- 18. KAPITEL -
Ich blinzele, in der Hoffnung die Illusion, die sich vor meinen Augen abspielt, würde sich in Luft auflösen. Doch als ich erneut auf die Trage schaue, die eilig von den Sanitätern in den OP Saal geschoben wird, blicke ich in Elvas Gesicht. Ich versuche mit meinem Rollstuhl hinterher zu kommen, doch das Fahren ist für mich noch zu ungewohnt, sodass ich scheren Herzens abbremse und seufzend zurück Richtung Wartezimmer fahre. „Herr Lyall, kommen Sie bitte mit", fordert mich Dr. Adams auf, als ich am Rezeptionsbereich ankomme.
„Wie es aussieht, kommen Sie mit dem Rollstuhl zurecht. Das heißt, Sie werden erst einmal ihn erstmal behalten. Wenn alles gut verheilt, dann können wir in vier Wochen über Krücken sprechen." Ich nicke nur stumm vor mich her, in meinen Gedanken bin ich jedoch ganz woanders. Der Arzt scheint das aber nicht zu merken, denn er spricht unbeirrt weiter: "Nach den voraussichtlichen sechs Wochen werden Sie in die Reha müssen, das hatte ich aber schon letztens gesagt. bezüglich der Physiotherapie gehen Sie bitte dann zur Rezeption, um sich dort ein Termin zu holen." Anscheinend ist meine seelische Abwesenheit zu erkennen, denn Dr. Adams schaut mich leicht eindringlich an und fragt: "Ist alles in Ordnung bei Ihnen?"Für einen kurzen Moment verpasse ich es zu antworten, löse dann jedoch meinen Blick von dem angefixten Punkt und schaue dem Arzt ins Gesicht. Meine Stimme findet sich wieder und ich antworte gebrochen: "Ja, mir geht es gut. Dieses Mädchen.." Ich zeige Richtung Wartezimmer: "Dieses Mädchen, welches eben in den OP geschoben wurde. Wer ist das?" Noch ehe ich Hoffnung schöpfen kann, eine zufriedenstellende Antwort zu erhalten, wird mein Gedankengang durch Dr. Adams Worte unterbrochen: "Ich darf Ihnen keine Auskunft über das Mädchen geben. Sie wissen doch - Datenschutz." "Ja, Datenschutz", murmele ich vor mich her und überlege gleichzeitig, wie ich zu Elva kommen könnte. "Ich kenne Sie!", platzt es aus mir heraus, woraufhin Dr. Adams mich ansieht und kurz nickt. "Wir sind nun fertig. Kommen Sie bitte Ende nächster Woche her. Den Termin holen Sie sich ebenfalls an der Rezeption. Dann bis zum nächsten Mal.", sagt er woraufhin ich mich verabschiede ich mir den Weg Richtung Tür bahne. "Sagen Sie Ihrem Freund schönen Gruß von mir." Abrupt bleibe ich stehen und drehe mich um: "Warum soll ich meinem besten Freund Grüße von Ihnen ausrichten? Was haben Sie mit Ihm zu schaffen? Was ist gestern hier vorgefallen?" Ich bin selbst von meiner plötzlich aufbrausender Stimme überrascht, sodass ich nach einer kurzen Pause fortsetze: "Entschuldigen Sie. Ich wollte nicht cholerisch werden." "Ist schon gut. Ich wollte nur freundlich sein.", sagt Dr. Adams während er abwinkt. Seine Miene passt jedoch nicht seinem Gesagten. Ich sehe, wie nervös er mit seinen Fingern spielt, verlegen auf seine Unterlippe beißt und immer wieder schwer schluckt. Mich amüsiert der Anblick des autoritären Arztes, der plötzlich schüchtern und ängstlich wirkt. Ich verabschiede mich erneut und verlasse das Zimmer mit einem Lächeln auf den Lippen.
*****
"Was ist los, Schatz?", fragt Mom, als wir am Abendbrottisch sitzen. Ich stochere in meinem Salat herum ohne ein Bissen in den Mund zu nehmen. "Nichts, alles gut", antworte ich gedankenverloren. Mom winkt nur ab, wahrscheinlich weil sie weiß, dass es kein Sinn hat weiter mich auszuquetschen. Geistesabwesend räume ich den Tisch ab, als ich meinen Salat doch noch verdrückt habe. Während ich den Geschirrspüler einräume wandern meine Gedanken zu Elva. Vor meinem inneren auge sehe ich sie auf der Trage. Mein Herz verkrampft sich, als ich mich an die heutige Situation zurück erinnere. "Gute Nacht Per." Ich schrecke zusammen, als Mom hinter mir auftaucht: "Wenn du noch etwas aus deinem Zimmer brauchst, dann sag Bescheid. Kommst du sonst zurecht?" Ich nicke und gebe ihr ein Kuss auf die Wange. Da ich nun an den Rollstuhl gebunden bin hatten wir entschlossen unsere Zimmer zu tauschen, da Moms Schlafzimmer im Erdgeschoss liegt und ich somit ohne Probleme dorthin gelangen kann. Ich nicke ihr zu, woraufhin sie aus der Küche geht.
*****
Ich entschließe mich nochmal eine Nachricht an Kenai zu schreiben, da mich das Gespräch mit Dr. Adams nicht loslässt. Jedoch wird aus einer harmlosen "Liebe Grüße von Dr. Adams." eher ein kleiner Aufsatz über meine derzeitige Gefühlslage und meinen aktuellen Gedanken. Meine Finger schweben über die eingeblendete Tastatur meines Telefons ohne, dass ich groß darüber nachdenke, was ich schreibe. Als ich auf Senden drücke fühle ich mich um Einiges leichter und ich habe das Gefühl, ich könnte jetzt in Ruhe schlafen gehen. Seufzend hieve ich mich in das Bett. Ein letztes Mal gehen meine Gedanken zu Elva ehe ich von der Realität für heute Abschied nehme.
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