-1. KAPITEL -
PER
Mühsam öffne ich meine Augen, doch das Licht blendet mich, sodass ich sie sofort wieder schließe. Ich spüre den harten, feuchten Boden unter mir, aber gleichzeitig fühlt es sich an, als würde ich schweben - so unbeschwert und leicht. Über mir singen die Vögel ein Lied, das so schön klingt und ich einfach liegen bleiben muss, um ihnen zuzuhören. Leichte Sonnenstrahlen kitzeln meine Haut. "So muss sich der Himmel anfühlen!", denke ich mir. Plötzlich wird es dunkel. Wo ist die Sonne plötzlich hin? Was passiert hier? Ein wenig panisch öffne ich die Augen und schrecke zurück. Ein Mädchen steht gebeugt über mir und starrt mich an. Wie versteinert sitze ich da und starre zurück. Was für ein schönes Mädchen! Wie aus einem Märchen entsprungen. Ihr blasses, schmales Gesicht umrahmt von aschblondem Haar. Und ihre Augen. Ich habe das Gefühl, sie kann mir mit ihren eisblauen Augen bis in die Seele schauen. Einfach...wow. Per, reiß dich zusammen! Es ist nur ein Mädchen! Erst jetzt bemerke ich, dass ich sie seit einer gefühlten Ewigkeit anstarre. Schnell weiche ich ihren Blicken aus. Wo bin ich eigentlich? Soweit wie meine Augen reichen sehe ich Bäume. Bäume über Bäume und dieses wunderschöne Mädchen.
Unwillkürlich schweift mein Blick wieder zu ihr. Sie starrt mich immer noch an! Sie streckt mir ihre zarten Hände hin, nach denen ich ohne zu überlegen greife. Mann, ich bin so vernebelt von ihrer Anwesenheit, denke ich mir kopfschüttelnd. Ohne etwas zu sagen zieht sie mich durch den halben Wald. Ich stolpere hinter ihr her bis sie endlich zum Stehen kommt.
Mir bleibt der Atem weg. Am Rand des Waldes liegt glitzernd ein See, umgeben von Nebel. Wahnsinn, sowas hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen. Ein Schwan schwimmt auf dem glasklaren Wasser. Das Mädchen löst sich aus meiner Hand und geht auf das Tier zu. Ich will sie noch abhalten, aber sie war schon bei ihm. Hatte sie noch nie davon gehört, dass Schwäne zwacken, wenn man denen zu nah kommt? Doch das scheint dem Mädchen egal zu sein. Sie setzt sich ohne mich zu beachten ins Gras, schwingt ihre nackten Füße ins Wasser und summt verträumt vor sich her. Der Schwan schwimmt in ihre Richtung, das Mädchen streckt ihren Arm aus und streichelt über das weiße Gefieder des Schwans. So langsam wird sie mir unheimlich. Sie spricht kein Wort mit mir und zehrt mich einfach durch den Wald. Und jetzt streichelt sie auch noch ein Schwan! Ich reibe mir die Augen, in der Hoffnung ich würde mir das Ganze nur einbilden. Als ich wieder die Augen öffne, stehe ich immer noch barfuß auf feuchten sattgrünen Gras inmitten eines Waldes. Kurzentschlossen ziehe ich mein Shirt über meinen Kopf. Ich halte mir die Nase zu, kneife fest meine Augen zusammen und ziehe die Knie an meine Brust, als ich zum Sprung ins Wasser ansetze. Doch der erwartete Aufprall auf die Wasseroberfläche bleibt aus. Stattdessen springe ich ins Leere.
******
„Dieser verdammte Wecker!" Ich schlage energisch auf dieses verdammte Teil, sodass der nervige Ton auf der Stelle verstummt. Diese blöde Fantasie! Wäre ich noch eine Minute länger in diesem Wald gewesen, dann .....
"Per! Aufstehen!", plärrt meine Mutter und ich nur genervt die Augen verdrehte. Ich schwinge meine Beine aus meinem Bett und tapse ins Bad.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top