-14. KAPITEL -

"Du hast Besuch. Yuna wartet unten auf dich", sagt Mom, während sie das kaputte Glas auf meinem Schreibtisch anschaut. "Ist dir das Glas runtergefallen? Ich nehme es gleich mit nach unten in den Müll." Yuna hatte ich in diesem Chaos total vergessen, aber finde es stark von ihr nach all dem zu mir nach Hause zu kommen. "Mom? Kannst du Yuna bitte sagen, dass sie hochkommen soll?" Mom, die schon im Türrahmen steht, dreht sich kurz um, nickt und geht dann die Treppen nach unten. Ich sitze währenddessen immer noch auf meinem Bett, den Blick gesenkt, während ich überlege, wie ich das anstehende Gespräch beginnen soll. Doch noch ehe ich weiter darüber nachdenken kann, steht Yuna schon vor mir. In ihren Händen hält sie ein Tablett, auf dem Kekse und Kaffee steht. Ich stehe auf, um ihr das Tablett aus der Hand zu nehmen. Mit großen Augen sieht sie mich an, als meine Hände ihre berühren, als ich das Tablett entgegen nehmen möchte. Ich lächle sie leicht an und stelle das Brett dann auf den Schreibtisch. Noch immer steht Yuna wie angewurzelt an meiner Zimmertür und starrt mich einfach nur an. Ich hab keine Ahnung, was mit ihr los ist, aber ich nehme sie, ohne weiter darüber nachzudenken, in den Arm. "Setz dich doch", sage ich und zeige auf mein Bett. "Wie geht es dir?", frage ich nach einer Weile, da sie bis jetzt immernoch kein Ton herausgebracht hat. "Komm zu mir zurück, Per", presst sie hervor. Verdutzt schaue ich sie an. Ich kann nicht glauben, dass sie unter unserer Trennung so sehr leidet. In letzter Zeit hatte ich keine Verbindung mehr zwischen uns gespürt und wenn ich ehrlich bin, liebe ich sie schon lange nicht mehr. "Ich kann nicht", flüstere ich ihr zu. Diese Worte treffen sie jedoch hart, sodass die erste Träne ihre Wange herunterläuft. "Wir haben in letzter Zeit nur noch gestritten. Deine Eifersucht hat mich krank gemacht. Ich habe keine starken Gefühle mehr für dich", fahre ich fort, immer darauf bedacht, dass sie gleich austicken könnte. Aber Yuna schaut mich mit ihren glasigen Augen an, nickt und zieht mich in eine feste Umarmung. Ich spüre, wie ihr Körper bebt und mich ergreift Mitleid. "Bitte komm zu mir zurück. Ich ändere mich", nuschelt sie mir ins Ohr. Doch ich schüttle nur den Kopf: "Nein, Yuna. Du musst dich nicht ändern, nicht für mich." Ich löse mich aus der Umarmung. "Du wirst jemanden finden, der dich liebt wie du bist. Glaube nie, dass du dich für die Liebe eines Anderen ändern müsstest." Ich sehe, wie in ihr etwas bricht, als sie realisiert, dass es entgültig vorbei ist. Unter Tränen versucht sie mir etwas zu sagen, jedoch kann ich außer dem Nuscheln nichts verstehen. Wir sitzen eine Ewigkeit einfach nur da, in Gedanken versunken, jeder in seiner eigenen Welt. Mich erschleicht das schlechte Gewissen, aber ich schlucke es runter. Es gibt kein Grund, sich wegen der Trennung schlecht zu fühlen. Schon gar nicht, wenn es mir besser ohne sie geht. "Ich vermisse dich", flüstert sie mir mit gebrochener Stimme zu. Ich umarme sie ein letztes Mal. Ich will das hier nicht in die Länge ziehen. Vor allem, weil sie Schluss gemacht hatte, nicht. Ich nippe an meinem Kaffee und versuche nicht mehr zu ihr zu sehen. Am Ende würde ich noch brechen und zu ihr zurückkehren. Die quälende Stille macht mich fertig, sodass ich nun aufstehe, mich entschuldige und auf Toilette verschwinde. Seufzend setze ich mich auf den Deckel der Toilette. Diese Situation, die sich gerade in meinem Zimmer abspielt ist dermaßen komisch, denn eigentlich war sie es doch, die immer so kalt rüber kam und nun weint sie seit unser Trennung ununterbrochen. Ich beschließe dem Drama ein ende zu setzen und gehe wieder in mein Zimmer. Als ich die Tür öffne, steht Yuna schon mit ihrer Tasche über der Schulter an der Tür. Schweigend umarmt sie mich, drängt sich an mir vorbei durch die Tür und verschwindet, ohne sich nochmal umzudrehen, aus dem Haus - und aus meinem Leben. Stöhnend lasse ich mich aufs Bett fallen. Derweilen ist es schon dunkel geworden, sodass ich beschließe, den heutigen Tag hinter mich zu lassen. Nach all den Ereignissen bin ich sowieso total verwirrt und nervlich am Ende. "Konntet ihr alles klären?" Mom steht in der Tür und schaut mich besorgt an: "Yuna ist aus dem Haus gerannt, ohne sich zu verabschieden Was hast du denn mit ihr gemacht?" "Wir haben uns getrennt. Beziehungsweise hat sie mit mir Schluss gemacht und bereut es jetzt. Aber mir geht es besser ohne sie ", sage ich seufzend. Mom setzt sich auf die Kante meines Bettes und beugt sich zu mir herunter, um mir  ein Kuss auf die Stirn zu geben: "Du wirst schon die richtige Entscheidung getroffen haben. Und du wirst irgendwann den Menschen finden, mit dem sich jede Sekunde wie ein Geschenk anfühlt."

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Mein Körper fühlt sich zu schwach an, um noch länger wach zu bleiben. Doch in meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken und lassen mich nicht zu Ruhe kommen. Ich wälze mich hin und her, versuche eine bequeme Lage zu finden. Das Einzige, was ich gerade will, ist das Mädchen wieder zu sehen. Dazu muss ich nur einschlafen und das ist ist in diesem Moment unmöglich. Also schwinge ich meine Beine aus dem Bett und tapse auf leisen Sohlen ins Bad. "Hier irgendwo...", flüstere ich vor mich hin, während ich den Badschrank nach Mom's Schlaftabletten durchsuche. Als ich endlich die gesuchte Packung in der Hand halte, nehme ich mir ein Blister heraus und drücke eine Tablette heraus.

Nur ein paar Minuten nachdem ich die Tablette herunter geschluckt habe, spüre ich die erste Wirkung. Benommen taumle ich zurück zu meinem Bett. Glücklich schließe ich die Augen und bin sofort von der Realität meilenweit entfernt.

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