7 Wechsel

Viele Tage vergingen. Tage, an denen ich wie tot auf meinem Bett lag. Katrina darunter.

Ich starrte an die Decke oder schlief und wann immer sie mir eine neue Spritze verpassten rastete ich aus.

"Sie verpassen uns nur die Spritze WEIL du ausrastest. Kannst du nicht ein bisschen freundlicher sein bitte. So kommen wir nicht weiter.", nervte Katrina mal wieder.

"Echt tolle Idee! Du weißt ja auch nicht, wie es ist, wenn sie dein Gehirn aufweichen, nur weil du sagst, was du denkst.", fuhr ich sie an. Woraufhin Katrina dämlich einwarf: "Es ist auch mein Gehirn, vergiss das nicht."

"Ja, ja. Schon gut."

"Soll ich für dich singen? So wie früher?", wollte Katrina flüsternd wissen, dabei wusste sie genau, dass ich ihren Gesang hasste.

"Tust du nicht." widersprach sie mir und leider hatte sie recht. Aber das würde ich ihr ganz sicher nicht sagen.

"Grins nicht so doof!", fuhr ich sie an und riss an meinen Fesseln. Sie hatten mich mal wieder angekettet, wie einen räudigen Köter. Nur weil ich mit dem Fraß, den sie mir vorgesetzt hatten nicht einverstanden war. Doch der Köter konnte sich an seiner Kette wenigstens bewegen. Ich hingegen konnte mich nicht einmal an der Nase kratzen oder mir die Ohren zuhalten, obwohl das gegen Katrina's Gesang wohl auch nicht geholfen hätte.

"Wenn der Wind, der Wind, dir um die Nase weht.

Wenn der Wind, der Wind, deine Gedanken von dannen Trägt.

Bist du frei, so frei wie der Wind.

Die Gedanken gehen auf Reise, still und heimlich und leise.

Wenn der Wind, der Wind, dir um die Nase weht.

Bist du frei, so frei wie der Wind."

"Hör auf zu singen Katrina!", sagte ich scharf. "Ich bin kein Baby, dem du was vorsingen musst."

"Nein. Kinder sind wir schon lange nicht mehr, aber wenn du weiter so ein Radau machst, dann kommen sie wieder mit ihrer Spritze. Willst du das?"

"JA!", knurrte ich.

"Haha."

Katrina lachte tatsächlich. Sie lachte mich tatsächlich aus.

"Nein, tu ich nicht. Ich finde es nur Lustig, wie du dich selbst zu belügen versuchst."

"Ach sei Still! Sing!"

"Ich dachte, ich soll nicht singen."

"KATRINA!", ich war fuchsteufelswild. "Pass auf was du sagst."

"Ist ja schon gut. Ich sing ja schon.", sagte meine Freundin seufzend und dann lullte mich ihre Stimme ein. Sie machte mich tatsächlich ruhiger. Ich ließ meine Gedanken schweifen, schloss die Augen und machte mich frei.

Frei von den Fesseln, die sie mir anlegten. Frei von den einengenden Gedanken. Ich breitete meine Flügel aus und flog mit Katrina's Stimme durch die Lüfte. Schwirrte wie die Vögel umher. Schwebte wie die Flugzeuge durch die Luft und flog in weit entfernte Länder. Lief frei von jedem Zwang durch die Straßen. Nackt. Ungehemmt.

Endlich konnte ich wieder atmen. Konnte meine Füße vom Gras kitzeln lassen, meine Nase in Katrina's heiß geliebten Blumen stecken und ihren Geruch einatmen. Konnte tun und lassen was ich wollte.

Getragen von ihrer Stimme. Der Melodie, dem Klang, den Wogen und Wellen. Dem auf und ab von ihrem Lied. Von unserem Lied. Es machte mich müde und schläfrig. Beruhigte mich. Trug mich, wiegte mich und löste mich schließlich auf.

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522 Worte
12.04.17

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