Sesam öffne dich!
Keine 10 Minuten später bereute ich diese Entscheidung.
So lief das übrigens jedes Mal wenn ich mich für etwas entscheiden musste.
Perplex starrte ich auf den gusseisernen Schnörkelzaun vor uns, ich musste den Kopf in den Nacken legen um überhaupt die Enden zu sehen. Sie waren so spitz wie frisch angespitzte Bleistifte.
,,Ähm Jason... Wie zum Teufel planst du da rüberzukommen?"
Er zuckte mit den Schultern. ,,Tja, ich schätze mal indem ich freundlich frage."
Die Hände in den Taschen schlenderte er zur Pforte und drückte den Knopf zu einer Art Sprechanlage.
Zwei Videofenster erschienen, eines zeigte Jason, der freundlich winkte, das andere eine grimmig wirkende, ältere Frau mit einer weißen Schürze über einer blauen Uniform.
,,Hallo, Dorothee! Hier ist Jason."
Sobald sie ihn erkannte leuchtete ihr ganzes Gesicht auf, sie schlug die Hände zusammen und lächelte. Kleine Fältchen um ihre Augen vertieften sich.
,,Jason, mein Junge! Wie lange bist du nicht mehr aufgetaucht! Krank war ich vor Sorge, sogar Aiden habe ich nach dir gefragt, aber er meinte nur, ich soll nicht über dich fragen. Was ist denn zwischen euch bloß passiert? Ach, ich freu mich so dich zu sehen. Wie geht es dir? Was macht deine Mutter? Rate mal, was ich grade aus dem Ofen geholt habe?! Einen ganz frischen Schokokuchen, dafür hast du doch eine Schwäche. Und deine Lieblings Erdbeertörtchen habe ich auch da."
,,Langsam, Langsam, Dorothee." Lachte Jason. ,,Toll siehst du aus, sag bloß du warst beim Friseur?!"
Geziert strich sich Dorothee eine dunkelrot gefärbte Locke zurecht. ,,Jaja das war ich, ich musste den Ansatz auffrischen lassen. Wie du das sofort erkannt hast! Und auch ein Facial hab ich mir machen lassen, aber da sah ich überhaupt keinen Unterschied. Gegen diese Falten kommt wohl nichts an! Die machen mich noch verrückt."
Jason zog leicht die Augenbrauen zusammen. ,,Ach, Dorothee. Ich habe dir doch gesagt, dass du dir deswegen keinen Kopf zu machen brauchst. Das älterwerden gehört zum Leben dazu und wird uns alle irgendwann erwischen. Es ist nur leider so, dass die Gesellschaft Frauen beibringt ihre Schönheit wäre an ihre Jugend gebunden. Aber das stimmt nicht und lass dir von niemandem etwas anderes sagen! Denn mit dem Alter kommt die Weisheit und die bringt eine ganz andere Art der Schönheit mit sich."
Mit leicht geöffneten Mund starrte ich Jason an. Wäre meine Mutter hier gewesen, ich war mir sicher sie hätte Jason eingefangen wie ein Pokémon. Er verkörperte grade das geupgradete Idealbild ihres perfekten Schwiegersohnes.
,,Wie geht es deiner Nichte, Dorothee. Läuft ihr Studium gut?"
,,Oh, das ist aber nett, dass du fragst. Jaja ihr Studium läuft gut. Sie hat viel zu tuen natürlich. Noch 3 Semester, dann ist sie fertig. Es ist wirklich schade, dass ihr beiden altersmäßig nicht näher beieinander liegt, sonst hätte ich sie dir so gerne vorgestellt! Sie ist ein gutes Mädchen, sehr fleißig! Und hat eine Schwäche für meine Törtchen genau wie du!"
Jason zeigte seine weißen Zähne beim lachen. ,,Nur weil wir wegen dem Altersunterschied kein Paar werden, heißt das ja nicht, dass ich sie nicht trotzdem mal kennenlernen kann."
,,Sicher, sicher. Das würde mich ja freuen. Aber hast du denn langsam mal eine Freundin? Ich finde es ja sehr löblich, dass du nicht mit jedem Mädchen in deinem Umfeld etwas anfängst, wie Aiden es tut. Aber du bist in einem Alter wo man das Leben in vollen Zügen genießen sollte und um bei einem Gentleman wie dir stehen die Mädchen doch garantiert Schlange! Du kennst doch meine Freundin Karen, sie hat eine Tochter in deinem Alter, falls du sie mal kennenlernen möchtest lässt sich da sicher was organisieren."
Jason fuhr sich durch die Haare. ,,Es ist lieb, dass du an mich denkst, Dorothee, aber tatsächlich habe ich keinen Bedarf."
Ohne Vorwarnung schnappte er sich meine Hand und zog mich neben ihn, so das die Kamera mich auch einfing.
Er lächelte unschuldig, während er mir einen Arm um die Schulter legte. Ich konnte auf dem Bildschirm erkennen, dass meine Mimik grade sehr der eines toten Fisches ähnelte.
Dorothees Augen weiteten sich begierig. ,,Also Jason, dass musst du mir erklären."
,,Das ist Destiny, sie ist grad hierhergezogen." Jason stützte sich lässig ein wenig an mir ab und sah kurz beiläufig auf seine Fingernägel.
Weil ich nicht wusste ob ich mit Dorothee reden sollte oder nicht entschied ich mich für ein Lächeln und ein leichtes Nicken. Sie sah mich mit unverholener Neugierde an.
Gab es hier eigentlich viele Einwohner? Seit ich vier war, wohnte ich in einer Großstadt. Falls man es da mal mitbekam, dass jemand in die Nachbarschaft gezogen war, interessierte es eigentlich keinen. Aber ich wusste ja herzlich wenig über den Ort hier, villeicht war er ja so klein, dass neu dazugezogene Familien eine Riesensache waren.
Oder Dorothee schaute mich nur so an, weil sie jetzt dachte, dass ich und Jason ein Paar wären. Jap, vermutlich war das der Grund.
,,Aber Dorothee, der Grund warum Destiny und ich heute hier sind..." Jason sagte ganz bewusst nicht mehr über das Verhältnis zwischen mir und ihm. Er wusste genau, dass es lukrativer war Dorothee ihren Vermutungen zu überlassen.
,,Wir müssen mit Aiden reden, es ist wichtig."
,,Ach, das freut mich aber das du dich wieder mit ihm vertragen willst! Ich glaube wirklich es wird ihm gut tuen. Er ist allerdings leider noch nicht da, vermutlich ist er noch in der Schule."
,,Oh Nein! Wann kommt er denn wieder?" Jason tat überrascht, aber ich war mir sicher, dass er das sehr gut selber wusste.
,,Das weiß ich leider nicht. Du kennst ihn ja, er kommt und geht wie es ihm passt. Völlig Willkürlich."
Jason sah so ehrlich enttäuscht aus, dass es mir schwerfiel zu glauben, dass er alles nur spielte. ,,Ich weiß, ich weiß. Aiden ist ein Freigeist."
Er seufzte kurz und warf mir dann einen langen Blick zu.
,,Aber Destiny und ich haben heute noch etwas vor und wirklich nicht viel Zeit. Es würde ganz schnell gehen, wir müssen nur kurz etwas mit Aiden klären."
,,Euren Streit?!" Fragte Dorothee begierig und sah mehrmals zwischen mir und Jason hin und her. Dann schlug sie verzückt die Hand vor den Mund. ,,Oh sag bloß dieses Mädchen ist der Grund für euren Streit! Das ist ja wie im Film."
Von was für einem Streit war hier eigentlich die Rede? Mit leichter Ungeduld in den Augen sah ich zu Jason, dass hier dauerte mir schon ein bisschen zu lange. Er schien zu verstehen und bat Dorothee uns reinzulassen, damit er Aiden anrufen und ihn bitten könnte nach Hause zu kommen.
Sie schien hin und her gerissen. ,,Du weißt, dass ich eigentlich auf gar keinen Fall einfach jemanden ins Haus lassen kann. Warum wartest du nicht bis du Aiden am Montag auf der Schule siehst und redest dort mit ihm? Oder klärt es doch am Telefon."
,,Aber, Dorothee. Du musst uns doch gar nicht ins Haus lassen. Destiny und ich warten einfach draußen bis Aiden auftaucht, reden mit ihm und gehen wieder. Niemand wird jeh erfahren das wir hier waren." Verschwörerisch zwinkerte er in die Kamera.
Daraufhin lachte sie gutmütig und wackelte schelmisch mit dem Finger. ,,Du bringst mich noch um meinen Job, Jason. Aber in Ordnung. Rein mit euch."
Ein leises Summen ertönte und das Tor glitt zur Seite.
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