augen während ich ein leises "Danke" hauche. Die bekannten weißen Funken umspielen unsere Hände und ein leichtes Kribbeln legt sich auf meine Haut. Warum es genau in diesem Moment passiert, weiß ich nicht. Nur eins weiß ich: Das ist der Moment, in dem ich weiß, dass Elva für mich bestimmt ist. Ich ziehe sie zu mir. Langsam nähern sich meine Lippen ihrer und ich merke, dass sie es genauso möchte, wie ich. Also zögere ich nicht länger. Ich hauche ihr ein "Ich liebe dich" ins Ohr ehe mein Mund auf ihre vollen Lippen treffen.
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